Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.Der schwarze Sklave, der den Becher trug, Empfing die Farbe aus des Henkers Hand; Er hieß Chamotte -- -- -- Das Weitere habe ich nicht behalten -- man erzählte mir, daß Adrian an einem Gedichtabend arbeitet und danach strebt, unter die Auserwählten des Hoffmannschen Kreises aufgenommen zu werden. Aber bisher habe er sich seine Chancen immer wieder durch irgendeine Unvorsichtigkeit verdorben. Ich fand ihn sehr liebenswürdig -- munter und gesprächig -- und er hat wohl auch Herz. Auf dem Wege zum Fest saß ich mit ihm und Maria im Fiaker. Sie dachte noch über meinen Namen nach, und wir sprachen darüber. Ich sagte, daß ich Chamotte beneide -- wie fröhlich und selbstverständlich kann einer durch die Welt gehen, wenn er so gerufen wird; er tut sich leicht mit seiner Biographie. Chamotte, -- das klingt so, als ob ihm die reifen Früchte von selbst aus den Bäumen herabfallen müßten -- und obendrein ist es nicht einmal sein wirklicher Name. Adrian nahm den Zwicker ab und sann nach, dann schlug er vor, mich "Monsieur Dame" zu nennen. Er selbst wolle den Anfang machen, und es würde sich dann gewiß rasch einbürgern. -- Wir schüttelten uns herzlich die Hände. An dem Abend allerdings nützte es nicht viel, denn wir gerieten unter lauter Bekannte, und die kappadozische Der schwarze Sklave, der den Becher trug, Empfing die Farbe aus des Henkers Hand; Er hieß Chamotte — — — Das Weitere habe ich nicht behalten — man erzählte mir, daß Adrian an einem Gedichtabend arbeitet und danach strebt, unter die Auserwählten des Hoffmannschen Kreises aufgenommen zu werden. Aber bisher habe er sich seine Chancen immer wieder durch irgendeine Unvorsichtigkeit verdorben. Ich fand ihn sehr liebenswürdig — munter und gesprächig — und er hat wohl auch Herz. Auf dem Wege zum Fest saß ich mit ihm und Maria im Fiaker. Sie dachte noch über meinen Namen nach, und wir sprachen darüber. Ich sagte, daß ich Chamotte beneide — wie fröhlich und selbstverständlich kann einer durch die Welt gehen, wenn er so gerufen wird; er tut sich leicht mit seiner Biographie. Chamotte, — das klingt so, als ob ihm die reifen Früchte von selbst aus den Bäumen herabfallen müßten — und obendrein ist es nicht einmal sein wirklicher Name. Adrian nahm den Zwicker ab und sann nach, dann schlug er vor, mich „Monsieur Dame“ zu nennen. Er selbst wolle den Anfang machen, und es würde sich dann gewiß rasch einbürgern. — Wir schüttelten uns herzlich die Hände. An dem Abend allerdings nützte es nicht viel, denn wir gerieten unter lauter Bekannte, und die kappadozische <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <pb facs="#f0053" n="49"/> <lg type="poem"> <l>Der schwarze Sklave, der den Becher trug,</l><lb/> <l>Empfing die Farbe aus des Henkers Hand;</l><lb/> <l>Er hieß Chamotte — — —</l><lb/> </lg> <p>Das Weitere habe ich nicht behalten — man erzählte mir, daß Adrian an einem Gedichtabend arbeitet und danach strebt, unter die Auserwählten des Hoffmannschen Kreises aufgenommen zu werden. Aber bisher habe er sich seine Chancen immer wieder durch irgendeine Unvorsichtigkeit verdorben.</p> <p>Ich fand ihn sehr liebenswürdig — munter und gesprächig — und er hat wohl auch Herz. Auf dem Wege zum Fest saß ich mit ihm und Maria im Fiaker. Sie dachte noch über meinen Namen nach, und wir sprachen darüber. Ich sagte, daß ich Chamotte beneide — wie fröhlich und selbstverständlich kann einer durch die Welt gehen, wenn er so gerufen wird; er tut sich leicht mit seiner Biographie. Chamotte, — das klingt so, als ob ihm die reifen Früchte von selbst aus den Bäumen herabfallen müßten — und obendrein ist es nicht einmal sein wirklicher Name.</p> <p>Adrian nahm den Zwicker ab und sann nach, dann schlug er vor, mich „Monsieur Dame“ zu nennen. Er selbst wolle den Anfang machen, und es würde sich dann gewiß rasch einbürgern. — Wir schüttelten uns herzlich die Hände.</p> <p>An dem Abend allerdings nützte es nicht viel, denn wir gerieten unter lauter Bekannte, und die kappadozische </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [49/0053]
Der schwarze Sklave, der den Becher trug,
Empfing die Farbe aus des Henkers Hand;
Er hieß Chamotte — — —
Das Weitere habe ich nicht behalten — man erzählte mir, daß Adrian an einem Gedichtabend arbeitet und danach strebt, unter die Auserwählten des Hoffmannschen Kreises aufgenommen zu werden. Aber bisher habe er sich seine Chancen immer wieder durch irgendeine Unvorsichtigkeit verdorben.
Ich fand ihn sehr liebenswürdig — munter und gesprächig — und er hat wohl auch Herz. Auf dem Wege zum Fest saß ich mit ihm und Maria im Fiaker. Sie dachte noch über meinen Namen nach, und wir sprachen darüber. Ich sagte, daß ich Chamotte beneide — wie fröhlich und selbstverständlich kann einer durch die Welt gehen, wenn er so gerufen wird; er tut sich leicht mit seiner Biographie. Chamotte, — das klingt so, als ob ihm die reifen Früchte von selbst aus den Bäumen herabfallen müßten — und obendrein ist es nicht einmal sein wirklicher Name.
Adrian nahm den Zwicker ab und sann nach, dann schlug er vor, mich „Monsieur Dame“ zu nennen. Er selbst wolle den Anfang machen, und es würde sich dann gewiß rasch einbürgern. — Wir schüttelten uns herzlich die Hände.
An dem Abend allerdings nützte es nicht viel, denn wir gerieten unter lauter Bekannte, und die kappadozische
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