Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite


und mächtige Gottheiten, bringt unsere Ehrfurcht
mit der eurigen vereinigt eurem göttlichen Vater
dar, damit er uns in und durch euch segne. Eh-
re sei der Muttererde! Ehre dem Vatersonne!
Tiefe Anbetung dem höchsten Wesen, dem allmäch-
tigen allumfassenden Vater des Ganzen."

Die Ration wiederhohlt die letzten Worte:
Ehre der Muttererde etc. Welch zärtliches Gefühl
haben nicht diese heiligen Worte in dem Munde
unsers zweihundert und zwanzigiährigen Alten un-
terstützt von zwei andern, einem von zweihundert
und neunzehn, dem andern von zweihundert und
zehn Jahren; hervorgebracht! ... Drauf folgen
Feierlichkeiten, Spiele, Tänze und Vergnügungen
aller Art; denn wir nehmen den Grundsatz an,
daß Freudigkeit die würksamste Art sei, die Gott-
heit, die Sonne, unsern Vater, und die Erde,
unsre gemeinschaftliche Mutter, zu ehren.

Dies gäbe mir eine Gelegenheit von unsrer
täglichen Lebensart zu reden, bei welcher die Ver-
gnügungen einen wesentlichen Theil ausmachen;
aber gewisse Pflichten, von denen ich mich nicht
los machen kan, rufen mich ab. Ueberhaupt ge-
hört es für meinen Sohn in Erklärung unsrer Ge-
bräuche meine Stelle zu übernehmen.

Drauf nahm der weise Teugnil, statt seines
Vaters das Wort:

-- Wenn iedermann arbeitet, sprach er, ist
es keine Beschwerlichkeit, sondern die Arbeit wird

ein
X 5


und maͤchtige Gottheiten, bringt unſere Ehrfurcht
mit der eurigen vereinigt eurem goͤttlichen Vater
dar, damit er uns in und durch euch ſegne. Eh-
re ſei der Muttererde! Ehre dem Vaterſonne!
Tiefe Anbetung dem hoͤchſten Weſen, dem allmaͤch-
tigen allumfaſſenden Vater des Ganzen.‟

Die Ration wiederhohlt die letzten Worte:
Ehre der Muttererde ꝛc. Welch zaͤrtliches Gefuͤhl
haben nicht dieſe heiligen Worte in dem Munde
unſers zweihundert und zwanzigiaͤhrigen Alten un-
terſtuͤtzt von zwei andern, einem von zweihundert
und neunzehn, dem andern von zweihundert und
zehn Jahren; hervorgebracht! … Drauf folgen
Feierlichkeiten, Spiele, Taͤnze und Vergnuͤgungen
aller Art; denn wir nehmen den Grundſatz an,
daß Freudigkeit die wuͤrkſamſte Art ſei, die Gott-
heit, die Sonne, unſern Vater, und die Erde,
unſre gemeinſchaftliche Mutter, zu ehren.

Dies gaͤbe mir eine Gelegenheit von unſrer
taͤglichen Lebensart zu reden, bei welcher die Ver-
gnuͤgungen einen weſentlichen Theil ausmachen;
aber gewiſſe Pflichten, von denen ich mich nicht
los machen kan, rufen mich ab. Ueberhaupt ge-
hoͤrt es fuͤr meinen Sohn in Erklaͤrung unſrer Ge-
braͤuche meine Stelle zu uͤbernehmen.

Drauf nahm der weiſe Teugnil, ſtatt ſeines
Vaters das Wort:

— Wenn iedermann arbeitet, ſprach er, iſt
es keine Beſchwerlichkeit, ſondern die Arbeit wird

ein
X 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item><pb facs="#f0337" n="329"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
und ma&#x0364;chtige Gottheiten, bringt un&#x017F;ere Ehrfurcht<lb/>
mit der eurigen vereinigt eurem go&#x0364;ttlichen Vater<lb/>
dar, damit er uns in und durch euch &#x017F;egne. Eh-<lb/>
re &#x017F;ei der Muttererde! Ehre dem Vater&#x017F;onne!<lb/>
Tiefe Anbetung dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten We&#x017F;en, dem allma&#x0364;ch-<lb/>
tigen allumfa&#x017F;&#x017F;enden Vater des Ganzen.&#x201F;</item>
          </list><lb/>
          <p>Die Ration wiederhohlt die letzten Worte:<lb/>
Ehre der Muttererde &#xA75B;c. Welch za&#x0364;rtliches Gefu&#x0364;hl<lb/>
haben nicht die&#x017F;e heiligen Worte in dem Munde<lb/>
un&#x017F;ers zweihundert und zwanzigia&#x0364;hrigen Alten un-<lb/>
ter&#x017F;tu&#x0364;tzt von zwei andern, einem von zweihundert<lb/>
und neunzehn, dem andern von zweihundert und<lb/>
zehn Jahren; hervorgebracht! &#x2026; Drauf folgen<lb/>
Feierlichkeiten, Spiele, Ta&#x0364;nze und Vergnu&#x0364;gungen<lb/>
aller Art; denn wir nehmen den Grund&#x017F;atz an,<lb/>
daß Freudigkeit die wu&#x0364;rk&#x017F;am&#x017F;te Art &#x017F;ei, die Gott-<lb/>
heit, die Sonne, un&#x017F;ern Vater, und die Erde,<lb/>
un&#x017F;re gemein&#x017F;chaftliche Mutter, zu ehren.</p><lb/>
          <p>Dies ga&#x0364;be mir eine Gelegenheit von un&#x017F;rer<lb/>
ta&#x0364;glichen Lebensart zu reden, bei welcher die Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gungen einen we&#x017F;entlichen Theil ausmachen;<lb/>
aber gewi&#x017F;&#x017F;e Pflichten, von denen ich mich nicht<lb/>
los machen kan, rufen mich ab. Ueberhaupt ge-<lb/>
ho&#x0364;rt es fu&#x0364;r meinen Sohn in Erkla&#x0364;rung un&#x017F;rer Ge-<lb/>
bra&#x0364;uche meine Stelle zu u&#x0364;bernehmen.</p><lb/>
          <p>Drauf nahm der wei&#x017F;e Teugnil, &#x017F;tatt &#x017F;eines<lb/>
Vaters das Wort:</p><lb/>
          <p>&#x2014; Wenn iedermann arbeitet, &#x017F;prach er, i&#x017F;t<lb/>
es keine Be&#x017F;chwerlichkeit, &#x017F;ondern die Arbeit wird<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0337] und maͤchtige Gottheiten, bringt unſere Ehrfurcht mit der eurigen vereinigt eurem goͤttlichen Vater dar, damit er uns in und durch euch ſegne. Eh- re ſei der Muttererde! Ehre dem Vaterſonne! Tiefe Anbetung dem hoͤchſten Weſen, dem allmaͤch- tigen allumfaſſenden Vater des Ganzen.‟ Die Ration wiederhohlt die letzten Worte: Ehre der Muttererde ꝛc. Welch zaͤrtliches Gefuͤhl haben nicht dieſe heiligen Worte in dem Munde unſers zweihundert und zwanzigiaͤhrigen Alten un- terſtuͤtzt von zwei andern, einem von zweihundert und neunzehn, dem andern von zweihundert und zehn Jahren; hervorgebracht! … Drauf folgen Feierlichkeiten, Spiele, Taͤnze und Vergnuͤgungen aller Art; denn wir nehmen den Grundſatz an, daß Freudigkeit die wuͤrkſamſte Art ſei, die Gott- heit, die Sonne, unſern Vater, und die Erde, unſre gemeinſchaftliche Mutter, zu ehren. Dies gaͤbe mir eine Gelegenheit von unſrer taͤglichen Lebensart zu reden, bei welcher die Ver- gnuͤgungen einen weſentlichen Theil ausmachen; aber gewiſſe Pflichten, von denen ich mich nicht los machen kan, rufen mich ab. Ueberhaupt ge- hoͤrt es fuͤr meinen Sohn in Erklaͤrung unſrer Ge- braͤuche meine Stelle zu uͤbernehmen. Drauf nahm der weiſe Teugnil, ſtatt ſeines Vaters das Wort: — Wenn iedermann arbeitet, ſprach er, iſt es keine Beſchwerlichkeit, ſondern die Arbeit wird ein X 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/337
Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/337>, abgerufen am 23.11.2024.