Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und ihre Könige/ und Fürsten/ ihre Priester / und Propheten/ die zum Holtz sprachen/ du bist mein Vatter/ und zum Stein/ du hast mich gebohren. So sagt auch das zweyte Buch der Machabeer Cap. 6. v. 6. Weder die Sabbahter/ weder andere hochzeitliche Tage und Feste wurden gehalten: es bekennete sich auch niemand mehr einen Juden. So spricht auch Joannes in der Offenbahrung Cap. 9. v. 2. Es werde die Sonne verfinstert werden von dem Rauch des Brunnen des Abgrunds/ oder der aus der Höllen aufsteigenden Irrthümern. Wiedrum Apac. 12. v. 6. wird die Kirche verglichen dem Weib/ welches entflohe in die Wüsten/ da sie hat einen Ort bereitet von GOtt/ daß er sie daselbst ernehre tausend/ zwey hundert/ und sechtzig Tage; Welche Sprüche alle sammtlich ziehlen auf die Unsichtbarkeit der Kirchen.

Einrede der Papisten.

I. Christus spricht: Ihr seyd: das Licht der Welt: Item es mag die Stadt/ die auf einem Berge lieget/ nicht verborgen seyen. Item, man zündet nicht ein Licht an/ und setzet es unter einen Scheffel: sondern auf einen Leuchter. Matth. 5. v. 14. Derowegen so kan die Kirch nicht unsichtbar seyen.

Antwort. Die Aposteln waren freylich das helle Licht der Welt/ und haben auch das neue Jerusalem offentlich und sichtbarlich aufgebauet/ da sie nicht nur heimlich/ sondern offentlich das Evangelium verkündigten/ wann man aber auch noch jetzt insgemein von der Kirchen redet/ so ist wahr/ daß der eusserliche Hauffe derer/ so da GOttes gepredigte Wort hören/ und der Heil. Sacramenten sich gebrauchen/ sichtbar sey/ und dergestalt lassen wir die Einrede gut seyn: darneben aber so bleibet gleichwohl dieses fest/ stehen / daß die Rechtgläubigen/ welche in diesem Hauffen eigentlich die wahre Kirche und Braut Christi ausmachen/ der HErr allein kennet 2. Tim. 2. v. 19. und stehet welche Heuchler / und Schein-Christen/ und welche hingegen wahrhafftige mit dem Geist GOTTes begabte Christen seyn: ist also die Kirch sichtbar/ wann sie genommen wird für den eusserlichen Hauffen derer/ so sich zum offentlichen Gottesdienst bekennen: Unsichtbar aber wann sie genommen wird für die Recht-Gläubige in diesem sichtbaren Hauffen/ so den Schatz des wahren Glaubens innerlich im Hertzen tragen.

II. Es solle aber zu jeder Zeit ein jeder einen freyen Zutritt/ und offentlichen Zugang zu der Kirchen haben: Wann nun die Kirche unsichtbar wäre/ so könte man ja keinen Zugang zu der selbigen finden.

Antwort. Ein anders ist/ wann man redet von der Kirchen/ da nemlich der Gottesdienst / das Wort GOttes/ und die Heil. Sacramenten in offentlicher Versamlung geübt werden/ und dergestalt ist die Kirche sichtbar/ und weiset sich darhin der offentliche Zugang: Ein anders aber ist/ wann man redet von denjenigen/ so in solcher eusserlichen Versammlung den Schatz des seelichmachenden Glaubens in der Seel verschlossen halten/ und durch den rechten und würdiglichen Gebrauch der Heil. Sacramenten ihren Beruff bewehrt machen: dann solche entscheidet nur das scharffsichtige Aug GOttes/ und bleibet dergestalt die wahre Kirche vor den Menschen unsichtbar.

und ihre Könige/ und Fürsten/ ihre Priester / und Propheten/ die zum Holtz sprachen/ du bist mein Vatter/ und zum Stein/ du hast mich gebohren. So sagt auch das zweyte Buch der Machabëer Cap. 6. v. 6. Weder die Sabbahter/ weder andere hochzeitliche Tage und Feste wurden gehalten: es bekennete sich auch niemand mehr einen Juden. So spricht auch Joannes in der Offenbahrung Cap. 9. v. 2. Es werde die Sonne verfinstert werden von dem Rauch des Brunnen des Abgrunds/ oder der aus der Höllen aufsteigenden Irrthümern. Wiedrum Apac. 12. v. 6. wird die Kirche verglichen dem Weib/ welches entflohe in die Wüsten/ da sie hat einen Ort bereitet von GOtt/ daß er sie daselbst ernehre tausend/ zwey hundert/ und sechtzig Tage; Welche Sprüche alle sammtlich ziehlen auf die Unsichtbarkeit der Kirchen.

Einrede der Papisten.

I. Christus spricht: Ihr seyd: das Licht der Welt: Item es mag die Stadt/ die auf einem Berge lieget/ nicht verborgen seyen. Item, man zündet nicht ein Licht an/ und setzet es unter einen Scheffel: sondern auf einen Leuchter. Matth. 5. v. 14. Derowegen so kan die Kirch nicht unsichtbar seyen.

Antwort. Die Aposteln waren freylich das helle Licht der Welt/ und haben auch das neue Jerusalem offentlich und sichtbarlich aufgebauet/ da sie nicht nur heimlich/ sondern offentlich das Evangelium verkündigten/ wann man aber auch noch jetzt insgemein von der Kirchen redet/ so ist wahr/ daß der eusserliche Hauffe derer/ so da GOttes gepredigte Wort hören/ und der Heil. Sacramenten sich gebrauchen/ sichtbar sey/ und dergestalt lassen wir die Einrede gut seyn: darneben aber so bleibet gleichwohl dieses fest/ stehen / daß die Rechtgläubigen/ welche in diesem Hauffen eigentlich die wahre Kirche und Braut Christi ausmachen/ der HErr allein kennet 2. Tim. 2. v. 19. und stehet welche Heuchler / und Schein-Christen/ und welche hingegen wahrhafftige mit dem Geist GOTTes begabte Christen seyn: ist also die Kirch sichtbar/ wann sie genommen wird für den eusserlichen Hauffen derer/ so sich zum offentlichen Gottesdienst bekennen: Unsichtbar aber wann sie genommen wird für die Recht-Gläubige in diesem sichtbaren Hauffen/ so den Schatz des wahren Glaubens innerlich im Hertzen tragen.

II. Es solle aber zu jeder Zeit ein jeder einen freyen Zutritt/ und offentlichen Zugang zu der Kirchen haben: Wann nun die Kirche unsichtbar wäre/ so könte man ja keinen Zugang zu der selbigen finden.

Antwort. Ein anders ist/ wann man redet von der Kirchen/ da nemlich der Gottesdienst / das Wort GOttes/ und die Heil. Sacramenten in offentlicher Versamlung geübt werden/ und dergestalt ist die Kirche sichtbar/ und weiset sich darhin der offentliche Zugang: Ein anders aber ist/ wann man redet von denjenigen/ so in solcher eusserlichen Versammlung den Schatz des seelichmachenden Glaubens in der Seel verschlossen halten/ und durch den rechten und würdiglichen Gebrauch der Heil. Sacramenten ihren Beruff bewehrt machen: dann solche entscheidet nur das scharffsichtige Aug GOttes/ und bleibet dergestalt die wahre Kirche vor den Menschen unsichtbar.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0046" n="26"/>
und ihre Könige/ und Fürsten/ ihre Priester /            und Propheten/ die zum Holtz sprachen/ du bist mein Vatter/ und zum Stein/ du hast            mich gebohren. So sagt auch das zweyte Buch der Machabëer Cap. 6. v. 6. Weder die            Sabbahter/ weder andere hochzeitliche Tage und Feste wurden gehalten: es bekennete sich            auch niemand mehr einen Juden. So spricht auch Joannes in der Offenbahrung Cap. 9. v. 2.            Es werde die Sonne verfinstert werden von dem Rauch des Brunnen des Abgrunds/ oder der            aus der Höllen aufsteigenden Irrthümern. Wiedrum Apac. 12. v. 6. wird die Kirche            verglichen dem Weib/ welches entflohe in die Wüsten/ da sie hat einen Ort bereitet von            GOtt/ daß er sie daselbst ernehre tausend/ zwey hundert/ und sechtzig Tage; Welche            Sprüche alle sammtlich ziehlen auf die Unsichtbarkeit der Kirchen.</p>
        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Christus spricht: Ihr seyd: das Licht der Welt: Item es mag die Stadt/ die auf einem            Berge lieget/ nicht verborgen seyen. Item, man zündet nicht ein Licht an/ und setzet es            unter einen Scheffel: sondern auf einen Leuchter. Matth. 5. v. 14. Derowegen so kan die            Kirch nicht unsichtbar seyen.</p>
        <p>Antwort. Die Aposteln waren freylich das helle Licht der Welt/ und haben auch das neue            Jerusalem offentlich und sichtbarlich aufgebauet/ da sie nicht nur heimlich/ sondern            offentlich das Evangelium verkündigten/ wann man aber auch noch jetzt insgemein von der            Kirchen redet/ so ist wahr/ daß der eusserliche Hauffe derer/ so da GOttes gepredigte            Wort hören/ und der Heil. Sacramenten sich gebrauchen/ sichtbar sey/ und dergestalt            lassen wir die Einrede gut seyn: darneben aber so bleibet gleichwohl dieses fest/ stehen           / daß die Rechtgläubigen/ welche in diesem Hauffen eigentlich die wahre Kirche und Braut            Christi ausmachen/ der HErr allein kennet 2. Tim. 2. v. 19. und stehet welche Heuchler /            und Schein-Christen/ und welche hingegen wahrhafftige mit dem Geist GOTTes begabte            Christen seyn: ist also die Kirch sichtbar/ wann sie genommen wird für den eusserlichen            Hauffen derer/ so sich zum offentlichen Gottesdienst bekennen: Unsichtbar aber wann sie            genommen wird für die Recht-Gläubige in diesem sichtbaren Hauffen/ so den Schatz des            wahren Glaubens innerlich im Hertzen tragen.</p>
        <p>II. Es solle aber zu jeder Zeit ein jeder einen freyen Zutritt/ und offentlichen Zugang            zu der Kirchen haben: Wann nun die Kirche unsichtbar wäre/ so könte man ja keinen Zugang            zu der selbigen finden.</p>
        <p>Antwort. Ein anders ist/ wann man redet von der Kirchen/ da nemlich der Gottesdienst /            das Wort GOttes/ und die Heil. Sacramenten in offentlicher Versamlung geübt werden/ und            dergestalt ist die Kirche sichtbar/ und weiset sich darhin der offentliche Zugang: Ein            anders aber ist/ wann man redet von denjenigen/ so in solcher eusserlichen Versammlung            den Schatz des seelichmachenden Glaubens in der Seel verschlossen halten/ und durch den            rechten und würdiglichen Gebrauch der Heil. Sacramenten ihren Beruff bewehrt machen: dann            solche entscheidet nur das scharffsichtige Aug GOttes/ und bleibet dergestalt die wahre            Kirche vor den Menschen unsichtbar.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0046] und ihre Könige/ und Fürsten/ ihre Priester / und Propheten/ die zum Holtz sprachen/ du bist mein Vatter/ und zum Stein/ du hast mich gebohren. So sagt auch das zweyte Buch der Machabëer Cap. 6. v. 6. Weder die Sabbahter/ weder andere hochzeitliche Tage und Feste wurden gehalten: es bekennete sich auch niemand mehr einen Juden. So spricht auch Joannes in der Offenbahrung Cap. 9. v. 2. Es werde die Sonne verfinstert werden von dem Rauch des Brunnen des Abgrunds/ oder der aus der Höllen aufsteigenden Irrthümern. Wiedrum Apac. 12. v. 6. wird die Kirche verglichen dem Weib/ welches entflohe in die Wüsten/ da sie hat einen Ort bereitet von GOtt/ daß er sie daselbst ernehre tausend/ zwey hundert/ und sechtzig Tage; Welche Sprüche alle sammtlich ziehlen auf die Unsichtbarkeit der Kirchen. Einrede der Papisten. I. Christus spricht: Ihr seyd: das Licht der Welt: Item es mag die Stadt/ die auf einem Berge lieget/ nicht verborgen seyen. Item, man zündet nicht ein Licht an/ und setzet es unter einen Scheffel: sondern auf einen Leuchter. Matth. 5. v. 14. Derowegen so kan die Kirch nicht unsichtbar seyen. Antwort. Die Aposteln waren freylich das helle Licht der Welt/ und haben auch das neue Jerusalem offentlich und sichtbarlich aufgebauet/ da sie nicht nur heimlich/ sondern offentlich das Evangelium verkündigten/ wann man aber auch noch jetzt insgemein von der Kirchen redet/ so ist wahr/ daß der eusserliche Hauffe derer/ so da GOttes gepredigte Wort hören/ und der Heil. Sacramenten sich gebrauchen/ sichtbar sey/ und dergestalt lassen wir die Einrede gut seyn: darneben aber so bleibet gleichwohl dieses fest/ stehen / daß die Rechtgläubigen/ welche in diesem Hauffen eigentlich die wahre Kirche und Braut Christi ausmachen/ der HErr allein kennet 2. Tim. 2. v. 19. und stehet welche Heuchler / und Schein-Christen/ und welche hingegen wahrhafftige mit dem Geist GOTTes begabte Christen seyn: ist also die Kirch sichtbar/ wann sie genommen wird für den eusserlichen Hauffen derer/ so sich zum offentlichen Gottesdienst bekennen: Unsichtbar aber wann sie genommen wird für die Recht-Gläubige in diesem sichtbaren Hauffen/ so den Schatz des wahren Glaubens innerlich im Hertzen tragen. II. Es solle aber zu jeder Zeit ein jeder einen freyen Zutritt/ und offentlichen Zugang zu der Kirchen haben: Wann nun die Kirche unsichtbar wäre/ so könte man ja keinen Zugang zu der selbigen finden. Antwort. Ein anders ist/ wann man redet von der Kirchen/ da nemlich der Gottesdienst / das Wort GOttes/ und die Heil. Sacramenten in offentlicher Versamlung geübt werden/ und dergestalt ist die Kirche sichtbar/ und weiset sich darhin der offentliche Zugang: Ein anders aber ist/ wann man redet von denjenigen/ so in solcher eusserlichen Versammlung den Schatz des seelichmachenden Glaubens in der Seel verschlossen halten/ und durch den rechten und würdiglichen Gebrauch der Heil. Sacramenten ihren Beruff bewehrt machen: dann solche entscheidet nur das scharffsichtige Aug GOttes/ und bleibet dergestalt die wahre Kirche vor den Menschen unsichtbar.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/46
Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/46>, abgerufen am 24.11.2024.