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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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Wahl zu treffen, und daß er sie trauen wolle. Der
Schirrmeister heurathete also seine Käthe, der Schuh-
macher die Köchinn, und der Schneider die Näthe-
rinn; der noch übrigen Putzmacherinn versprach Vi-
ctorin bald einen lieben Mann zu bringen.

Victorin war mit seinen eigenen Angelegenheiten
so beschäftigt, daß er den Aufträgen des Procura-
tors schlecht vorstand. Er bekam daher manchen
Verweis, wobey die Frau Sachwalterinn allemal
seine Sache mit Wärme vertheidigte; Unzufrieden
darüber entschloß sich Herr Troismotsparligne den
jungen Menschen, der mit seiner Frau so gut stand,
fortzuschicken. Er schrieb daher einen Brief voll bit-
trer Klagen an Victorins Vater, und bat ihn, sei-
nen Sohn abzuholen.

Die Frau Sachwalterinn sahe die Aufschrift des
Briefes, argwohnte den Jnhalt desselben; wußt'
ihn, als er durch die Magd auf die Post geschickt
ward, unterzuschlagen, und ließ einen andern, der
just das Gegentheil enthielt, schreiben. Der gute
Fiscalprocurator antwortete in Gemäsheit des letz-
tern, und machte dem Sachwalter Geschenke von
Wildpret der gar nicht wußte, wie dies zugieng:
Weil aber sein Schreiber sich ein wenig besserte, so
war er ruhig.

Als Victorin seiner Seits, die zu Christinens
Raube festgesetzte Zeit annahen, die Freundschaft des
Petitmaiters erkalten und seine Geschenke bereits ab-
nehmen sah, beschleunigt' er alle Anstalten zur Aus-
führung eines so wichtigen Unternehmens. Man

sagt



Wahl zu treffen, und daß er ſie trauen wolle. Der
Schirrmeiſter heurathete alſo ſeine Kaͤthe, der Schuh-
macher die Koͤchinn, und der Schneider die Naͤthe-
rinn; der noch uͤbrigen Putzmacherinn verſprach Vi-
ctorin bald einen lieben Mann zu bringen.

Victorin war mit ſeinen eigenen Angelegenheiten
ſo beſchaͤftigt, daß er den Auftraͤgen des Procura-
tors ſchlecht vorſtand. Er bekam daher manchen
Verweis, wobey die Frau Sachwalterinn allemal
ſeine Sache mit Waͤrme vertheidigte; Unzufrieden
daruͤber entſchloß ſich Herr Troismotsparligne den
jungen Menſchen, der mit ſeiner Frau ſo gut ſtand,
fortzuſchicken. Er ſchrieb daher einen Brief voll bit-
trer Klagen an Victorins Vater, und bat ihn, ſei-
nen Sohn abzuholen.

Die Frau Sachwalterinn ſahe die Aufſchrift des
Briefes, argwohnte den Jnhalt deſſelben; wußt’
ihn, als er durch die Magd auf die Poſt geſchickt
ward, unterzuſchlagen, und ließ einen andern, der
juſt das Gegentheil enthielt, ſchreiben. Der gute
Fiſcalprocurator antwortete in Gemaͤsheit des letz-
tern, und machte dem Sachwalter Geſchenke von
Wildpret der gar nicht wußte, wie dies zugieng:
Weil aber ſein Schreiber ſich ein wenig beſſerte, ſo
war er ruhig.

Als Victorin ſeiner Seits, die zu Chriſtinens
Raube feſtgeſetzte Zeit annahen, die Freundſchaft des
Petitmaiters erkalten und ſeine Geſchenke bereits ab-
nehmen ſah, beſchleunigt’ er alle Anſtalten zur Aus-
fuͤhrung eines ſo wichtigen Unternehmens. Man

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[50/0058] Wahl zu treffen, und daß er ſie trauen wolle. Der Schirrmeiſter heurathete alſo ſeine Kaͤthe, der Schuh- macher die Koͤchinn, und der Schneider die Naͤthe- rinn; der noch uͤbrigen Putzmacherinn verſprach Vi- ctorin bald einen lieben Mann zu bringen. Victorin war mit ſeinen eigenen Angelegenheiten ſo beſchaͤftigt, daß er den Auftraͤgen des Procura- tors ſchlecht vorſtand. Er bekam daher manchen Verweis, wobey die Frau Sachwalterinn allemal ſeine Sache mit Waͤrme vertheidigte; Unzufrieden daruͤber entſchloß ſich Herr Troismotsparligne den jungen Menſchen, der mit ſeiner Frau ſo gut ſtand, fortzuſchicken. Er ſchrieb daher einen Brief voll bit- trer Klagen an Victorins Vater, und bat ihn, ſei- nen Sohn abzuholen. Die Frau Sachwalterinn ſahe die Aufſchrift des Briefes, argwohnte den Jnhalt deſſelben; wußt’ ihn, als er durch die Magd auf die Poſt geſchickt ward, unterzuſchlagen, und ließ einen andern, der juſt das Gegentheil enthielt, ſchreiben. Der gute Fiſcalprocurator antwortete in Gemaͤsheit des letz- tern, und machte dem Sachwalter Geſchenke von Wildpret der gar nicht wußte, wie dies zugieng: Weil aber ſein Schreiber ſich ein wenig beſſerte, ſo war er ruhig. Als Victorin ſeiner Seits, die zu Chriſtinens Raube feſtgeſetzte Zeit annahen, die Freundſchaft des Petitmaiters erkalten und ſeine Geſchenke bereits ab- nehmen ſah, beſchleunigt’ er alle Anſtalten zur Aus- fuͤhrung eines ſo wichtigen Unternehmens. Man ſagt

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/58>, abgerufen am 23.11.2024.