Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.dessen/ wie auch der Heiligen Bildnüssen/ ihre Hertzens-Andacht und Anbetung nur auff Christum und die Heiligen richten / weder rechtschaffen Papistisch/ noch rechtschaffen Evangelisch: Sondern GOtt spricht zu einem solchen: Du bist weder kalt noch warm: Weilen du aber lau bist/ und weder kalt noch warm/ werde ich dich ausspeyen aus meinem Munde/ Apoc. 3. v. 15. VII. Ein Bild kan betrachtet werden auff dreyerley Weise: Erstlich/ wie es formirt und gestaltet ist aus Holtz/ Gold oder Silber/ und auff diese Weise verdienet es keine Verehrung oder Anbetung: Wie es gestehen alle Catholischen. Zweytens kan das Bild betrachtet werden/ wie es hat eine Hindeutung und Vorstellung des vorgebildeten Heiligen oder Christi: Und auf diese Weise ist das Bild in sich der Verehrung und Anbetung würdig / wann man schon nicht fürnemlicher Weise directe oder mit gerader Meinung verehret oder anbetet Christum und seine Heiligen/ wie da lehret neben anderen unser gelehrte Suarez disp. 54. Sect. 5. Drittens kan ein Bild betrachtet werden also/ daß zu gleich in dem Verstand des Menschen vorgebildet werde das Bild und der abgebildete Heilige/ oder Christus: Also/ daß das Bild gleichfals lebe durch den Heiligen oder durch Christum / gleich wie der Leid lebt durch die Seele: Und alsdann zielet die andächtige Anmühtung / demühtige Unterwerffung/ Zerknirschung des Hertzens/ (wie Burghaber redet controv. 44.) Mit der Verehrung und Anbetung zugleich auff das Bild/ und auff die Heiligen und Christum. Also lehret neben anderen Thomas von Aquino in 3. dist. 9. q. I. a. 2. item 3. p. q. 25. a. 3. Tannerus tom. 3. disp. 5. q. 2. dub. 5. n. 143. Auff diese beyde letzte Manieren dann wann man ein Bild betrachtet/ so ist es der Verehrung und Anbetung würdig. Antwort. Klärlicher/ als auf diese doppelte Manier/ könnet ihr eure einfältige Abgötterey nicht vormahlen. VIII. Wer einen mit Purper bekleideten König verehret und anbetet/ der verehret und anbetet zugleich den Purper: So muß auch derjenige/ so in Gegenwart eines Crucifix-Bildes Christum anbetet/ zugleich auch anbeten dessen Bildnüß. Antwort. Gleich wie den Königlichen Purper verunehren ist schimpfflich/ also ist denselben verehren und anbeten thöricht. IX. Hat doch Jacob/ da er den blühtigen Rock seines Sohns Joseph ersehen/ denselbigen ohne Zweiffel hertzlich geküsset und in Händen gehalten/ in Meinung diese Liebes-Zeichen geschähen dem Joseph selbsten: So kan man ja auch andächtige Liebes-Zeichen den Bildern erweisen/ in Meinung und in der gefasten Einbildung/ sie geschehen den Heiligen/ oder Christo selbsten. Antwort. Es ist kein Zweiffel daran/ das die Anmühtung der Liebe offtermals sich in den Schrancken des Hertzens nicht kan verschlossen halten/ also daß die verliebte Person die Liebes-Schreiben/ Ringe/ Jouelen &c. so von geliebter Hand herkommen/ mit einem Kuß beehre: Ob aber solche übermaes der fleischlichen Affection allezeit nach der Regul der rechten Vernunfft seye eingerichtet/ daran wäre wohl grosser Zweiffel. Im übrigen mags mit dieser fleischlichen affection zugehen wie es wolle/ die Geistliche und vertrauliche Andacht des Hertzens hat ihm GOtt alleine vorbehalten/ und solche keines weges/ auch Stückweiß/ auf ein geschnitztes Bild verwenden wollen: Und gilt bey uns das austrückliche Gebott GOttes Exod. 20. v. 4. Du solt dir kein Bildnüß/ noch irgend ein Gleichnüß machen weder deß/ das oben im Himmel/ noch deß/ das unten auff Erden/ oder deß / dessen/ wie auch der Heiligen Bildnüssen/ ihre Hertzens-Andacht und Anbetung nur auff Christum und die Heiligen richten / weder rechtschaffen Papistisch/ noch rechtschaffen Evangelisch: Sondern GOtt spricht zu einem solchen: Du bist weder kalt noch warm: Weilen du aber lau bist/ und weder kalt noch warm/ werde ich dich ausspeyen aus meinem Munde/ Apoc. 3. v. 15. VII. Ein Bild kan betrachtet werden auff dreyerley Weise: Erstlich/ wie es formirt und gestaltet ist aus Holtz/ Gold oder Silber/ und auff diese Weise verdienet es keine Verehrung oder Anbetung: Wie es gestehen alle Catholischen. Zweytens kan das Bild betrachtet werden/ wie es hat eine Hindeutung und Vorstellung des vorgebildeten Heiligen oder Christi: Und auf diese Weise ist das Bild in sich der Verehrung und Anbetung würdig / wann man schon nicht fürnemlicher Weise directè oder mit gerader Meinung verehret oder anbetet Christum und seine Heiligen/ wie da lehret neben anderen unser gelehrte Suarez disp. 54. Sect. 5. Drittens kan ein Bild betrachtet werden also/ daß zu gleich in dem Verstand des Menschen vorgebildet werde das Bild und der abgebildete Heilige/ oder Christus: Also/ daß das Bild gleichfals lebe durch den Heiligen oder durch Christum / gleich wie der Leid lebt durch die Seele: Und alsdann zielet die andächtige Anmühtung / demühtige Unterwerffung/ Zerknirschung des Hertzens/ (wie Burghaber redet controv. 44.) Mit der Verehrung und Anbetung zugleich auff das Bild/ und auff die Heiligen und Christum. Also lehret neben anderen Thomas von Aquino in 3. dist. 9. q. I. a. 2. item 3. p. q. 25. a. 3. Tannerus tom. 3. disp. 5. q. 2. dub. 5. n. 143. Auff diese beyde letzte Manieren dann wann man ein Bild betrachtet/ so ist es der Verehrung und Anbetung würdig. Antwort. Klärlicher/ als auf diese doppelte Manier/ könnet ihr eure einfältige Abgötterey nicht vormahlen. VIII. Wer einen mit Purper bekleideten König verehret und anbetet/ der verehret und anbetet zugleich den Purper: So muß auch derjenige/ so in Gegenwart eines Crucifix-Bildes Christum anbetet/ zugleich auch anbeten dessen Bildnüß. Antwort. Gleich wie den Königlichen Purper verunehren ist schimpfflich/ also ist denselben verehren und anbeten thöricht. IX. Hat doch Jacob/ da er den blühtigen Rock seines Sohns Joseph ersehen/ denselbigen ohne Zweiffel hertzlich geküsset und in Händen gehalten/ in Meinung diese Liebes-Zeichen geschähen dem Joseph selbsten: So kan man ja auch andächtige Liebes-Zeichen den Bildern erweisen/ in Meinung und in der gefasten Einbildung/ sie geschehen den Heiligen/ oder Christo selbsten. Antwort. Es ist kein Zweiffel daran/ das die Anmühtung der Liebe offtermals sich in den Schrancken des Hertzens nicht kan verschlossen halten/ also daß die verliebte Person die Liebes-Schreiben/ Ringe/ Jouelen &c. so von geliebter Hand herkommen/ mit einem Kuß beehre: Ob aber solche übermaes der fleischlichen Affection allezeit nach der Regul der rechten Vernunfft seye eingerichtet/ daran wäre wohl grosser Zweiffel. Im übrigen mags mit dieser fleischlichen affection zugehen wie es wolle/ die Geistliche und vertrauliche Andacht des Hertzens hat ihm GOtt alleine vorbehalten/ und solche keines weges/ auch Stückweiß/ auf ein geschnitztes Bild verwenden wollen: Und gilt bey uns das austrückliche Gebott GOttes Exod. 20. v. 4. Du solt dir kein Bildnüß/ noch irgend ein Gleichnüß machen weder deß/ das oben im Himmel/ noch deß/ das unten auff Erden/ oder deß / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0480" n="180"/> dessen/ wie auch der Heiligen Bildnüssen/ ihre Hertzens-Andacht und Anbetung nur auff Christum und die Heiligen richten / weder rechtschaffen Papistisch/ noch rechtschaffen Evangelisch: Sondern GOtt spricht zu einem solchen: Du bist weder kalt noch warm: Weilen du aber lau bist/ und weder kalt noch warm/ werde ich dich ausspeyen aus meinem Munde/ Apoc. 3. v. 15.</p> <p>VII. Ein Bild kan betrachtet werden auff dreyerley Weise: Erstlich/ wie es formirt und gestaltet ist aus Holtz/ Gold oder Silber/ und auff diese Weise verdienet es keine Verehrung oder Anbetung: Wie es gestehen alle Catholischen. Zweytens kan das Bild betrachtet werden/ wie es hat eine Hindeutung und Vorstellung des vorgebildeten Heiligen oder Christi: Und auf diese Weise ist das Bild in sich der Verehrung und Anbetung würdig / wann man schon nicht fürnemlicher Weise directè oder mit gerader Meinung verehret oder anbetet Christum und seine Heiligen/ wie da lehret neben anderen unser gelehrte Suarez disp. 54. Sect. 5. Drittens kan ein Bild betrachtet werden also/ daß zu gleich in dem Verstand des Menschen vorgebildet werde das Bild und der abgebildete Heilige/ oder Christus: Also/ daß das Bild gleichfals lebe durch den Heiligen oder durch Christum / gleich wie der Leid lebt durch die Seele: Und alsdann zielet die andächtige Anmühtung / demühtige Unterwerffung/ Zerknirschung des Hertzens/ (wie Burghaber redet controv. 44.) Mit der Verehrung und Anbetung zugleich auff das Bild/ und auff die Heiligen und Christum. Also lehret neben anderen Thomas von Aquino in 3. dist. 9. q. I. a. 2. item 3. p. q. 25. a. 3. Tannerus tom. 3. disp. 5. q. 2. dub. 5. n. 143. Auff diese beyde letzte Manieren dann wann man ein Bild betrachtet/ so ist es der Verehrung und Anbetung würdig.</p> <p>Antwort. Klärlicher/ als auf diese doppelte Manier/ könnet ihr eure einfältige Abgötterey nicht vormahlen.</p> <p>VIII. Wer einen mit Purper bekleideten König verehret und anbetet/ der verehret und anbetet zugleich den Purper: So muß auch derjenige/ so in Gegenwart eines Crucifix-Bildes Christum anbetet/ zugleich auch anbeten dessen Bildnüß.</p> <p>Antwort. Gleich wie den Königlichen Purper verunehren ist schimpfflich/ also ist denselben verehren und anbeten thöricht.</p> <p>IX. Hat doch Jacob/ da er den blühtigen Rock seines Sohns Joseph ersehen/ denselbigen ohne Zweiffel hertzlich geküsset und in Händen gehalten/ in Meinung diese Liebes-Zeichen geschähen dem Joseph selbsten: So kan man ja auch andächtige Liebes-Zeichen den Bildern erweisen/ in Meinung und in der gefasten Einbildung/ sie geschehen den Heiligen/ oder Christo selbsten.</p> <p>Antwort. Es ist kein Zweiffel daran/ das die Anmühtung der Liebe offtermals sich in den Schrancken des Hertzens nicht kan verschlossen halten/ also daß die verliebte Person die Liebes-Schreiben/ Ringe/ Jouelen &c. so von geliebter Hand herkommen/ mit einem Kuß beehre: Ob aber solche übermaes der fleischlichen Affection allezeit nach der Regul der rechten Vernunfft seye eingerichtet/ daran wäre wohl grosser Zweiffel. Im übrigen mags mit dieser fleischlichen affection zugehen wie es wolle/ die Geistliche und vertrauliche Andacht des Hertzens hat ihm GOtt alleine vorbehalten/ und solche keines weges/ auch Stückweiß/ auf ein geschnitztes Bild verwenden wollen: Und gilt bey uns das austrückliche Gebott GOttes Exod. 20. v. 4. Du solt dir kein Bildnüß/ noch irgend ein Gleichnüß machen weder deß/ das oben im Himmel/ noch deß/ das unten auff Erden/ oder deß / </p> </div> </body> </text> </TEI> [180/0480]
dessen/ wie auch der Heiligen Bildnüssen/ ihre Hertzens-Andacht und Anbetung nur auff Christum und die Heiligen richten / weder rechtschaffen Papistisch/ noch rechtschaffen Evangelisch: Sondern GOtt spricht zu einem solchen: Du bist weder kalt noch warm: Weilen du aber lau bist/ und weder kalt noch warm/ werde ich dich ausspeyen aus meinem Munde/ Apoc. 3. v. 15.
VII. Ein Bild kan betrachtet werden auff dreyerley Weise: Erstlich/ wie es formirt und gestaltet ist aus Holtz/ Gold oder Silber/ und auff diese Weise verdienet es keine Verehrung oder Anbetung: Wie es gestehen alle Catholischen. Zweytens kan das Bild betrachtet werden/ wie es hat eine Hindeutung und Vorstellung des vorgebildeten Heiligen oder Christi: Und auf diese Weise ist das Bild in sich der Verehrung und Anbetung würdig / wann man schon nicht fürnemlicher Weise directè oder mit gerader Meinung verehret oder anbetet Christum und seine Heiligen/ wie da lehret neben anderen unser gelehrte Suarez disp. 54. Sect. 5. Drittens kan ein Bild betrachtet werden also/ daß zu gleich in dem Verstand des Menschen vorgebildet werde das Bild und der abgebildete Heilige/ oder Christus: Also/ daß das Bild gleichfals lebe durch den Heiligen oder durch Christum / gleich wie der Leid lebt durch die Seele: Und alsdann zielet die andächtige Anmühtung / demühtige Unterwerffung/ Zerknirschung des Hertzens/ (wie Burghaber redet controv. 44.) Mit der Verehrung und Anbetung zugleich auff das Bild/ und auff die Heiligen und Christum. Also lehret neben anderen Thomas von Aquino in 3. dist. 9. q. I. a. 2. item 3. p. q. 25. a. 3. Tannerus tom. 3. disp. 5. q. 2. dub. 5. n. 143. Auff diese beyde letzte Manieren dann wann man ein Bild betrachtet/ so ist es der Verehrung und Anbetung würdig.
Antwort. Klärlicher/ als auf diese doppelte Manier/ könnet ihr eure einfältige Abgötterey nicht vormahlen.
VIII. Wer einen mit Purper bekleideten König verehret und anbetet/ der verehret und anbetet zugleich den Purper: So muß auch derjenige/ so in Gegenwart eines Crucifix-Bildes Christum anbetet/ zugleich auch anbeten dessen Bildnüß.
Antwort. Gleich wie den Königlichen Purper verunehren ist schimpfflich/ also ist denselben verehren und anbeten thöricht.
IX. Hat doch Jacob/ da er den blühtigen Rock seines Sohns Joseph ersehen/ denselbigen ohne Zweiffel hertzlich geküsset und in Händen gehalten/ in Meinung diese Liebes-Zeichen geschähen dem Joseph selbsten: So kan man ja auch andächtige Liebes-Zeichen den Bildern erweisen/ in Meinung und in der gefasten Einbildung/ sie geschehen den Heiligen/ oder Christo selbsten.
Antwort. Es ist kein Zweiffel daran/ das die Anmühtung der Liebe offtermals sich in den Schrancken des Hertzens nicht kan verschlossen halten/ also daß die verliebte Person die Liebes-Schreiben/ Ringe/ Jouelen &c. so von geliebter Hand herkommen/ mit einem Kuß beehre: Ob aber solche übermaes der fleischlichen Affection allezeit nach der Regul der rechten Vernunfft seye eingerichtet/ daran wäre wohl grosser Zweiffel. Im übrigen mags mit dieser fleischlichen affection zugehen wie es wolle/ die Geistliche und vertrauliche Andacht des Hertzens hat ihm GOtt alleine vorbehalten/ und solche keines weges/ auch Stückweiß/ auf ein geschnitztes Bild verwenden wollen: Und gilt bey uns das austrückliche Gebott GOttes Exod. 20. v. 4. Du solt dir kein Bildnüß/ noch irgend ein Gleichnüß machen weder deß/ das oben im Himmel/ noch deß/ das unten auff Erden/ oder deß /
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/480>, abgerufen am 08.07.2024. |