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[Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700.

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Wein-Keller vernehmen kunte/ so soll er
gar viel Franen-Zimmer bedient seyn/
die ihre Ehren-Kräntze verlohren ha-
ben.
Courag. Das wird mir gar der rechte seyn/ al-
lein/ wie muß er heissen?
Leonore. Die Leute titulirten ihn nur Herr
Fleck-Schreiber.
Courag. Wo trifft man ihn aber an?
Leonore. Er sitzt dort bey Herr Johansen im
Wein-Keller/ und hat ein Gläßgen
Wein für sich stehen.
Courage. Ich will doch hernach auch hingehen/
und den Herrn Fleck-Schreiber in einer
Sache um Rath fragen.
Leonore. Du hast gewiß auch mit einer zu
thun!
Courage. Ach nein/ es ist sonst was.
Leonore. Darff mans aber nicht wissen?
Courage. Warum nicht/ das kan ich dir wohl
sagen/ ist es doch kein Schelm-Stück.
Leonore. So sage mirs doch.
Courage. Die gantze Affaire ist diese: Ich habe
mich mit des Grafens seiner Köchin ver-
lobt/ und mein Herr der wills nicht zu-
geben/ daß ich das Mensche nehmen soll.
Drüm möchte ich gerne mit einem rech-
ten Ungerechts macher reden/ was er mir
hierinnen für einen Rath giebt/ denn ich
habe gar willens/ ich will ihn bey dem
Könige verklagen/ wenn ers nicht zuge-
ben will.

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Wein-Keller vernehmen kunte/ ſo ſoll er
gar viel Franen-Zimmer bedient ſeyn/
die ihre Ehren-Kraͤntze verlohren ha-
ben.
Courag. Das wird mir gar der rechte ſeyn/ al-
lein/ wie muß er heiſſen?
Leonore. Die Leute titulirten ihn nur Herr
Fleck-Schreiber.
Courag. Wo trifft man ihn aber an?
Leonore. Er ſitzt dort bey Herr Johanſen im
Wein-Keller/ und hat ein Glaͤßgen
Wein fuͤr ſich ſtehen.
Courage. Ich will doch hernach auch hingehen/
und den Herrn Fleck-Schreiber in einer
Sache um Rath fragen.
Leonore. Du haſt gewiß auch mit einer zu
thun!
Courage. Ach nein/ es iſt ſonſt was.
Leonore. Darff mans aber nicht wiſſen?
Courage. Warum nicht/ das kan ich dir wohl
ſagen/ iſt es doch kein Schelm-Stuͤck.
Leonore. So ſage mirs doch.
Courage. Die gantze Affaire iſt dieſe: Ich habe
mich mit des Grafens ſeiner Koͤchin ver-
lobt/ und mein Herr der wills nicht zu-
geben/ daß ich das Menſche nehmen ſoll.
Druͤm moͤchte ich gerne mit einem rech-
ten Ungerechts macher reden/ was er mir
hierinnen fuͤr einen Rath giebt/ denn ich
habe gar willens/ ich will ihn bey dem
Koͤnige verklagen/ wenn ers nicht zuge-
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[53/0062] Wein-Keller vernehmen kunte/ ſo ſoll er gar viel Franen-Zimmer bedient ſeyn/ die ihre Ehren-Kraͤntze verlohren ha- ben. Courag. Das wird mir gar der rechte ſeyn/ al- lein/ wie muß er heiſſen? Leonore. Die Leute titulirten ihn nur Herr Fleck-Schreiber. Courag. Wo trifft man ihn aber an? Leonore. Er ſitzt dort bey Herr Johanſen im Wein-Keller/ und hat ein Glaͤßgen Wein fuͤr ſich ſtehen. Courage. Ich will doch hernach auch hingehen/ und den Herrn Fleck-Schreiber in einer Sache um Rath fragen. Leonore. Du haſt gewiß auch mit einer zu thun! Courage. Ach nein/ es iſt ſonſt was. Leonore. Darff mans aber nicht wiſſen? Courage. Warum nicht/ das kan ich dir wohl ſagen/ iſt es doch kein Schelm-Stuͤck. Leonore. So ſage mirs doch. Courage. Die gantze Affaire iſt dieſe: Ich habe mich mit des Grafens ſeiner Koͤchin ver- lobt/ und mein Herr der wills nicht zu- geben/ daß ich das Menſche nehmen ſoll. Druͤm moͤchte ich gerne mit einem rech- ten Ungerechts macher reden/ was er mir hierinnen fuͤr einen Rath giebt/ denn ich habe gar willens/ ich will ihn bey dem Koͤnige verklagen/ wenn ers nicht zuge- ben will. Le- D 3

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Zitationshilfe: [Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_ehrenfried_1700/62>, abgerufen am 22.11.2024.