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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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übrigen folgten ihm mit Laufen und Springen. Alex-
ander mußte darüber lachen, daß ihm die Thränen
in den Augen standen. Jhrer Gewohnheit nach
nahmen die fliegenden Menschen einen von
den Hintersten, gaben ihm Brodfrucht zu essen
und machten ihn in einem halben Tage zahm, so
daß er sie beschnoperte und ihnen den Rüssel hin-
reckte. Gegen Adend liessen sie ihn wieder los,
da er sich denn sehr gemächlich zu seinen Landsleu-
ten begab. Den andern Morgen führten die Chri-
stinier zwei iunge Personen beiderlei Geschlechts von
diesem Schwein-Menschengeschlecht weg und tru-
gen sie auf die Christineninsel, um ihnen eine Bil-
dung zu geben und sie in den Stand zu setzen,
einst die Vervollkomner ihrer Nation zu seyn.

Bei dieser Reise hatte Alexander das Vergnü-
gen zu sehn, daß die schöne Mikitikipi seine erha-
bene liebe Gattin ihm einen Sohn gebar, welcher
den Nahmen Skhapopantigho-Hermantin be-
kam. Doch führt' er in der Gesellschaft blos die-
sen letztern Namen, weil der erstere zu hart und
dem Kinde blos aus Gefälligkeit gegen die patago-
nische Nation beigelegt war.

Nach den Feierlichkeiten welche diese Nieder-
kunft auf der ganzen Christineninsel und in Patago-
nien veranlaßte, machten Vater und Sohn sich wie-
der auf den Weg. Alexanders ältester Bruder be-
gleitete sie, da seine Gattin sich die Trennung auf
einige Tage gefallen ließ; denn sie betet' ihn an,

und



uͤbrigen folgten ihm mit Laufen und Springen. Alex-
ander mußte daruͤber lachen, daß ihm die Thraͤnen
in den Augen ſtanden. Jhrer Gewohnheit nach
nahmen die fliegenden Menſchen einen von
den Hinterſten, gaben ihm Brodfrucht zu eſſen
und machten ihn in einem halben Tage zahm, ſo
daß er ſie beſchnoperte und ihnen den Ruͤſſel hin-
reckte. Gegen Adend lieſſen ſie ihn wieder los,
da er ſich denn ſehr gemaͤchlich zu ſeinen Landsleu-
ten begab. Den andern Morgen fuͤhrten die Chri-
ſtinier zwei iunge Perſonen beiderlei Geſchlechts von
dieſem Schwein-Menſchengeſchlecht weg und tru-
gen ſie auf die Chriſtineninſel, um ihnen eine Bil-
dung zu geben und ſie in den Stand zu ſetzen,
einſt die Vervollkomner ihrer Nation zu ſeyn.

Bei dieſer Reiſe hatte Alexander das Vergnuͤ-
gen zu ſehn, daß die ſchoͤne Mikitikipi ſeine erha-
bene liebe Gattin ihm einen Sohn gebar, welcher
den Nahmen Skhapopantighô-Hermantin be-
kam. Doch fuͤhrt’ er in der Geſellſchaft blos die-
ſen letztern Namen, weil der erſtere zu hart und
dem Kinde blos aus Gefaͤlligkeit gegen die patago-
niſche Nation beigelegt war.

Nach den Feierlichkeiten welche dieſe Nieder-
kunft auf der ganzen Chriſtineninſel und in Patago-
nien veranlaßte, machten Vater und Sohn ſich wie-
der auf den Weg. Alexanders aͤlteſter Bruder be-
gleitete ſie, da ſeine Gattin ſich die Trennung auf
einige Tage gefallen ließ; denn ſie betet’ ihn an,

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[190/0198] uͤbrigen folgten ihm mit Laufen und Springen. Alex- ander mußte daruͤber lachen, daß ihm die Thraͤnen in den Augen ſtanden. Jhrer Gewohnheit nach nahmen die fliegenden Menſchen einen von den Hinterſten, gaben ihm Brodfrucht zu eſſen und machten ihn in einem halben Tage zahm, ſo daß er ſie beſchnoperte und ihnen den Ruͤſſel hin- reckte. Gegen Adend lieſſen ſie ihn wieder los, da er ſich denn ſehr gemaͤchlich zu ſeinen Landsleu- ten begab. Den andern Morgen fuͤhrten die Chri- ſtinier zwei iunge Perſonen beiderlei Geſchlechts von dieſem Schwein-Menſchengeſchlecht weg und tru- gen ſie auf die Chriſtineninſel, um ihnen eine Bil- dung zu geben und ſie in den Stand zu ſetzen, einſt die Vervollkomner ihrer Nation zu ſeyn. Bei dieſer Reiſe hatte Alexander das Vergnuͤ- gen zu ſehn, daß die ſchoͤne Mikitikipi ſeine erha- bene liebe Gattin ihm einen Sohn gebar, welcher den Nahmen Skhapopantighô-Hermantin be- kam. Doch fuͤhrt’ er in der Geſellſchaft blos die- ſen letztern Namen, weil der erſtere zu hart und dem Kinde blos aus Gefaͤlligkeit gegen die patago- niſche Nation beigelegt war. Nach den Feierlichkeiten welche dieſe Nieder- kunft auf der ganzen Chriſtineninſel und in Patago- nien veranlaßte, machten Vater und Sohn ſich wie- der auf den Weg. Alexanders aͤlteſter Bruder be- gleitete ſie, da ſeine Gattin ſich die Trennung auf einige Tage gefallen ließ; denn ſie betet’ ihn an, und

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/198>, abgerufen am 22.11.2024.