[Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700. Klunte. Was soll ich bringen? Ich wolte nur bey dem Herrn Capitain Lieutenant ver- nehmen/ ob des Herrn Grafens seine Sachen nicht etwan heute oder Mor- gen wieder könten eingelöset werden. Fortunatus. Ja/ Mutter Klunte/ ich zweiffele/ ob es so bald wird seyn können/ denn mein gnädiger Herr ist itzt gantz nicht bey Gelde. Klunte. Ey/ ey/ das ist ein schlechter Trost. Fortunatus. Ja ich wolte euch gerne helffen/ wenn nur einige Möglichkeit da wäre. Klunte. Mein Herr Capitain Lieutenant, er kan mirs nicht gläuben/ wie mich die Leute ängstigen/ wo des Herrn Grafens Sachen stehen/ sie kommen alle Augen- blick zu mir in mein Hauß gelauffen/ und geben mir die allerleichtfertigsten Wort. Fortunatus. Die närrischen Leute haben ja Pfand genug für ihr geliehen Geld/ und wa- rumb dringen sie denn so auf die Ein- lösung; Klunte. Sie sprechen dieses: Die gesetzte Zeit wäre umb/ keinen Zinß bekämen sie weiter/ und also müste auch das Wort gehalten seyn. Fortunatus. Das Wort gehalten seyn? als wenn sich ein grosser Herr/ wie mein Graf ist/ solcher Lappereyen halber eben an das Wort binden müste/ ich dächte sie kön- ten ja wohl noch ein acht oder 14. Tage warten. Klun-
Klunte. Was ſoll ich bringen? Ich wolte nur bey dem Herꝛn Capitain Lieutenant ver- nehmen/ ob des Herrn Grafens ſeine Sachen nicht etwan heute oder Mor- gen wieder koͤnten eingeloͤſet werden. Fortunatus. Ja/ Mutter Klunte/ ich zweiffele/ ob es ſo bald wird ſeyn koͤnnen/ denn mein gnaͤdiger Herr iſt itzt gantz nicht bey Gelde. Klunte. Ey/ ey/ das iſt ein ſchlechter Troſt. Fortunatus. Ja ich wolte euch gerne helffen/ wenn nur einige Moͤglichkeit da waͤre. Klunte. Mein Herr Capitain Lieutenant, er kan mirs nicht glaͤuben/ wie mich die Leute aͤngſtigen/ wo des Herrn Grafens Sachen ſtehen/ ſie kommen alle Augen- blick zu mir in mein Hauß gelauffen/ und geben mir die allerleichtfertigſten Wort. Fortunatus. Die naͤrriſchen Leute haben ja Pfand genug fuͤr ihr geliehen Geld/ und wa- rumb dringen ſie denn ſo auf die Ein- loͤſung; Klunte. Sie ſprechen dieſes: Die geſetzte Zeit waͤre umb/ keinen Zinß bekaͤmen ſie weiter/ und alſo muͤſte auch das Wort gehalten ſeyn. Fortunatus. Das Wort gehalten ſeyn? als weñ ſich ein groſſer Herr/ wie mein Graf iſt/ ſolcher Lappereyen halber eben an das Wort binden muͤſte/ ich daͤchte ſie koͤn- ten ja wohl noch ein acht oder 14. Tage warten. Klun-
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Fortunatus. Ja/ Mutter Klunte/ ich zweiffele/ ob
es ſo bald wird ſeyn koͤnnen/ denn mein
gnaͤdiger Herr iſt itzt gantz nicht bey
Gelde.
Klunte. Ey/ ey/ das iſt ein ſchlechter Troſt.
Fortunatus. Ja ich wolte euch gerne helffen/ wenn
nur einige Moͤglichkeit da waͤre.
Klunte. Mein Herr Capitain Lieutenant, er
kan mirs nicht glaͤuben/ wie mich die
Leute aͤngſtigen/ wo des Herrn Grafens
Sachen ſtehen/ ſie kommen alle Augen-
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geben mir die allerleichtfertigſten Wort.
Fortunatus. Die naͤrriſchen Leute haben ja Pfand
genug fuͤr ihr geliehen Geld/ und wa-
rumb dringen ſie denn ſo auf die Ein-
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Klunte. Sie ſprechen dieſes: Die geſetzte
Zeit waͤre umb/ keinen Zinß bekaͤmen ſie
weiter/ und alſo muͤſte auch das Wort
gehalten ſeyn.
Fortunatus. Das Wort gehalten ſeyn? als weñ
ſich ein groſſer Herr/ wie mein Graf iſt/
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Zitationshilfe: | [Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_ehrenfried_1700/20>, abgerufen am 16.07.2024. |