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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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heit an ein, daß sie für die Männer, so wie die-
se fürs Vaterland geschaffen sind. Die Arbeit ist
bei uns daher fast nur ein Spiel, und die Spie-
le dienen zum Unterricht. Alle Tage giebt es
Gastmäler, aber nicht wie bei den Europäern,
wenn sie unsere Gewohnheiten annehmen; denn da
würde gewis ein Theil des menschlichen Geschlechts
mit Müssiggehn sich vergnügen, während der an-
dere arbeitete ohne sich zu erlustigen *).

-- Habt ihr Schauspiele und dramatische
Vorstellungen, erlauchter Megapatagoner, fragte
Hermantin?

-- Diese Arten von Vergnügungen sind blos-
se Kleinigkeiten einer Nation von Kindern oder der
Kindheit würdig, antwortete der weise Teugnil.
Wir verlangen lauter gründliche Sachen und haben
nicht mehr Zeit übrig als der Genuß wahrer
Vergnügen erfodert, ohne noch gekünstelte zu
schmieden.

-- Habt ihr also auch keine schönen Künste
als: Mahlerei, Bildhauerei, Musik, Dichtkunst?

-- Wir verachten die Mahlerei. Unsere Gemälde
sind unsere schönen Männer, unsere schönen Weiber, die
wir alle Tage sehn. Wenn das ganze Menschengeschlecht
vernichtet und nur noch ein Einziger übrig, und

dazu
*) Wie in Sparta, das Plutarch und Rousseau so
unverdienterweise loben. (Dulis.)



heit an ein, daß ſie fuͤr die Maͤnner, ſo wie die-
ſe fuͤrs Vaterland geſchaffen ſind. Die Arbeit iſt
bei uns daher faſt nur ein Spiel, und die Spie-
le dienen zum Unterricht. Alle Tage giebt es
Gaſtmaͤler, aber nicht wie bei den Europaͤern,
wenn ſie unſere Gewohnheiten annehmen; denn da
wuͤrde gewis ein Theil des menſchlichen Geſchlechts
mit Muͤſſiggehn ſich vergnuͤgen, waͤhrend der an-
dere arbeitete ohne ſich zu erluſtigen *).

— Habt ihr Schauſpiele und dramatiſche
Vorſtellungen, erlauchter Megapatagoner, fragte
Hermantin?

— Dieſe Arten von Vergnuͤgungen ſind bloſ-
ſe Kleinigkeiten einer Nation von Kindern oder der
Kindheit wuͤrdig, antwortete der weiſe Teugnil.
Wir verlangen lauter gruͤndliche Sachen und haben
nicht mehr Zeit uͤbrig als der Genuß wahrer
Vergnuͤgen erfodert, ohne noch gekuͤnſtelte zu
ſchmieden.

— Habt ihr alſo auch keine ſchoͤnen Kuͤnſte
als: Mahlerei, Bildhauerei, Muſik, Dichtkunſt?

— Wir verachten die Mahlerei. Unſere Gemaͤlde
ſind unſere ſchoͤnen Maͤnner, unſere ſchoͤnen Weiber, die
wir alle Tage ſehn. Wenn das ganze Menſchengeſchlecht
vernichtet und nur noch ein Einziger uͤbrig, und

dazu
*) Wie in Sparta, das Plutarch und Rouſſeau ſo
unverdienterweiſe loben. (Dulis.)
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[334/0342] heit an ein, daß ſie fuͤr die Maͤnner, ſo wie die- ſe fuͤrs Vaterland geſchaffen ſind. Die Arbeit iſt bei uns daher faſt nur ein Spiel, und die Spie- le dienen zum Unterricht. Alle Tage giebt es Gaſtmaͤler, aber nicht wie bei den Europaͤern, wenn ſie unſere Gewohnheiten annehmen; denn da wuͤrde gewis ein Theil des menſchlichen Geſchlechts mit Muͤſſiggehn ſich vergnuͤgen, waͤhrend der an- dere arbeitete ohne ſich zu erluſtigen *). — Habt ihr Schauſpiele und dramatiſche Vorſtellungen, erlauchter Megapatagoner, fragte Hermantin? — Dieſe Arten von Vergnuͤgungen ſind bloſ- ſe Kleinigkeiten einer Nation von Kindern oder der Kindheit wuͤrdig, antwortete der weiſe Teugnil. Wir verlangen lauter gruͤndliche Sachen und haben nicht mehr Zeit uͤbrig als der Genuß wahrer Vergnuͤgen erfodert, ohne noch gekuͤnſtelte zu ſchmieden. — Habt ihr alſo auch keine ſchoͤnen Kuͤnſte als: Mahlerei, Bildhauerei, Muſik, Dichtkunſt? — Wir verachten die Mahlerei. Unſere Gemaͤlde ſind unſere ſchoͤnen Maͤnner, unſere ſchoͤnen Weiber, die wir alle Tage ſehn. Wenn das ganze Menſchengeſchlecht vernichtet und nur noch ein Einziger uͤbrig, und dazu *) Wie in Sparta, das Plutarch und Rouſſeau ſo unverdienterweiſe loben. (Dulis.)

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/342>, abgerufen am 23.11.2024.