Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.gen zu der H. Schrifft: massen keine andere Probe der wahren Christenheit seyen kan/ als die H. Schrifft. Hiermit stimmet überein der H. Hieronymus in Michaeam lib. I. c. I. da er schreibt. Qvod de Scripturis auctoritatem non habet, eadem facilitate contemnitur, qva probatur; Dasjenige/ so kein Ansehen hat/ aus der H. Schrifft/ wird eben so leicht für ungültig verworffen: als es für gültig wird anerbotten. Summa, das Wort GOttes ist der eintzige Grund der Warheit/ und unpartheyscher Richter bey Erregung streitiger Glaubens-Fragen: Bleiben also wahr die Wort des Propheten Esaiae cap. 40. v. 6. Alles Fleisch ist wie Heu: das Heu verdorret/ die Blume verwelcket: aber das Wort GOttes bleibet ewiglich. Ist demnach Der erster Irrthum der Papisten. Daß die H. Schrifft unvollkommen seye/ und dessentwegen nicht vertreten könne das Ampt eines Richters in Glaubens-Sachen. DAs dieses ein der Ehren GOttes und seinem heiligsten Wort gar schimpflicher Irrthum seye / beweisen wir also: Dann erstlich/ St. Johannes spricht: Diese Zeichen seynd geschrieben/ daß ihr glaubet / JEsus seye der Sohn GOttes/ und daß ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Nahmen/ Joh. 20. v. 31. Daraus schliesset sich/ daß die Glaubigen aus dem/ das in der H. Schrifft verfasset ist/ erlangen können das ewige Leben: können sie aber das ewige Leben daraus erhalten/ so kan man nicht mehr in der H. Schrifft erforderen/ und folglich gebricht derselbigen nichts an der Vollkommenheit. Zweytens/ St. Paulus schreibt an seinen Jünger Timotheum: Weil du von Kind auf die H. Schrifft verstehest/ kan dich dieselbige unterweisen zur Seeligkeit/ durch den Glauben in CHristo JEsu/ 2. Timoth. 3. v. 15. Item daselbst v. 16. Alle Schrifft von GOtt eingegeben/ ist nuß/ daß ein Mensch GOttes seye vollkommen/ zu allen guten Wercken geschickt. Drittens/ so spricht auch S. Paulus: Ich habe euch (den Ephesern) nichts verhalten/ das ich euch nicht verkündiget hätte/ allen den Raht GOttes. Actor. 20. v. 27. Viertens/ Christus spricht selbsten zu seinen Jüngern: Alles/ was ich habe von meinem Vater gehöret/ hab ich euch kund gethan. Joh. 15. v. 15. Wer wolte dann glauben/ daß die Jünger so treuloß gehandelt/ und solches nicht schrifftlich verfasset hätten/ da sie es doch so leichtlich konten/ und solche Glaubens-Warheiten nur auf des Pabstes Erleuchtungen/ und Gutdüncken hätten verschieben wöllen? Oder wer kan ihm vernünfftig einbilden/ daß GOtt zu jetziger Zeit dem Pabst neue Geheimnüssen offenbahren gen zu der H. Schrifft: massen keine andere Probe der wahren Christenheit seyen kan/ als die H. Schrifft. Hiermit stimmet überein der H. Hieronymus in Michaeam lib. I. c. I. da er schreibt. Qvod de Scripturis auctoritatem non habet, eâdem facilitate contemnitur, qvâ probatur; Dasjenige/ so kein Ansehen hat/ aus der H. Schrifft/ wird eben so leicht für ungültig verworffen: als es für gültig wird anerbotten. Summa, das Wort GOttes ist der eintzige Grund der Warheit/ und unpartheyscher Richter bey Erregung streitiger Glaubens-Fragen: Bleiben also wahr die Wort des Propheten Esaiae cap. 40. v. 6. Alles Fleisch ist wie Heu: das Heu verdorret/ die Blume verwelcket: aber das Wort GOttes bleibet ewiglich. Ist demnach Der erster Irrthum der Papisten. Daß die H. Schrifft unvollkommen seye/ und dessentwegen nicht vertreten könne das Ampt eines Richters in Glaubens-Sachen. DAs dieses ein der Ehren GOttes und seinem heiligsten Wort gar schimpflicher Irrthum seye / beweisen wir also: Dann erstlich/ St. Johannes spricht: Diese Zeichen seynd geschrieben/ daß ihr glaubet / JEsus seye der Sohn GOttes/ und daß ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Nahmen/ Joh. 20. v. 31. Daraus schliesset sich/ daß die Glaubigen aus dem/ das in der H. Schrifft verfasset ist/ erlangen können das ewige Leben: können sie aber das ewige Leben daraus erhalten/ so kan man nicht mehr in der H. Schrifft erforderen/ und folglich gebricht derselbigen nichts an der Vollkommenheit. Zweytens/ St. Paulus schreibt an seinen Jünger Timotheum: Weil du von Kind auf die H. Schrifft verstehest/ kan dich dieselbige unterweisen zur Seeligkeit/ durch den Glauben in CHristo JEsu/ 2. Timoth. 3. v. 15. Item daselbst v. 16. Alle Schrifft von GOtt eingegeben/ ist nuß/ daß ein Mensch GOttes seye vollkommen/ zu allen guten Wercken geschickt. Drittens/ so spricht auch S. Paulus: Ich habe euch (den Ephesern) nichts verhalten/ das ich euch nicht verkündiget hätte/ allen den Raht GOttes. Actor. 20. v. 27. Viertens/ Christus spricht selbsten zu seinen Jüngern: Alles/ was ich habe von meinem Vater gehöret/ hab ich euch kund gethan. Joh. 15. v. 15. Wer wolte dann glauben/ daß die Jünger so treuloß gehandelt/ und solches nicht schrifftlich verfasset hätten/ da sie es doch so leichtlich konten/ und solche Glaubens-Warheiten nur auf des Pabstes Erleuchtungen/ und Gutdüncken hätten verschieben wöllen? Oder wer kan ihm vernünfftig einbilden/ daß GOtt zu jetziger Zeit dem Pabst neue Geheimnüssen offenbahren <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0058" n="38"/> gen zu der H. Schrifft: massen keine andere Probe der wahren Christenheit seyen kan/ als die H. Schrifft. Hiermit stimmet überein der H. Hieronymus in Michaeam lib. I. c. I. da er schreibt. Qvod de Scripturis auctoritatem non habet, eâdem facilitate contemnitur, qvâ probatur; Dasjenige/ so kein Ansehen hat/ aus der H. Schrifft/ wird eben so leicht für ungültig verworffen: als es für gültig wird anerbotten.</p> <p>Summa, das Wort GOttes ist der eintzige Grund der Warheit/ und unpartheyscher Richter bey Erregung streitiger Glaubens-Fragen: Bleiben also wahr die Wort des Propheten Esaiae cap. 40. v. 6. Alles Fleisch ist wie Heu: das Heu verdorret/ die Blume verwelcket: aber das Wort GOttes bleibet ewiglich. Ist demnach</p> <p>Der erster Irrthum der Papisten.</p> <p>Daß die H. Schrifft unvollkommen seye/ und dessentwegen nicht vertreten könne das Ampt eines Richters in Glaubens-Sachen.</p> <p>DAs dieses ein der Ehren GOttes und seinem heiligsten Wort gar schimpflicher Irrthum seye / beweisen wir also:</p> <p>Dann erstlich/ St. Johannes spricht: Diese Zeichen seynd geschrieben/ daß ihr glaubet / JEsus seye der Sohn GOttes/ und daß ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Nahmen/ Joh. 20. v. 31. Daraus schliesset sich/ daß die Glaubigen aus dem/ das in der H. Schrifft verfasset ist/ erlangen können das ewige Leben: können sie aber das ewige Leben daraus erhalten/ so kan man nicht mehr in der H. Schrifft erforderen/ und folglich gebricht derselbigen nichts an der Vollkommenheit.</p> <p>Zweytens/ St. Paulus schreibt an seinen Jünger Timotheum: Weil du von Kind auf die H. Schrifft verstehest/ kan dich dieselbige unterweisen zur Seeligkeit/ durch den Glauben in CHristo JEsu/ 2. Timoth. 3. v. 15. Item daselbst v. 16. Alle Schrifft von GOtt eingegeben/ ist nuß/ daß ein Mensch GOttes seye vollkommen/ zu allen guten Wercken geschickt.</p> <p>Drittens/ so spricht auch S. Paulus: Ich habe euch (den Ephesern) nichts verhalten/ das ich euch nicht verkündiget hätte/ allen den Raht GOttes. Actor. 20. v. 27.</p> <p>Viertens/ Christus spricht selbsten zu seinen Jüngern: Alles/ was ich habe von meinem Vater gehöret/ hab ich euch kund gethan. Joh. 15. v. 15. Wer wolte dann glauben/ daß die Jünger so treuloß gehandelt/ und solches nicht schrifftlich verfasset hätten/ da sie es doch so leichtlich konten/ und solche Glaubens-Warheiten nur auf des Pabstes Erleuchtungen/ und Gutdüncken hätten verschieben wöllen? Oder wer kan ihm vernünfftig einbilden/ daß GOtt zu jetziger Zeit dem Pabst neue Geheimnüssen offenbahren </p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0058]
gen zu der H. Schrifft: massen keine andere Probe der wahren Christenheit seyen kan/ als die H. Schrifft. Hiermit stimmet überein der H. Hieronymus in Michaeam lib. I. c. I. da er schreibt. Qvod de Scripturis auctoritatem non habet, eâdem facilitate contemnitur, qvâ probatur; Dasjenige/ so kein Ansehen hat/ aus der H. Schrifft/ wird eben so leicht für ungültig verworffen: als es für gültig wird anerbotten.
Summa, das Wort GOttes ist der eintzige Grund der Warheit/ und unpartheyscher Richter bey Erregung streitiger Glaubens-Fragen: Bleiben also wahr die Wort des Propheten Esaiae cap. 40. v. 6. Alles Fleisch ist wie Heu: das Heu verdorret/ die Blume verwelcket: aber das Wort GOttes bleibet ewiglich. Ist demnach
Der erster Irrthum der Papisten.
Daß die H. Schrifft unvollkommen seye/ und dessentwegen nicht vertreten könne das Ampt eines Richters in Glaubens-Sachen.
DAs dieses ein der Ehren GOttes und seinem heiligsten Wort gar schimpflicher Irrthum seye / beweisen wir also:
Dann erstlich/ St. Johannes spricht: Diese Zeichen seynd geschrieben/ daß ihr glaubet / JEsus seye der Sohn GOttes/ und daß ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Nahmen/ Joh. 20. v. 31. Daraus schliesset sich/ daß die Glaubigen aus dem/ das in der H. Schrifft verfasset ist/ erlangen können das ewige Leben: können sie aber das ewige Leben daraus erhalten/ so kan man nicht mehr in der H. Schrifft erforderen/ und folglich gebricht derselbigen nichts an der Vollkommenheit.
Zweytens/ St. Paulus schreibt an seinen Jünger Timotheum: Weil du von Kind auf die H. Schrifft verstehest/ kan dich dieselbige unterweisen zur Seeligkeit/ durch den Glauben in CHristo JEsu/ 2. Timoth. 3. v. 15. Item daselbst v. 16. Alle Schrifft von GOtt eingegeben/ ist nuß/ daß ein Mensch GOttes seye vollkommen/ zu allen guten Wercken geschickt.
Drittens/ so spricht auch S. Paulus: Ich habe euch (den Ephesern) nichts verhalten/ das ich euch nicht verkündiget hätte/ allen den Raht GOttes. Actor. 20. v. 27.
Viertens/ Christus spricht selbsten zu seinen Jüngern: Alles/ was ich habe von meinem Vater gehöret/ hab ich euch kund gethan. Joh. 15. v. 15. Wer wolte dann glauben/ daß die Jünger so treuloß gehandelt/ und solches nicht schrifftlich verfasset hätten/ da sie es doch so leichtlich konten/ und solche Glaubens-Warheiten nur auf des Pabstes Erleuchtungen/ und Gutdüncken hätten verschieben wöllen? Oder wer kan ihm vernünfftig einbilden/ daß GOtt zu jetziger Zeit dem Pabst neue Geheimnüssen offenbahren
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/58>, abgerufen am 31.07.2024. |