Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Matth. 28. v. 19. So werden wir auch drum nicht seelig/ weil wir uns solcher Wort gebrauchen/ und uns selbige gefallen lassen: sondern weilen wir festiglich glauben dasjenige/ so uns die Schrifft hievon fürhält und lehret. VII. Findet man doch in der H. Schrifft nicht/ daß man die kleine Kinder tauffen solle. Welches doch ein Punet ist/ so zum Glauben gehöret. Antwort. Ihr leset die Heil. Schrifft nicht recht/ sondern nur Stückweise: oder habt die Brillen nicht auf: sonsten würdet ihrs ja darein finden: dann weilen Christus auch von den Kindern spricht: Lasset die Kinder zu mir kommen/ und wehret ihnen nicht: dann ihnen ist das Reich GOTTes Marc. 10. v. 14. Und aber auch Christus Marc. 16. v. 16. sagt: Wer nicht gläubt/ wird verdammet werden. Item, Es seye dann/ daß jemand von neuen gebohren werde / aus dem Wasser und H. Geist/ so kan er nicht eingehen ins Reich GOttes Joh. 3. v. 3. So folget ja/ daß auch die Kinder durch den Tauff fähig seyen des seeligmachenden Glaubens / und folgens ihnen diß Sacrament solle ertheilet werden. Wiederum Actor. 18. v. 8. wie auch I. Cor. I. v. 16. haben die Aposteln gantze Häuser und Geschlechter getaufft/ so seynd ja auch die Kinder getaufft. Und weilen nach dem Befehl Christi Matth. 23. v. 19. alle Völcker sollen getaufft werden/ und Joh. 3. v. 5. alles/ so vom Fleische gebohren wird / die Tauffe erlangen solle/ so erstrecket sich ja auch dieser Befehl auf die kleine Kinder. VIII. Wo steht aber/ daß die Tauff der Ketzer gültig seye/ und daß man die von ihnen getauffte Kinder nicht solle aufs neue tauffen/ da doch der S. Cyprianus selbst der wiedrigen Meynung gewesen ist? Antwort. Dieweilen CHristus ohne eintzige Ausnahm spricht: Der glaubt und getaufft wird / der wird seelig werden Marc. 16. v. 16. So erkennet die H. Schrifft solche Tauf für gültig. IX. Spricht doch die Schrifft ausdrücklich: Wir wissen das GOtt die Sünder nicht höret Joh. 9. v. 31. So kan ja aus der Schrifft nicht bewiesen werden/ daß der Ketzer-Tauff gültig seye: sondern vielmehr erhellet daraus das Wiederspiel? Antwort. Daß dieser Spruch allerdings wahr seye/ will zwar Augustinus lib. 3. de bapt. contra Donatistas c. 20. nicht zugeben: Dieweilen nicht Christus/ sondern nur der Blindgebohrne solche Worte hat gesprochen/ und nicht alles/ was in der H. Schrifft blos gesagt/ und angezogen wird daß es gesagt seye/ der Warheit gemäß ist: dann sonsten müste auch wahr seyen/ Christus/ die Unschuld selbsten/ habe den Teuffel bey ihm gehabt: dann die Schrifft meldet/ solches haben die Juden gesagt Joh. 8. v. 48. Es müste auch wahr seyn/ daß kein GOTT seye: dann die Schrifft meldet/ solches sprechen die Thoren in ihrem Hertzen Ps. 14. v. I. Dannoch was bedarffs weitläufftige Auslegung in dieser Materie? Dann wie GOtt Gen. 9. v. 13. zum Noe sprach: Meinen Bogen hab ich gesetzet in die Wolcken/ der soll das Zeichen seyn des Bundes zwischen mir und der Erden/ und wann es kommt/ daß ich Wolcken über die Erden führe/ so soll man meinen Bogen sehen in den Wolcken/ alsdann will ich gedencken an meinen Bund zwischen mir und euch: Und aber GOtt zur Barmhertzigkeit gegen das Menschliche Geschlecht nicht bewogen wird wegen des aufgerichteten Bogens: sondern wegen seines gemachten Bundes/ und bleibt der Regenbogen dessen nur ein blosses Zeichen: Matth. 28. v. 19. So werden wir auch drum nicht seelig/ weil wir uns solcher Wort gebrauchen/ und uns selbige gefallen lassen: sondern weilen wir festiglich glauben dasjenige/ so uns die Schrifft hievon fürhält und lehret. VII. Findet man doch in der H. Schrifft nicht/ daß man die kleine Kinder tauffen solle. Welches doch ein Punet ist/ so zum Glauben gehöret. Antwort. Ihr leset die Heil. Schrifft nicht recht/ sondern nur Stückweise: oder habt die Brillen nicht auf: sonsten würdet ihrs ja darein finden: dann weilen Christus auch von den Kindern spricht: Lasset die Kinder zu mir kommen/ und wehret ihnen nicht: dann ihnen ist das Reich GOTTes Marc. 10. v. 14. Und aber auch Christus Marc. 16. v. 16. sagt: Wer nicht gläubt/ wird verdammet werden. Item, Es seye dann/ daß jemand von neuen gebohren werde / aus dem Wasser und H. Geist/ so kan er nicht eingehen ins Reich GOttes Joh. 3. v. 3. So folget ja/ daß auch die Kinder durch den Tauff fähig seyen des seeligmachenden Glaubens / und folgens ihnen diß Sacrament solle ertheilet werden. Wiederum Actor. 18. v. 8. wie auch I. Cor. I. v. 16. haben die Aposteln gantze Häuser und Geschlechter getaufft/ so seynd ja auch die Kinder getaufft. Und weilen nach dem Befehl Christi Matth. 23. v. 19. alle Völcker sollen getaufft werden/ und Joh. 3. v. 5. alles/ so vom Fleische gebohren wird / die Tauffe erlangen solle/ so erstrecket sich ja auch dieser Befehl auf die kleine Kinder. VIII. Wo steht aber/ daß die Tauff der Ketzer gültig seye/ und daß man die von ihnen getauffte Kinder nicht solle aufs neue tauffen/ da doch der S. Cyprianus selbst der wiedrigen Meynung gewesen ist? Antwort. Dieweilen CHristus ohne eintzige Ausnahm spricht: Der glaubt und getaufft wird / der wird seelig werden Marc. 16. v. 16. So erkennet die H. Schrifft solche Tauf für gültig. IX. Spricht doch die Schrifft ausdrücklich: Wir wissen das GOtt die Sünder nicht höret Joh. 9. v. 31. So kan ja aus der Schrifft nicht bewiesen werden/ daß der Ketzer-Tauff gültig seye: sondern vielmehr erhellet daraus das Wiederspiel? Antwort. Daß dieser Spruch allerdings wahr seye/ will zwar Augustinus lib. 3. de bapt. contra Donatistas c. 20. nicht zugeben: Dieweilen nicht Christus/ sondern nur der Blindgebohrne solche Worte hat gesprochen/ und nicht alles/ was in der H. Schrifft blos gesagt/ und angezogen wird daß es gesagt seye/ der Warheit gemäß ist: dann sonsten müste auch wahr seyen/ Christus/ die Unschuld selbsten/ habe den Teuffel bey ihm gehabt: dann die Schrifft meldet/ solches haben die Juden gesagt Joh. 8. v. 48. Es müste auch wahr seyn/ daß kein GOTT seye: dann die Schrifft meldet/ solches sprechen die Thoren in ihrem Hertzen Ps. 14. v. I. Dannoch was bedarffs weitläufftige Auslegung in dieser Materie? Dann wie GOtt Gen. 9. v. 13. zum Noe sprach: Meinen Bogen hab ich gesetzet in die Wolcken/ der soll das Zeichen seyn des Bundes zwischen mir und der Erden/ und wann es kommt/ daß ich Wolcken über die Erden führe/ so soll man meinen Bogen sehen in den Wolcken/ alsdann will ich gedencken an meinen Bund zwischen mir und euch: Und aber GOtt zur Barmhertzigkeit gegen das Menschliche Geschlecht nicht bewogen wird wegen des aufgerichteten Bogens: sondern wegen seines gemachten Bundes/ und bleibt der Regenbogen dessen nur ein blosses Zeichen: <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0061" n="41"/> Matth. 28. v. 19. So werden wir auch drum nicht seelig/ weil wir uns solcher Wort gebrauchen/ und uns selbige gefallen lassen: sondern weilen wir festiglich glauben dasjenige/ so uns die Schrifft hievon fürhält und lehret.</p> <p>VII. Findet man doch in der H. Schrifft nicht/ daß man die kleine Kinder tauffen solle. Welches doch ein Punet ist/ so zum Glauben gehöret.</p> <p>Antwort. Ihr leset die Heil. Schrifft nicht recht/ sondern nur Stückweise: oder habt die Brillen nicht auf: sonsten würdet ihrs ja darein finden: dann weilen Christus auch von den Kindern spricht: Lasset die Kinder zu mir kommen/ und wehret ihnen nicht: dann ihnen ist das Reich GOTTes Marc. 10. v. 14. Und aber auch Christus Marc. 16. v. 16. sagt: Wer nicht gläubt/ wird verdammet werden. Item, Es seye dann/ daß jemand von neuen gebohren werde / aus dem Wasser und H. Geist/ so kan er nicht eingehen ins Reich GOttes Joh. 3. v. 3. So folget ja/ daß auch die Kinder durch den Tauff fähig seyen des seeligmachenden Glaubens / und folgens ihnen diß Sacrament solle ertheilet werden. Wiederum Actor. 18. v. 8. wie auch I. Cor. I. v. 16. haben die Aposteln gantze Häuser und Geschlechter getaufft/ so seynd ja auch die Kinder getaufft. Und weilen nach dem Befehl Christi Matth. 23. v. 19. alle Völcker sollen getaufft werden/ und Joh. 3. v. 5. alles/ so vom Fleische gebohren wird / die Tauffe erlangen solle/ so erstrecket sich ja auch dieser Befehl auf die kleine Kinder.</p> <p>VIII. Wo steht aber/ daß die Tauff der Ketzer gültig seye/ und daß man die von ihnen getauffte Kinder nicht solle aufs neue tauffen/ da doch der S. Cyprianus selbst der wiedrigen Meynung gewesen ist?</p> <p>Antwort. Dieweilen CHristus ohne eintzige Ausnahm spricht: Der glaubt und getaufft wird / der wird seelig werden Marc. 16. v. 16. So erkennet die H. Schrifft solche Tauf für gültig.</p> <p>IX. Spricht doch die Schrifft ausdrücklich: Wir wissen das GOtt die Sünder nicht höret Joh. 9. v. 31. So kan ja aus der Schrifft nicht bewiesen werden/ daß der Ketzer-Tauff gültig seye: sondern vielmehr erhellet daraus das Wiederspiel?</p> <p>Antwort. Daß dieser Spruch allerdings wahr seye/ will zwar Augustinus lib. 3. de bapt. contra Donatistas c. 20. nicht zugeben: Dieweilen nicht Christus/ sondern nur der Blindgebohrne solche Worte hat gesprochen/ und nicht alles/ was in der H. Schrifft blos gesagt/ und angezogen wird daß es gesagt seye/ der Warheit gemäß ist: dann sonsten müste auch wahr seyen/ Christus/ die Unschuld selbsten/ habe den Teuffel bey ihm gehabt: dann die Schrifft meldet/ solches haben die Juden gesagt Joh. 8. v. 48. Es müste auch wahr seyn/ daß kein GOTT seye: dann die Schrifft meldet/ solches sprechen die Thoren in ihrem Hertzen Ps. 14. v. I. Dannoch was bedarffs weitläufftige Auslegung in dieser Materie? Dann wie GOtt Gen. 9. v. 13. zum Noe sprach: Meinen Bogen hab ich gesetzet in die Wolcken/ der soll das Zeichen seyn des Bundes zwischen mir und der Erden/ und wann es kommt/ daß ich Wolcken über die Erden führe/ so soll man meinen Bogen sehen in den Wolcken/ alsdann will ich gedencken an meinen Bund zwischen mir und euch: Und aber GOtt zur Barmhertzigkeit gegen das Menschliche Geschlecht nicht bewogen wird wegen des aufgerichteten Bogens: sondern wegen seines gemachten Bundes/ und bleibt der Regenbogen dessen nur ein blosses Zeichen: </p> </div> </body> </text> </TEI> [41/0061]
Matth. 28. v. 19. So werden wir auch drum nicht seelig/ weil wir uns solcher Wort gebrauchen/ und uns selbige gefallen lassen: sondern weilen wir festiglich glauben dasjenige/ so uns die Schrifft hievon fürhält und lehret.
VII. Findet man doch in der H. Schrifft nicht/ daß man die kleine Kinder tauffen solle. Welches doch ein Punet ist/ so zum Glauben gehöret.
Antwort. Ihr leset die Heil. Schrifft nicht recht/ sondern nur Stückweise: oder habt die Brillen nicht auf: sonsten würdet ihrs ja darein finden: dann weilen Christus auch von den Kindern spricht: Lasset die Kinder zu mir kommen/ und wehret ihnen nicht: dann ihnen ist das Reich GOTTes Marc. 10. v. 14. Und aber auch Christus Marc. 16. v. 16. sagt: Wer nicht gläubt/ wird verdammet werden. Item, Es seye dann/ daß jemand von neuen gebohren werde / aus dem Wasser und H. Geist/ so kan er nicht eingehen ins Reich GOttes Joh. 3. v. 3. So folget ja/ daß auch die Kinder durch den Tauff fähig seyen des seeligmachenden Glaubens / und folgens ihnen diß Sacrament solle ertheilet werden. Wiederum Actor. 18. v. 8. wie auch I. Cor. I. v. 16. haben die Aposteln gantze Häuser und Geschlechter getaufft/ so seynd ja auch die Kinder getaufft. Und weilen nach dem Befehl Christi Matth. 23. v. 19. alle Völcker sollen getaufft werden/ und Joh. 3. v. 5. alles/ so vom Fleische gebohren wird / die Tauffe erlangen solle/ so erstrecket sich ja auch dieser Befehl auf die kleine Kinder.
VIII. Wo steht aber/ daß die Tauff der Ketzer gültig seye/ und daß man die von ihnen getauffte Kinder nicht solle aufs neue tauffen/ da doch der S. Cyprianus selbst der wiedrigen Meynung gewesen ist?
Antwort. Dieweilen CHristus ohne eintzige Ausnahm spricht: Der glaubt und getaufft wird / der wird seelig werden Marc. 16. v. 16. So erkennet die H. Schrifft solche Tauf für gültig.
IX. Spricht doch die Schrifft ausdrücklich: Wir wissen das GOtt die Sünder nicht höret Joh. 9. v. 31. So kan ja aus der Schrifft nicht bewiesen werden/ daß der Ketzer-Tauff gültig seye: sondern vielmehr erhellet daraus das Wiederspiel?
Antwort. Daß dieser Spruch allerdings wahr seye/ will zwar Augustinus lib. 3. de bapt. contra Donatistas c. 20. nicht zugeben: Dieweilen nicht Christus/ sondern nur der Blindgebohrne solche Worte hat gesprochen/ und nicht alles/ was in der H. Schrifft blos gesagt/ und angezogen wird daß es gesagt seye/ der Warheit gemäß ist: dann sonsten müste auch wahr seyen/ Christus/ die Unschuld selbsten/ habe den Teuffel bey ihm gehabt: dann die Schrifft meldet/ solches haben die Juden gesagt Joh. 8. v. 48. Es müste auch wahr seyn/ daß kein GOTT seye: dann die Schrifft meldet/ solches sprechen die Thoren in ihrem Hertzen Ps. 14. v. I. Dannoch was bedarffs weitläufftige Auslegung in dieser Materie? Dann wie GOtt Gen. 9. v. 13. zum Noe sprach: Meinen Bogen hab ich gesetzet in die Wolcken/ der soll das Zeichen seyn des Bundes zwischen mir und der Erden/ und wann es kommt/ daß ich Wolcken über die Erden führe/ so soll man meinen Bogen sehen in den Wolcken/ alsdann will ich gedencken an meinen Bund zwischen mir und euch: Und aber GOtt zur Barmhertzigkeit gegen das Menschliche Geschlecht nicht bewogen wird wegen des aufgerichteten Bogens: sondern wegen seines gemachten Bundes/ und bleibt der Regenbogen dessen nur ein blosses Zeichen:
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/61>, abgerufen am 17.02.2025. |