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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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schaftlichen Zirkeln, wo er sich den übrigen Abend
noch zeigte, überhäuften. Seine Verdienste waren
dadurch noch hundertmal glänzender geworden, und
viele Damen, die bisher tugendhaft genug seine
Narrheit verachtet hatten, wurden bewogen ihre
Waffen zu strecken. Ob er davon Gebrauch machte?
dies gehört nicht in meine Erzählung.

Wer sollte glauben, sagten einige alte Närrin-
nen, daß ein dem Ansehen nach so leichter und muth-
williger Mensch sich mit Erfindungen, die ihm einen
unsterblichen Namen geben, beschäftigen könnte!
Wie oft man sich doch in seinen Urtheilen betrügt!
Selbst Leute von Kopf waren drüber sehr verwun-
dert; denn niemand dachte an Victorin, der blos
das Ansehen eines hübschen jungen Menschen von
einigem natürlichen Witz und eines Neulings hat-
te ... Doch es ist Zeit zu unserm Helden zurück
zu kehren.

Alle Sonnabend begab er sich auf den unbe-
steiglichen Berg, um der Vezinier und ihrer Tochter
Lebensmittel zu bringen. -- Diese Reisen geschahen
des Abends; doch kam Victorin zurück, daß er den
Sonntag Nachmittags in der Stadt zubringen konn-
te: er ließ sich in ein kleines Gehölze nieder, und
gieng zu Fuße hinein. --

Nun bemühte er sich die Grotte in Stand zu
setzen, welche Christine bewohnen sollte. Er trug
verschiedene Sachen dahin, die er von den Geschen-
ken anschafte, die ihm sein Freund der Petitmaitre
in der ersten Hitze zur Erkenntlichkeit machte, näm-

lich



ſchaftlichen Zirkeln, wo er ſich den uͤbrigen Abend
noch zeigte, uͤberhaͤuften. Seine Verdienſte waren
dadurch noch hundertmal glaͤnzender geworden, und
viele Damen, die bisher tugendhaft genug ſeine
Narrheit verachtet hatten, wurden bewogen ihre
Waffen zu ſtrecken. Ob er davon Gebrauch machte?
dies gehoͤrt nicht in meine Erzaͤhlung.

Wer ſollte glauben, ſagten einige alte Naͤrrin-
nen, daß ein dem Anſehen nach ſo leichter und muth-
williger Menſch ſich mit Erfindungen, die ihm einen
unſterblichen Namen geben, beſchaͤftigen koͤnnte!
Wie oft man ſich doch in ſeinen Urtheilen betruͤgt!
Selbſt Leute von Kopf waren druͤber ſehr verwun-
dert; denn niemand dachte an Victorin, der blos
das Anſehen eines huͤbſchen jungen Menſchen von
einigem natuͤrlichen Witz und eines Neulings hat-
te … Doch es iſt Zeit zu unſerm Helden zuruͤck
zu kehren.

Alle Sonnabend begab er ſich auf den unbe-
ſteiglichen Berg, um der Vezinier und ihrer Tochter
Lebensmittel zu bringen. — Dieſe Reiſen geſchahen
des Abends; doch kam Victorin zuruͤck, daß er den
Sonntag Nachmittags in der Stadt zubringen konn-
te: er ließ ſich in ein kleines Gehoͤlze nieder, und
gieng zu Fuße hinein. —

Nun bemuͤhte er ſich die Grotte in Stand zu
ſetzen, welche Chriſtine bewohnen ſollte. Er trug
verſchiedene Sachen dahin, die er von den Geſchen-
ken anſchafte, die ihm ſein Freund der Petitmaitre
in der erſten Hitze zur Erkenntlichkeit machte, naͤm-

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[46/0054] ſchaftlichen Zirkeln, wo er ſich den uͤbrigen Abend noch zeigte, uͤberhaͤuften. Seine Verdienſte waren dadurch noch hundertmal glaͤnzender geworden, und viele Damen, die bisher tugendhaft genug ſeine Narrheit verachtet hatten, wurden bewogen ihre Waffen zu ſtrecken. Ob er davon Gebrauch machte? dies gehoͤrt nicht in meine Erzaͤhlung. Wer ſollte glauben, ſagten einige alte Naͤrrin- nen, daß ein dem Anſehen nach ſo leichter und muth- williger Menſch ſich mit Erfindungen, die ihm einen unſterblichen Namen geben, beſchaͤftigen koͤnnte! Wie oft man ſich doch in ſeinen Urtheilen betruͤgt! Selbſt Leute von Kopf waren druͤber ſehr verwun- dert; denn niemand dachte an Victorin, der blos das Anſehen eines huͤbſchen jungen Menſchen von einigem natuͤrlichen Witz und eines Neulings hat- te … Doch es iſt Zeit zu unſerm Helden zuruͤck zu kehren. Alle Sonnabend begab er ſich auf den unbe- ſteiglichen Berg, um der Vezinier und ihrer Tochter Lebensmittel zu bringen. — Dieſe Reiſen geſchahen des Abends; doch kam Victorin zuruͤck, daß er den Sonntag Nachmittags in der Stadt zubringen konn- te: er ließ ſich in ein kleines Gehoͤlze nieder, und gieng zu Fuße hinein. — Nun bemuͤhte er ſich die Grotte in Stand zu ſetzen, welche Chriſtine bewohnen ſollte. Er trug verſchiedene Sachen dahin, die er von den Geſchen- ken anſchafte, die ihm ſein Freund der Petitmaitre in der erſten Hitze zur Erkenntlichkeit machte, naͤm- lich

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/54>, abgerufen am 23.11.2024.