sie in einem mit den schönsten Bäumen bedeckten Lan- de leicht fanden.
Sie liessen sich in einiger Entfernung von ei- nem See nieder, den ein durchlaufender Fluß bil- dete, so wie zum Beispiel die Rhone durch den Genfer See läuft. Kaum waren sie eine Stunde ruhig, als sie einen schwerfälligen Gang, wie von mehrern Personen, die nach dem See zukamen, hörten: sie versteckten sich daher, um unbemerkt zu beobachten. Mit Erstaunen sahen sie dicke beweg- liche Körper, deren einige auf zwei, andere auf vier Füssen gingen, mit einem unförmlichen Menschen- kopf, an welchem, statt der Nase, ein Elephan- ten Rüssel sich befand. Hände und Füsse glichen ziemlich den menschlichen, waren aber mit einer harten zersprungenen Haut, wie bei den Elephan- ten bedeckt. Diese dicken Wesen stiegen in den See, und tauchten bis ans Maul unter. Sie zeigten dabei viel Freude, da sie zuvor ein sehr trauriges, und halb entkräftetes Ansehn hatten. Nach dem Baden, begaben sie sich an ein schat- tigtes Ufer des Sees, und schliefen paarweise ein. Jedes von diesen dicken Wesen, hatte ein anderes minder dickes, und minder häßliches Thier, ohne Waffen am Maule, wie dieienigen, welche män- lichen Geschlechts zu sein schienen, zur Seite, in- gleichen kleinere Geschöpfe von der nämlichen Gat- tung, die ohne Zweifel ihre Kinder waren.
Als alles schlief, traten Hermantin und seine Gefährten näher, und fanden, daß es ein Ge-
mische
Q 5
ſie in einem mit den ſchoͤnſten Baͤumen bedeckten Lan- de leicht fanden.
Sie lieſſen ſich in einiger Entfernung von ei- nem See nieder, den ein durchlaufender Fluß bil- dete, ſo wie zum Beiſpiel die Rhone durch den Genfer See laͤuft. Kaum waren ſie eine Stunde ruhig, als ſie einen ſchwerfaͤlligen Gang, wie von mehrern Perſonen, die nach dem See zukamen, hoͤrten: ſie verſteckten ſich daher, um unbemerkt zu beobachten. Mit Erſtaunen ſahen ſie dicke beweg- liche Koͤrper, deren einige auf zwei, andere auf vier Fuͤſſen gingen, mit einem unfoͤrmlichen Menſchen- kopf, an welchem, ſtatt der Naſe, ein Elephan- ten Ruͤſſel ſich befand. Haͤnde und Fuͤſſe glichen ziemlich den menſchlichen, waren aber mit einer harten zerſprungenen Haut, wie bei den Elephan- ten bedeckt. Dieſe dicken Weſen ſtiegen in den See, und tauchten bis ans Maul unter. Sie zeigten dabei viel Freude, da ſie zuvor ein ſehr trauriges, und halb entkraͤftetes Anſehn hatten. Nach dem Baden, begaben ſie ſich an ein ſchat- tigtes Ufer des Sees, und ſchliefen paarweiſe ein. Jedes von dieſen dicken Weſen, hatte ein anderes minder dickes, und minder haͤßliches Thier, ohne Waffen am Maule, wie dieienigen, welche maͤn- lichen Geſchlechts zu ſein ſchienen, zur Seite, in- gleichen kleinere Geſchoͤpfe von der naͤmlichen Gat- tung, die ohne Zweifel ihre Kinder waren.
Als alles ſchlief, traten Hermantin und ſeine Gefaͤhrten naͤher, und fanden, daß es ein Ge-
miſche
Q 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0257"n="249"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>ſie in einem mit den ſchoͤnſten Baͤumen bedeckten Lan-<lb/>
de leicht fanden.</p><lb/><p>Sie lieſſen ſich in einiger Entfernung von ei-<lb/>
nem See nieder, den ein durchlaufender Fluß bil-<lb/>
dete, ſo wie zum Beiſpiel die Rhone durch den<lb/>
Genfer See laͤuft. Kaum waren ſie eine Stunde<lb/>
ruhig, als ſie einen ſchwerfaͤlligen Gang, wie<lb/>
von mehrern Perſonen, die nach dem See zukamen,<lb/>
hoͤrten: ſie verſteckten ſich daher, um unbemerkt<lb/>
zu beobachten. Mit Erſtaunen ſahen ſie dicke beweg-<lb/>
liche Koͤrper, deren einige auf zwei, andere auf vier<lb/>
Fuͤſſen gingen, mit einem unfoͤrmlichen Menſchen-<lb/>
kopf, an welchem, ſtatt der Naſe, ein Elephan-<lb/>
ten Ruͤſſel ſich befand. Haͤnde und Fuͤſſe glichen<lb/>
ziemlich den menſchlichen, waren aber mit einer<lb/>
harten zerſprungenen Haut, wie bei den Elephan-<lb/>
ten bedeckt. Dieſe dicken Weſen ſtiegen in den<lb/>
See, und tauchten bis ans Maul unter. Sie<lb/>
zeigten dabei viel Freude, da ſie zuvor ein ſehr<lb/>
trauriges, und halb entkraͤftetes Anſehn hatten.<lb/>
Nach dem Baden, begaben ſie ſich an ein ſchat-<lb/>
tigtes Ufer des Sees, und ſchliefen paarweiſe ein.<lb/>
Jedes von dieſen dicken Weſen, hatte ein anderes<lb/>
minder dickes, und minder haͤßliches Thier, ohne<lb/>
Waffen am Maule, wie dieienigen, welche maͤn-<lb/>
lichen Geſchlechts zu ſein ſchienen, zur Seite, in-<lb/>
gleichen kleinere Geſchoͤpfe von der naͤmlichen Gat-<lb/>
tung, die ohne Zweifel ihre Kinder waren.</p><lb/><p>Als alles ſchlief, traten Hermantin und ſeine<lb/>
Gefaͤhrten naͤher, und fanden, daß es ein Ge-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">miſche</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[249/0257]
ſie in einem mit den ſchoͤnſten Baͤumen bedeckten Lan-
de leicht fanden.
Sie lieſſen ſich in einiger Entfernung von ei-
nem See nieder, den ein durchlaufender Fluß bil-
dete, ſo wie zum Beiſpiel die Rhone durch den
Genfer See laͤuft. Kaum waren ſie eine Stunde
ruhig, als ſie einen ſchwerfaͤlligen Gang, wie
von mehrern Perſonen, die nach dem See zukamen,
hoͤrten: ſie verſteckten ſich daher, um unbemerkt
zu beobachten. Mit Erſtaunen ſahen ſie dicke beweg-
liche Koͤrper, deren einige auf zwei, andere auf vier
Fuͤſſen gingen, mit einem unfoͤrmlichen Menſchen-
kopf, an welchem, ſtatt der Naſe, ein Elephan-
ten Ruͤſſel ſich befand. Haͤnde und Fuͤſſe glichen
ziemlich den menſchlichen, waren aber mit einer
harten zerſprungenen Haut, wie bei den Elephan-
ten bedeckt. Dieſe dicken Weſen ſtiegen in den
See, und tauchten bis ans Maul unter. Sie
zeigten dabei viel Freude, da ſie zuvor ein ſehr
trauriges, und halb entkraͤftetes Anſehn hatten.
Nach dem Baden, begaben ſie ſich an ein ſchat-
tigtes Ufer des Sees, und ſchliefen paarweiſe ein.
Jedes von dieſen dicken Weſen, hatte ein anderes
minder dickes, und minder haͤßliches Thier, ohne
Waffen am Maule, wie dieienigen, welche maͤn-
lichen Geſchlechts zu ſein ſchienen, zur Seite, in-
gleichen kleinere Geſchoͤpfe von der naͤmlichen Gat-
tung, die ohne Zweifel ihre Kinder waren.
Als alles ſchlief, traten Hermantin und ſeine
Gefaͤhrten naͤher, und fanden, daß es ein Ge-
miſche
Q 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/257>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.