halb er um so mehr geliebt ward. Was die Tochter betrift, so war sie die ganze Christine, so wie sie da- mals war, als ihr Gemahl sie entführte. Tausend Vollkommenheiten schmückten diese drey liebenswürdi- ge Geschöpfe, welche das Glück ihrer Eltern machten.
Einst sagte B-m-t der älteste, welchem Victorin den Namen des guten gnädigen Herrn seines Schwie- gervaters beygelegt hatte -- zu Christinen: Jch däch- te, liebe Mama, wenn ich meinen Großvater sähe, ich wollt' ihn doch bewegen, daß er meinem Papa ei- nen Fehler verziehe, der eigentlich keiner ist, weil er ihr Glück, der einzige Wunsch meines Großvaters befördert hat.
"Du hast Recht, mein Sohn, aber wie willst du zu ihm kommen?"
"Jch will's dem Papa sagen, der mag mich flie- gen lehren, wie er."
Ach Gott! erwiederte Christine zitternd, laß dir das nicht einfallen, mein Sohn, kein Mensch auf der Welt hat so viel Kraft und Geschick dazu, als dein Vater.
"Hier kam die kleine Sophie zu ihrer Mama -- O mein Bruder, du könntest fallen."
Aber der kleine Alexander, der zweyte Sohn, ent- gegnete lächelnd: ich, ich wollte nicht fallen, und wenn mir's mein Papa lernte .... du solltest sehn Schwester! ... Und sogar ... aber ich will nichts sagen.
Rede
halb er um ſo mehr geliebt ward. Was die Tochter betrift, ſo war ſie die ganze Chriſtine, ſo wie ſie da- mals war, als ihr Gemahl ſie entfuͤhrte. Tauſend Vollkommenheiten ſchmuͤckten dieſe drey liebenswuͤrdi- ge Geſchoͤpfe, welche das Gluͤck ihrer Eltern machten.
Einſt ſagte B-m-t der aͤlteſte, welchem Victorin den Namen des guten gnaͤdigen Herrn ſeines Schwie- gervaters beygelegt hatte — zu Chriſtinen: Jch daͤch- te, liebe Mama, wenn ich meinen Großvater ſaͤhe, ich wollt’ ihn doch bewegen, daß er meinem Papa ei- nen Fehler verziehe, der eigentlich keiner iſt, weil er ihr Gluͤck, der einzige Wunſch meines Großvaters befoͤrdert hat.
„Du haſt Recht, mein Sohn, aber wie willſt du zu ihm kommen?‟
„Jch will’s dem Papa ſagen, der mag mich flie- gen lehren, wie er.‟
Ach Gott! erwiederte Chriſtine zitternd, laß dir das nicht einfallen, mein Sohn, kein Menſch auf der Welt hat ſo viel Kraft und Geſchick dazu, als dein Vater.
„Hier kam die kleine Sophie zu ihrer Mama — O mein Bruder, du koͤnnteſt fallen.‟
Aber der kleine Alexander, der zweyte Sohn, ent- gegnete laͤchelnd: ich, ich wollte nicht fallen, und wenn mir’s mein Papa lernte …. du ſollteſt ſehn Schweſter! … Und ſogar … aber ich will nichts ſagen.
Rede
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Vollkommenheiten ſchmuͤckten dieſe drey liebenswuͤrdi-
ge Geſchoͤpfe, welche das Gluͤck ihrer Eltern machten.
Einſt ſagte B-m-t der aͤlteſte, welchem Victorin
den Namen des guten gnaͤdigen Herrn ſeines Schwie-
gervaters beygelegt hatte — zu Chriſtinen: Jch daͤch-
te, liebe Mama, wenn ich meinen Großvater ſaͤhe,
ich wollt’ ihn doch bewegen, daß er meinem Papa ei-
nen Fehler verziehe, der eigentlich keiner iſt, weil er
ihr Gluͤck, der einzige Wunſch meines Großvaters
befoͤrdert hat.
„Du haſt Recht, mein Sohn, aber wie willſt
du zu ihm kommen?‟
„Jch will’s dem Papa ſagen, der mag mich flie-
gen lehren, wie er.‟
Ach Gott! erwiederte Chriſtine zitternd, laß dir
das nicht einfallen, mein Sohn, kein Menſch auf
der Welt hat ſo viel Kraft und Geſchick dazu, als
dein Vater.
„Hier kam die kleine Sophie zu ihrer Mama —
O mein Bruder, du koͤnnteſt fallen.‟
Aber der kleine Alexander, der zweyte Sohn, ent-
gegnete laͤchelnd: ich, ich wollte nicht fallen, und
wenn mir’s mein Papa lernte …. du ſollteſt ſehn
Schweſter! … Und ſogar … aber ich will nichts
ſagen.
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/99>, abgerufen am 21.07.2024.
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