Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

getrieben/ und ihre Wechsel-Tisch über einen Hauffen geworffen werden. Diß Exempel Christi aber würde den Pharisäischen Wechsleren garübel gefallen.

II. Haben doch Moyses und Elias viertzig Tage gefastet.

Antwort. Sie haben doch viertzig Tage/ auff Papistisch/ keine Fisch gessen: So thuts ihnen dann nach: Aber machet kein Schein- und Heuchel-Fasten daraus/ nach eurer Gewohnheit.

III. Wird doch in den Canonen oder Satzungen der Aposteln das viertzig-tägige Fasten gebilliget und gut geheissen.

Antwort. Aus den Canonen der Aposteln kan nichts gründliches bewiesen werden: Dann ihr gestehts selbsten/ daß viel Lappen-Werck/ so von den Aposteln nicht herrühret/ hinein geflickt ist. Dannoch gesetzet/ es wäre diese vierzig-tägige Fasten vor diesem als ein Mittel-Ding im Schwang gewesen/ wann man dannoch selbige/ durch einen Nohtzwang und Verbindung einer schweren Sünde/ als ein nohtwendiges Mittel zur Seligkeit will der Christenheit aufftringen/ dann spricht Paulus Coloss. 2. v. 16. und alle rechtschaffene Christen Nein darzu.

Der dritte Irrthum.

Wegen des Verbots des Fleisches/ Zulassung der Fischen/ und anderer Mißbräuchen.

ES ist auch der Papisten Fasten mehrsten Theils ein lauter Gespött/ damit sie GOttes so wohl als der Menschen spotten:

Dann erstlich: So verbieten sie Fleisch zu essen/ und lassen darneben das Fisch-Essen zu: Da doch die Substantz der Wasser-Thieren/ oder der Fischen/ der Substantz der Feld- und Lufft-Thieren in Göttlicher Schrifft wird gleich geschätzet/ und mit demselbigen Nahmen des Fleisches benahmet: Dann also spricht Moyses Levit. II. v. 10. Alles was nicht Floß-Federen und Schüppen hat im Meer und Bächen/ unter allen was lebt in Wässeren/ soll euch ein Scheu seyn/ daß ihr von ihrem Fleisch nicht esset. item Num. II. v. 21. spricht Moyses zu GOtt: Sechs hundert tausend Mann Fuß-Volcks ist das/ darunter ich bin/ und du sprichst/ ich will euch Fleisch geben/ daß ihr esset einen Mohnat lang: Soll man Schaaff und Rinder schlachten/ daß ihnen gnug seye: Oder werden sich alle Fische des Meers herzu versammlen/ daß ihnen gnug seye? item S. Paulus spricht: I. Cor. 15. v. 39. Ein ander Fleisch ist der Menschen/ ein anders des Viehes/ ein anders der Fischen. Was nun aber unter diesen das schleckerhafftigste Fleisch seye/ ist noch nicht ausgemacht. Ich meines Theils glaube/ daß die niedlichste und wohlgeschmackte Forellen/ Hecht/ Salmen / Gründlen/ Lampreten/ Austren sc. Womit die Pfaffen und wohlhabige Papisten die Fasten halten/ und ihr Fleisch/ ihrem Vorgeben nach/ bezwingen und zähmen/ dem geräucherten Rind-Hammel- und Schwein-Fleisch nichts bevor geben: Und wann mit diesen Schlecker-Bißlein der Wanst ist weydlich ausgefüllet/ dann ist sattsam erfüllet das Gesetz der milden und gütigen Mutter/ der Päbstischen Kirchen.

Zum andern: So spotten die Pfaffen mit ihrer Fasten-Zeit GOtt im Himmel: Dann sie rühmen sich/ sie fasten biß zur Vesper-Zeit/ und damit

getrieben/ und ihre Wechsel-Tisch über einen Hauffen geworffen werden. Diß Exempel Christi aber würde den Pharisäischen Wechsleren garübel gefallen.

II. Haben doch Moyses und Elias viertzig Tage gefastet.

Antwort. Sie haben doch viertzig Tage/ auff Papistisch/ keine Fisch gessen: So thuts ihnen dann nach: Aber machet kein Schein- und Heuchel-Fasten daraus/ nach eurer Gewohnheit.

III. Wird doch in den Canonen oder Satzungen der Aposteln das viertzig-tägige Fasten gebilliget und gut geheissen.

Antwort. Aus den Canonen der Aposteln kan nichts gründliches bewiesen werden: Dann ihr gestehts selbsten/ daß viel Lappen-Werck/ so von den Aposteln nicht herrühret/ hinein geflickt ist. Dannoch gesetzet/ es wäre diese vierzig-tägige Fasten vor diesem als ein Mittel-Ding im Schwang gewesen/ wann man dannoch selbige/ durch einen Nohtzwang und Verbindung einer schweren Sünde/ als ein nohtwendiges Mittel zur Seligkeit will der Christenheit aufftringen/ dann spricht Paulus Coloss. 2. v. 16. und alle rechtschaffene Christen Nein darzu.

Der dritte Irrthum.

Wegen des Verbots des Fleisches/ Zulassung der Fischen/ und anderer Mißbräuchen.

ES ist auch der Papisten Fasten mehrsten Theils ein lauter Gespött/ damit sie GOttes so wohl als der Menschen spotten:

Dann erstlich: So verbieten sie Fleisch zu essen/ und lassen darneben das Fisch-Essen zu: Da doch die Substantz der Wasser-Thieren/ oder der Fischen/ der Substantz der Feld- und Lufft-Thieren in Göttlicher Schrifft wird gleich geschätzet/ und mit demselbigen Nahmen des Fleisches benahmet: Dann also spricht Moyses Levit. II. v. 10. Alles was nicht Floß-Federen und Schüppen hat im Meer und Bächen/ unter allen was lebt in Wässeren/ soll euch ein Scheu seyn/ daß ihr von ihrem Fleisch nicht esset. item Num. II. v. 21. spricht Moyses zu GOtt: Sechs hundert tausend Mann Fuß-Volcks ist das/ darunter ich bin/ und du sprichst/ ich will euch Fleisch geben/ daß ihr esset einen Mohnat lang: Soll man Schaaff und Rinder schlachten/ daß ihnen gnug seye: Oder werden sich alle Fische des Meers herzu versammlen/ daß ihnen gnug seye? item S. Paulus spricht: I. Cor. 15. v. 39. Ein ander Fleisch ist der Menschen/ ein anders des Viehes/ ein anders der Fischen. Was nun aber unter diesen das schleckerhafftigste Fleisch seye/ ist noch nicht ausgemacht. Ich meines Theils glaube/ daß die niedlichste und wohlgeschmackte Forellen/ Hecht/ Salmen / Gründlen/ Lampreten/ Austren sc. Womit die Pfaffen und wohlhabige Papisten die Fasten halten/ und ihr Fleisch/ ihrem Vorgeben nach/ bezwingen und zähmen/ dem geräucherten Rind-Hammel- und Schwein-Fleisch nichts bevor geben: Und wann mit diesen Schlecker-Bißlein der Wanst ist weydlich ausgefüllet/ dann ist sattsam erfüllet das Gesetz der milden und gütigen Mutter/ der Päbstischen Kirchen.

Zum andern: So spotten die Pfaffen mit ihrer Fasten-Zeit GOtt im Himmel: Dann sie rühmen sich/ sie fasten biß zur Vesper-Zeit/ und damit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0512" n="212"/>
getrieben/ und ihre            Wechsel-Tisch über einen Hauffen geworffen werden. Diß Exempel Christi aber würde den            Pharisäischen Wechsleren garübel gefallen.</p>
        <p>II. Haben doch Moyses und Elias viertzig Tage gefastet.</p>
        <p>Antwort. Sie haben doch viertzig Tage/ auff Papistisch/ keine Fisch gessen: So thuts            ihnen dann nach: Aber machet kein Schein- und Heuchel-Fasten daraus/ nach eurer            Gewohnheit.</p>
        <p>III. Wird doch in den Canonen oder Satzungen der Aposteln das viertzig-tägige Fasten            gebilliget und gut geheissen.</p>
        <p>Antwort. Aus den Canonen der Aposteln kan nichts gründliches bewiesen werden: Dann ihr            gestehts selbsten/ daß viel Lappen-Werck/ so von den Aposteln nicht herrühret/ hinein            geflickt ist. Dannoch gesetzet/ es wäre diese vierzig-tägige Fasten vor diesem als ein            Mittel-Ding im Schwang gewesen/ wann man dannoch selbige/ durch einen Nohtzwang und            Verbindung einer schweren Sünde/ als ein nohtwendiges Mittel zur Seligkeit will der            Christenheit aufftringen/ dann spricht Paulus Coloss. 2. v. 16. und alle rechtschaffene            Christen Nein darzu.</p>
        <p>Der dritte Irrthum.</p>
        <p>Wegen des Verbots des Fleisches/ Zulassung der Fischen/ und anderer Mißbräuchen.</p>
        <p>ES ist auch der Papisten Fasten mehrsten Theils ein lauter Gespött/ damit sie GOttes so            wohl als der Menschen spotten:</p>
        <p>Dann erstlich: So verbieten sie Fleisch zu essen/ und lassen darneben das Fisch-Essen            zu: Da doch die Substantz der Wasser-Thieren/ oder der Fischen/ der Substantz der Feld-            und Lufft-Thieren in Göttlicher Schrifft wird gleich geschätzet/ und mit demselbigen            Nahmen des Fleisches benahmet: Dann also spricht Moyses Levit. II. v. 10. Alles was nicht            Floß-Federen und Schüppen hat im Meer und Bächen/ unter allen was lebt in Wässeren/ soll            euch ein Scheu seyn/ daß ihr von ihrem Fleisch nicht esset. item Num. II. v. 21. spricht            Moyses zu GOtt: Sechs hundert tausend Mann Fuß-Volcks ist das/ darunter ich bin/ und du            sprichst/ ich will euch Fleisch geben/ daß ihr esset einen Mohnat lang: Soll man Schaaff            und Rinder schlachten/ daß ihnen gnug seye: Oder werden sich alle Fische des Meers herzu            versammlen/ daß ihnen gnug seye? item S. Paulus spricht: I. Cor. 15. v. 39. Ein ander            Fleisch ist der Menschen/ ein anders des Viehes/ ein anders der Fischen. Was nun aber            unter diesen das schleckerhafftigste Fleisch seye/ ist noch nicht ausgemacht. Ich meines            Theils glaube/ daß die niedlichste und wohlgeschmackte Forellen/ Hecht/ Salmen /            Gründlen/ Lampreten/ Austren sc. Womit die Pfaffen und wohlhabige Papisten die Fasten            halten/ und ihr Fleisch/ ihrem Vorgeben nach/ bezwingen und zähmen/ dem geräucherten            Rind-Hammel- und Schwein-Fleisch nichts bevor geben: Und wann mit diesen Schlecker-Bißlein            der Wanst ist weydlich ausgefüllet/ dann ist sattsam erfüllet das Gesetz der milden und            gütigen Mutter/ der Päbstischen Kirchen.</p>
        <p>Zum andern: So spotten die Pfaffen mit ihrer Fasten-Zeit GOtt im Himmel: Dann sie rühmen            sich/ sie fasten biß zur Vesper-Zeit/ und damit
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0512] getrieben/ und ihre Wechsel-Tisch über einen Hauffen geworffen werden. Diß Exempel Christi aber würde den Pharisäischen Wechsleren garübel gefallen. II. Haben doch Moyses und Elias viertzig Tage gefastet. Antwort. Sie haben doch viertzig Tage/ auff Papistisch/ keine Fisch gessen: So thuts ihnen dann nach: Aber machet kein Schein- und Heuchel-Fasten daraus/ nach eurer Gewohnheit. III. Wird doch in den Canonen oder Satzungen der Aposteln das viertzig-tägige Fasten gebilliget und gut geheissen. Antwort. Aus den Canonen der Aposteln kan nichts gründliches bewiesen werden: Dann ihr gestehts selbsten/ daß viel Lappen-Werck/ so von den Aposteln nicht herrühret/ hinein geflickt ist. Dannoch gesetzet/ es wäre diese vierzig-tägige Fasten vor diesem als ein Mittel-Ding im Schwang gewesen/ wann man dannoch selbige/ durch einen Nohtzwang und Verbindung einer schweren Sünde/ als ein nohtwendiges Mittel zur Seligkeit will der Christenheit aufftringen/ dann spricht Paulus Coloss. 2. v. 16. und alle rechtschaffene Christen Nein darzu. Der dritte Irrthum. Wegen des Verbots des Fleisches/ Zulassung der Fischen/ und anderer Mißbräuchen. ES ist auch der Papisten Fasten mehrsten Theils ein lauter Gespött/ damit sie GOttes so wohl als der Menschen spotten: Dann erstlich: So verbieten sie Fleisch zu essen/ und lassen darneben das Fisch-Essen zu: Da doch die Substantz der Wasser-Thieren/ oder der Fischen/ der Substantz der Feld- und Lufft-Thieren in Göttlicher Schrifft wird gleich geschätzet/ und mit demselbigen Nahmen des Fleisches benahmet: Dann also spricht Moyses Levit. II. v. 10. Alles was nicht Floß-Federen und Schüppen hat im Meer und Bächen/ unter allen was lebt in Wässeren/ soll euch ein Scheu seyn/ daß ihr von ihrem Fleisch nicht esset. item Num. II. v. 21. spricht Moyses zu GOtt: Sechs hundert tausend Mann Fuß-Volcks ist das/ darunter ich bin/ und du sprichst/ ich will euch Fleisch geben/ daß ihr esset einen Mohnat lang: Soll man Schaaff und Rinder schlachten/ daß ihnen gnug seye: Oder werden sich alle Fische des Meers herzu versammlen/ daß ihnen gnug seye? item S. Paulus spricht: I. Cor. 15. v. 39. Ein ander Fleisch ist der Menschen/ ein anders des Viehes/ ein anders der Fischen. Was nun aber unter diesen das schleckerhafftigste Fleisch seye/ ist noch nicht ausgemacht. Ich meines Theils glaube/ daß die niedlichste und wohlgeschmackte Forellen/ Hecht/ Salmen / Gründlen/ Lampreten/ Austren sc. Womit die Pfaffen und wohlhabige Papisten die Fasten halten/ und ihr Fleisch/ ihrem Vorgeben nach/ bezwingen und zähmen/ dem geräucherten Rind-Hammel- und Schwein-Fleisch nichts bevor geben: Und wann mit diesen Schlecker-Bißlein der Wanst ist weydlich ausgefüllet/ dann ist sattsam erfüllet das Gesetz der milden und gütigen Mutter/ der Päbstischen Kirchen. Zum andern: So spotten die Pfaffen mit ihrer Fasten-Zeit GOtt im Himmel: Dann sie rühmen sich/ sie fasten biß zur Vesper-Zeit/ und damit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/512
Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/512>, abgerufen am 24.11.2024.