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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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sehn lassen, als ich auszeichnende Handlungen ge-
than, und dem Staate vermittelst meines Vermö-
gens zu fliegen nützliche Dienste geleistet habe. Und
wer weiß, ob ich vielleicht alsdann nicht ein Mittel
finde, durch Beystand eines mächtigen Königs sie
aus diesem Aufenthalt zu erlösen? Entscheiden sie also,
anbetenswürdige Christine, über mein Geschick."

"Mein Herr, erwiederte die Schöne, als sie ihn
zu ihren Füssen sah, ich zweifle nicht an ihrer Auf-
richtigkeit: denn ich weiß im übrigen wohl, daß ich
ihnen alles zu verdanken habe, daß ich überdies hier
ganz von ihrem Willen abhange, und daß ich blos
durch ihre Grosmuth hier zu befehlen habe: Sie sind
der König dieser kleinen Gesellschaft, und folglich der
Herr darüber, entscheiden sie selbst mein Schicksal."

"Jch Madam! ach! tausendmal lieber wollt' ich
ewig unglücklich seyn. Jch sollte über meine Beherr-
scherinn gebieten! ich der ich mein ganzes Leben,
meine Ehre und mein Glück darinn suche von ihnen
allein abzuhangen! Wir wollen es abwarten, Madam!
und sollte der Großvogel unglücklicher Weise den
Priester wegholen, so will ich ohne Klagen mein Lei-
den, währt' es gleich mein Leben hindurch, gedultig
ertragen."

"Wie entgegnete Christine gerührt, sie verste-
hen nicht, was die Sprache eines Mädchens zu bedeu-
ten hat, die ihr Schicksal ihnen gänzlich überläßt!
Ey nun, ich selbst überlasse mich meinem Wohlthä-
ter, meinem Freunde. Sie können dem Priester
sagen ...

Vic-



ſehn laſſen, als ich auszeichnende Handlungen ge-
than, und dem Staate vermittelſt meines Vermoͤ-
gens zu fliegen nuͤtzliche Dienſte geleiſtet habe. Und
wer weiß, ob ich vielleicht alsdann nicht ein Mittel
finde, durch Beyſtand eines maͤchtigen Koͤnigs ſie
aus dieſem Aufenthalt zu erloͤſen? Entſcheiden ſie alſo,
anbetenswuͤrdige Chriſtine, uͤber mein Geſchick.‟

„Mein Herr, erwiederte die Schoͤne, als ſie ihn
zu ihren Fuͤſſen ſah, ich zweifle nicht an ihrer Auf-
richtigkeit: denn ich weiß im uͤbrigen wohl, daß ich
ihnen alles zu verdanken habe, daß ich uͤberdies hier
ganz von ihrem Willen abhange, und daß ich blos
durch ihre Grosmuth hier zu befehlen habe: Sie ſind
der Koͤnig dieſer kleinen Geſellſchaft, und folglich der
Herr daruͤber, entſcheiden ſie ſelbſt mein Schickſal.‟

„Jch Madam! ach! tauſendmal lieber wollt’ ich
ewig ungluͤcklich ſeyn. Jch ſollte uͤber meine Beherr-
ſcherinn gebieten! ich der ich mein ganzes Leben,
meine Ehre und mein Gluͤck darinn ſuche von ihnen
allein abzuhangen! Wir wollen es abwarten, Madam!
und ſollte der Großvogel ungluͤcklicher Weiſe den
Prieſter wegholen, ſo will ich ohne Klagen mein Lei-
den, waͤhrt’ es gleich mein Leben hindurch, gedultig
ertragen.‟

„Wie entgegnete Chriſtine geruͤhrt, ſie verſte-
hen nicht, was die Sprache eines Maͤdchens zu bedeu-
ten hat, die ihr Schickſal ihnen gaͤnzlich uͤberlaͤßt!
Ey nun, ich ſelbſt uͤberlaſſe mich meinem Wohlthaͤ-
ter, meinem Freunde. Sie koͤnnen dem Prieſter
ſagen …

Vic-
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[75/0083] ſehn laſſen, als ich auszeichnende Handlungen ge- than, und dem Staate vermittelſt meines Vermoͤ- gens zu fliegen nuͤtzliche Dienſte geleiſtet habe. Und wer weiß, ob ich vielleicht alsdann nicht ein Mittel finde, durch Beyſtand eines maͤchtigen Koͤnigs ſie aus dieſem Aufenthalt zu erloͤſen? Entſcheiden ſie alſo, anbetenswuͤrdige Chriſtine, uͤber mein Geſchick.‟ „Mein Herr, erwiederte die Schoͤne, als ſie ihn zu ihren Fuͤſſen ſah, ich zweifle nicht an ihrer Auf- richtigkeit: denn ich weiß im uͤbrigen wohl, daß ich ihnen alles zu verdanken habe, daß ich uͤberdies hier ganz von ihrem Willen abhange, und daß ich blos durch ihre Grosmuth hier zu befehlen habe: Sie ſind der Koͤnig dieſer kleinen Geſellſchaft, und folglich der Herr daruͤber, entſcheiden ſie ſelbſt mein Schickſal.‟ „Jch Madam! ach! tauſendmal lieber wollt’ ich ewig ungluͤcklich ſeyn. Jch ſollte uͤber meine Beherr- ſcherinn gebieten! ich der ich mein ganzes Leben, meine Ehre und mein Gluͤck darinn ſuche von ihnen allein abzuhangen! Wir wollen es abwarten, Madam! und ſollte der Großvogel ungluͤcklicher Weiſe den Prieſter wegholen, ſo will ich ohne Klagen mein Lei- den, waͤhrt’ es gleich mein Leben hindurch, gedultig ertragen.‟ „Wie entgegnete Chriſtine geruͤhrt, ſie verſte- hen nicht, was die Sprache eines Maͤdchens zu bedeu- ten hat, die ihr Schickſal ihnen gaͤnzlich uͤberlaͤßt! Ey nun, ich ſelbſt uͤberlaſſe mich meinem Wohlthaͤ- ter, meinem Freunde. Sie koͤnnen dem Prieſter ſagen … Vic-

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/83>, abgerufen am 27.11.2024.