rungsvollen Zärtlichkeit zuschreiben; ich erwartete von der Zeit, daß sie ihnen den ganzen Umfang der ewigen Liebe, die mich an sie fessele, entschleiert hätte. Und statt, daß das Glück anderer Eheleute immer abnimmt, vergrössert sich das meinige unabläßig.
Christine umarmte voll Zärtlichkeit ihren Mann und zeigt' ihm aufs zärtlichste, wie glücklich er sie mache. -- Ach mein lieber Gemahl, sprach sie, wie thö- richt ist der vermeinte Unterschied der Stände. Jn deiner Gesellschaft wartete das Glück auf mich. We- der ich noch mein Vater, so sehr er dieses Glück mir wünschte, würden, um es zu finden, diesen Weg ein- geschlagen haben. Es bedurfte ganz außerordentli- cher Dinge, um uns dahin, wo wir uns befinden, zu führen. Jetzt bist du mir so werth, daß, so sehn- lich ich auch Nachricht von meinem Vater zu haben wünschte, ich dich um alles in der Welt der Gefahr nicht aussetzen wollte! Was würde ohne dich, aus mir werden. Ja lieber Mann! gesegnet sey mein Schicksal, aber ich wiederhol' es, daß es vieler Umstände bedurfte, um mir es also zu verschaffen!
"Nichts als Liebe bedurft' es! reizende Gemah- lin, erwiderte Victorin: meine Gesellschafterin, mei- ne Freundinn, wie könnt' ich noch ein Geheimniß für dich haben? Ach schon lange hätt' ichs entdeckt, hätt' ich nicht gefürchtet, dein Glück zu vermindern! Jch wartete, bis diese theuren Pfänder unsrer gegenseitigen Zärtlichkeit im Stande wären für die Sache ihres Va- ters zu sprechen, eh' ich ihnen alle meine Geheim- niße entdeckte."
"Was
rungsvollen Zaͤrtlichkeit zuſchreiben; ich erwartete von der Zeit, daß ſie ihnen den ganzen Umfang der ewigen Liebe, die mich an ſie feſſele, entſchleiert haͤtte. Und ſtatt, daß das Gluͤck anderer Eheleute immer abnimmt, vergroͤſſert ſich das meinige unablaͤßig.
Chriſtine umarmte voll Zaͤrtlichkeit ihren Mann und zeigt’ ihm aufs zaͤrtlichſte, wie gluͤcklich er ſie mache. — Ach mein lieber Gemahl, ſprach ſie, wie thoͤ- richt iſt der vermeinte Unterſchied der Staͤnde. Jn deiner Geſellſchaft wartete das Gluͤck auf mich. We- der ich noch mein Vater, ſo ſehr er dieſes Gluͤck mir wuͤnſchte, wuͤrden, um es zu finden, dieſen Weg ein- geſchlagen haben. Es bedurfte ganz außerordentli- cher Dinge, um uns dahin, wo wir uns befinden, zu fuͤhren. Jetzt biſt du mir ſo werth, daß, ſo ſehn- lich ich auch Nachricht von meinem Vater zu haben wuͤnſchte, ich dich um alles in der Welt der Gefahr nicht ausſetzen wollte! Was wuͤrde ohne dich, aus mir werden. Ja lieber Mann! geſegnet ſey mein Schickſal, aber ich wiederhol’ es, daß es vieler Umſtaͤnde bedurfte, um mir es alſo zu verſchaffen!
„Nichts als Liebe bedurft’ es! reizende Gemah- lin, erwiderte Victorin: meine Geſellſchafterin, mei- ne Freundinn, wie koͤnnt’ ich noch ein Geheimniß fuͤr dich haben? Ach ſchon lange haͤtt’ ichs entdeckt, haͤtt’ ich nicht gefuͤrchtet, dein Gluͤck zu vermindern! Jch wartete, bis dieſe theuren Pfaͤnder unſrer gegenſeitigen Zaͤrtlichkeit im Stande waͤren fuͤr die Sache ihres Va- ters zu ſprechen, eh’ ich ihnen alle meine Geheim- niße entdeckte.‟
„Was
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rungsvollen Zaͤrtlichkeit zuſchreiben; ich erwartete
von der Zeit, daß ſie ihnen den ganzen Umfang der
ewigen Liebe, die mich an ſie feſſele, entſchleiert haͤtte.
Und ſtatt, daß das Gluͤck anderer Eheleute immer
abnimmt, vergroͤſſert ſich das meinige unablaͤßig.
Chriſtine umarmte voll Zaͤrtlichkeit ihren Mann
und zeigt’ ihm aufs zaͤrtlichſte, wie gluͤcklich er ſie mache.
— Ach mein lieber Gemahl, ſprach ſie, wie thoͤ-
richt iſt der vermeinte Unterſchied der Staͤnde. Jn
deiner Geſellſchaft wartete das Gluͤck auf mich. We-
der ich noch mein Vater, ſo ſehr er dieſes Gluͤck mir
wuͤnſchte, wuͤrden, um es zu finden, dieſen Weg ein-
geſchlagen haben. Es bedurfte ganz außerordentli-
cher Dinge, um uns dahin, wo wir uns befinden,
zu fuͤhren. Jetzt biſt du mir ſo werth, daß, ſo ſehn-
lich ich auch Nachricht von meinem Vater zu haben
wuͤnſchte, ich dich um alles in der Welt der Gefahr
nicht ausſetzen wollte! Was wuͤrde ohne dich, aus
mir werden. Ja lieber Mann! geſegnet ſey mein
Schickſal, aber ich wiederhol’ es, daß es vieler
Umſtaͤnde bedurfte, um mir es alſo zu verſchaffen!
„Nichts als Liebe bedurft’ es! reizende Gemah-
lin, erwiderte Victorin: meine Geſellſchafterin, mei-
ne Freundinn, wie koͤnnt’ ich noch ein Geheimniß fuͤr
dich haben? Ach ſchon lange haͤtt’ ichs entdeckt, haͤtt’
ich nicht gefuͤrchtet, dein Gluͤck zu vermindern! Jch
wartete, bis dieſe theuren Pfaͤnder unſrer gegenſeitigen
Zaͤrtlichkeit im Stande waͤren fuͤr die Sache ihres Va-
ters zu ſprechen, eh’ ich ihnen alle meine Geheim-
niße entdeckte.‟
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/90>, abgerufen am 21.07.2024.
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