ie glücklich r! Ach das erhabenste Glück, unbekannt in den ver erbten Städten, das ich aber empfinde, ist, sein Glück gemacht und die Urheber seiner Ta- ge zu Zeugen eines erwünschten Erfolgs zu haben! zu sehn ihre Freude, und die süssen Empfindun- gen, womit wir sie beleben; sehn, welch ein ge- schmackvoller veriüngender Nektar es ihnen ist, wenn sie mit einem srommen Stolz von uns sagen: Mein Sohn! (Denn der Ruhm des Sohns er- streckt sich weit mehr auf den Vater, als des Vaters auf den Sohn.)
Die Nachtmenschen lebten ruhig in ihrer Ein- gezogenheit, worin niemand sie störte: man brachte ihnen vielmehr Vorräthe und legte sie vor den Ein- gang ihrer Höle. Dies war eine Art von Zoll, wel- chen Victorin den wahren Eigenthümern der Jnsel be- zahlt wissen wollte. -- Willst du als Gesetzgeber dei- nem Volke Sittsamkeit und Gerechtigkeit beibringen, so mache es nicht wie der Europäer; sei selbst gerecht gegen schwache und wehrlose Nationen: denn nichts war leichter, als alle Nachtmenschen in einem Tage zu erwürgen; aber Victorin machte ein Grundge- setz, sie zu chren.
Er bekam bald Gelegenheit sich seines Betra- gens zu freuen, und er muste eine der sanftesten Regungen empfinden, als er Zeuge dessen war, was ich sogleich erzählen will. Nachdem man den Nachtmenschen einige Jahrlang ununterbrochen die- se Geschenke gemacht hatte, wurden sie, die solche
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ie gluͤcklich r! Ach das erhabenſte Gluͤck, unbekannt in den ver erbten Staͤdten, das ich aber empfinde, iſt, ſein Gluͤck gemacht und die Urheber ſeiner Ta- ge zu Zeugen eines erwuͤnſchten Erfolgs zu haben! zu ſehn ihre Freude, und die ſuͤſſen Empfindun- gen, womit wir ſie beleben; ſehn, welch ein ge- ſchmackvoller veriuͤngender Nektar es ihnen iſt, wenn ſie mit einem ſrommen Stolz von uns ſagen: Mein Sohn! (Denn der Ruhm des Sohns er- ſtreckt ſich weit mehr auf den Vater, als des Vaters auf den Sohn.)
Die Nachtmenſchen lebten ruhig in ihrer Ein- gezogenheit, worin niemand ſie ſtoͤrte: man brachte ihnen vielmehr Vorraͤthe und legte ſie vor den Ein- gang ihrer Hoͤle. Dies war eine Art von Zoll, wel- chen Victorin den wahren Eigenthuͤmern der Jnſel be- zahlt wiſſen wollte. — Willſt du als Geſetzgeber dei- nem Volke Sittſamkeit und Gerechtigkeit beibringen, ſo mache es nicht wie der Europaͤer; ſei ſelbſt gerecht gegen ſchwache und wehrloſe Nationen: denn nichts war leichter, als alle Nachtmenſchen in einem Tage zu erwuͤrgen; aber Victorin machte ein Grundge- ſetz, ſie zu chren.
Er bekam bald Gelegenheit ſich ſeines Betra- gens zu freuen, und er muſte eine der ſanfteſten Regungen empfinden, als er Zeuge deſſen war, was ich ſogleich erzaͤhlen will. Nachdem man den Nachtmenſchen einige Jahrlang ununterbrochen die- ſe Geſchenke gemacht hatte, wurden ſie, die ſolche
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ie gluͤcklich r! Ach das erhabenſte Gluͤck, unbekannt
in den ver erbten Staͤdten, das ich aber empfinde,
iſt, ſein Gluͤck gemacht und die Urheber ſeiner Ta-
ge zu Zeugen eines erwuͤnſchten Erfolgs zu haben!
zu ſehn ihre Freude, und die ſuͤſſen Empfindun-
gen, womit wir ſie beleben; ſehn, welch ein ge-
ſchmackvoller veriuͤngender Nektar es ihnen iſt, wenn
ſie mit einem ſrommen Stolz von uns ſagen:
Mein Sohn! (Denn der Ruhm des Sohns er-
ſtreckt ſich weit mehr auf den Vater, als des
Vaters auf den Sohn.)
Die Nachtmenſchen lebten ruhig in ihrer Ein-
gezogenheit, worin niemand ſie ſtoͤrte: man brachte
ihnen vielmehr Vorraͤthe und legte ſie vor den Ein-
gang ihrer Hoͤle. Dies war eine Art von Zoll, wel-
chen Victorin den wahren Eigenthuͤmern der Jnſel be-
zahlt wiſſen wollte. — Willſt du als Geſetzgeber dei-
nem Volke Sittſamkeit und Gerechtigkeit beibringen,
ſo mache es nicht wie der Europaͤer; ſei ſelbſt gerecht
gegen ſchwache und wehrloſe Nationen: denn nichts
war leichter, als alle Nachtmenſchen in einem Tage
zu erwuͤrgen; aber Victorin machte ein Grundge-
ſetz, ſie zu chren.
Er bekam bald Gelegenheit ſich ſeines Betra-
gens zu freuen, und er muſte eine der ſanfteſten
Regungen empfinden, als er Zeuge deſſen war,
was ich ſogleich erzaͤhlen will. Nachdem man den
Nachtmenſchen einige Jahrlang ununterbrochen die-
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/176>, abgerufen am 16.02.2025.
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