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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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einer Himmlischen Stimm zurieffe. Nim die Bibel in die Hand und liese/ auf welchen Befelch/ da er die Heil. Schrifft ergriffe/ und auf den Spruch Pauli Rom. 13. v. 13. Lasset uns ehrbarlich wandelen &c. geriehte/ fühlte er den Antrieb zu einem GOtt wohlgefälligen Wandel/ und sagte den sündhafften Eitelkeiten gute Nacht. Also seynd die Anschläge Gottes weit entfernet von den Anschlägen der heutigen Papisten. Zu dem wann schon einem Papisten die Lesung der Biebel auf päbstische Weise gestattet wird/ worzunützet solches? Ist er doch allezeit darzu verbunden und angehalten / die H. Schrift nach dem Sinn und ketzerischer Meinung des Pabstes zu verstehen/ und auszulegen/ ohne eintzige Freyheit der gründlichen Warheit nach zu forschen: ist also solche Vergünstigung nichts anders/ als einem gefangenen die Thür der Gefängniß eröffenen / aber dannoch selbigen mit Ketten und Banden dermaßen anfesselen/ daß er unmöglich daraus könne entwischen/ und sich ledig machen. Ist dennoch diese Schein-Vergünstigung nur ein blosses Blendwerck den päbstischen Greuel zu beschönen.

XIII. In Teutschland/ und fürnehmlich in den Nordischen Landschafften mag man wohl die Bibel lesen in der Land-Sprach: aber doch nur in der Dolmetschung des Eggii oder Dietenbergii: aber des Luthers durch aus nicht: dann wie Adamus Burghaber in Theol. Polem. schreibet: was die obgemeldete Verdolmetschung und dessen Lesung in diesen Nordischen Landen betrifft/ sieht der Pabst durch die Finger/ und hat ein Aug zugethan?

Antwort. Es thue der Pabst ein Auge zu/ oder beyde Augen offen/ so bleibt doch der Pabst mit den Papisten blind/ und sehen die Evangelischen in ihrer teutschen Bibel des Pabstes Irrthümer desto klärer.

XIV. Es beweiset doch Sanchez in/ libros Reg. f. 82. Daß so gar den Juden/ so noch nicht das drey und dreyßigste Jahr hatten erreichet/ seye verbotten gewesen zu lesen das hohe Lied Salomonis.

Antwort. Warum verbihts dann der Pabst den Römischen Pfaffen nicht/ die im Grotianischen und fleischlichen Verstand/ mit der Braut Salomonis noch weniger sollen zu schaffen haben / als die Leyen?

XV. Die H. Schrifft ist gleich der Ruhten Moysis, welche als sie auf die Erden geworffen wurd/ ward sie zur Schlangen: als sie aber Moyses ergriffe/ ward sie zum Stab in seiner Hand Exod. 4. v. 3. Eben so gehts mit der H. Schrifft: selbige wird nur zu Gifft denen Leyen/ wann sie von ihnen mit irrdischen und nicht von Geistlichen Händen berühret wird.

Antwort. Das Wort GOttes/ die heylsamste Artzeney der Seelen/ mit dem schädlichen Gifft in Vergleich ziehen wöllen/ ist Gottslästerisch. Wann ihr aber durchaus bey dieser Gleichniß wöllet beharren/ so seynd die Römische Pfaffen die Erde/ wovon Judas spricht in seiner Epistel v. 19. Sie seynd irrdisch/ fleischlich und viehisch/ die keinen Geist GOttes haben: und also nach der Papisten Folgerey/ solte man diesen irrdischen Menschen die H. Schrifft aus den Händen räumen und verbannen/ und vielmehr den Leyen einhändigen.

XVI. Die Bibel ist wie der verbottene Baum im Paradeiß/ zu welchem die ketzerischen Prediger nur wie die Schlange das arme Volck mit Verheissung grosser Wissenschafft locken und betriegen.

Antwort. Die Biebel wird besser Joh. 20. v. 31. verglichen mit dem Baum des Lebens / dessen Früchte zu geniessen auch im Paradeis erlaubt ware: und

einer Himmlischen Stimm zurieffe. Nim die Bibel in die Hand und liese/ auf welchen Befelch/ da er die Heil. Schrifft ergriffe/ und auf den Spruch Pauli Rom. 13. v. 13. Lasset uns ehrbarlich wandelen &c. geriehte/ fühlte er den Antrieb zu einem GOtt wohlgefälligen Wandel/ und sagte den sündhafften Eitelkeiten gute Nacht. Also seynd die Anschläge Gottes weit entfernet von den Anschlägen der heutigen Papisten. Zu dem wann schon einem Papisten die Lesung der Biebel auf päbstische Weise gestattet wird/ worzunützet solches? Ist er doch allezeit darzu verbunden und angehalten / die H. Schrift nach dem Sinn und ketzerischer Meinung des Pabstes zu verstehen/ und auszulegen/ ohne eintzige Freyheit der gründlichen Warheit nach zu forschen: ist also solche Vergünstigung nichts anders/ als einem gefangenen die Thür der Gefängniß eröffenen / aber dannoch selbigen mit Ketten und Banden dermaßen anfesselen/ daß er unmöglich daraus könne entwischen/ und sich ledig machen. Ist dennoch diese Schein-Vergünstigung nur ein blosses Blendwerck den päbstischen Greuel zu beschönen.

XIII. In Teutschland/ und fürnehmlich in den Nordischen Landschafften mag man wohl die Bibel lesen in der Land-Sprach: aber doch nur in der Dolmetschung des Eggii oder Dietenbergii: aber des Luthers durch aus nicht: dann wie Adamus Burghaber in Theol. Polem. schreibet: was die obgemeldete Verdolmetschung und dessen Lesung in diesen Nordischen Landen betrifft/ sieht der Pabst durch die Finger/ und hat ein Aug zugethan?

Antwort. Es thue der Pabst ein Auge zu/ oder beyde Augen offen/ so bleibt doch der Pabst mit den Papisten blind/ und sehen die Evangelischen in ihrer teutschen Bibel des Pabstes Irrthümer desto klärer.

XIV. Es beweiset doch Sanchez in/ libros Reg. f. 82. Daß so gar den Juden/ so noch nicht das drey und dreyßigste Jahr hatten erreichet/ seye verbotten gewesen zu lesen das hohe Lied Salomonis.

Antwort. Warum verbihts dann der Pabst den Römischen Pfaffen nicht/ die im Grotianischen und fleischlichen Verstand/ mit der Braut Salomonis noch weniger sollen zu schaffen haben / als die Leyen?

XV. Die H. Schrifft ist gleich der Ruhten Moysis, welche als sie auf die Erden geworffen wurd/ ward sie zur Schlangen: als sie aber Moyses ergriffe/ ward sie zum Stab in seiner Hand Exod. 4. v. 3. Eben so gehts mit der H. Schrifft: selbige wird nur zu Gifft denen Leyen/ wann sie von ihnen mit irrdischen und nicht von Geistlichen Händen berühret wird.

Antwort. Das Wort GOttes/ die heylsamste Artzeney der Seelen/ mit dem schädlichen Gifft in Vergleich ziehen wöllen/ ist Gottslästerisch. Wann ihr aber durchaus bey dieser Gleichniß wöllet beharren/ so seynd die Römische Pfaffen die Erde/ wovon Judas spricht in seiner Epistel v. 19. Sie seynd irrdisch/ fleischlich und viehisch/ die keinen Geist GOttes haben: und also nach der Papisten Folgerey/ solte man diesen irrdischen Menschen die H. Schrifft aus den Händen räumen und verbannen/ und vielmehr den Leyen einhändigen.

XVI. Die Bibel ist wie der verbottene Baum im Paradeiß/ zu welchem die ketzerischen Prediger nur wie die Schlange das arme Volck mit Verheissung grosser Wissenschafft locken und betriegen.

Antwort. Die Biebel wird besser Joh. 20. v. 31. verglichen mit dem Baum des Lebens / dessen Früchte zu geniessen auch im Paradeis erlaubt ware: und

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        <p>XIV. Es beweiset doch Sanchez in/ libros Reg. f. 82. Daß so gar den Juden/ so noch            nicht das drey und dreyßigste Jahr hatten erreichet/ seye verbotten gewesen zu lesen das            hohe Lied Salomonis.</p>
        <p>Antwort. Warum verbihts dann der Pabst den Römischen Pfaffen nicht/ die im Grotianischen            und fleischlichen Verstand/ mit der Braut Salomonis noch weniger sollen zu schaffen haben           / als die Leyen?</p>
        <p>XV. Die H. Schrifft ist gleich der Ruhten Moysis, welche als sie auf die Erden geworffen            wurd/ ward sie zur Schlangen: als sie aber Moyses ergriffe/ ward sie zum Stab in seiner            Hand Exod. 4. v. 3. Eben so gehts mit der H. Schrifft: selbige wird nur zu Gifft denen            Leyen/ wann sie von ihnen mit irrdischen und nicht von Geistlichen Händen berühret            wird.</p>
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        <p>XVI. Die Bibel ist wie der verbottene Baum im Paradeiß/ zu welchem die ketzerischen            Prediger nur wie die Schlange das arme Volck mit Verheissung grosser Wissenschafft locken            und betriegen.</p>
        <p>Antwort. Die Biebel wird besser Joh. 20. v. 31. verglichen mit dem Baum des Lebens /            dessen Früchte zu geniessen auch im Paradeis erlaubt ware: und
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[56/0076] einer Himmlischen Stimm zurieffe. Nim die Bibel in die Hand und liese/ auf welchen Befelch/ da er die Heil. Schrifft ergriffe/ und auf den Spruch Pauli Rom. 13. v. 13. Lasset uns ehrbarlich wandelen &c. geriehte/ fühlte er den Antrieb zu einem GOtt wohlgefälligen Wandel/ und sagte den sündhafften Eitelkeiten gute Nacht. Also seynd die Anschläge Gottes weit entfernet von den Anschlägen der heutigen Papisten. Zu dem wann schon einem Papisten die Lesung der Biebel auf päbstische Weise gestattet wird/ worzunützet solches? Ist er doch allezeit darzu verbunden und angehalten / die H. Schrift nach dem Sinn und ketzerischer Meinung des Pabstes zu verstehen/ und auszulegen/ ohne eintzige Freyheit der gründlichen Warheit nach zu forschen: ist also solche Vergünstigung nichts anders/ als einem gefangenen die Thür der Gefängniß eröffenen / aber dannoch selbigen mit Ketten und Banden dermaßen anfesselen/ daß er unmöglich daraus könne entwischen/ und sich ledig machen. Ist dennoch diese Schein-Vergünstigung nur ein blosses Blendwerck den päbstischen Greuel zu beschönen. XIII. In Teutschland/ und fürnehmlich in den Nordischen Landschafften mag man wohl die Bibel lesen in der Land-Sprach: aber doch nur in der Dolmetschung des Eggii oder Dietenbergii: aber des Luthers durch aus nicht: dann wie Adamus Burghaber in Theol. Polem. schreibet: was die obgemeldete Verdolmetschung und dessen Lesung in diesen Nordischen Landen betrifft/ sieht der Pabst durch die Finger/ und hat ein Aug zugethan? Antwort. Es thue der Pabst ein Auge zu/ oder beyde Augen offen/ so bleibt doch der Pabst mit den Papisten blind/ und sehen die Evangelischen in ihrer teutschen Bibel des Pabstes Irrthümer desto klärer. XIV. Es beweiset doch Sanchez in/ libros Reg. f. 82. Daß so gar den Juden/ so noch nicht das drey und dreyßigste Jahr hatten erreichet/ seye verbotten gewesen zu lesen das hohe Lied Salomonis. Antwort. Warum verbihts dann der Pabst den Römischen Pfaffen nicht/ die im Grotianischen und fleischlichen Verstand/ mit der Braut Salomonis noch weniger sollen zu schaffen haben / als die Leyen? XV. Die H. Schrifft ist gleich der Ruhten Moysis, welche als sie auf die Erden geworffen wurd/ ward sie zur Schlangen: als sie aber Moyses ergriffe/ ward sie zum Stab in seiner Hand Exod. 4. v. 3. Eben so gehts mit der H. Schrifft: selbige wird nur zu Gifft denen Leyen/ wann sie von ihnen mit irrdischen und nicht von Geistlichen Händen berühret wird. Antwort. Das Wort GOttes/ die heylsamste Artzeney der Seelen/ mit dem schädlichen Gifft in Vergleich ziehen wöllen/ ist Gottslästerisch. Wann ihr aber durchaus bey dieser Gleichniß wöllet beharren/ so seynd die Römische Pfaffen die Erde/ wovon Judas spricht in seiner Epistel v. 19. Sie seynd irrdisch/ fleischlich und viehisch/ die keinen Geist GOttes haben: und also nach der Papisten Folgerey/ solte man diesen irrdischen Menschen die H. Schrifft aus den Händen räumen und verbannen/ und vielmehr den Leyen einhändigen. XVI. Die Bibel ist wie der verbottene Baum im Paradeiß/ zu welchem die ketzerischen Prediger nur wie die Schlange das arme Volck mit Verheissung grosser Wissenschafft locken und betriegen. Antwort. Die Biebel wird besser Joh. 20. v. 31. verglichen mit dem Baum des Lebens / dessen Früchte zu geniessen auch im Paradeis erlaubt ware: und

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/76>, abgerufen am 27.11.2024.