möchte. Nach diesen Zubereitungen, lauerten sie auf einen günstigen Augenblick, der sich bald dar- stelte.
Als eines Abends die Elephantenmänner mit ihren Weibern und Kindern nach dem See gingen, wurden die Fliegenden, die sich in dem Gebüsche versteckt hatten, ein paar Liebsleute gewahr, die sich zu entfernen suchten. Sie richteten daher ihr Augenmerk auf diese beiden iungen Leute, die sich in ein sehr dichtes Holz versteckten, und sich ihrer Zärtlichkeit überliessen. Man störte sie nicht: als sie sich aber in dem entzückenden Taumel, der auf den Genuß folgt, befanden, warf Hermantin mit seinen Gefährten über ein iedes, ihre Art von Netz, worinn sie eingewickelt, und ihnen die freie Bewegung ihrer Glieder genommen wurden. Als sie so gefesselt waren, hoben die sechs Fliegenden zusammen, die Maschine in die Höhe, und flogen davon. Freilich hätten die beiden Liebesleute bald das Netz zerrissen, und wären losgekommen, wenn das Schrecken sich in der Luft zu sehn, sie nicht an dem fernen Gebrauch ihrer Stärke gehindert hätte, den Anfang dazu hatten sie bereits gemacht. Sie hielten sich daher still, stiessen iedoch zuwei- len ein Klaggeschrei aus, sowohl in Rücksicht der Kälte, welche sie bei der Höhe, in welche ihre Ent- führer flogen, empfunden, als aus beständiger Furcht zu fallen. So wurden sie nicht ohne Mühe bis zum Schiffe gebracht. Es war eben Zeit, daß sie anlangten, denn die beiden Lieben-
den
moͤchte. Nach dieſen Zubereitungen, lauerten ſie auf einen guͤnſtigen Augenblick, der ſich bald dar- ſtelte.
Als eines Abends die Elephantenmaͤnner mit ihren Weibern und Kindern nach dem See gingen, wurden die Fliegenden, die ſich in dem Gebuͤſche verſteckt hatten, ein paar Liebsleute gewahr, die ſich zu entfernen ſuchten. Sie richteten daher ihr Augenmerk auf dieſe beiden iungen Leute, die ſich in ein ſehr dichtes Holz verſteckten, und ſich ihrer Zaͤrtlichkeit uͤberlieſſen. Man ſtoͤrte ſie nicht: als ſie ſich aber in dem entzuͤckenden Taumel, der auf den Genuß folgt, befanden, warf Hermantin mit ſeinen Gefaͤhrten uͤber ein iedes, ihre Art von Netz, worinn ſie eingewickelt, und ihnen die freie Bewegung ihrer Glieder genommen wurden. Als ſie ſo gefeſſelt waren, hoben die ſechs Fliegenden zuſammen, die Maſchine in die Hoͤhe, und flogen davon. Freilich haͤtten die beiden Liebesleute bald das Netz zerriſſen, und waͤren losgekommen, wenn das Schrecken ſich in der Luft zu ſehn, ſie nicht an dem fernen Gebrauch ihrer Staͤrke gehindert haͤtte, den Anfang dazu hatten ſie bereits gemacht. Sie hielten ſich daher ſtill, ſtieſſen iedoch zuwei- len ein Klaggeſchrei aus, ſowohl in Ruͤckſicht der Kaͤlte, welche ſie bei der Hoͤhe, in welche ihre Ent- fuͤhrer flogen, empfunden, als aus beſtaͤndiger Furcht zu fallen. So wurden ſie nicht ohne Muͤhe bis zum Schiffe gebracht. Es war eben Zeit, daß ſie anlangten, denn die beiden Lieben-
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moͤchte. Nach dieſen Zubereitungen, lauerten ſie
auf einen guͤnſtigen Augenblick, der ſich bald dar-
ſtelte.
Als eines Abends die Elephantenmaͤnner mit
ihren Weibern und Kindern nach dem See gingen,
wurden die Fliegenden, die ſich in dem Gebuͤſche
verſteckt hatten, ein paar Liebsleute gewahr, die
ſich zu entfernen ſuchten. Sie richteten daher ihr
Augenmerk auf dieſe beiden iungen Leute, die ſich
in ein ſehr dichtes Holz verſteckten, und ſich ihrer
Zaͤrtlichkeit uͤberlieſſen. Man ſtoͤrte ſie nicht: als
ſie ſich aber in dem entzuͤckenden Taumel, der auf
den Genuß folgt, befanden, warf Hermantin
mit ſeinen Gefaͤhrten uͤber ein iedes, ihre Art von
Netz, worinn ſie eingewickelt, und ihnen die freie
Bewegung ihrer Glieder genommen wurden. Als
ſie ſo gefeſſelt waren, hoben die ſechs Fliegenden
zuſammen, die Maſchine in die Hoͤhe, und flogen
davon. Freilich haͤtten die beiden Liebesleute bald
das Netz zerriſſen, und waͤren losgekommen, wenn
das Schrecken ſich in der Luft zu ſehn, ſie nicht
an dem fernen Gebrauch ihrer Staͤrke gehindert
haͤtte, den Anfang dazu hatten ſie bereits gemacht.
Sie hielten ſich daher ſtill, ſtieſſen iedoch zuwei-
len ein Klaggeſchrei aus, ſowohl in Ruͤckſicht der
Kaͤlte, welche ſie bei der Hoͤhe, in welche ihre Ent-
fuͤhrer flogen, empfunden, als aus beſtaͤndiger
Furcht zu fallen. So wurden ſie nicht ohne
Muͤhe bis zum Schiffe gebracht. Es war eben
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/260>, abgerufen am 23.11.2024.
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