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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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XXIX. Es könte wohl aus Boßheit etlicher sonderbarer Personen bey den Reliqvien ein Betrug und Irrthum einschleichen: Aber solches zu verhüten/ hat das Concilium Lateranense can. 61. Wie auch das Tridentinum Ser. 25. klüglich verordnet/ daß nicht das gemeine Volck/ Sondern die Bischöffe mit anderen gelehrten Leuten urtheilen sollen/ obs seyn rechtmäßige und unverfälschte Gebeine der Heiligen/ oder nicht.

Antwort. Die Bischöffe und gelehrte Männer haben keinen schärfferen Geruch und subtilere Nasen/ daß sie schmecken können/ welche Gebeine nach der Heiligkeit riechen oder nicht / als eben daß gemeine Volck: Ist also die Gefahr des Betrugs durch dis Mittel noch nicht aufgehoben.

XXX. List man doch so gar daß die Mäuse etliche verdeckte Reliqvien haben offenbahret / indem sie einen Zettel in ihrem Mund haben auff den Altar getragen und niedergelegt: Wie es so gar gestehen muß Hailbrunner der Papisten Feind in non-Catholico papatu f. 256.

Antwort. Durch Mäuse kan man dißfals nichts beweisen: Sonsten wären alle Zauberer und Hexenmeister Heilig.

XXXI. Es bezeuget doch Joannes Mabillon in actis sanctorum Ordinis S. Bened. ad Secul. 2. wie daß/ als der Klöckner zu Bononien die Gebeine des H. Cantuariensischen Abbts Petri aus der Kirchen auf den Freydhoff hatte verworffen/ gemeldter Heiliger ihm bey nächtlicher Weile seye erschienen in einer Mönchen-Kutte/ und diesem Klöckner nicht allein seinen Freffel mit scharffen Worten habe vorgerückt: Sondern ihm auch mit dem Prälaten-Stab alle Glieder im Leibe zerschmettert/ mit fürgeben/ er stehe als ein grosser Heiliger für dem Thron GOttes/ und folgens seyen seine Gebeine in grösseren Ehren zuhalten.

Antwort. Man solle freylich die Gebeine der Heiligen ruhen lassen/ und keines Weges verunehren; Und dieses hätte auch der Klöckner in obacht nehmen sollen: Dannoch ist es von keinem rechtschaffenen Heiligen/ welcher sich gern mit der Anschauung und Besitzung GOttes vergnügen läst/ zu vermuhten/ daß er verlange seine Gebeine zur öffentlichen Verehrung und Anruffung ausgestellt zu haben. Wäre es demnach in solchem Fall nicht unmöglich/ das der Teuffel in einer Mönchen-Kutte mit einem Prälaten-Stab sich sehen liesse/ die Leute zur Abgötterey zu bethören.

XXXII. Bezeuget doch Bzovius in annal. Eccles. an. 1283. daß etliche Heiligen selbsten mit ihrer Stimm aus den Gräbern/ oder mit einer wunderbarlichen Erinnerung im Schlaff die Leute haben angemahnet/ daß sie solcher Heiligen Leiber solten aus den Gräbern heben / und offentlich zur Verehrung vorstellen.

Antwort. Kein Heiliger so in GOtt ruhet/ beunruhiget sich um Verehrung seiner Knochen.

XXXIII. Es schreibet ja Franciscus petrarcha de vulneribus c. 77. wie das/ als der Heldenmühtige Caesius Scaeva tausend Wunden ritterlich in seinem Leib hatte aufgefangen / so gar die Feinde/ wegen dieser großmühtigen Tugend/ dessen Wunden haben geküsset und die blühtige Pfeil aus dem Leib ausgezogen/ und in dem Tempel der Götter als etwas Heiliges zum Andencken und Verehrung aufgesteckt: Haben dis die Heiden gethan/ was sollen nicht thun die Christen zur Verehrung der Reliqvien ihrer Heiligen?

Antwort. Entlehnet nur eure Beweißthümer von den Abgöttischen Heyden: Dann kräfftiger könnet ihr eure Abgötterey nicht beweisen.

XXIX. Es könte wohl aus Boßheit etlicher sonderbarer Personen bey den Reliqvien ein Betrug und Irrthum einschleichen: Aber solches zu verhüten/ hat das Concilium Lateranense can. 61. Wie auch das Tridentinum Ser. 25. klüglich verordnet/ daß nicht das gemeine Volck/ Sondern die Bischöffe mit anderen gelehrten Leuten urtheilen sollen/ obs seyn rechtmäßige und unverfälschte Gebeine der Heiligen/ oder nicht.

Antwort. Die Bischöffe und gelehrte Männer haben keinen schärfferen Geruch und subtilere Nasen/ daß sie schmecken können/ welche Gebeine nach der Heiligkeit riechen oder nicht / als eben daß gemeine Volck: Ist also die Gefahr des Betrugs durch dis Mittel noch nicht aufgehoben.

XXX. List man doch so gar daß die Mäuse etliche verdeckte Reliqvien haben offenbahret / indem sie einen Zettel in ihrem Mund haben auff den Altar getragen und niedergelegt: Wie es so gar gestehen muß Hailbrunner der Papisten Feind in non-Catholico papatu f. 256.

Antwort. Durch Mäuse kan man dißfals nichts beweisen: Sonsten wären alle Zauberer und Hexenmeister Heilig.

XXXI. Es bezeuget doch Joannes Mabillon in actis sanctorum Ordinis S. Bened. ad Secul. 2. wie daß/ als der Klöckner zu Bononien die Gebeine des H. Cantuariensischen Abbts Petri aus der Kirchen auf den Freydhoff hatte verworffen/ gemeldter Heiliger ihm bey nächtlicher Weile seye erschienen in einer Mönchen-Kutte/ und diesem Klöckner nicht allein seinen Freffel mit scharffen Worten habe vorgerückt: Sondern ihm auch mit dem Prälaten-Stab alle Glieder im Leibe zerschmettert/ mit fürgeben/ er stehe als ein grosser Heiliger für dem Thron GOttes/ und folgens seyen seine Gebeine in grösseren Ehren zuhalten.

Antwort. Man solle freylich die Gebeine der Heiligen ruhen lassen/ und keines Weges verunehren; Und dieses hätte auch der Klöckner in obacht nehmen sollen: Dannoch ist es von keinem rechtschaffenen Heiligen/ welcher sich gern mit der Anschauung und Besitzung GOttes vergnügen läst/ zu vermuhten/ daß er verlange seine Gebeine zur öffentlichen Verehrung und Anruffung ausgestellt zu haben. Wäre es demnach in solchem Fall nicht unmöglich/ das der Teuffel in einer Mönchen-Kutte mit einem Prälaten-Stab sich sehen liesse/ die Leute zur Abgötterey zu bethören.

XXXII. Bezeuget doch Bzovius in annal. Eccles. an. 1283. daß etliche Heiligen selbsten mit ihrer Stimm aus den Gräbern/ oder mit einer wunderbarlichen Erinnerung im Schlaff die Leute haben angemahnet/ daß sie solcher Heiligen Leiber solten aus den Gräbern heben / und offentlich zur Verehrung vorstellen.

Antwort. Kein Heiliger so in GOtt ruhet/ beunruhiget sich um Verehrung seiner Knochen.

XXXIII. Es schreibet ja Franciscus petrarcha de vulneribus c. 77. wie das/ als der Heldenmühtige Caesius Scaeva tausend Wunden ritterlich in seinem Leib hatte aufgefangen / so gar die Feinde/ wegen dieser großmühtigen Tugend/ dessen Wunden haben geküsset und die blühtige Pfeil aus dem Leib ausgezogen/ und in dem Tempel der Götter als etwas Heiliges zum Andencken und Verehrung aufgesteckt: Haben dis die Heiden gethan/ was sollen nicht thun die Christen zur Verehrung der Reliqvien ihrer Heiligen?

Antwort. Entlehnet nur eure Beweißthümer von den Abgöttischen Heyden: Dann kräfftiger könnet ihr eure Abgötterey nicht beweisen.

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        <p>Antwort. Die Bischöffe und gelehrte Männer haben keinen schärfferen Geruch und subtilere            Nasen/ daß sie schmecken können/ welche Gebeine nach der Heiligkeit riechen oder nicht /            als eben daß gemeine Volck: Ist also die Gefahr des Betrugs durch dis Mittel noch nicht            aufgehoben.</p>
        <p>XXX. List man doch so gar daß die Mäuse etliche verdeckte Reliqvien haben offenbahret /            indem sie einen Zettel in ihrem Mund haben auff den Altar getragen und niedergelegt: Wie            es so gar gestehen muß Hailbrunner der Papisten Feind in non-Catholico papatu f. 256.</p>
        <p>Antwort. Durch Mäuse kan man dißfals nichts beweisen: Sonsten wären alle Zauberer und            Hexenmeister Heilig.</p>
        <p>XXXI. Es bezeuget doch Joannes Mabillon in actis sanctorum Ordinis S. Bened. ad Secul. 2.            wie daß/ als der Klöckner zu Bononien die Gebeine des H. Cantuariensischen Abbts Petri            aus der Kirchen auf den Freydhoff hatte verworffen/ gemeldter Heiliger ihm bey            nächtlicher Weile seye erschienen in einer Mönchen-Kutte/ und diesem Klöckner nicht            allein seinen Freffel mit scharffen Worten habe vorgerückt: Sondern ihm auch mit dem            Prälaten-Stab alle Glieder im Leibe zerschmettert/ mit fürgeben/ er stehe als ein            grosser Heiliger für dem Thron GOttes/ und folgens seyen seine Gebeine in grösseren Ehren            zuhalten.</p>
        <p>Antwort. Man solle freylich die Gebeine der Heiligen ruhen lassen/ und keines Weges            verunehren; Und dieses hätte auch der Klöckner in obacht nehmen sollen: Dannoch ist es von            keinem rechtschaffenen Heiligen/ welcher sich gern mit der Anschauung und Besitzung            GOttes vergnügen läst/ zu vermuhten/ daß er verlange seine Gebeine zur öffentlichen            Verehrung und Anruffung ausgestellt zu haben. Wäre es demnach in solchem Fall nicht            unmöglich/ das der Teuffel in einer Mönchen-Kutte mit einem Prälaten-Stab sich sehen            liesse/ die Leute zur Abgötterey zu bethören.</p>
        <p>XXXII. Bezeuget doch Bzovius in annal. Eccles. an. 1283. daß etliche Heiligen selbsten            mit ihrer Stimm aus den Gräbern/ oder mit einer wunderbarlichen Erinnerung im Schlaff die            Leute haben angemahnet/ daß sie solcher Heiligen Leiber solten aus den Gräbern heben /            und offentlich zur Verehrung vorstellen.</p>
        <p>Antwort. Kein Heiliger so in GOtt ruhet/ beunruhiget sich um Verehrung seiner            Knochen.</p>
        <p>XXXIII. Es schreibet ja Franciscus petrarcha de vulneribus c. 77. wie das/ als der            Heldenmühtige Caesius Scaeva tausend Wunden ritterlich in seinem Leib hatte aufgefangen /            so gar die Feinde/ wegen dieser großmühtigen Tugend/ dessen Wunden haben geküsset und            die blühtige Pfeil aus dem Leib ausgezogen/ und in dem Tempel der Götter als etwas            Heiliges zum Andencken und Verehrung aufgesteckt: Haben dis die Heiden gethan/ was sollen            nicht thun die Christen zur Verehrung der Reliqvien ihrer Heiligen?</p>
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[187/0487] XXIX. Es könte wohl aus Boßheit etlicher sonderbarer Personen bey den Reliqvien ein Betrug und Irrthum einschleichen: Aber solches zu verhüten/ hat das Concilium Lateranense can. 61. Wie auch das Tridentinum Ser. 25. klüglich verordnet/ daß nicht das gemeine Volck/ Sondern die Bischöffe mit anderen gelehrten Leuten urtheilen sollen/ obs seyn rechtmäßige und unverfälschte Gebeine der Heiligen/ oder nicht. Antwort. Die Bischöffe und gelehrte Männer haben keinen schärfferen Geruch und subtilere Nasen/ daß sie schmecken können/ welche Gebeine nach der Heiligkeit riechen oder nicht / als eben daß gemeine Volck: Ist also die Gefahr des Betrugs durch dis Mittel noch nicht aufgehoben. XXX. List man doch so gar daß die Mäuse etliche verdeckte Reliqvien haben offenbahret / indem sie einen Zettel in ihrem Mund haben auff den Altar getragen und niedergelegt: Wie es so gar gestehen muß Hailbrunner der Papisten Feind in non-Catholico papatu f. 256. Antwort. Durch Mäuse kan man dißfals nichts beweisen: Sonsten wären alle Zauberer und Hexenmeister Heilig. XXXI. Es bezeuget doch Joannes Mabillon in actis sanctorum Ordinis S. Bened. ad Secul. 2. wie daß/ als der Klöckner zu Bononien die Gebeine des H. Cantuariensischen Abbts Petri aus der Kirchen auf den Freydhoff hatte verworffen/ gemeldter Heiliger ihm bey nächtlicher Weile seye erschienen in einer Mönchen-Kutte/ und diesem Klöckner nicht allein seinen Freffel mit scharffen Worten habe vorgerückt: Sondern ihm auch mit dem Prälaten-Stab alle Glieder im Leibe zerschmettert/ mit fürgeben/ er stehe als ein grosser Heiliger für dem Thron GOttes/ und folgens seyen seine Gebeine in grösseren Ehren zuhalten. Antwort. Man solle freylich die Gebeine der Heiligen ruhen lassen/ und keines Weges verunehren; Und dieses hätte auch der Klöckner in obacht nehmen sollen: Dannoch ist es von keinem rechtschaffenen Heiligen/ welcher sich gern mit der Anschauung und Besitzung GOttes vergnügen läst/ zu vermuhten/ daß er verlange seine Gebeine zur öffentlichen Verehrung und Anruffung ausgestellt zu haben. Wäre es demnach in solchem Fall nicht unmöglich/ das der Teuffel in einer Mönchen-Kutte mit einem Prälaten-Stab sich sehen liesse/ die Leute zur Abgötterey zu bethören. XXXII. Bezeuget doch Bzovius in annal. Eccles. an. 1283. daß etliche Heiligen selbsten mit ihrer Stimm aus den Gräbern/ oder mit einer wunderbarlichen Erinnerung im Schlaff die Leute haben angemahnet/ daß sie solcher Heiligen Leiber solten aus den Gräbern heben / und offentlich zur Verehrung vorstellen. Antwort. Kein Heiliger so in GOtt ruhet/ beunruhiget sich um Verehrung seiner Knochen. XXXIII. Es schreibet ja Franciscus petrarcha de vulneribus c. 77. wie das/ als der Heldenmühtige Caesius Scaeva tausend Wunden ritterlich in seinem Leib hatte aufgefangen / so gar die Feinde/ wegen dieser großmühtigen Tugend/ dessen Wunden haben geküsset und die blühtige Pfeil aus dem Leib ausgezogen/ und in dem Tempel der Götter als etwas Heiliges zum Andencken und Verehrung aufgesteckt: Haben dis die Heiden gethan/ was sollen nicht thun die Christen zur Verehrung der Reliqvien ihrer Heiligen? Antwort. Entlehnet nur eure Beweißthümer von den Abgöttischen Heyden: Dann kräfftiger könnet ihr eure Abgötterey nicht beweisen.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/487>, abgerufen am 22.11.2024.