ihrer Lebhaftigkeit, Flüchtigkeit und Schönheit wegen den Weibern näher zu kommen geschienen hat. Wir müssen daher die Nation versamm- len und zwanzig Orhomhodho zur Berathschla- gung ziehen. "Die übrigen traten alle, ein einzi- ger ausgenommen, dessen Ausspruch auf dreis- sig Zirkel ging, dieser Meinung bei. Zum Glück verlohren die Weiber ihre Geduld und sezten die- se wichtigen Personen in solche Furcht, daß sie entschieden, die Heirath sollte längstens in zehn Sonnen vor sich gehn. Alle nahmen den jun- gen B-m-t in ihre Arme, und erdrückten ihn bald mit Liebkosungen.
Eine ganz besondere Ursach, welche die Wei- ber zu Begünstigung der Leidenschaft der schönen Jshmichtriß veranlaßte, war, daß in Patagonien weit weniger Männer als Weiber gefunden wer- den, weshalb ein Mann deren wenigstens drei hatte. Dies war aller Wahrscheinlichkeit nach auch der Grund, welcher bei der jungen Pata- gonerin entschieden hatte: sie rechnete, daß der liebenswürdige kleine Mensch ungefähr das Drit- theil eines Patagonen vermöchte, und daß es also, wenn sie ihn allein hätte, auf eins hin- aus laufen würde.
Der junge B-m-t machte sich, so geschwind er fliegen konnte, mit Liebkosungen überhäuft, nach Sunhichdhombah, oder der Christineninsel zurück. Er fand seinen Vater zur Abreise auf ihn warten. Der junge Mann gab ihm Nach-
richt
ihrer Lebhaftigkeit, Fluͤchtigkeit und Schoͤnheit wegen den Weibern naͤher zu kommen geſchienen hat. Wir muͤſſen daher die Nation verſamm- len und zwanzig Orhomhodho zur Berathſchla- gung ziehen. „Die uͤbrigen traten alle, ein einzi- ger ausgenommen, deſſen Ausſpruch auf dreiſ- ſig Zirkel ging, dieſer Meinung bei. Zum Gluͤck verlohren die Weiber ihre Geduld und ſezten die- ſe wichtigen Perſonen in ſolche Furcht, daß ſie entſchieden, die Heirath ſollte laͤngſtens in zehn Sonnen vor ſich gehn. Alle nahmen den jun- gen B-m-t in ihre Arme, und erdruͤckten ihn bald mit Liebkoſungen.
Eine ganz beſondere Urſach, welche die Wei- ber zu Beguͤnſtigung der Leidenſchaft der ſchoͤnen Jſhmichtriß veranlaßte, war, daß in Patagonien weit weniger Maͤnner als Weiber gefunden wer- den, weshalb ein Mann deren wenigſtens drei hatte. Dies war aller Wahrſcheinlichkeit nach auch der Grund, welcher bei der jungen Pata- gonerin entſchieden hatte: ſie rechnete, daß der liebenswuͤrdige kleine Menſch ungefaͤhr das Drit- theil eines Patagonen vermoͤchte, und daß es alſo, wenn ſie ihn allein haͤtte, auf eins hin- aus laufen wuͤrde.
Der junge B-m-t machte ſich, ſo geſchwind er fliegen konnte, mit Liebkoſungen uͤberhaͤuft, nach Sunhichdhombah, oder der Chriſtineninſel zuruͤck. Er fand ſeinen Vater zur Abreiſe auf ihn warten. Der junge Mann gab ihm Nach-
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ihrer Lebhaftigkeit, Fluͤchtigkeit und Schoͤnheit
wegen den Weibern naͤher zu kommen geſchienen
hat. Wir muͤſſen daher die Nation verſamm-
len und zwanzig Orhomhodho zur Berathſchla-
gung ziehen. „Die uͤbrigen traten alle, ein einzi-
ger ausgenommen, deſſen Ausſpruch auf dreiſ-
ſig Zirkel ging, dieſer Meinung bei. Zum Gluͤck
verlohren die Weiber ihre Geduld und ſezten die-
ſe wichtigen Perſonen in ſolche Furcht, daß ſie
entſchieden, die Heirath ſollte laͤngſtens in zehn
Sonnen vor ſich gehn. Alle nahmen den jun-
gen B-m-t in ihre Arme, und erdruͤckten ihn
bald mit Liebkoſungen.
Eine ganz beſondere Urſach, welche die Wei-
ber zu Beguͤnſtigung der Leidenſchaft der ſchoͤnen
Jſhmichtriß veranlaßte, war, daß in Patagonien
weit weniger Maͤnner als Weiber gefunden wer-
den, weshalb ein Mann deren wenigſtens drei
hatte. Dies war aller Wahrſcheinlichkeit nach
auch der Grund, welcher bei der jungen Pata-
gonerin entſchieden hatte: ſie rechnete, daß der
liebenswuͤrdige kleine Menſch ungefaͤhr das Drit-
theil eines Patagonen vermoͤchte, und daß es
alſo, wenn ſie ihn allein haͤtte, auf eins hin-
aus laufen wuͤrde.
Der junge B-m-t machte ſich, ſo geſchwind
er fliegen konnte, mit Liebkoſungen uͤberhaͤuft,
nach Sunhichdhombah, oder der Chriſtineninſel
zuruͤck. Er fand ſeinen Vater zur Abreiſe auf
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/154>, abgerufen am 16.07.2024.
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