Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Antwort. Besser und billiger hätte sich Gregorius an GOttes Wort/ als an die Gespenst und Gesicht der Geister halten sollen. Ja wann die Seelen der Verstorbenen hier auff Erden wanderten/ so wäre der reiche Mann gewißlich zu seinen Brüderen kommen/ da er begehrte / daß Lazarus an seiner Stelle solte geschickt werden Luc. 16. und würde er selbsten die Seinigen vor solcher Pein und Qvaal gewarnet haben. Kan man demnach aus den Gespensten keine Glaubens-Warheit beweisen/ wann mit Teuffels-Werck die abergläubische Leute werden geaffet: Wie dann auch GOtt der HErr dessentwegen uns einen austrücklichen Befehl gegeben / daß wir die Warheit nicht von den Todten: Sondern aus dem Gesetz und Zeugnüsse forschen und lehren sollen. Esa. 8. v. 19.

XV. List man doch I. Reg. 28. v. 14. daß der Samuel nach seinem Todt sich habe dargestellet für dem König Saul und mit ihm geredet.

Antwort. Weil Samuel beschworen wurde von einem Weib/ das einen Warsager-Geist/ oder geheimen Teuffel bey sich hatte/ so ist diese Erscheinung auch geschehen durch Teuffels-Kunst: Dann die Heiligen lassen sich nach dem Todt vom Teuffel nicht beunrühigen. Wann aber Sirach. cap. 46. v. 23. meldet/ daß Samuel/ nachdem er entschlaffen war/ dem König Saul sein End und Todt angezeiget habe/ und geweissaget/ so ist diß Buch nie in solchem Ansehen gewesen/ daß man daraus Glaubens-Sachen schlichten und richten könne. Dannoch zum Uberfluß sagt man: GOtt oder der Engel des Samuels haben/ an Statt seiner / durch ein Gesicht den Saul wollen erschröcken und seiner Missethat erinneren.

Die andere Frage.

Ob die Verstorbenen/ so nach ihrem Todt die Seligkeit nicht erlanget haben/ durch die Fürbitt der Lebendigen/ durch die Messe/ Ablaß/ und dergleichen Päbstische Erfindungen in dem vermeinten Fegfeur Linderung empfinden?

DIe Papisten sprechen Ja/ wir aber Nein darzu:

Dann erstlich: So ist ja kein Fegfeur: Derowegen so kan auch keine Rettung oder Erlösung aus demselbigen geschehen.

Zum andern: So eignet die Schrifft alle Buß und Besserung zu dem gegenwärtigen Leben. Jetz ist die angenehme Zeit: Jetzt ist der Tag des Heyls spricht Paulus 2. Cor. 6. v. 2. Dieweil wir dann nun Zeit haben/ so lasst uns guts thun Gal. 6. v. 10. dann die Zeit ist kurtz/ I. Cor. 7. v. 29. Drum heut so ihr seine Stimme hören werdet/ so verstocket eure Hertzen nicht Ps. 95. v. 8.

Zum dritten: So kan keine Aenderung nach dem Todt Statt haben: Dann wann der Baum fällt / er falle gegen Mittag/ oder Mitternacht/ auff welchen Ort er fällt/ da wird er liegen / spricht Salomon Pred. II. v. 3. Und wie Paulus spricht: Wird ein jeglicher empfangen nachdem er gehandelt bey Leibes-Leben. 2. Cor. 5. v. 10.

Zum vierten: So ist auch den Verstorbenen mit ander Leut Fürbitt und guten Wercken zu ihrer Gnugthuung nichts gedienet/ weilen ein jeder seine

Antwort. Besser und billiger hätte sich Gregorius an GOttes Wort/ als an die Gespenst und Gesicht der Geister halten sollen. Ja wann die Seelen der Verstorbenen hier auff Erden wanderten/ so wäre der reiche Mann gewißlich zu seinen Brüderen kommen/ da er begehrte / daß Lazarus an seiner Stelle solte geschickt werden Luc. 16. und würde er selbsten die Seinigen vor solcher Pein und Qvaal gewarnet haben. Kan man demnach aus den Gespensten keine Glaubens-Warheit beweisen/ wann mit Teuffels-Werck die abergläubische Leute werden geaffet: Wie dann auch GOtt der HErr dessentwegen uns einen austrücklichen Befehl gegeben / daß wir die Warheit nicht von den Todten: Sondern aus dem Gesetz und Zeugnüsse forschen und lehren sollen. Esa. 8. v. 19.

XV. List man doch I. Reg. 28. v. 14. daß der Samuel nach seinem Todt sich habe dargestellet für dem König Saul und mit ihm geredet.

Antwort. Weil Samuel beschworen wurde von einem Weib/ das einen Warsager-Geist/ oder geheimen Teuffel bey sich hatte/ so ist diese Erscheinung auch geschehen durch Teuffels-Kunst: Dann die Heiligen lassen sich nach dem Todt vom Teuffel nicht beunrühigen. Wann aber Sirach. cap. 46. v. 23. meldet/ daß Samuel/ nachdem er entschlaffen war/ dem König Saul sein End und Todt angezeiget habe/ und geweissaget/ so ist diß Buch nie in solchem Ansehen gewesen/ daß man daraus Glaubens-Sachen schlichten und richten könne. Dannoch zum Uberfluß sagt man: GOtt oder der Engel des Samuels haben/ an Statt seiner / durch ein Gesicht den Saul wollen erschröcken und seiner Missethat erinneren.

Die andere Frage.

Ob die Verstorbenen/ so nach ihrem Todt die Seligkeit nicht erlanget haben/ durch die Fürbitt der Lebendigen/ durch die Messe/ Ablaß/ und dergleichen Päbstische Erfindungen in dem vermeinten Fegfeur Linderung empfinden?

DIe Papisten sprechen Ja/ wir aber Nein darzu:

Dann erstlich: So ist ja kein Fegfeur: Derowegen so kan auch keine Rettung oder Erlösung aus demselbigen geschehen.

Zum andern: So eignet die Schrifft alle Buß und Besserung zu dem gegenwärtigen Leben. Jetz ist die angenehme Zeit: Jetzt ist der Tag des Heyls spricht Paulus 2. Cor. 6. v. 2. Dieweil wir dann nun Zeit haben/ so lasst uns guts thun Gal. 6. v. 10. dann die Zeit ist kurtz/ I. Cor. 7. v. 29. Drum heut so ihr seine Stimme hören werdet/ so verstocket eure Hertzen nicht Ps. 95. v. 8.

Zum dritten: So kan keine Aenderung nach dem Todt Statt haben: Dann wann der Baum fällt / er falle gegen Mittag/ oder Mitternacht/ auff welchen Ort er fällt/ da wird er liegen / spricht Salomon Pred. II. v. 3. Und wie Paulus spricht: Wird ein jeglicher empfangen nachdem er gehandelt bey Leibes-Leben. 2. Cor. 5. v. 10.

Zum vierten: So ist auch den Verstorbenen mit ander Leut Fürbitt und guten Wercken zu ihrer Gnugthuung nichts gedienet/ weilen ein jeder seine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0496" n="196"/>
        <p>Antwort. Besser und billiger hätte sich Gregorius an GOttes Wort/ als an die Gespenst            und Gesicht der Geister halten sollen. Ja wann die Seelen der Verstorbenen hier auff Erden            wanderten/ so wäre der reiche Mann gewißlich zu seinen Brüderen kommen/ da er begehrte /            daß Lazarus an seiner Stelle solte geschickt werden Luc. 16. und würde er selbsten die            Seinigen vor solcher Pein und Qvaal gewarnet haben. Kan man demnach aus den Gespensten            keine Glaubens-Warheit beweisen/ wann mit Teuffels-Werck die abergläubische Leute werden            geaffet: Wie dann auch GOtt der HErr dessentwegen uns einen austrücklichen Befehl gegeben           / daß wir die Warheit nicht von den Todten: Sondern aus dem Gesetz und Zeugnüsse forschen            und lehren sollen. Esa. 8. v. 19.</p>
        <p>XV. List man doch I. Reg. 28. v. 14. daß der Samuel nach seinem Todt sich habe            dargestellet für dem König Saul und mit ihm geredet.</p>
        <p>Antwort. Weil Samuel beschworen wurde von einem Weib/ das einen Warsager-Geist/ oder            geheimen Teuffel bey sich hatte/ so ist diese Erscheinung auch geschehen durch            Teuffels-Kunst: Dann die Heiligen lassen sich nach dem Todt vom Teuffel nicht beunrühigen.            Wann aber Sirach. cap. 46. v. 23. meldet/ daß Samuel/ nachdem er entschlaffen war/ dem            König Saul sein End und Todt angezeiget habe/ und geweissaget/ so ist diß Buch nie in            solchem Ansehen gewesen/ daß man daraus Glaubens-Sachen schlichten und richten könne.            Dannoch zum Uberfluß sagt man: GOtt oder der Engel des Samuels haben/ an Statt seiner /            durch ein Gesicht den Saul wollen erschröcken und seiner Missethat erinneren.</p>
        <p>Die andere Frage.</p>
        <p>Ob die Verstorbenen/ so nach ihrem Todt die Seligkeit nicht erlanget haben/ durch die            Fürbitt der Lebendigen/ durch die Messe/ Ablaß/ und dergleichen Päbstische Erfindungen            in dem vermeinten Fegfeur Linderung empfinden?</p>
        <p>DIe Papisten sprechen Ja/ wir aber Nein darzu:</p>
        <p>Dann erstlich: So ist ja kein Fegfeur: Derowegen so kan auch keine Rettung oder Erlösung            aus demselbigen geschehen.</p>
        <p>Zum andern: So eignet die Schrifft alle Buß und Besserung zu dem gegenwärtigen Leben.            Jetz ist die angenehme Zeit: Jetzt ist der Tag des Heyls spricht Paulus 2. Cor. 6. v. 2.            Dieweil wir dann nun Zeit haben/ so lasst uns guts thun Gal. 6. v. 10. dann die Zeit ist            kurtz/ I. Cor. 7. v. 29. Drum heut so ihr seine Stimme hören werdet/ so verstocket eure            Hertzen nicht Ps. 95. v. 8.</p>
        <p>Zum dritten: So kan keine Aenderung nach dem Todt Statt haben: Dann wann der Baum fällt /            er falle gegen Mittag/ oder Mitternacht/ auff welchen Ort er fällt/ da wird er liegen /            spricht Salomon Pred. II. v. 3. Und wie Paulus spricht: Wird ein jeglicher empfangen            nachdem er gehandelt bey Leibes-Leben. 2. Cor. 5. v. 10.</p>
        <p>Zum vierten: So ist auch den Verstorbenen mit ander Leut Fürbitt und guten Wercken zu            ihrer Gnugthuung nichts gedienet/ weilen ein jeder seine
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0496] Antwort. Besser und billiger hätte sich Gregorius an GOttes Wort/ als an die Gespenst und Gesicht der Geister halten sollen. Ja wann die Seelen der Verstorbenen hier auff Erden wanderten/ so wäre der reiche Mann gewißlich zu seinen Brüderen kommen/ da er begehrte / daß Lazarus an seiner Stelle solte geschickt werden Luc. 16. und würde er selbsten die Seinigen vor solcher Pein und Qvaal gewarnet haben. Kan man demnach aus den Gespensten keine Glaubens-Warheit beweisen/ wann mit Teuffels-Werck die abergläubische Leute werden geaffet: Wie dann auch GOtt der HErr dessentwegen uns einen austrücklichen Befehl gegeben / daß wir die Warheit nicht von den Todten: Sondern aus dem Gesetz und Zeugnüsse forschen und lehren sollen. Esa. 8. v. 19. XV. List man doch I. Reg. 28. v. 14. daß der Samuel nach seinem Todt sich habe dargestellet für dem König Saul und mit ihm geredet. Antwort. Weil Samuel beschworen wurde von einem Weib/ das einen Warsager-Geist/ oder geheimen Teuffel bey sich hatte/ so ist diese Erscheinung auch geschehen durch Teuffels-Kunst: Dann die Heiligen lassen sich nach dem Todt vom Teuffel nicht beunrühigen. Wann aber Sirach. cap. 46. v. 23. meldet/ daß Samuel/ nachdem er entschlaffen war/ dem König Saul sein End und Todt angezeiget habe/ und geweissaget/ so ist diß Buch nie in solchem Ansehen gewesen/ daß man daraus Glaubens-Sachen schlichten und richten könne. Dannoch zum Uberfluß sagt man: GOtt oder der Engel des Samuels haben/ an Statt seiner / durch ein Gesicht den Saul wollen erschröcken und seiner Missethat erinneren. Die andere Frage. Ob die Verstorbenen/ so nach ihrem Todt die Seligkeit nicht erlanget haben/ durch die Fürbitt der Lebendigen/ durch die Messe/ Ablaß/ und dergleichen Päbstische Erfindungen in dem vermeinten Fegfeur Linderung empfinden? DIe Papisten sprechen Ja/ wir aber Nein darzu: Dann erstlich: So ist ja kein Fegfeur: Derowegen so kan auch keine Rettung oder Erlösung aus demselbigen geschehen. Zum andern: So eignet die Schrifft alle Buß und Besserung zu dem gegenwärtigen Leben. Jetz ist die angenehme Zeit: Jetzt ist der Tag des Heyls spricht Paulus 2. Cor. 6. v. 2. Dieweil wir dann nun Zeit haben/ so lasst uns guts thun Gal. 6. v. 10. dann die Zeit ist kurtz/ I. Cor. 7. v. 29. Drum heut so ihr seine Stimme hören werdet/ so verstocket eure Hertzen nicht Ps. 95. v. 8. Zum dritten: So kan keine Aenderung nach dem Todt Statt haben: Dann wann der Baum fällt / er falle gegen Mittag/ oder Mitternacht/ auff welchen Ort er fällt/ da wird er liegen / spricht Salomon Pred. II. v. 3. Und wie Paulus spricht: Wird ein jeglicher empfangen nachdem er gehandelt bey Leibes-Leben. 2. Cor. 5. v. 10. Zum vierten: So ist auch den Verstorbenen mit ander Leut Fürbitt und guten Wercken zu ihrer Gnugthuung nichts gedienet/ weilen ein jeder seine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/496
Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/496>, abgerufen am 22.11.2024.