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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Exempel da der Antwerpische Jesuit Carolus Scribanius in amphitheatro honor. betrachtend zwischen der Milch Mariä und dem Bluht Christi endlich diesen Anschlag und Resolution fasset: Wann es ihm erlaubt und vergünstiget seye/ so wölle er mit der rechten Hand greiffen nach den Brüsten Mariä/ und mit der lincken nach den Wunden Christi/ mit diesen Worten:

Rem scio: prensabo, si fas erit, ubera dextra:

Laeva prensabo vulnera, si dabitur.

Seynd diß nicht abgeschmackte und Gottes-lästerliche Andachten? Es hätte auch wohl Gabriel Biel seine Feder mässigen können/ Lect. 80. in can. miss. da er schreibt: GOtt habe seine Regierung/ oder sein Reich mit der Jungfrau Maria zur Halb scheid getheilet / und die Gerechtigkeit für sich behalten/ die Barmhertzigket aber gemeldter Jungfrauen überlassen. Es hätte auch wohl Costerus in meditat. Ave Maris stella, die Ubermaes seiner zuversichtlichen Anmühtung mässiger eingeschrancket/ da er also schreibt: Unsere Frau und Herrscherin/ löse auff die Bände der Sünden mit deinem Gebeht/ mit deinem Verdienst / mit deiner Auctorität/ mit deinem Befehl: Du kanst alles im Himmel und auff Erden: Und bald darauff setzet er gar Mariam über Christum/ und will ihm seinen Thron disputiren / da er spricht: Was ist es eine Mutter GOttes seyn? Die Mutter ist eine Ursach des Sohns: Die Mutter ist höher als der Sohn/ der Mutter gebührt die Ehr vor dem Sohn/ der Mutter muß der Sohn gehorchen. Gewißlich wird solche und dergleichen Lob-Sprüche die sitzame Jungfrau für eine Unehr und Schimpff ausdeuten/ da sie so sorgfältig spricht: Alles was Er (nemlich ihr Sohn) saget/ das thut. Joh. 2. v. 5. Nun aber saget ihr Sohn/ wir sollen alle zu ihm (nicht zu seiner Mutter) kommen die wir mit Mühe und Arbeit beladen seyn: Matth. II. v. 28. Auch solle uns alles gegeben werden/ was wir in seinem (nicht in seiner Mutter) Namen bitten werden/ Joh. 14. v. 13. Aber was fraget nach GOttes Wort ein Papist / wann der Pabst und seine Kirche redet?

Zum anderen: So seynd ja die priesterliche Tag-Zeiten und Gebehter/ ja alle Feyr- und Werck-Täge das gantze Jahr hindurch also eingetheilet/ daß die Mönche/ Nonnen/ und allerhand also genannte Heiligen schier die gantze Jahrs-Zeit unter sich theilen/ und ist für dem HErrn Christo kaum ein Tag und geringer Raum im Gottes-Dienst übrig geblieben: Ja so gar die Tage/ an welchen nach erfüllter Zeit der Reinigung/ Christus ist dargestellet im Tempel/ oder auch dessen Gebuhrt vom Engel verkündiget worden/ werden nur zur Ehr Mariä/ als ihre geheiligte und zum Dienst gewidmete Fest-Tage verwendet. Und ist es überall etwas rares und seltenes/ wann man zwischen den Namen so vieler Heiligen einmahl den süssen Namen Christi hört erschallen: Dann wanns Glück gut ist/ so kommt er hinten an bey dem Beschluß der auff die Ehr der Heiligen gerichteten Gebehter/ wann es heisset per Dominum nostrum Jesum Christum, durch JEsum Christum unsern HErrn. Muß also Christus von weiten zuschauen/ wann die Heiligen (so beym Pabst in Gnaden und in dessen Calender stehen /) seinen Thron

Exempel da der Antwerpische Jesuit Carolus Scribanius in amphitheatro honor. betrachtend zwischen der Milch Mariä und dem Bluht Christi endlich diesen Anschlag und Resolution fasset: Wann es ihm erlaubt und vergünstiget seye/ so wölle er mit der rechten Hand greiffen nach den Brüsten Mariä/ und mit der lincken nach den Wunden Christi/ mit diesen Worten:

Rem scio: prensabo, si fas erit, ubera dextrâ:

Laevâ prensabo vulnera, si dabitur.

Seynd diß nicht abgeschmackte und Gottes-lästerliche Andachten? Es hätte auch wohl Gabriel Biel seine Feder mässigen können/ Lect. 80. in can. miss. da er schreibt: GOtt habe seine Regierung/ oder sein Reich mit der Jungfrau Maria zur Halb scheid getheilet / und die Gerechtigkeit für sich behalten/ die Barmhertzigket aber gemeldter Jungfrauen überlassen. Es hätte auch wohl Costerus in meditat. Ave Maris stella, die Ubermaes seiner zuversichtlichen Anmühtung mässiger eingeschrancket/ da er also schreibt: Unsere Frau und Herrscherin/ löse auff die Bände der Sünden mit deinem Gebeht/ mit deinem Verdienst / mit deiner Auctorität/ mit deinem Befehl: Du kanst alles im Himmel und auff Erden: Und bald darauff setzet er gar Mariam über Christum/ und will ihm seinen Thron disputiren / da er spricht: Was ist es eine Mutter GOttes seyn? Die Mutter ist eine Ursach des Sohns: Die Mutter ist höher als der Sohn/ der Mutter gebührt die Ehr vor dem Sohn/ der Mutter muß der Sohn gehorchen. Gewißlich wird solche und dergleichen Lob-Sprüche die sitzame Jungfrau für eine Unehr und Schimpff ausdeuten/ da sie so sorgfältig spricht: Alles was Er (nemlich ihr Sohn) saget/ das thut. Joh. 2. v. 5. Nun aber saget ihr Sohn/ wir sollen alle zu ihm (nicht zu seiner Mutter) kommen die wir mit Mühe und Arbeit beladen seyn: Matth. II. v. 28. Auch solle uns alles gegeben werden/ was wir in seinem (nicht in seiner Mutter) Namen bitten werden/ Joh. 14. v. 13. Aber was fraget nach GOttes Wort ein Papist / wann der Pabst und seine Kirche redet?

Zum anderen: So seynd ja die priesterliche Tag-Zeiten und Gebehter/ ja alle Feyr- und Werck-Täge das gantze Jahr hindurch also eingetheilet/ daß die Mönche/ Nonnen/ und allerhand also genannte Heiligen schier die gantze Jahrs-Zeit unter sich theilen/ und ist für dem HErrn Christo kaum ein Tag und geringer Raum im Gottes-Dienst übrig geblieben: Ja so gar die Tage/ an welchen nach erfüllter Zeit der Reinigung/ Christus ist dargestellet im Tempel/ oder auch dessen Gebuhrt vom Engel verkündiget worden/ werden nur zur Ehr Mariä/ als ihre geheiligte und zum Dienst gewidmete Fest-Tage verwendet. Und ist es überall etwas rares und seltenes/ wann man zwischen den Namen so vieler Heiligen einmahl den süssen Namen Christi hört erschallen: Dann wanns Glück gut ist/ so kommt er hinten an bey dem Beschluß der auff die Ehr der Heiligen gerichteten Gebehter/ wann es heisset per Dominum nostrum Jesum Christum, durch JEsum Christum unsern HErrn. Muß also Christus von weiten zuschauen/ wann die Heiligen (so beym Pabst in Gnaden und in dessen Calender stehen /) seinen Thron

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Exempel da der Antwerpische Jesuit Carolus Scribanius in amphitheatro honor.            betrachtend zwischen der Milch Mariä und dem Bluht Christi endlich diesen Anschlag und            Resolution fasset: Wann es ihm erlaubt und vergünstiget seye/ so wölle er mit der rechten            Hand greiffen nach den Brüsten Mariä/ und mit der lincken nach den Wunden Christi/ mit            diesen Worten:</p>
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        <p>Seynd diß nicht abgeschmackte und Gottes-lästerliche Andachten? Es hätte auch wohl            Gabriel Biel seine Feder mässigen können/ Lect. 80. in can. miss. da er schreibt: GOtt            habe seine Regierung/ oder sein Reich mit der Jungfrau Maria zur Halb scheid getheilet /            und die Gerechtigkeit für sich behalten/ die Barmhertzigket aber gemeldter Jungfrauen            überlassen. Es hätte auch wohl Costerus in meditat. Ave Maris stella, die Ubermaes seiner            zuversichtlichen Anmühtung mässiger eingeschrancket/ da er also schreibt: Unsere Frau und            Herrscherin/ löse auff die Bände der Sünden mit deinem Gebeht/ mit deinem Verdienst /            mit deiner Auctorität/ mit deinem Befehl: Du kanst alles im Himmel und auff Erden: Und            bald darauff setzet er gar Mariam über Christum/ und will ihm seinen Thron disputiren /            da er spricht: Was ist es eine Mutter GOttes seyn? Die Mutter ist eine Ursach des Sohns:            Die Mutter ist höher als der Sohn/ der Mutter gebührt die Ehr vor dem Sohn/ der Mutter            muß der Sohn gehorchen. Gewißlich wird solche und dergleichen Lob-Sprüche die sitzame            Jungfrau für eine Unehr und Schimpff ausdeuten/ da sie so sorgfältig spricht: Alles was            Er (nemlich ihr Sohn) saget/ das thut. Joh. 2. v. 5. Nun aber saget ihr Sohn/ wir sollen            alle zu ihm (nicht zu seiner Mutter) kommen die wir mit Mühe und Arbeit beladen seyn:            Matth. II. v. 28. Auch solle uns alles gegeben werden/ was wir in seinem (nicht in seiner            Mutter) Namen bitten werden/ Joh. 14. v. 13. Aber was fraget nach GOttes Wort ein Papist           / wann der Pabst und seine Kirche redet?</p>
        <p>Zum anderen: So seynd ja die priesterliche Tag-Zeiten und Gebehter/ ja alle Feyr- und            Werck-Täge das gantze Jahr hindurch also eingetheilet/ daß die Mönche/ Nonnen/ und            allerhand also genannte Heiligen schier die gantze Jahrs-Zeit unter sich theilen/ und ist            für dem HErrn Christo kaum ein Tag und geringer Raum im Gottes-Dienst übrig geblieben: Ja            so gar die Tage/ an welchen nach erfüllter Zeit der Reinigung/ Christus ist dargestellet            im Tempel/ oder auch dessen Gebuhrt vom Engel verkündiget worden/ werden nur zur Ehr            Mariä/ als ihre geheiligte und zum Dienst gewidmete Fest-Tage verwendet. Und ist es            überall etwas rares und seltenes/ wann man zwischen den Namen so vieler Heiligen einmahl            den süssen Namen Christi hört erschallen: Dann wanns Glück gut ist/ so kommt er hinten an            bey dem Beschluß der auff die Ehr der Heiligen gerichteten Gebehter/ wann es heisset per            Dominum nostrum Jesum Christum, durch JEsum Christum unsern HErrn. Muß also Christus von            weiten zuschauen/ wann die Heiligen (so beym Pabst in Gnaden und in dessen Calender            stehen /) seinen Thron
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[156/0456] Exempel da der Antwerpische Jesuit Carolus Scribanius in amphitheatro honor. betrachtend zwischen der Milch Mariä und dem Bluht Christi endlich diesen Anschlag und Resolution fasset: Wann es ihm erlaubt und vergünstiget seye/ so wölle er mit der rechten Hand greiffen nach den Brüsten Mariä/ und mit der lincken nach den Wunden Christi/ mit diesen Worten: Rem scio: prensabo, si fas erit, ubera dextrâ: Laevâ prensabo vulnera, si dabitur. Seynd diß nicht abgeschmackte und Gottes-lästerliche Andachten? Es hätte auch wohl Gabriel Biel seine Feder mässigen können/ Lect. 80. in can. miss. da er schreibt: GOtt habe seine Regierung/ oder sein Reich mit der Jungfrau Maria zur Halb scheid getheilet / und die Gerechtigkeit für sich behalten/ die Barmhertzigket aber gemeldter Jungfrauen überlassen. Es hätte auch wohl Costerus in meditat. Ave Maris stella, die Ubermaes seiner zuversichtlichen Anmühtung mässiger eingeschrancket/ da er also schreibt: Unsere Frau und Herrscherin/ löse auff die Bände der Sünden mit deinem Gebeht/ mit deinem Verdienst / mit deiner Auctorität/ mit deinem Befehl: Du kanst alles im Himmel und auff Erden: Und bald darauff setzet er gar Mariam über Christum/ und will ihm seinen Thron disputiren / da er spricht: Was ist es eine Mutter GOttes seyn? Die Mutter ist eine Ursach des Sohns: Die Mutter ist höher als der Sohn/ der Mutter gebührt die Ehr vor dem Sohn/ der Mutter muß der Sohn gehorchen. Gewißlich wird solche und dergleichen Lob-Sprüche die sitzame Jungfrau für eine Unehr und Schimpff ausdeuten/ da sie so sorgfältig spricht: Alles was Er (nemlich ihr Sohn) saget/ das thut. Joh. 2. v. 5. Nun aber saget ihr Sohn/ wir sollen alle zu ihm (nicht zu seiner Mutter) kommen die wir mit Mühe und Arbeit beladen seyn: Matth. II. v. 28. Auch solle uns alles gegeben werden/ was wir in seinem (nicht in seiner Mutter) Namen bitten werden/ Joh. 14. v. 13. Aber was fraget nach GOttes Wort ein Papist / wann der Pabst und seine Kirche redet? Zum anderen: So seynd ja die priesterliche Tag-Zeiten und Gebehter/ ja alle Feyr- und Werck-Täge das gantze Jahr hindurch also eingetheilet/ daß die Mönche/ Nonnen/ und allerhand also genannte Heiligen schier die gantze Jahrs-Zeit unter sich theilen/ und ist für dem HErrn Christo kaum ein Tag und geringer Raum im Gottes-Dienst übrig geblieben: Ja so gar die Tage/ an welchen nach erfüllter Zeit der Reinigung/ Christus ist dargestellet im Tempel/ oder auch dessen Gebuhrt vom Engel verkündiget worden/ werden nur zur Ehr Mariä/ als ihre geheiligte und zum Dienst gewidmete Fest-Tage verwendet. Und ist es überall etwas rares und seltenes/ wann man zwischen den Namen so vieler Heiligen einmahl den süssen Namen Christi hört erschallen: Dann wanns Glück gut ist/ so kommt er hinten an bey dem Beschluß der auff die Ehr der Heiligen gerichteten Gebehter/ wann es heisset per Dominum nostrum Jesum Christum, durch JEsum Christum unsern HErrn. Muß also Christus von weiten zuschauen/ wann die Heiligen (so beym Pabst in Gnaden und in dessen Calender stehen /) seinen Thron

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/456>, abgerufen am 25.11.2024.