Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.Dame, die sich meiner vom Jour her erinnert, fing gleich an zu fragen. Ich machte ihr rasch einige Komplimente über ihr kappadozisches Aussehen, und dann ließ sie mich gar nicht mehr los -- ob ich das auch fände -- und wie ich darauf käme -- es sei wirklich wunderbar. Ach Gott, was geht mich die kappadozische Dame an -- ich möchte meinen Roman schreiben, und es ist doch nicht so einfach, wie ich dachte. Das bunte Treiben im Eckhaus -- der Kreis -- die Enormen -- aber mir fehlt einstweilen noch der Faden, die durchgehende Handlung, oder wie man das nennt. -- Und ob es angeht, einen ganzen Roman so zu schreiben, wie ich das erste Kapitel angefangen habe -- ich fürchte, es gibt ein zu rasches Tempo. Man müßte wohl für jede Gruppe einen besonderen Stil anwenden -- darüber werde ich Doktor Gerhard oder Adrian noch zu Rate ziehen. Und vieles wird mir der Philosoph erklären müssen. Das Fest an sich wäre wohl besonders schwierig zu schildern, denn für mich war es ein unbeschreibliches Durcheinander von Menschen, Kostümen, Musik, Lärm, einzelnen Vorfällen, Gesprächen und so weiter. Ich bin auch kein Karnevalmensch, wie man hier sagt. Ich trinke wenig, tanze nicht und bin froh, wenn man mich möglichst in Ruhe läßt. Dame, die sich meiner vom Jour her erinnert, fing gleich an zu fragen. Ich machte ihr rasch einige Komplimente über ihr kappadozisches Aussehen, und dann ließ sie mich gar nicht mehr los — ob ich das auch fände — und wie ich darauf käme — es sei wirklich wunderbar. Ach Gott, was geht mich die kappadozische Dame an — ich möchte meinen Roman schreiben, und es ist doch nicht so einfach, wie ich dachte. Das bunte Treiben im Eckhaus — der Kreis — die Enormen — aber mir fehlt einstweilen noch der Faden, die durchgehende Handlung, oder wie man das nennt. — Und ob es angeht, einen ganzen Roman so zu schreiben, wie ich das erste Kapitel angefangen habe — ich fürchte, es gibt ein zu rasches Tempo. Man müßte wohl für jede Gruppe einen besonderen Stil anwenden — darüber werde ich Doktor Gerhard oder Adrian noch zu Rate ziehen. Und vieles wird mir der Philosoph erklären müssen. Das Fest an sich wäre wohl besonders schwierig zu schildern, denn für mich war es ein unbeschreibliches Durcheinander von Menschen, Kostümen, Musik, Lärm, einzelnen Vorfällen, Gesprächen und so weiter. Ich bin auch kein Karnevalmensch, wie man hier sagt. Ich trinke wenig, tanze nicht und bin froh, wenn man mich möglichst in Ruhe läßt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0054" n="50"/> Dame, die sich meiner vom Jour her erinnert, fing gleich an zu fragen. Ich machte ihr rasch einige Komplimente über ihr kappadozisches Aussehen, und dann ließ sie mich gar nicht mehr los — ob ich das auch fände — und wie ich darauf käme — es sei wirklich wunderbar.</p> <p>Ach Gott, was geht mich die kappadozische Dame an — ich möchte meinen Roman schreiben, und es ist doch nicht so einfach, wie ich dachte. Das bunte Treiben im Eckhaus — der Kreis — die Enormen — aber mir fehlt einstweilen noch der Faden, die durchgehende Handlung, oder wie man das nennt. — Und ob es angeht, einen ganzen Roman so zu schreiben, wie ich das erste Kapitel angefangen habe — ich fürchte, es gibt ein zu rasches Tempo. Man müßte wohl für jede Gruppe einen besonderen Stil anwenden — darüber werde ich Doktor Gerhard oder Adrian noch zu Rate ziehen. Und vieles wird mir der Philosoph erklären müssen.</p> <p>Das Fest an sich wäre wohl besonders schwierig zu schildern, denn für mich war es ein unbeschreibliches Durcheinander von Menschen, Kostümen, Musik, Lärm, einzelnen Vorfällen, Gesprächen und so weiter. Ich bin auch kein Karnevalmensch, wie man hier sagt. Ich trinke wenig, tanze nicht und bin froh, wenn man mich möglichst in Ruhe läßt.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0054]
Dame, die sich meiner vom Jour her erinnert, fing gleich an zu fragen. Ich machte ihr rasch einige Komplimente über ihr kappadozisches Aussehen, und dann ließ sie mich gar nicht mehr los — ob ich das auch fände — und wie ich darauf käme — es sei wirklich wunderbar.
Ach Gott, was geht mich die kappadozische Dame an — ich möchte meinen Roman schreiben, und es ist doch nicht so einfach, wie ich dachte. Das bunte Treiben im Eckhaus — der Kreis — die Enormen — aber mir fehlt einstweilen noch der Faden, die durchgehende Handlung, oder wie man das nennt. — Und ob es angeht, einen ganzen Roman so zu schreiben, wie ich das erste Kapitel angefangen habe — ich fürchte, es gibt ein zu rasches Tempo. Man müßte wohl für jede Gruppe einen besonderen Stil anwenden — darüber werde ich Doktor Gerhard oder Adrian noch zu Rate ziehen. Und vieles wird mir der Philosoph erklären müssen.
Das Fest an sich wäre wohl besonders schwierig zu schildern, denn für mich war es ein unbeschreibliches Durcheinander von Menschen, Kostümen, Musik, Lärm, einzelnen Vorfällen, Gesprächen und so weiter. Ich bin auch kein Karnevalmensch, wie man hier sagt. Ich trinke wenig, tanze nicht und bin froh, wenn man mich möglichst in Ruhe läßt.
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