Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

Dann klingelte es wieder, und sie fuhren nervös zusammen. Chamotte steckte den Kopf in die Tür und fragte, ob Herr Konstantin empfangen würde.

"Ja, er soll nur kommen," sagte Maria, -- "der arme Junge wird wohl auch nicht in rosiger Laune sein, -- zwischen ihm und dem Indianer hat es einen Krach gegeben, -- von allen Seiten ziehen sich Unwetter zusammen. Und gerade jetzt, wo man noch so müde ist."

Konstantin kam und mit ihm Willy, der Susanna die Hand küßte und sich versöhnlich zeigte. Ja, und Konstantin schien wirklich nicht bei rosiger Laune, er war ganz verstört und warf sich, ohne zu sprechen, auf eines der Polster nieder.

"Hast du Hallwig gesprochen?" fragte Maria nach einer Weile.

"Nein, nur Petersen, -- er kam heute in meine Wohnung und kündigte mir die Freundschaft."

"Warum hast du auch mit der Murra gebuhlt?"

"Gott, nur so, -- ich mag sie ja eigentlich gar nicht, und das hab' ich ihm auch gesagt. Aber es schien ihn nur noch mehr zu reizen. Er hat ein förmliches Protokoll aufgenommen und wird es nun wohl Hallwig unterbreiten."

"Und glaubst du, daß er deshalb -- --"

"Ach, ich weiß nichts," seufzte der Sonnenknabe -- "manchmal mag ich überhaupt nicht mehr. -- Früher

Dann klingelte es wieder, und sie fuhren nervös zusammen. Chamotte steckte den Kopf in die Tür und fragte, ob Herr Konstantin empfangen würde.

„Ja, er soll nur kommen,“ sagte Maria, — „der arme Junge wird wohl auch nicht in rosiger Laune sein, — zwischen ihm und dem Indianer hat es einen Krach gegeben, — von allen Seiten ziehen sich Unwetter zusammen. Und gerade jetzt, wo man noch so müde ist.“

Konstantin kam und mit ihm Willy, der Susanna die Hand küßte und sich versöhnlich zeigte. Ja, und Konstantin schien wirklich nicht bei rosiger Laune, er war ganz verstört und warf sich, ohne zu sprechen, auf eines der Polster nieder.

„Hast du Hallwig gesprochen?“ fragte Maria nach einer Weile.

„Nein, nur Petersen, — er kam heute in meine Wohnung und kündigte mir die Freundschaft.“

„Warum hast du auch mit der Murra gebuhlt?“

„Gott, nur so, — ich mag sie ja eigentlich gar nicht, und das hab’ ich ihm auch gesagt. Aber es schien ihn nur noch mehr zu reizen. Er hat ein förmliches Protokoll aufgenommen und wird es nun wohl Hallwig unterbreiten.“

„Und glaubst du, daß er deshalb — —“

„Ach, ich weiß nichts,“ seufzte der Sonnenknabe — „manchmal mag ich überhaupt nicht mehr. — Früher

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div type="letter" n="2">
            <pb facs="#f0155" n="151"/>
            <p>Dann klingelte es wieder, und sie fuhren nervös zusammen. Chamotte steckte den Kopf in die Tür und fragte, ob Herr Konstantin empfangen würde.</p>
            <p>&#x201E;Ja, er soll nur kommen,&#x201C; sagte Maria, &#x2014; &#x201E;der arme Junge wird wohl auch nicht in rosiger Laune sein, &#x2014; zwischen ihm und dem Indianer hat es einen Krach gegeben, &#x2014; von allen Seiten ziehen sich Unwetter zusammen. Und gerade jetzt, wo man noch so müde ist.&#x201C;</p>
            <p>Konstantin kam und mit ihm Willy, der Susanna die Hand küßte und sich versöhnlich zeigte. Ja, und Konstantin schien wirklich nicht bei rosiger Laune, er war ganz verstört und warf sich, ohne zu sprechen, auf eines der Polster nieder.</p>
            <p>&#x201E;Hast du Hallwig gesprochen?&#x201C; fragte Maria nach einer Weile.</p>
            <p>&#x201E;Nein, nur Petersen, &#x2014; er kam heute in meine Wohnung und kündigte mir die Freundschaft.&#x201C;</p>
            <p>&#x201E;Warum hast du auch mit der Murra gebuhlt?&#x201C;</p>
            <p>&#x201E;Gott, nur so, &#x2014; ich mag sie ja eigentlich gar nicht, und das hab&#x2019; ich ihm auch gesagt. Aber es schien ihn nur noch mehr zu reizen. Er hat ein förmliches Protokoll aufgenommen und wird es nun wohl Hallwig unterbreiten.&#x201C;</p>
            <p>&#x201E;Und glaubst du, daß er deshalb &#x2014; &#x2014;&#x201C;</p>
            <p>&#x201E;Ach, ich weiß nichts,&#x201C; seufzte der Sonnenknabe &#x2014; &#x201E;manchmal mag ich überhaupt nicht mehr. &#x2014; Früher
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0155] Dann klingelte es wieder, und sie fuhren nervös zusammen. Chamotte steckte den Kopf in die Tür und fragte, ob Herr Konstantin empfangen würde. „Ja, er soll nur kommen,“ sagte Maria, — „der arme Junge wird wohl auch nicht in rosiger Laune sein, — zwischen ihm und dem Indianer hat es einen Krach gegeben, — von allen Seiten ziehen sich Unwetter zusammen. Und gerade jetzt, wo man noch so müde ist.“ Konstantin kam und mit ihm Willy, der Susanna die Hand küßte und sich versöhnlich zeigte. Ja, und Konstantin schien wirklich nicht bei rosiger Laune, er war ganz verstört und warf sich, ohne zu sprechen, auf eines der Polster nieder. „Hast du Hallwig gesprochen?“ fragte Maria nach einer Weile. „Nein, nur Petersen, — er kam heute in meine Wohnung und kündigte mir die Freundschaft.“ „Warum hast du auch mit der Murra gebuhlt?“ „Gott, nur so, — ich mag sie ja eigentlich gar nicht, und das hab’ ich ihm auch gesagt. Aber es schien ihn nur noch mehr zu reizen. Er hat ein förmliches Protokoll aufgenommen und wird es nun wohl Hallwig unterbreiten.“ „Und glaubst du, daß er deshalb — —“ „Ach, ich weiß nichts,“ seufzte der Sonnenknabe — „manchmal mag ich überhaupt nicht mehr. — Früher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/155
Zitationshilfe: Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/155>, abgerufen am 04.12.2024.