jedoch die Leidenschaft, welche die schöne Jshmich- triß mir einflößt, unterdrücken zu können. Jch fin- de eine gewisse Grösse in der Liebe eines solchen Mäd- chen; alle Prinzessinnen und alle Schönheiten der Welt scheinen mir nichts gegen. ... Aber mein Vater, ich habe ein solches Zutrauen zu Jhrer Güte, daß ich es wage, auf Jhren besondern guten Rath und sogar auf Ergreifung der Maaßregeln bey den Patagonen zu rechnen.
Victorin, ob er schon dies erwartet hatte, staunte doch nicht wenig über die Rede seines Soh- nes: er gieng weg, um nach seiner Bequemlichkeit darüber nachzudenken. Nach einigen in der Ge- schwindigkeit angestellten Betrachtungen ruft' er B- m-t wieder: Sage niemanden ein Wort von dem, mir eben entdeckten, sprach er, sonst möchten, wenn nichts draus würde, wir das Gerede unsrer Lands- leute werden. Jch muß gestehn, mein Sohn, daß die Erhabenheit deiner Absichten mir schmeichelt, und ich schmeichle mir aus besondern Gründen auch dir mit der Einwilligung deines mütterlichen Großvaters: aber ich sehe weiter: und es scheint mir, daß wenn wir beyde Nationen durch Verheyrathungen mit einander verbinden könnten, unsre Gattung vergrössert werden würde. Dem allen will ich noch nachdenken. Aber gegenwärtig ist bloß die Rede von dir. Jn kurzen wollen wir mit einander nach der Patagoneninsel gehn, und ich will die Vornehmsten der Nation aus- zuforschen suchen.
Der
jedoch die Leidenſchaft, welche die ſchoͤne Jſhmich- triß mir einfloͤßt, unterdruͤcken zu koͤnnen. Jch fin- de eine gewiſſe Groͤſſe in der Liebe eines ſolchen Maͤd- chen; alle Prinzeſſinnen und alle Schoͤnheiten der Welt ſcheinen mir nichts gegen. … Aber mein Vater, ich habe ein ſolches Zutrauen zu Jhrer Guͤte, daß ich es wage, auf Jhren beſondern guten Rath und ſogar auf Ergreifung der Maaßregeln bey den Patagonen zu rechnen.
Victorin, ob er ſchon dies erwartet hatte, ſtaunte doch nicht wenig uͤber die Rede ſeines Soh- nes: er gieng weg, um nach ſeiner Bequemlichkeit daruͤber nachzudenken. Nach einigen in der Ge- ſchwindigkeit angeſtellten Betrachtungen ruft’ er B- m-t wieder: Sage niemanden ein Wort von dem, mir eben entdeckten, ſprach er, ſonſt moͤchten, wenn nichts draus wuͤrde, wir das Gerede unſrer Lands- leute werden. Jch muß geſtehn, mein Sohn, daß die Erhabenheit deiner Abſichten mir ſchmeichelt, und ich ſchmeichle mir aus beſondern Gruͤnden auch dir mit der Einwilligung deines muͤtterlichen Großvaters: aber ich ſehe weiter: und es ſcheint mir, daß wenn wir beyde Nationen durch Verheyrathungen mit einander verbinden koͤnnten, unſre Gattung vergroͤſſert werden wuͤrde. Dem allen will ich noch nachdenken. Aber gegenwaͤrtig iſt bloß die Rede von dir. Jn kurzen wollen wir mit einander nach der Patagoneninſel gehn, und ich will die Vornehmſten der Nation aus- zuforſchen ſuchen.
Der
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jedoch die Leidenſchaft, welche die ſchoͤne Jſhmich-
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de eine gewiſſe Groͤſſe in der Liebe eines ſolchen Maͤd-
chen; alle Prinzeſſinnen und alle Schoͤnheiten der
Welt ſcheinen mir nichts gegen. … Aber mein
Vater, ich habe ein ſolches Zutrauen zu Jhrer Guͤte,
daß ich es wage, auf Jhren beſondern guten Rath
und ſogar auf Ergreifung der Maaßregeln bey den
Patagonen zu rechnen.
Victorin, ob er ſchon dies erwartet hatte,
ſtaunte doch nicht wenig uͤber die Rede ſeines Soh-
nes: er gieng weg, um nach ſeiner Bequemlichkeit
daruͤber nachzudenken. Nach einigen in der Ge-
ſchwindigkeit angeſtellten Betrachtungen ruft’ er B-
m-t wieder: Sage niemanden ein Wort von dem,
mir eben entdeckten, ſprach er, ſonſt moͤchten, wenn
nichts draus wuͤrde, wir das Gerede unſrer Lands-
leute werden. Jch muß geſtehn, mein Sohn, daß die
Erhabenheit deiner Abſichten mir ſchmeichelt, und ich
ſchmeichle mir aus beſondern Gruͤnden auch dir mit
der Einwilligung deines muͤtterlichen Großvaters: aber
ich ſehe weiter: und es ſcheint mir, daß wenn wir
beyde Nationen durch Verheyrathungen mit einander
verbinden koͤnnten, unſre Gattung vergroͤſſert werden
wuͤrde. Dem allen will ich noch nachdenken. Aber
gegenwaͤrtig iſt bloß die Rede von dir. Jn kurzen
wollen wir mit einander nach der Patagoneninſel
gehn, und ich will die Vornehmſten der Nation aus-
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/150>, abgerufen am 16.02.2025.
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