Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Antwort. Diß solte und müste freylich geschehen: geschicht aber drum nicht: sondern das Gegenspiel erscheinet aus nach folgenden Worten/ da der Prophet Malachias also von ihnen spricht v. 8. Ihr aber seyd von dem Wege abgetreten/ und ärgert viele im Gesetz. Und so gehts zu Rom mit der päbstischen Auslegung der Schrift. Und ist es eine gantz ungereimte Folgerey der Papisten/ daß sie also schliessen: GOtt hat den Priestern befohlen/ daß sie die Lehre bewahren sollen/ Ergo so bewahren sie die Lehre gantz unverrückt/ und beständiglich. Ist eben als wann man also wolte folgern: GOtt hat gebotten/ man soll nicht stehlen/ man soll ihn lieben aus gantzem Hertzen/ Ergo so wird niemand gefunden / der da stehle/ oder der GOtt aus gantzem Hertzen nicht liebe. Stattliche Papistische Conseqventz. IV. Muste doch der Hohe Priester auf seinem Brust-Blat tragen diese Wort Urim und Thummim: das ist: Wissenschafft und Warheit/ zum Zeichen/ daß er allezeit lehre nach der Wissenschafft/ und Warheit. Antwort. Er solte es thun/ ob ers aber gethan habe/ sagt die Schrifft nicht. So solte auch der Römische Pabst mit den Pfaffen nach der Regul der wahren Wissenschafft die Wahrheit lehren/ thuts aber drum nicht. V. Hat doch der Hohe Priester Abimelec die Glaubens Streitigkeit schlichten müssen I. Reg. 21. Da keine gemeine Brod zu gegen waren/ als nur die heilige Schau-Brod/ so er dem hungrigen und abgematteten David zu essen hat erlaubt. Antwort. Diesen Zweiffel bedorffte nicht eben nohtwendig ein hoher Priester zu schlichten: es konte David selbsten verrichten: dann ein solcher Nohtsfall/ darinnen David sich befunde/ war an kein Gesatz angestrenget: wie dann diesen Nohtsfall des Davids CHristus selbsten entschuldiget Matth. 12. v. 4. VI. Warum sagt dann Moses/ daß im alten Testament diejenigen solten des Tods sterben / welche des Priesters Ausspruch und Urtheil sich wiedersetzten Deut. 17. v. 12.? Antwort. Moses redet daselbsten nicht von geistlichen Religions-Sachen/ gleich ob man ohne einiges Bedencken/ des Priesters Ausspruch in Geistlichen Sachen solte oder müste / ohne alles wieder sprechen/ nachkommen: sondern er redet von politischen und weltlichen Sachen/ darinnen zur Beforderung eines gemeinen Friedens freylich vonnöhten war/ daß ein gewisser unwiedersprechlicher Sentenz, und Urtheil in streitigen Sachen gefället würde: dann der hohe Priester/ wie der Text da selbsten sagt/ v. 8. richtete Zwischen Blut und Blut/ Handel und Handel/ Schaden und Schaden/ und ware damahls eben als wie auf den heutigen Tag der oberste Richter am Käyserlichen Kammer. Gericht/ von dessen ausgesprochenen Sentenz und Urtheil niemand appelliren dorffte. Uber daß/ so stunde es dem hohen Priester nicht frey/ daß er mochte nach seinem Gefallen ein Urtheil sprechen: sondern er war daselbst v. 11. verbunden an das Gesetz des Herren/ nach welchem er dann das Urtheil fällete und den Ausspruch gabe. Will nun die päbstische Kirche/ das ist: der Pabst mit seinen Pfaffen recht handelen/ so soll und muß er auch bloß nach dem beschriebenen Wort GOttes/ nach dem Exempel des hohen Priesters/ seine Aussprüche richten. VII. Haben doch die Israeliten num. 9. ihre Reise fortgesetzet/ oder eingestellet/ und sich gelägert nach dem Willen des HErren/ und Anleitung der Säulen/ welche vor dem Kriegs-Heer voran gingen/ bey Tage in Gestalt einer Wolcken/ bey der Nacht aber in Form und Gestalt des Feuers. Durch diese vorantrabende Säule wird ja bedeutet die Römische Kirche/ welcher als einer treuen Wegweiserin solgen müssen die/ so ihre Füsse nicht zum Irrweg wöllen lassen verleiten. Antwort. Diß solte und müste freylich geschehen: geschicht aber drum nicht: sondern das Gegenspiel erscheinet aus nach folgenden Worten/ da der Prophet Malachias also von ihnen spricht v. 8. Ihr aber seyd von dem Wege abgetreten/ und ärgert viele im Gesetz. Und so gehts zu Rom mit der päbstischen Auslegung der Schrift. Und ist es eine gantz ungereimte Folgerey der Papisten/ daß sie also schliessen: GOtt hat den Priestern befohlen/ daß sie die Lehre bewahren sollen/ Ergo so bewahren sie die Lehre gantz unverrückt/ und beständiglich. Ist eben als wann man also wolte folgern: GOtt hat gebotten/ man soll nicht stehlen/ man soll ihn lieben aus gantzem Hertzen/ Ergo so wird niemand gefunden / der da stehle/ oder der GOtt aus gantzem Hertzen nicht liebe. Stattliche Papistische Conseqventz. IV. Muste doch der Hohe Priester auf seinem Brust-Blat tragen diese Wort Urim und Thummim: das ist: Wissenschafft und Warheit/ zum Zeichen/ daß er allezeit lehre nach der Wissenschafft/ und Warheit. Antwort. Er solte es thun/ ob ers aber gethan habe/ sagt die Schrifft nicht. So solte auch der Römische Pabst mit den Pfaffen nach der Regul der wahren Wissenschafft die Wahrheit lehren/ thuts aber drum nicht. V. Hat doch der Hohe Priester Abimelec die Glaubens Streitigkeit schlichten müssen I. Reg. 21. Da keine gemeine Brod zu gegen waren/ als nur die heilige Schau-Brod/ so er dem hungrigen und abgematteten David zu essen hat erlaubt. Antwort. Diesen Zweiffel bedorffte nicht eben nohtwendig ein hoher Priester zu schlichten: es konte David selbsten verrichten: dann ein solcher Nohtsfall/ darinnen David sich befunde/ war an kein Gesatz angestrenget: wie dann diesen Nohtsfall des Davids CHristus selbsten entschuldiget Matth. 12. v. 4. VI. Warum sagt dann Moses/ daß im alten Testament diejenigen solten des Tods sterben / welche des Priesters Ausspruch und Urtheil sich wiedersetzten Deut. 17. v. 12.? Antwort. Moses redet daselbsten nicht von geistlichen Religions-Sachen/ gleich ob man ohne einiges Bedencken/ des Priesters Ausspruch in Geistlichen Sachen solte oder müste / ohne alles wieder sprechen/ nachkommen: sondern er redet von politischen und weltlichen Sachen/ darinnen zur Beforderung eines gemeinen Friedens freylich vonnöhten war/ daß ein gewisser unwiedersprechlicher Sentenz, und Urtheil in streitigen Sachen gefället würde: dann der hohe Priester/ wie der Text da selbsten sagt/ v. 8. richtete Zwischen Blut und Blut/ Handel und Handel/ Schaden und Schaden/ und ware damahls eben als wie auf den heutigen Tag der oberste Richter am Käyserlichen Kammer. Gericht/ von dessen ausgesprochenen Sentenz und Urtheil niemand appelliren dorffte. Uber daß/ so stunde es dem hohen Priester nicht frey/ daß er mochte nach seinem Gefallen ein Urtheil sprechen: sondern er war daselbst v. 11. verbunden an das Gesetz des Herren/ nach welchem er dann das Urtheil fällete und den Ausspruch gabe. Will nun die päbstische Kirche/ das ist: der Pabst mit seinen Pfaffen recht handelen/ so soll und muß er auch bloß nach dem beschriebenen Wort GOttes/ nach dem Exempel des hohen Priesters/ seine Aussprüche richten. VII. Haben doch die Israeliten num. 9. ihre Reise fortgesetzet/ oder eingestellet/ und sich gelägert nach dem Willen des HErren/ und Anleitung der Säulen/ welche vor dem Kriegs-Heer voran gingen/ bey Tage in Gestalt einer Wolcken/ bey der Nacht aber in Form und Gestalt des Feuers. Durch diese vorantrabende Säule wird ja bedeutet die Römische Kirche/ welcher als einer treuen Wegweiserin solgen müssen die/ so ihre Füsse nicht zum Irrweg wöllen lassen verleiten. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0079" n="59"/> <p>Antwort. Diß solte und müste freylich geschehen: geschicht aber drum nicht: sondern das Gegenspiel erscheinet aus nach folgenden Worten/ da der Prophet Malachias also von ihnen spricht v. 8. Ihr aber seyd von dem Wege abgetreten/ und ärgert viele im Gesetz. Und so gehts zu Rom mit der päbstischen Auslegung der Schrift. Und ist es eine gantz ungereimte Folgerey der Papisten/ daß sie also schliessen: GOtt hat den Priestern befohlen/ daß sie die Lehre bewahren sollen/ Ergo so bewahren sie die Lehre gantz unverrückt/ und beständiglich. Ist eben als wann man also wolte folgern: GOtt hat gebotten/ man soll nicht stehlen/ man soll ihn lieben aus gantzem Hertzen/ Ergo so wird niemand gefunden / der da stehle/ oder der GOtt aus gantzem Hertzen nicht liebe. Stattliche Papistische Conseqventz.</p> <p>IV. Muste doch der Hohe Priester auf seinem Brust-Blat tragen diese Wort Urim und Thummim: das ist: Wissenschafft und Warheit/ zum Zeichen/ daß er allezeit lehre nach der Wissenschafft/ und Warheit.</p> <p>Antwort. Er solte es thun/ ob ers aber gethan habe/ sagt die Schrifft nicht. So solte auch der Römische Pabst mit den Pfaffen nach der Regul der wahren Wissenschafft die Wahrheit lehren/ thuts aber drum nicht.</p> <p>V. Hat doch der Hohe Priester Abimelec die Glaubens Streitigkeit schlichten müssen I. Reg. 21. Da keine gemeine Brod zu gegen waren/ als nur die heilige Schau-Brod/ so er dem hungrigen und abgematteten David zu essen hat erlaubt.</p> <p>Antwort. Diesen Zweiffel bedorffte nicht eben nohtwendig ein hoher Priester zu schlichten: es konte David selbsten verrichten: dann ein solcher Nohtsfall/ darinnen David sich befunde/ war an kein Gesatz angestrenget: wie dann diesen Nohtsfall des Davids CHristus selbsten entschuldiget Matth. 12. v. 4.</p> <p>VI. Warum sagt dann Moses/ daß im alten Testament diejenigen solten des Tods sterben / welche des Priesters Ausspruch und Urtheil sich wiedersetzten Deut. 17. v. 12.?</p> <p>Antwort. Moses redet daselbsten nicht von geistlichen Religions-Sachen/ gleich ob man ohne einiges Bedencken/ des Priesters Ausspruch in Geistlichen Sachen solte oder müste / ohne alles wieder sprechen/ nachkommen: sondern er redet von politischen und weltlichen Sachen/ darinnen zur Beforderung eines gemeinen Friedens freylich vonnöhten war/ daß ein gewisser unwiedersprechlicher Sentenz, und Urtheil in streitigen Sachen gefället würde: dann der hohe Priester/ wie der Text da selbsten sagt/ v. 8. richtete Zwischen Blut und Blut/ Handel und Handel/ Schaden und Schaden/ und ware damahls eben als wie auf den heutigen Tag der oberste Richter am Käyserlichen Kammer. Gericht/ von dessen ausgesprochenen Sentenz und Urtheil niemand appelliren dorffte. Uber daß/ so stunde es dem hohen Priester nicht frey/ daß er mochte nach seinem Gefallen ein Urtheil sprechen: sondern er war daselbst v. 11. verbunden an das Gesetz des Herren/ nach welchem er dann das Urtheil fällete und den Ausspruch gabe. Will nun die päbstische Kirche/ das ist: der Pabst mit seinen Pfaffen recht handelen/ so soll und muß er auch bloß nach dem beschriebenen Wort GOttes/ nach dem Exempel des hohen Priesters/ seine Aussprüche richten.</p> <p>VII. Haben doch die Israeliten num. 9. ihre Reise fortgesetzet/ oder eingestellet/ und sich gelägert nach dem Willen des HErren/ und Anleitung der Säulen/ welche vor dem Kriegs-Heer voran gingen/ bey Tage in Gestalt einer Wolcken/ bey der Nacht aber in Form und Gestalt des Feuers. Durch diese vorantrabende Säule wird ja bedeutet die Römische Kirche/ welcher als einer treuen Wegweiserin solgen müssen die/ so ihre Füsse nicht zum Irrweg wöllen lassen verleiten.</p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0079]
Antwort. Diß solte und müste freylich geschehen: geschicht aber drum nicht: sondern das Gegenspiel erscheinet aus nach folgenden Worten/ da der Prophet Malachias also von ihnen spricht v. 8. Ihr aber seyd von dem Wege abgetreten/ und ärgert viele im Gesetz. Und so gehts zu Rom mit der päbstischen Auslegung der Schrift. Und ist es eine gantz ungereimte Folgerey der Papisten/ daß sie also schliessen: GOtt hat den Priestern befohlen/ daß sie die Lehre bewahren sollen/ Ergo so bewahren sie die Lehre gantz unverrückt/ und beständiglich. Ist eben als wann man also wolte folgern: GOtt hat gebotten/ man soll nicht stehlen/ man soll ihn lieben aus gantzem Hertzen/ Ergo so wird niemand gefunden / der da stehle/ oder der GOtt aus gantzem Hertzen nicht liebe. Stattliche Papistische Conseqventz.
IV. Muste doch der Hohe Priester auf seinem Brust-Blat tragen diese Wort Urim und Thummim: das ist: Wissenschafft und Warheit/ zum Zeichen/ daß er allezeit lehre nach der Wissenschafft/ und Warheit.
Antwort. Er solte es thun/ ob ers aber gethan habe/ sagt die Schrifft nicht. So solte auch der Römische Pabst mit den Pfaffen nach der Regul der wahren Wissenschafft die Wahrheit lehren/ thuts aber drum nicht.
V. Hat doch der Hohe Priester Abimelec die Glaubens Streitigkeit schlichten müssen I. Reg. 21. Da keine gemeine Brod zu gegen waren/ als nur die heilige Schau-Brod/ so er dem hungrigen und abgematteten David zu essen hat erlaubt.
Antwort. Diesen Zweiffel bedorffte nicht eben nohtwendig ein hoher Priester zu schlichten: es konte David selbsten verrichten: dann ein solcher Nohtsfall/ darinnen David sich befunde/ war an kein Gesatz angestrenget: wie dann diesen Nohtsfall des Davids CHristus selbsten entschuldiget Matth. 12. v. 4.
VI. Warum sagt dann Moses/ daß im alten Testament diejenigen solten des Tods sterben / welche des Priesters Ausspruch und Urtheil sich wiedersetzten Deut. 17. v. 12.?
Antwort. Moses redet daselbsten nicht von geistlichen Religions-Sachen/ gleich ob man ohne einiges Bedencken/ des Priesters Ausspruch in Geistlichen Sachen solte oder müste / ohne alles wieder sprechen/ nachkommen: sondern er redet von politischen und weltlichen Sachen/ darinnen zur Beforderung eines gemeinen Friedens freylich vonnöhten war/ daß ein gewisser unwiedersprechlicher Sentenz, und Urtheil in streitigen Sachen gefället würde: dann der hohe Priester/ wie der Text da selbsten sagt/ v. 8. richtete Zwischen Blut und Blut/ Handel und Handel/ Schaden und Schaden/ und ware damahls eben als wie auf den heutigen Tag der oberste Richter am Käyserlichen Kammer. Gericht/ von dessen ausgesprochenen Sentenz und Urtheil niemand appelliren dorffte. Uber daß/ so stunde es dem hohen Priester nicht frey/ daß er mochte nach seinem Gefallen ein Urtheil sprechen: sondern er war daselbst v. 11. verbunden an das Gesetz des Herren/ nach welchem er dann das Urtheil fällete und den Ausspruch gabe. Will nun die päbstische Kirche/ das ist: der Pabst mit seinen Pfaffen recht handelen/ so soll und muß er auch bloß nach dem beschriebenen Wort GOttes/ nach dem Exempel des hohen Priesters/ seine Aussprüche richten.
VII. Haben doch die Israeliten num. 9. ihre Reise fortgesetzet/ oder eingestellet/ und sich gelägert nach dem Willen des HErren/ und Anleitung der Säulen/ welche vor dem Kriegs-Heer voran gingen/ bey Tage in Gestalt einer Wolcken/ bey der Nacht aber in Form und Gestalt des Feuers. Durch diese vorantrabende Säule wird ja bedeutet die Römische Kirche/ welcher als einer treuen Wegweiserin solgen müssen die/ so ihre Füsse nicht zum Irrweg wöllen lassen verleiten.
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/79>, abgerufen am 17.02.2025. |