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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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te sie in ein Netz, und schafte sie auf die Chri-
stininsel, wo er sie in ein gemauretes Behältnis
einschlos, welches mit einem am Boden wohl ver-
mauerten Loche versehen war. Jn der Länge ge-
wöhnten sich diese sonderbaren Wesen an die Men-
schen. Sie zeugten auch Junge; aber es war
unmöglich, sie, wie die übrigen Thiermenschen,
unserm Verstande nahe zu bringen. Fand man sie
auch am Ende eines Sommers ein wenig gelehri-
ger und verständiger, so gingen beinah alle die-
se eworbenen Kentnisse durch die Kälte des Win-
ters wieder verlohren, und sie schienen das fol-
gende Frühiahr, noch furchtsamer und mistraui-
scher als den vorigen Herbst. Dieienigen, welche
auf der Schlangeninsel geblieben waren, nahmen
nicht den geringsten Grad von Bildung an, sie
verfielen sogar immer mehr, und man fand oft
Todte unter ihnen. Alle diese Umstände erregten
das Mitleid des Hermantin, und der andern
Prinzen von Geblüte. Sie nahmen sich da-
her vor, in der Gegend des Aequators eine Jn-
sel ohne menschliche Bewohner zu suchen, wo die-
se Schlangenmenschen ruhig, und sogar gesichert
gegen die iährliche Kälte, leben könten. Sie fan-
den was sie suchten, zwischen dem funfzehnten und
vierzehnten Grade. Gegen die Mitte des Herbsts,
vor Anfang der Kälte, brachte man den Schlan-
genmenschen ihre beiden Kameraden wieder, um
ihnen etwas sanftere Gesinnungen einzuflössen, wel-
ches auch geschah. Sie hatten solche für todt ge-
halten und freuten sich daher, sie wieder zu sehn.

Wenig



te ſie in ein Netz, und ſchafte ſie auf die Chri-
ſtininſel, wo er ſie in ein gemauretes Behaͤltnis
einſchlos, welches mit einem am Boden wohl ver-
mauerten Loche verſehen war. Jn der Laͤnge ge-
woͤhnten ſich dieſe ſonderbaren Weſen an die Men-
ſchen. Sie zeugten auch Junge; aber es war
unmoͤglich, ſie, wie die uͤbrigen Thiermenſchen,
unſerm Verſtande nahe zu bringen. Fand man ſie
auch am Ende eines Sommers ein wenig gelehri-
ger und verſtaͤndiger, ſo gingen beinah alle die-
ſe eworbenen Kentniſſe durch die Kaͤlte des Win-
ters wieder verlohren, und ſie ſchienen das fol-
gende Fruͤhiahr, noch furchtſamer und mistraui-
ſcher als den vorigen Herbſt. Dieienigen, welche
auf der Schlangeninſel geblieben waren, nahmen
nicht den geringſten Grad von Bildung an, ſie
verfielen ſogar immer mehr, und man fand oft
Todte unter ihnen. Alle dieſe Umſtaͤnde erregten
das Mitleid des Hermantin, und der andern
Prinzen von Gebluͤte. Sie nahmen ſich da-
her vor, in der Gegend des Aequators eine Jn-
ſel ohne menſchliche Bewohner zu ſuchen, wo die-
ſe Schlangenmenſchen ruhig, und ſogar geſichert
gegen die iaͤhrliche Kaͤlte, leben koͤnten. Sie fan-
den was ſie ſuchten, zwiſchen dem funfzehnten und
vierzehnten Grade. Gegen die Mitte des Herbſts,
vor Anfang der Kaͤlte, brachte man den Schlan-
genmenſchen ihre beiden Kameraden wieder, um
ihnen etwas ſanftere Geſinnungen einzufloͤſſen, wel-
ches auch geſchah. Sie hatten ſolche fuͤr todt ge-
halten und freuten ſich daher, ſie wieder zu ſehn.

Wenig
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[244/0252] te ſie in ein Netz, und ſchafte ſie auf die Chri- ſtininſel, wo er ſie in ein gemauretes Behaͤltnis einſchlos, welches mit einem am Boden wohl ver- mauerten Loche verſehen war. Jn der Laͤnge ge- woͤhnten ſich dieſe ſonderbaren Weſen an die Men- ſchen. Sie zeugten auch Junge; aber es war unmoͤglich, ſie, wie die uͤbrigen Thiermenſchen, unſerm Verſtande nahe zu bringen. Fand man ſie auch am Ende eines Sommers ein wenig gelehri- ger und verſtaͤndiger, ſo gingen beinah alle die- ſe eworbenen Kentniſſe durch die Kaͤlte des Win- ters wieder verlohren, und ſie ſchienen das fol- gende Fruͤhiahr, noch furchtſamer und mistraui- ſcher als den vorigen Herbſt. Dieienigen, welche auf der Schlangeninſel geblieben waren, nahmen nicht den geringſten Grad von Bildung an, ſie verfielen ſogar immer mehr, und man fand oft Todte unter ihnen. Alle dieſe Umſtaͤnde erregten das Mitleid des Hermantin, und der andern Prinzen von Gebluͤte. Sie nahmen ſich da- her vor, in der Gegend des Aequators eine Jn- ſel ohne menſchliche Bewohner zu ſuchen, wo die- ſe Schlangenmenſchen ruhig, und ſogar geſichert gegen die iaͤhrliche Kaͤlte, leben koͤnten. Sie fan- den was ſie ſuchten, zwiſchen dem funfzehnten und vierzehnten Grade. Gegen die Mitte des Herbſts, vor Anfang der Kaͤlte, brachte man den Schlan- genmenſchen ihre beiden Kameraden wieder, um ihnen etwas ſanftere Geſinnungen einzufloͤſſen, wel- ches auch geſchah. Sie hatten ſolche fuͤr todt ge- halten und freuten ſich daher, ſie wieder zu ſehn. Wenig

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/252>, abgerufen am 22.11.2024.