Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hilarius [i. e. Reuter, Christian]: L'Honnéte Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plißine [...] Nebenst Harleqvins Hochzeit- und Kind-Betterin-Schmause. Plißine, [1695].

Bild:
<< vorherige Seite
Schlem. Der Tebel hohlmer in Holland giebts
Schiffe da eins wie halb Plißine groß ist.
Urs. Ach ihr Leute so groß?
Charlott. Gehen aber auch bißweilen solche
Schiffe unter?
Schelm. Ich war einmahl auff so einen grossen
Last-Schiffe/ da wolten wir mit nach Ost-Indien
gehen/ allein es kam ein Sturm der schmiß die Wel-
len Häuser hoch über unser Schiff/ und endlich kam
es an eine Klippe/ so gieng es in tausend Stücken.
Urs. Ich dächte so wäre ja alles ersoffen?
Schelm. Es waren auff 40000. Seelen auff
den Schiffe/ da kamen nicht mehr davon als unser
zwey.
Clarill. Wie kamet ihr aber davon?
Schelm. Wir hatten ein Bret darauff musten
wir über 100. Meilen schwimmen/ ehe wir ans Land
kamen.
Däfftle. (Zur Mutter heimlich) Frau Mutter
es sind lauter Lügen was er erzehlet/ ich glaube daß
er niemahls ein Schiff gesehen hat.

Es wird inwendig ange-
klopfft.
Schlamp. Ursel mich deucht es pocht iemand/
sieh doch zu wer da ist.
(Ursel gehet ab.)
Charlott. So ists gut wenn man Breter auff
den Schiffe hat.
Schelm. Ein eintziges Bret hat einmahl unser
50. beym Leben erhalten.

Däfftle
Schlem. Der Tebel hohlmer in Holland giebts
Schiffe da eins wie halb Plißine groß iſt.
Urſ. Ach ihr Leute ſo groß?
Charlott. Gehen aber auch bißweilen ſolche
Schiffe unter?
Schelm. Ich war einmahl auff ſo einen groſſen
Laſt-Schiffe/ da wolten wir mit nach Oſt-Indien
gehen/ allein es kam ein Sturm der ſchmiß die Wel-
len Haͤuſer hoch uͤber unſer Schiff/ und endlich kam
es an eine Klippe/ ſo gieng es in tauſend Stuͤcken.
Urſ. Ich daͤchte ſo waͤre ja alles erſoffen?
Schelm. Es waren auff 40000. Seelen auff
den Schiffe/ da kamen nicht mehr davon als unſer
zwey.
Clarill. Wie kamet ihr aber davon?
Schelm. Wir hatten ein Bret darauff muſten
wir uͤber 100. Meilen ſchwimmen/ ehe wir ans Land
kamen.
Daͤfftle. (Zur Mutter heimlich) Frau Mutter
es ſind lauter Luͤgen was er erzehlet/ ich glaube daß
er niemahls ein Schiff geſehen hat.

Es wird inwendig ange-
klopfft.
Schlamp. Urſel mich deucht es pocht iemand/
ſieh doch zu wer da iſt.
(Urſel gehet ab.)
Charlott. So iſts gut wenn man Breter auff
den Schiffe hat.
Schelm. Ein eintziges Bret hat einmahl unſer
50. beym Leben erhalten.

Daͤfftle
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0066" n="54"/>
          <sp who="#SCH">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Schlem.</hi> </speaker>
            <p>Der Tebel hohlmer in Holland giebts<lb/>
Schiffe da eins wie halb Plißine groß i&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#URS">
            <speaker>Ur&#x017F;.</speaker>
            <p><hi rendition="#fr">Ach ihr Leute</hi> &#x017F;o groß?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Charlott.</hi> </speaker>
            <p>Gehen aber auch bißweilen &#x017F;olche<lb/>
Schiffe unter?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCH">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Schelm.</hi> </speaker>
            <p>Ich war einmahl auff &#x017F;o einen gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
La&#x017F;t-Schiffe/ da wolten wir mit nach O&#x017F;t-Indien<lb/>
gehen/ allein es kam ein Sturm der &#x017F;chmiß die Wel-<lb/>
len Ha&#x0364;u&#x017F;er hoch u&#x0364;ber un&#x017F;er Schiff/ und endlich kam<lb/>
es an eine Klippe/ &#x017F;o gieng es in tau&#x017F;end Stu&#x0364;cken.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#URS">
            <speaker>Ur&#x017F;.</speaker>
            <p>Ich da&#x0364;chte &#x017F;o wa&#x0364;re ja alles er&#x017F;offen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCH">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Schelm.</hi> </speaker>
            <p>Es waren auff 40000. Seelen auff<lb/>
den Schiffe/ da kamen nicht mehr davon als un&#x017F;er<lb/>
zwey.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CLA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Clarill.</hi> </speaker>
            <p>Wie kamet ihr aber davon?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCH">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Schelm.</hi> </speaker>
            <p>Wir hatten ein Bret darauff mu&#x017F;ten<lb/>
wir u&#x0364;ber 100. Meilen &#x017F;chwimmen/ ehe wir ans Land<lb/>
kamen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DAF">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Da&#x0364;fftle.</hi> </speaker>
            <stage>(Zur Mutter heimlich)</stage>
            <p>Frau Mutter<lb/>
es &#x017F;ind lauter Lu&#x0364;gen was er erzehlet/ ich glaube daß<lb/>
er niemahls ein Schiff ge&#x017F;ehen hat.</p><lb/>
            <stage><hi rendition="#b">Es wird inwendig ange-</hi><lb/>
klopfft.</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCH">
            <speaker>S<hi rendition="#fr">chlamp.</hi></speaker>
            <p>Ur&#x017F;el mich deucht es pocht iemand/<lb/>
&#x017F;ieh doch zu wer da i&#x017F;t.</p>
            <stage>(Ur&#x017F;el gehet ab.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Charlott.</hi> </speaker>
            <p>So i&#x017F;ts gut wenn man Breter auff<lb/>
den Schiffe hat.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SCH">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Schelm.</hi> </speaker>
            <p>Ein eintziges Bret hat einmahl un&#x017F;er<lb/>
50. beym Leben erhalten.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Da&#x0364;fftle</fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0066] Schlem. Der Tebel hohlmer in Holland giebts Schiffe da eins wie halb Plißine groß iſt. Urſ. Ach ihr Leute ſo groß? Charlott. Gehen aber auch bißweilen ſolche Schiffe unter? Schelm. Ich war einmahl auff ſo einen groſſen Laſt-Schiffe/ da wolten wir mit nach Oſt-Indien gehen/ allein es kam ein Sturm der ſchmiß die Wel- len Haͤuſer hoch uͤber unſer Schiff/ und endlich kam es an eine Klippe/ ſo gieng es in tauſend Stuͤcken. Urſ. Ich daͤchte ſo waͤre ja alles erſoffen? Schelm. Es waren auff 40000. Seelen auff den Schiffe/ da kamen nicht mehr davon als unſer zwey. Clarill. Wie kamet ihr aber davon? Schelm. Wir hatten ein Bret darauff muſten wir uͤber 100. Meilen ſchwimmen/ ehe wir ans Land kamen. Daͤfftle. (Zur Mutter heimlich) Frau Mutter es ſind lauter Luͤgen was er erzehlet/ ich glaube daß er niemahls ein Schiff geſehen hat. Es wird inwendig ange- klopfft. Schlamp. Urſel mich deucht es pocht iemand/ ſieh doch zu wer da iſt. (Urſel gehet ab.) Charlott. So iſts gut wenn man Breter auff den Schiffe hat. Schelm. Ein eintziges Bret hat einmahl unſer 50. beym Leben erhalten. Daͤfftle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_femme_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_femme_1695/66
Zitationshilfe: Hilarius [i. e. Reuter, Christian]: L'Honnéte Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plißine [...] Nebenst Harleqvins Hochzeit- und Kind-Betterin-Schmause. Plißine, [1695]. , S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_femme_1695/66>, abgerufen am 25.11.2024.