Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Arbeit/ so sie in schrifftlicher Verfassung der H. Schrifft angewendet/ gar übel hätten angelegt/ wann die Entgröbungen des Pabstes und seiner Kirchen ihren Schrifen sollen werden vorgezogen. Einrede der Papisten. I. Man glaubt ja der Römischen Kirchen in dem/ daß sie die Biblische Schrifften rein und unverfälschet behalten/ und also auch zu uns gebracht habe/ wie es Luther selbsten gestehet tom. I. jen. p. 320. und tom. 6. jen. p. 92. und auch Augustinus lib. contra Epist. Manichaei c. 5. bekräfftiget: da er spricht: Er würde dem Evangelio nicht glauben / wann ihn nicht hierzu vermögte und bewöge das Ansehen der Kirchen. Warum solte man ihr dann gleicher gestalt die Auslegung der Heil. Schrifft nicht heimstellen und gut heissen? Antwort. Ein anders ist der Heil. Schrifft Zeugniß geben/ daß sie rein und unverfälschet seye/ ein anders ist die selbige auslegen: dann auch die Juden von den Canonischen Schriften des alten Testaments Zeugniß geben: denen wir dann auch dißfals Glauben zustellen/ da wir doch an ihre Talmudische Auslegungen derselben Canonischen Schrifften nicht verbunden seyn/ noch denselbigen einigen Glauben geben. Eben also auch/ dieweilen die Auslegungen der Papisten über die Schrifft/ der sie Zeugniß geben daß sie warhafftig und unverfälschet seye/ derselbigen warhafftigen H. Schrifft zu wider lauffen/ so nehmen wir billich die unverfälschte Heil. Schrifft an: aber ihre falsche Glossen und Auslegungen verwerffen wir. So erfordert ja auch das Käyserliche Recht zu einem rechtschaffenen und bündigen Testament sieben Zeugen: und glaubt man ihnen gerne/ daß es ein rechtmässiges Testament seye: dannoch/ was den Verstand und die Auslegung des Testaments betrifft / erhohlet man sich keines Rahts oder Bescheids von den sieben Zeugen: sondern man geht gerad auf die Wort/ wie sie im Testament verfasset seynd/ wann schon die Zeugen selbst hierdurch solten getroffen und geschlagen werden. II. Spricht doch Christus selber zu seinen Jüngern: Auf Moses Stuel sitzen die Schrifftgelehrten und Pharisäer: alles nun/ was sie euch sagen/ daß ihr halten sollet / das haltet/ und thuts Matth. 23. v. 2. Antwort. Christus hat seinen Jüngern nicht befohlen/ daß sie bloß und blind hinein/ in allen Stücken/ den Schriftgelehrten und Pharisäern glauben/ und darnach thun sollen: sondern so fern sie auf Moses Stuel sitzen: das ist/ so fern sie die göttliche Warheit aus und nach dem Gesetz Mosis lehrten: dann sonsten warnet sie Christus/ Matth. 16. v. 6. gantz ernstlich für den Sauerteig der Pharisäer und Schrifftgelehrten/ und meldet S. Matthaeus daselbsten am 12. Vers austrücklich/ daß CHristus durch den Sauerteig die falsche Lehr der Pharisäer und Schrifftgelehrten mit ihrer verführischen Auslegung der Heiligen Schrifft verstanden und verworffen habe. Drum spricht auch GOTT Deut. 17. v. 10. Du solt alles thun/ das sie dir sagen/ die an der Stett/ die der HErr erwehlet hat / die obersten seyn/ und solt halten und thun/ nach allem/ das sie dich lehren werden nach dem Gesetz: nemlich wann das Gesetz des HErrn recht und unverfälschet gelehrt und fürgetragen wird/ da muß man gehorchen: im übrigen ist kein Gehör zu geben. So muß derowegen mit Fleiß ein Unterscheid gemacht werden zwischen der H. Schrifft selbsten / welche die Papisten unter handen haben/ und zwischen den falschen Auslegungen/ und Menschen-satzungen/ damit sie dieselbige beschmieren/ verkehren und verketzeren. III. Spricht doch der Prophet Aggaeus cap. 2. v. 12. Frag die Priester um das Gesetz. Imgleichen der Prophet Malachias sagt: daß des Priesters Lippen die Lehre bewahren sollen / daß man aus seinem Mund das Gesetz suche: dann er seye ein Engel des Herrn Zebaoth Malach. 2. v. 7. Arbeit/ so sie in schrifftlicher Verfassung der H. Schrifft angewendet/ gar übel hätten angelegt/ wann die Entgröbungen des Pabstes und seiner Kirchen ihren Schrifen sollen werden vorgezogen. Einrede der Papisten. I. Man glaubt ja der Römischen Kirchen in dem/ daß sie die Biblische Schrifften rein und unverfälschet behalten/ und also auch zu uns gebracht habe/ wie es Luther selbsten gestehet tom. I. jen. p. 320. und tom. 6. jen. p. 92. und auch Augustinus lib. contra Epist. Manichaei c. 5. bekräfftiget: da er spricht: Er würde dem Evangelio nicht glauben / wann ihn nicht hierzu vermögte und bewöge das Ansehen der Kirchen. Warum solte man ihr dann gleicher gestalt die Auslegung der Heil. Schrifft nicht heimstellen und gut heissen? Antwort. Ein anders ist der Heil. Schrifft Zeugniß geben/ daß sie rein und unverfälschet seye/ ein anders ist die selbige auslegen: dann auch die Juden von den Canonischen Schriften des alten Testaments Zeugniß geben: denen wir dann auch dißfals Glauben zustellen/ da wir doch an ihre Talmudische Auslegungen derselben Canonischen Schrifften nicht verbunden seyn/ noch denselbigen einigen Glauben geben. Eben also auch/ dieweilen die Auslegungen der Papisten über die Schrifft/ der sie Zeugniß geben daß sie warhafftig und unverfälschet seye/ derselbigen warhafftigen H. Schrifft zu wider lauffen/ so nehmen wir billich die unverfälschte Heil. Schrifft an: aber ihre falsche Glossen und Auslegungen verwerffen wir. So erfordert ja auch das Käyserliche Recht zu einem rechtschaffenen und bündigen Testament sieben Zeugen: und glaubt man ihnen gerne/ daß es ein rechtmässiges Testament seye: dannoch/ was den Verstand und die Auslegung des Testaments betrifft / erhohlet man sich keines Rahts oder Bescheids von den sieben Zeugen: sondern man geht gerad auf die Wort/ wie sie im Testament verfasset seynd/ wann schon die Zeugen selbst hierdurch solten getroffen und geschlagen werden. II. Spricht doch Christus selber zu seinen Jüngern: Auf Moses Stuel sitzen die Schrifftgelehrten und Pharisäer: alles nun/ was sie euch sagen/ daß ihr halten sollet / das haltet/ und thuts Matth. 23. v. 2. Antwort. Christus hat seinen Jüngern nicht befohlen/ daß sie bloß und blind hinein/ in allen Stücken/ den Schriftgelehrten und Pharisäern glauben/ und darnach thun sollen: sondern so fern sie auf Moses Stuel sitzen: das ist/ so fern sie die göttliche Warheit aus und nach dem Gesetz Mosis lehrten: dann sonsten warnet sie Christus/ Matth. 16. v. 6. gantz ernstlich für den Sauerteig der Pharisäer und Schrifftgelehrten/ und meldet S. Matthaeus daselbsten am 12. Vers austrücklich/ daß CHristus durch den Sauerteig die falsche Lehr der Pharisäer und Schrifftgelehrten mit ihrer verführischen Auslegung der Heiligen Schrifft verstanden und verworffen habe. Drum spricht auch GOTT Deut. 17. v. 10. Du solt alles thun/ das sie dir sagen/ die an der Stett/ die der HErr erwehlet hat / die obersten seyn/ und solt halten und thun/ nach allem/ das sie dich lehren werden nach dem Gesetz: nemlich wann das Gesetz des HErrn recht und unverfälschet gelehrt und fürgetragen wird/ da muß man gehorchen: im übrigen ist kein Gehör zu geben. So muß derowegen mit Fleiß ein Unterscheid gemacht werden zwischen der H. Schrifft selbsten / welche die Papisten unter handen haben/ und zwischen den falschen Auslegungen/ und Menschen-satzungen/ damit sie dieselbige beschmieren/ verkehren und verketzeren. III. Spricht doch der Prophet Aggaeus cap. 2. v. 12. Frag die Priester um das Gesetz. Imgleichen der Prophet Malachias sagt: daß des Priesters Lippen die Lehre bewahren sollen / daß man aus seinem Mund das Gesetz suche: dann er seye ein Engel des Herrn Zebaoth Malach. 2. v. 7. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0078" n="58"/> Arbeit/ so sie in schrifftlicher Verfassung der H. Schrifft angewendet/ gar übel hätten angelegt/ wann die Entgröbungen des Pabstes und seiner Kirchen ihren Schrifen sollen werden vorgezogen.</p> <p>Einrede der Papisten.</p> <p>I. Man glaubt ja der Römischen Kirchen in dem/ daß sie die Biblische Schrifften rein und unverfälschet behalten/ und also auch zu uns gebracht habe/ wie es Luther selbsten gestehet tom. I. jen. p. 320. und tom. 6. jen. p. 92. und auch Augustinus lib. contra Epist. Manichaei c. 5. bekräfftiget: da er spricht: Er würde dem Evangelio nicht glauben / wann ihn nicht hierzu vermögte und bewöge das Ansehen der Kirchen. Warum solte man ihr dann gleicher gestalt die Auslegung der Heil. Schrifft nicht heimstellen und gut heissen?</p> <p>Antwort. Ein anders ist der Heil. Schrifft Zeugniß geben/ daß sie rein und unverfälschet seye/ ein anders ist die selbige auslegen: dann auch die Juden von den Canonischen Schriften des alten Testaments Zeugniß geben: denen wir dann auch dißfals Glauben zustellen/ da wir doch an ihre Talmudische Auslegungen derselben Canonischen Schrifften nicht verbunden seyn/ noch denselbigen einigen Glauben geben. Eben also auch/ dieweilen die Auslegungen der Papisten über die Schrifft/ der sie Zeugniß geben daß sie warhafftig und unverfälschet seye/ derselbigen warhafftigen H. Schrifft zu wider lauffen/ so nehmen wir billich die unverfälschte Heil. Schrifft an: aber ihre falsche Glossen und Auslegungen verwerffen wir. So erfordert ja auch das Käyserliche Recht zu einem rechtschaffenen und bündigen Testament sieben Zeugen: und glaubt man ihnen gerne/ daß es ein rechtmässiges Testament seye: dannoch/ was den Verstand und die Auslegung des Testaments betrifft / erhohlet man sich keines Rahts oder Bescheids von den sieben Zeugen: sondern man geht gerad auf die Wort/ wie sie im Testament verfasset seynd/ wann schon die Zeugen selbst hierdurch solten getroffen und geschlagen werden.</p> <p>II. Spricht doch Christus selber zu seinen Jüngern: Auf Moses Stuel sitzen die Schrifftgelehrten und Pharisäer: alles nun/ was sie euch sagen/ daß ihr halten sollet / das haltet/ und thuts Matth. 23. v. 2.</p> <p>Antwort. Christus hat seinen Jüngern nicht befohlen/ daß sie bloß und blind hinein/ in allen Stücken/ den Schriftgelehrten und Pharisäern glauben/ und darnach thun sollen: sondern so fern sie auf Moses Stuel sitzen: das ist/ so fern sie die göttliche Warheit aus und nach dem Gesetz Mosis lehrten: dann sonsten warnet sie Christus/ Matth. 16. v. 6. gantz ernstlich für den Sauerteig der Pharisäer und Schrifftgelehrten/ und meldet S. Matthaeus daselbsten am 12. Vers austrücklich/ daß CHristus durch den Sauerteig die falsche Lehr der Pharisäer und Schrifftgelehrten mit ihrer verführischen Auslegung der Heiligen Schrifft verstanden und verworffen habe. Drum spricht auch GOTT Deut. 17. v. 10. Du solt alles thun/ das sie dir sagen/ die an der Stett/ die der HErr erwehlet hat / die obersten seyn/ und solt halten und thun/ nach allem/ das sie dich lehren werden nach dem Gesetz: nemlich wann das Gesetz des HErrn recht und unverfälschet gelehrt und fürgetragen wird/ da muß man gehorchen: im übrigen ist kein Gehör zu geben. So muß derowegen mit Fleiß ein Unterscheid gemacht werden zwischen der H. Schrifft selbsten / welche die Papisten unter handen haben/ und zwischen den falschen Auslegungen/ und Menschen-satzungen/ damit sie dieselbige beschmieren/ verkehren und verketzeren.</p> <p>III. Spricht doch der Prophet Aggaeus cap. 2. v. 12. Frag die Priester um das Gesetz. Imgleichen der Prophet Malachias sagt: daß des Priesters Lippen die Lehre bewahren sollen / daß man aus seinem Mund das Gesetz suche: dann er seye ein Engel des Herrn Zebaoth Malach. 2. v. 7.</p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0078]
Arbeit/ so sie in schrifftlicher Verfassung der H. Schrifft angewendet/ gar übel hätten angelegt/ wann die Entgröbungen des Pabstes und seiner Kirchen ihren Schrifen sollen werden vorgezogen.
Einrede der Papisten.
I. Man glaubt ja der Römischen Kirchen in dem/ daß sie die Biblische Schrifften rein und unverfälschet behalten/ und also auch zu uns gebracht habe/ wie es Luther selbsten gestehet tom. I. jen. p. 320. und tom. 6. jen. p. 92. und auch Augustinus lib. contra Epist. Manichaei c. 5. bekräfftiget: da er spricht: Er würde dem Evangelio nicht glauben / wann ihn nicht hierzu vermögte und bewöge das Ansehen der Kirchen. Warum solte man ihr dann gleicher gestalt die Auslegung der Heil. Schrifft nicht heimstellen und gut heissen?
Antwort. Ein anders ist der Heil. Schrifft Zeugniß geben/ daß sie rein und unverfälschet seye/ ein anders ist die selbige auslegen: dann auch die Juden von den Canonischen Schriften des alten Testaments Zeugniß geben: denen wir dann auch dißfals Glauben zustellen/ da wir doch an ihre Talmudische Auslegungen derselben Canonischen Schrifften nicht verbunden seyn/ noch denselbigen einigen Glauben geben. Eben also auch/ dieweilen die Auslegungen der Papisten über die Schrifft/ der sie Zeugniß geben daß sie warhafftig und unverfälschet seye/ derselbigen warhafftigen H. Schrifft zu wider lauffen/ so nehmen wir billich die unverfälschte Heil. Schrifft an: aber ihre falsche Glossen und Auslegungen verwerffen wir. So erfordert ja auch das Käyserliche Recht zu einem rechtschaffenen und bündigen Testament sieben Zeugen: und glaubt man ihnen gerne/ daß es ein rechtmässiges Testament seye: dannoch/ was den Verstand und die Auslegung des Testaments betrifft / erhohlet man sich keines Rahts oder Bescheids von den sieben Zeugen: sondern man geht gerad auf die Wort/ wie sie im Testament verfasset seynd/ wann schon die Zeugen selbst hierdurch solten getroffen und geschlagen werden.
II. Spricht doch Christus selber zu seinen Jüngern: Auf Moses Stuel sitzen die Schrifftgelehrten und Pharisäer: alles nun/ was sie euch sagen/ daß ihr halten sollet / das haltet/ und thuts Matth. 23. v. 2.
Antwort. Christus hat seinen Jüngern nicht befohlen/ daß sie bloß und blind hinein/ in allen Stücken/ den Schriftgelehrten und Pharisäern glauben/ und darnach thun sollen: sondern so fern sie auf Moses Stuel sitzen: das ist/ so fern sie die göttliche Warheit aus und nach dem Gesetz Mosis lehrten: dann sonsten warnet sie Christus/ Matth. 16. v. 6. gantz ernstlich für den Sauerteig der Pharisäer und Schrifftgelehrten/ und meldet S. Matthaeus daselbsten am 12. Vers austrücklich/ daß CHristus durch den Sauerteig die falsche Lehr der Pharisäer und Schrifftgelehrten mit ihrer verführischen Auslegung der Heiligen Schrifft verstanden und verworffen habe. Drum spricht auch GOTT Deut. 17. v. 10. Du solt alles thun/ das sie dir sagen/ die an der Stett/ die der HErr erwehlet hat / die obersten seyn/ und solt halten und thun/ nach allem/ das sie dich lehren werden nach dem Gesetz: nemlich wann das Gesetz des HErrn recht und unverfälschet gelehrt und fürgetragen wird/ da muß man gehorchen: im übrigen ist kein Gehör zu geben. So muß derowegen mit Fleiß ein Unterscheid gemacht werden zwischen der H. Schrifft selbsten / welche die Papisten unter handen haben/ und zwischen den falschen Auslegungen/ und Menschen-satzungen/ damit sie dieselbige beschmieren/ verkehren und verketzeren.
III. Spricht doch der Prophet Aggaeus cap. 2. v. 12. Frag die Priester um das Gesetz. Imgleichen der Prophet Malachias sagt: daß des Priesters Lippen die Lehre bewahren sollen / daß man aus seinem Mund das Gesetz suche: dann er seye ein Engel des Herrn Zebaoth Malach. 2. v. 7.
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/78>, abgerufen am 17.02.2025. |