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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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ber der letzten Gattung trugen keine Blumen an
ihrem Busen, wohl aber auf dem Kopfe wie die
andern, auch mischten sie sich nicht unter die ge-
meinschaftlichen Tänze, sondern stelten sich zusam-
men an die Schranken und schwatzten mit ihren
Männern (ein zu der Zeit ausschliessendes Vorrecht)
während alle ihre Mitbürger sich erlustigten. Man
zeigte dem Hermantin verschiedene Paare von ziem-
lich hohen Jahren mit liebenswürdigen Kindern
umringt, die sich noch nie von einander getrent
hatten, man lobte sie zwar, doch erwies man
denen, die es thaten, keine auszeichnende Ehre
weiter. Denn, sprachen die Alten zu den iungen
Leuten der Christininsel, diese beständigen Gatten ha-
ben ihr Glück eben der Freiheit zu ändern, zu dan-
ken. Aber das entzückendste Schauspiel gab die
zur ersten Eheverbindung bestimte Jugend beiderlei
Geschlechts. Sie veranstalteten verschiedene Quadril-
len, ein Theil in Gegenwart des andern, und bemüh-
ten sich einander zu übertreffen, die Jünglinge in
Geschicklichkeit, und die Mädchen in der Anmuth
ihrer Tänze. Eine Sache die dem Hermantin und
seinen Gefährten sehr auffallend schien, war, daß
den 29 Tag, den Tag vor der Wahl, blos die
iungen Männer und iungen Mädchen nackend vor
einander erschienen, und so die nämlichen Leibes-
übungen und Tänze vornahmen. Nie sahe man
ebenmässigere Körper! Unter dieser grossen Anzahl,
fanden sich kaum zwei von iedem Geschlecht, an de-
nen man einen leichten Fehler bemerkte. Damit
endigten sich die Vorbereitungen.

Den



ber der letzten Gattung trugen keine Blumen an
ihrem Buſen, wohl aber auf dem Kopfe wie die
andern, auch miſchten ſie ſich nicht unter die ge-
meinſchaftlichen Taͤnze, ſondern ſtelten ſich zuſam-
men an die Schranken und ſchwatzten mit ihren
Maͤnnern (ein zu der Zeit ausſchlieſſendes Vorrecht)
waͤhrend alle ihre Mitbuͤrger ſich erluſtigten. Man
zeigte dem Hermantin verſchiedene Paare von ziem-
lich hohen Jahren mit liebenswuͤrdigen Kindern
umringt, die ſich noch nie von einander getrent
hatten, man lobte ſie zwar, doch erwies man
denen, die es thaten, keine auszeichnende Ehre
weiter. Denn, ſprachen die Alten zu den iungen
Leuten der Chriſtininſel, dieſe beſtaͤndigen Gatten ha-
ben ihr Gluͤck eben der Freiheit zu aͤndern, zu dan-
ken. Aber das entzuͤckendſte Schauſpiel gab die
zur erſten Eheverbindung beſtimte Jugend beiderlei
Geſchlechts. Sie veranſtalteten verſchiedene Quadril-
len, ein Theil in Gegenwart des andern, und bemuͤh-
ten ſich einander zu uͤbertreffen, die Juͤnglinge in
Geſchicklichkeit, und die Maͤdchen in der Anmuth
ihrer Taͤnze. Eine Sache die dem Hermantin und
ſeinen Gefaͤhrten ſehr auffallend ſchien, war, daß
den 29 Tag, den Tag vor der Wahl, blos die
iungen Maͤnner und iungen Maͤdchen nackend vor
einander erſchienen, und ſo die naͤmlichen Leibes-
uͤbungen und Taͤnze vornahmen. Nie ſahe man
ebenmaͤſſigere Koͤrper! Unter dieſer groſſen Anzahl,
fanden ſich kaum zwei von iedem Geſchlecht, an de-
nen man einen leichten Fehler bemerkte. Damit
endigten ſich die Vorbereitungen.

Den
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[352/0360] ber der letzten Gattung trugen keine Blumen an ihrem Buſen, wohl aber auf dem Kopfe wie die andern, auch miſchten ſie ſich nicht unter die ge- meinſchaftlichen Taͤnze, ſondern ſtelten ſich zuſam- men an die Schranken und ſchwatzten mit ihren Maͤnnern (ein zu der Zeit ausſchlieſſendes Vorrecht) waͤhrend alle ihre Mitbuͤrger ſich erluſtigten. Man zeigte dem Hermantin verſchiedene Paare von ziem- lich hohen Jahren mit liebenswuͤrdigen Kindern umringt, die ſich noch nie von einander getrent hatten, man lobte ſie zwar, doch erwies man denen, die es thaten, keine auszeichnende Ehre weiter. Denn, ſprachen die Alten zu den iungen Leuten der Chriſtininſel, dieſe beſtaͤndigen Gatten ha- ben ihr Gluͤck eben der Freiheit zu aͤndern, zu dan- ken. Aber das entzuͤckendſte Schauſpiel gab die zur erſten Eheverbindung beſtimte Jugend beiderlei Geſchlechts. Sie veranſtalteten verſchiedene Quadril- len, ein Theil in Gegenwart des andern, und bemuͤh- ten ſich einander zu uͤbertreffen, die Juͤnglinge in Geſchicklichkeit, und die Maͤdchen in der Anmuth ihrer Taͤnze. Eine Sache die dem Hermantin und ſeinen Gefaͤhrten ſehr auffallend ſchien, war, daß den 29 Tag, den Tag vor der Wahl, blos die iungen Maͤnner und iungen Maͤdchen nackend vor einander erſchienen, und ſo die naͤmlichen Leibes- uͤbungen und Taͤnze vornahmen. Nie ſahe man ebenmaͤſſigere Koͤrper! Unter dieſer groſſen Anzahl, fanden ſich kaum zwei von iedem Geſchlecht, an de- nen man einen leichten Fehler bemerkte. Damit endigten ſich die Vorbereitungen. Den

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/360>, abgerufen am 23.11.2024.