Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913."Apropos, Monsieur Dame, was macht denn Ihr kleiner Sklave?" "O -- er hält mir meine Wohnung sehr gut in Stand," antwortete ich ablenkend, mir war dieses Thema unsympathisch, und ich fühle durchaus keinen Ehrgeiz, für vorurteilsfrei zu gelten, wo ich es nicht bin. Wir wurden unterbrochen, auf der Treppe hörte man lachen und sprechen, es klopfte, und dann erschienen Professor Hofmann und Susanna. Sie sagte, kaum daß man sich begrüßt hatte: "Adrian, ich bitte Sie -- haben Sie nicht ein dämonisches Briefpapier -- ich muß an jemand schreiben," damit zog sie ihn ans Fenster und erzählte ihm eine Geschichte, über die beide sehr lachten. Hofmann schüttelte mir indessen lebhaft die Hand und war äußerst liebenswürdig. Er war gekommen, um Adrian zu einem Fest in seinem Hause einzuladen, -- die anderen traten wieder zu uns, und es wurde allerhand darüber geredet. Hofmann gefiel mir an diesem Morgen sehr gut, besser als je zuvor; er war heiter und gesprächig und freute sich wie ein Kind auf diese Sache. Delius hatte die Grundideen angegeben, und es sollte ein richtiges antikes Fest werden. "Bacchanal?" fragte Adrian eifrig. "Nun, Fest oder Bacchanal -- ein Bacchanal ist ein Fest, und ein Fest kann wohl ein Bacchanal sein," erwiderte Hofmann mit großer Zungenfertigkeit und „Apropos, Monsieur Dame, was macht denn Ihr kleiner Sklave?“ „O — er hält mir meine Wohnung sehr gut in Stand,“ antwortete ich ablenkend, mir war dieses Thema unsympathisch, und ich fühle durchaus keinen Ehrgeiz, für vorurteilsfrei zu gelten, wo ich es nicht bin. Wir wurden unterbrochen, auf der Treppe hörte man lachen und sprechen, es klopfte, und dann erschienen Professor Hofmann und Susanna. Sie sagte, kaum daß man sich begrüßt hatte: „Adrian, ich bitte Sie — haben Sie nicht ein dämonisches Briefpapier — ich muß an jemand schreiben,“ damit zog sie ihn ans Fenster und erzählte ihm eine Geschichte, über die beide sehr lachten. Hofmann schüttelte mir indessen lebhaft die Hand und war äußerst liebenswürdig. Er war gekommen, um Adrian zu einem Fest in seinem Hause einzuladen, — die anderen traten wieder zu uns, und es wurde allerhand darüber geredet. Hofmann gefiel mir an diesem Morgen sehr gut, besser als je zuvor; er war heiter und gesprächig und freute sich wie ein Kind auf diese Sache. Delius hatte die Grundideen angegeben, und es sollte ein richtiges antikes Fest werden. „Bacchanal?“ fragte Adrian eifrig. „Nun, Fest oder Bacchanal — ein Bacchanal ist ein Fest, und ein Fest kann wohl ein Bacchanal sein,“ erwiderte Hofmann mit großer Zungenfertigkeit und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <pb facs="#f0113" n="109"/> <p>„Apropos, Monsieur Dame, was macht denn Ihr kleiner Sklave?“</p> <p>„O — er hält mir meine Wohnung sehr gut in Stand,“ antwortete ich ablenkend, mir war dieses Thema unsympathisch, und ich fühle durchaus keinen Ehrgeiz, für vorurteilsfrei zu gelten, wo ich es nicht bin.</p> <p>Wir wurden unterbrochen, auf der Treppe hörte man lachen und sprechen, es klopfte, und dann erschienen Professor Hofmann und Susanna. Sie sagte, kaum daß man sich begrüßt hatte: „Adrian, ich bitte Sie — haben Sie nicht ein dämonisches Briefpapier — ich muß an jemand schreiben,“ damit zog sie ihn ans Fenster und erzählte ihm eine Geschichte, über die beide sehr lachten.</p> <p>Hofmann schüttelte mir indessen lebhaft die Hand und war äußerst liebenswürdig. Er war gekommen, um Adrian zu einem Fest in seinem Hause einzuladen, — die anderen traten wieder zu uns, und es wurde allerhand darüber geredet. Hofmann gefiel mir an diesem Morgen sehr gut, besser als je zuvor; er war heiter und gesprächig und freute sich wie ein Kind auf diese Sache. Delius hatte die Grundideen angegeben, und es sollte ein richtiges antikes Fest werden.</p> <p>„Bacchanal?“ fragte Adrian eifrig.</p> <p>„Nun, Fest oder Bacchanal — ein Bacchanal ist ein Fest, und ein Fest kann wohl ein Bacchanal sein,“ erwiderte Hofmann mit großer Zungenfertigkeit und </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0113]
„Apropos, Monsieur Dame, was macht denn Ihr kleiner Sklave?“
„O — er hält mir meine Wohnung sehr gut in Stand,“ antwortete ich ablenkend, mir war dieses Thema unsympathisch, und ich fühle durchaus keinen Ehrgeiz, für vorurteilsfrei zu gelten, wo ich es nicht bin.
Wir wurden unterbrochen, auf der Treppe hörte man lachen und sprechen, es klopfte, und dann erschienen Professor Hofmann und Susanna. Sie sagte, kaum daß man sich begrüßt hatte: „Adrian, ich bitte Sie — haben Sie nicht ein dämonisches Briefpapier — ich muß an jemand schreiben,“ damit zog sie ihn ans Fenster und erzählte ihm eine Geschichte, über die beide sehr lachten.
Hofmann schüttelte mir indessen lebhaft die Hand und war äußerst liebenswürdig. Er war gekommen, um Adrian zu einem Fest in seinem Hause einzuladen, — die anderen traten wieder zu uns, und es wurde allerhand darüber geredet. Hofmann gefiel mir an diesem Morgen sehr gut, besser als je zuvor; er war heiter und gesprächig und freute sich wie ein Kind auf diese Sache. Delius hatte die Grundideen angegeben, und es sollte ein richtiges antikes Fest werden.
„Bacchanal?“ fragte Adrian eifrig.
„Nun, Fest oder Bacchanal — ein Bacchanal ist ein Fest, und ein Fest kann wohl ein Bacchanal sein,“ erwiderte Hofmann mit großer Zungenfertigkeit und
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