fassung, daß sie alles nöthige haben konten, und es wurde allen Bürgern angedeutet, sich gefällig gegen sie zu betragen, welches iedermann mit ei- nem dieser gastfreien und weisen Nation würdigen Eifer befolgte. Den andern Morgen früh kam der alte Noffub nebst seinem Sohn Teugnil, welche sie am Abend nicht eher, als bis sie ins Bett ge- gangen waren, verlassen hatten, wieder, und brach- ten verschiedene Geschenke an Lebensmitteln und Merkwürdigkeiten mit.
Nach dem Frühstück that der Alte einige Fra- gen an die fliegenden Reisenden, über Gebräuche, Religion, Wissenschaften und Weltsistem der Euro- päer, und suchte ihre phisischen Kentnisse zu erfor- schen. Hermantin antwortete nach dem sinnreichen Sistem, welches der französische Plinius bekannt gemacht hat, denn man besaß auch auf der Chri- stininsel die Werke dieses Naturalisten. Die Prin- zen von Geblüte waren nach Paris gereist und hat- ten zwei Exemplarien gekauft; sie wurden nachge- druckt und befanden sich in iedermans Händen. Er sprach von den Epochen der Natur, und von dem Alter der Welt, ein so einfaches Sistem, daß man nicht nöthig hat es jemanden abzustehlen, Herr Teboy mag auch sagen was er will, auch er- klärt' er ihm das Centralfeuer, nach dem Herrn von Büffon.
Bei dieser Stelle seiner Rede fing der Alte an zu lachen, indem er seinen Sohn ansah. Her- mantin merkte es, hielt inne und fragte den ehr-
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faſſung, daß ſie alles noͤthige haben konten, und es wurde allen Buͤrgern angedeutet, ſich gefaͤllig gegen ſie zu betragen, welches iedermann mit ei- nem dieſer gaſtfreien und weiſen Nation wuͤrdigen Eifer befolgte. Den andern Morgen fruͤh kam der alte Noffub nebſt ſeinem Sohn Teugnil, welche ſie am Abend nicht eher, als bis ſie ins Bett ge- gangen waren, verlaſſen hatten, wieder, und brach- ten verſchiedene Geſchenke an Lebensmitteln und Merkwuͤrdigkeiten mit.
Nach dem Fruͤhſtuͤck that der Alte einige Fra- gen an die fliegenden Reiſenden, uͤber Gebraͤuche, Religion, Wiſſenſchaften und Weltſiſtem der Euro- paͤer, und ſuchte ihre phiſiſchen Kentniſſe zu erfor- ſchen. Hermantin antwortete nach dem ſinnreichen Siſtem, welches der franzoͤſiſche Plinius bekannt gemacht hat, denn man beſaß auch auf der Chri- ſtininſel die Werke dieſes Naturaliſten. Die Prin- zen von Gebluͤte waren nach Paris gereiſt und hat- ten zwei Exemplarien gekauft; ſie wurden nachge- druckt und befanden ſich in iedermans Haͤnden. Er ſprach von den Epochen der Natur, und von dem Alter der Welt, ein ſo einfaches Siſtem, daß man nicht noͤthig hat es jemanden abzuſtehlen, Herr Teboy mag auch ſagen was er will, auch er- klaͤrt’ er ihm das Centralfeuer, nach dem Herrn von Buͤffon.
Bei dieſer Stelle ſeiner Rede fing der Alte an zu lachen, indem er ſeinen Sohn anſah. Her- mantin merkte es, hielt inne und fragte den ehr-
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faſſung, daß ſie alles noͤthige haben konten, und
es wurde allen Buͤrgern angedeutet, ſich gefaͤllig
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Eifer befolgte. Den andern Morgen fruͤh kam der
alte Noffub nebſt ſeinem Sohn Teugnil, welche
ſie am Abend nicht eher, als bis ſie ins Bett ge-
gangen waren, verlaſſen hatten, wieder, und brach-
ten verſchiedene Geſchenke an Lebensmitteln und
Merkwuͤrdigkeiten mit.
Nach dem Fruͤhſtuͤck that der Alte einige Fra-
gen an die fliegenden Reiſenden, uͤber Gebraͤuche,
Religion, Wiſſenſchaften und Weltſiſtem der Euro-
paͤer, und ſuchte ihre phiſiſchen Kentniſſe zu erfor-
ſchen. Hermantin antwortete nach dem ſinnreichen
Siſtem, welches der franzoͤſiſche Plinius bekannt
gemacht hat, denn man beſaß auch auf der Chri-
ſtininſel die Werke dieſes Naturaliſten. Die Prin-
zen von Gebluͤte waren nach Paris gereiſt und hat-
ten zwei Exemplarien gekauft; ſie wurden nachge-
druckt und befanden ſich in iedermans Haͤnden. Er
ſprach von den Epochen der Natur, und von
dem Alter der Welt, ein ſo einfaches Siſtem,
daß man nicht noͤthig hat es jemanden abzuſtehlen,
Herr Teboy mag auch ſagen was er will, auch er-
klaͤrt’ er ihm das Centralfeuer, nach dem Herrn
von Buͤffon.
Bei dieſer Stelle ſeiner Rede fing der Alte an
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/303>, abgerufen am 16.07.2024.
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