Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.Und wir haben mancherlei peinliche Situationen zu überstehen. Der Panther hat eine förmliche Haussuchung abgehalten, da er Konstantin hier vermutete. Maria gab sich keine Mühe, ihren Unwillen zu verbergen, und hetzte die beiden männlichen Hausbewohner gegen ihn auf, so daß es vorher, nachher und währenddem zu sehr unangenehmen Erörterungen kam und Susanna einen schweren Stand hatte. Am gleichen Tage besuchte uns Hofmann mit der Jadwiga, und eine halbe Stunde darauf stellte sich auch Delius ein. Dies Zusammentreffen war beiden Teilen anscheinend nicht willkommen. Die Polin ist sehr gesprächig, sie erzählte wieder viel aus ihrem früheren Leben, und Delius verfolgte alles, was sie sagte, mit der Aufmerksamkeit eines Detektivs. Wenigstens kam es uns so vor, und der Professor war äußerst nervös. Willy versuchte manchmal eine scherzhafte Ablenkung und fragte unter anderem, ob sie wieder den schwarzen Hund im Traum gesehen habe. "Ja, sehr oft," antwortete sie ernsthaft, worauf Delius sich erkundigte, was es denn mit dem schwarzen Hund auf sich habe. Jadwiga erklärte ihm, sein Erscheinen bedeute Abtrünnigkeit, Unheil und Verwirrung, -- auch wenn jemand von ihren näheren Bekannten sich selbst untreu werde, pflege er sich einzustellen. "Oh, das ist ja sehr interessant," äußerte Delius, "-- wissen Sie denn auch jedesmal, auf wen der Traum Und wir haben mancherlei peinliche Situationen zu überstehen. Der Panther hat eine förmliche Haussuchung abgehalten, da er Konstantin hier vermutete. Maria gab sich keine Mühe, ihren Unwillen zu verbergen, und hetzte die beiden männlichen Hausbewohner gegen ihn auf, so daß es vorher, nachher und währenddem zu sehr unangenehmen Erörterungen kam und Susanna einen schweren Stand hatte. Am gleichen Tage besuchte uns Hofmann mit der Jadwiga, und eine halbe Stunde darauf stellte sich auch Delius ein. Dies Zusammentreffen war beiden Teilen anscheinend nicht willkommen. Die Polin ist sehr gesprächig, sie erzählte wieder viel aus ihrem früheren Leben, und Delius verfolgte alles, was sie sagte, mit der Aufmerksamkeit eines Detektivs. Wenigstens kam es uns so vor, und der Professor war äußerst nervös. Willy versuchte manchmal eine scherzhafte Ablenkung und fragte unter anderem, ob sie wieder den schwarzen Hund im Traum gesehen habe. „Ja, sehr oft,“ antwortete sie ernsthaft, worauf Delius sich erkundigte, was es denn mit dem schwarzen Hund auf sich habe. Jadwiga erklärte ihm, sein Erscheinen bedeute Abtrünnigkeit, Unheil und Verwirrung, — auch wenn jemand von ihren näheren Bekannten sich selbst untreu werde, pflege er sich einzustellen. „Oh, das ist ja sehr interessant,“ äußerte Delius, „— wissen Sie denn auch jedesmal, auf wen der Traum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <pb facs="#f0176" n="172"/> <p>Und wir haben mancherlei peinliche Situationen zu überstehen. Der Panther hat eine förmliche Haussuchung abgehalten, da er Konstantin hier vermutete. Maria gab sich keine Mühe, ihren Unwillen zu verbergen, und hetzte die beiden männlichen Hausbewohner gegen ihn auf, so daß es vorher, nachher und währenddem zu sehr unangenehmen Erörterungen kam und Susanna einen schweren Stand hatte.</p> <p>Am gleichen Tage besuchte uns Hofmann mit der Jadwiga, und eine halbe Stunde darauf stellte sich auch Delius ein. Dies Zusammentreffen war beiden Teilen anscheinend nicht willkommen. Die Polin ist sehr gesprächig, sie erzählte wieder viel aus ihrem früheren Leben, und Delius verfolgte alles, was sie sagte, mit der Aufmerksamkeit eines Detektivs. Wenigstens kam es uns so vor, und der Professor war äußerst nervös.</p> <p>Willy versuchte manchmal eine scherzhafte Ablenkung und fragte unter anderem, ob sie wieder den schwarzen Hund im Traum gesehen habe.</p> <p>„Ja, sehr oft,“ antwortete sie ernsthaft, worauf Delius sich erkundigte, was es denn mit dem schwarzen Hund auf sich habe. Jadwiga erklärte ihm, sein Erscheinen bedeute Abtrünnigkeit, Unheil und Verwirrung, — auch wenn jemand von ihren näheren Bekannten sich selbst untreu werde, pflege er sich einzustellen.</p> <p>„Oh, das ist ja sehr interessant,“ äußerte Delius, „— wissen Sie denn auch jedesmal, auf wen der Traum </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0176]
Und wir haben mancherlei peinliche Situationen zu überstehen. Der Panther hat eine förmliche Haussuchung abgehalten, da er Konstantin hier vermutete. Maria gab sich keine Mühe, ihren Unwillen zu verbergen, und hetzte die beiden männlichen Hausbewohner gegen ihn auf, so daß es vorher, nachher und währenddem zu sehr unangenehmen Erörterungen kam und Susanna einen schweren Stand hatte.
Am gleichen Tage besuchte uns Hofmann mit der Jadwiga, und eine halbe Stunde darauf stellte sich auch Delius ein. Dies Zusammentreffen war beiden Teilen anscheinend nicht willkommen. Die Polin ist sehr gesprächig, sie erzählte wieder viel aus ihrem früheren Leben, und Delius verfolgte alles, was sie sagte, mit der Aufmerksamkeit eines Detektivs. Wenigstens kam es uns so vor, und der Professor war äußerst nervös.
Willy versuchte manchmal eine scherzhafte Ablenkung und fragte unter anderem, ob sie wieder den schwarzen Hund im Traum gesehen habe.
„Ja, sehr oft,“ antwortete sie ernsthaft, worauf Delius sich erkundigte, was es denn mit dem schwarzen Hund auf sich habe. Jadwiga erklärte ihm, sein Erscheinen bedeute Abtrünnigkeit, Unheil und Verwirrung, — auch wenn jemand von ihren näheren Bekannten sich selbst untreu werde, pflege er sich einzustellen.
„Oh, das ist ja sehr interessant,“ äußerte Delius, „— wissen Sie denn auch jedesmal, auf wen der Traum
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |