So führte man nach und nach alle die wilden Zöglinge wieder in ihr Vaterland. Wir wollen sie und die Statthalter auf einige Zeit verlassen, um die Folgen der weisen Maasregeln des Victorin zu betrachten. Jch setze daher meinen Bericht von den Entdeckungen dieses unermüdeten Mannes fort.
Einen Monat drauf, als sie den iungen Bock- menschen und das iunge Schafmädchen wieder in ihr Vaterland gebracht hatten (die sehr blödsinnig und so unverständig schienen, daß man sie sechs Monat länger, als die übrigen behalten mußte, um ihnen die leichtesten Sachen beizubringen) flo- gen die drei Victorins wieder aus über die Schaf- insel hin, wo sie nichts als Meer fanden.
Neunte Jnsel.
Ein wenig weiter nordwärts, wurden sie gegen den fünf und funfzigsten Grad südlicher Breite eine ziemlich große Jnsel gewahr. Das Land schien so unfruchtbar, daß man kaum einige Sträucher be- merkte. Die Spitzen der Berge waren mit Eis be- deckt, auch auf den Flächen fand man dessen. Auf dieses todte Land ließen die fliegenden Menschen sich nieder, um dessen Einwohner aufzusuchen. Sie sahen einige Rennthiere, die jedoch von den nördli- chen ein wenig unterschieden waren. Um sich zu erwärmen, giengen sie zu Fuße, ob man schon auf dem Südpol noch Sommer hatte. Endlich kamen sie an eine in Felsen gegrabene Höhle am Ufer eines
großen
So fuͤhrte man nach und nach alle die wilden Zoͤglinge wieder in ihr Vaterland. Wir wollen ſie und die Statthalter auf einige Zeit verlaſſen, um die Folgen der weiſen Maasregeln des Victorin zu betrachten. Jch ſetze daher meinen Bericht von den Entdeckungen dieſes unermuͤdeten Mannes fort.
Einen Monat drauf, als ſie den iungen Bock- menſchen und das iunge Schafmaͤdchen wieder in ihr Vaterland gebracht hatten (die ſehr bloͤdſinnig und ſo unverſtaͤndig ſchienen, daß man ſie ſechs Monat laͤnger, als die uͤbrigen behalten mußte, um ihnen die leichteſten Sachen beizubringen) flo- gen die drei Victorins wieder aus uͤber die Schaf- inſel hin, wo ſie nichts als Meer fanden.
Neunte Jnſel.
Ein wenig weiter nordwaͤrts, wurden ſie gegen den fuͤnf und funfzigſten Grad ſuͤdlicher Breite eine ziemlich große Jnſel gewahr. Das Land ſchien ſo unfruchtbar, daß man kaum einige Straͤucher be- merkte. Die Spitzen der Berge waren mit Eis be- deckt, auch auf den Flaͤchen fand man deſſen. Auf dieſes todte Land ließen die fliegenden Menſchen ſich nieder, um deſſen Einwohner aufzuſuchen. Sie ſahen einige Rennthiere, die jedoch von den noͤrdli- chen ein wenig unterſchieden waren. Um ſich zu erwaͤrmen, giengen ſie zu Fuße, ob man ſchon auf dem Suͤdpol noch Sommer hatte. Endlich kamen ſie an eine in Felſen gegrabene Hoͤhle am Ufer eines
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So fuͤhrte man nach und nach alle die wilden
Zoͤglinge wieder in ihr Vaterland. Wir wollen ſie
und die Statthalter auf einige Zeit verlaſſen, um
die Folgen der weiſen Maasregeln des Victorin zu
betrachten. Jch ſetze daher meinen Bericht von
den Entdeckungen dieſes unermuͤdeten Mannes fort.
Einen Monat drauf, als ſie den iungen Bock-
menſchen und das iunge Schafmaͤdchen wieder in
ihr Vaterland gebracht hatten (die ſehr bloͤdſinnig
und ſo unverſtaͤndig ſchienen, daß man ſie ſechs
Monat laͤnger, als die uͤbrigen behalten mußte,
um ihnen die leichteſten Sachen beizubringen) flo-
gen die drei Victorins wieder aus uͤber die Schaf-
inſel hin, wo ſie nichts als Meer fanden.
Neunte Jnſel.
Ein wenig weiter nordwaͤrts, wurden ſie gegen
den fuͤnf und funfzigſten Grad ſuͤdlicher Breite eine
ziemlich große Jnſel gewahr. Das Land ſchien ſo
unfruchtbar, daß man kaum einige Straͤucher be-
merkte. Die Spitzen der Berge waren mit Eis be-
deckt, auch auf den Flaͤchen fand man deſſen. Auf
dieſes todte Land ließen die fliegenden Menſchen ſich
nieder, um deſſen Einwohner aufzuſuchen. Sie
ſahen einige Rennthiere, die jedoch von den noͤrdli-
chen ein wenig unterſchieden waren. Um ſich zu
erwaͤrmen, giengen ſie zu Fuße, ob man ſchon auf
dem Suͤdpol noch Sommer hatte. Endlich kamen
ſie an eine in Felſen gegrabene Hoͤhle am Ufer eines
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/214>, abgerufen am 23.11.2024.
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