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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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schliessen/ als daß ihr eure Zuhörer nicht besser haltet als wüste Säu und Hunde. Zu dem wann in der Messe grosse und heilige Geheimnüssen sich befinden/ warum solten selbige den Frommen enthalten werden/ wegen des Mißbrauchs der Gottlosen? Spricht doch S. Paulus: Das etliche nicht glauben/ was liegt daran? Solte ihr Unglaube GOttes Glauben aufheben? Das seye fern/ Rom. 3. v. 3. Im übrigen könte man diß noch wohl rechnen für eine sonderbahre fürsichtigkeit GOttes/ welcher aus verborgenem Rahtschlag geschehen lassen / daß die Messe in unbekannter Sprach verrichtet werde/ damit das gemeine unschuldige Volck solcher Greuel/ so in der Messe geübt werden/ nicht theilhafftig noch damit besudelt werde: Darneben aber die Sonntägliche Evangelia/ in welchen die höchste Geheimnüß enthalten seyn/ ihnen in teutscher Sprach werden fürgehalten/ auff daß sie sich dadurch erholen zu ihrer Seligkeit.

VII. Es wird der Ursachen die Meß in Lateinischer Sprach verrichtet/ auff daß/ so etwan Personen aus Franckreich/ Welschland/ Engelland/ Spanien sc. in die Kirch kommen / verstehen und erkennen können/ daß allerseits eine Einhelligkeit der Religion bey ihnen und bey uns gefunden werde: Wie auch zweytens/ daß die Priester in allen Ländern mögen Meß halten.

Antwort. Dergestalt wird man auch in Teutschland nur Lateinisch Predigen müssen/ aus Ursachen/ auff daß die Ausländer/ wann sie ungefehr in die Predigt gerahten/ verstehen mögen/ das einerley Lehr geführt werde bey uns und bey ihnen. Ist es aber vernünfftig und der Liebe gemäß gehandelt/ daß man um eines oder zweer Menschen willen/ die etwa in zwey oder drey Jahren einmahl über das Zwerch-Feld daher geloffen kommen/ und ein wenig in die Kirch gucken/ auch wol so gar der Lateinischen Sprach nicht kündig seyn/ oder auch um eines Pfaffen willen/ dem GOtt nirgend befohlen hat in allen Ländern Meß zu lesen/ die Messe auff Latein halte/ und hingegen einer gantzen Gemeine/ so da täglich in die Kirch kommet/ nicht so viel Liebe oder Gefallen erzeige/ daß ihr die Messe nur einmahl in teutscher verständlicher Sprache gehalten werde? Gewißlich/ wanns so hoch nöhtig ist / daß die frembde ausländische die Messe verstehen/ so ist es noch viel mehr nöhtig/ daß die einheimische dieselbe fassen/ und darvon Bericht geben können.

VIII. Es möchten aber die Ausländer/ denen die Teutsche Sprach unbekant ist/ ihr Gespött darüber treiben/ wann sie in einer teutschen Kirchen hörten/ wie daß der Gottes-Dienst verrichtet würde in einer ihnen unbekanten Sprache.

Antwort. Es möchten aber auch die Teutschen selhst ihr Gespött wohl billich darüber haben / daß man bey ihnen in ihren Kirchen den Gottes-Dienst in frembder Lateinischer Sprach / so sie nicht verstehen/ verrichtet. Wie/ wann auch die Ausländische der Lateinischen Sprach unerfahren wären? So würden sie selbige dißfals eben so wohl/ als die Teutsche Sprach/ und also den Gottes-Dienst einen Weg wie den andern verachten. Wir wollen hören / was S. Paulus von diesem Handel urtheilet: Er spricht also I. Cor. 14. v. 23. Wann die gantze Gemeine zusammen käme/ an einem Ort/ und redeten alle mit Zungen (daß ist/ ein jeder in besonderer frembder Sprach) es kämen aber hinein Leyen/ würden sie nicht sagen / ihr wäret unsinnig/ oder (wie es die Päpstische Dolmetschung gibt /) was Narren seynd das? Das lassen ihnen die Papisten gesagt seyn.

schliessen/ als daß ihr eure Zuhörer nicht besser haltet als wüste Säu und Hunde. Zu dem wann in der Messe grosse und heilige Geheimnüssen sich befinden/ warum solten selbige den Frommen enthalten werden/ wegen des Mißbrauchs der Gottlosen? Spricht doch S. Paulus: Das etliche nicht glauben/ was liegt daran? Solte ihr Unglaube GOttes Glauben aufheben? Das seye fern/ Rom. 3. v. 3. Im übrigen könte man diß noch wohl rechnen für eine sonderbahre fürsichtigkeit GOttes/ welcher aus verborgenem Rahtschlag geschehen lassen / daß die Messe in unbekannter Sprach verrichtet werde/ damit das gemeine unschuldige Volck solcher Greuel/ so in der Messe geübt werden/ nicht theilhafftig noch damit besudelt werde: Darneben aber die Sonntägliche Evangelia/ in welchen die höchste Geheimnüß enthalten seyn/ ihnen in teutscher Sprach werden fürgehalten/ auff daß sie sich dadurch erholen zu ihrer Seligkeit.

VII. Es wird der Ursachen die Meß in Lateinischer Sprach verrichtet/ auff daß/ so etwan Personen aus Franckreich/ Welschland/ Engelland/ Spanien sc. in die Kirch kommen / verstehen und erkennen können/ daß allerseits eine Einhelligkeit der Religion bey ihnen und bey uns gefunden werde: Wie auch zweytens/ daß die Priester in allen Ländern mögen Meß halten.

Antwort. Dergestalt wird man auch in Teutschland nur Lateinisch Predigen müssen/ aus Ursachen/ auff daß die Ausländer/ wann sie ungefehr in die Predigt gerahten/ verstehen mögen/ das einerley Lehr geführt werde bey uns und bey ihnen. Ist es aber vernünfftig und der Liebe gemäß gehandelt/ daß man um eines oder zweer Menschen willen/ die etwa in zwey oder drey Jahren einmahl über das Zwerch-Feld daher geloffen kommen/ und ein wenig in die Kirch gucken/ auch wol so gar der Lateinischen Sprach nicht kündig seyn/ oder auch um eines Pfaffen willen/ dem GOtt nirgend befohlen hat in allen Ländern Meß zu lesen/ die Messe auff Latein halte/ und hingegen einer gantzen Gemeine/ so da täglich in die Kirch kommet/ nicht so viel Liebe oder Gefallen erzeige/ daß ihr die Messe nur einmahl in teutscher verständlicher Sprache gehalten werde? Gewißlich/ wanns so hoch nöhtig ist / daß die frembde ausländische die Messe verstehen/ so ist es noch viel mehr nöhtig/ daß die einheimische dieselbe fassen/ und darvon Bericht geben können.

VIII. Es möchten aber die Ausländer/ denen die Teutsche Sprach unbekant ist/ ihr Gespött darüber treiben/ wann sie in einer teutschen Kirchen hörten/ wie daß der Gottes-Dienst verrichtet würde in einer ihnen unbekanten Sprache.

Antwort. Es möchten aber auch die Teutschen selhst ihr Gespött wohl billich darüber haben / daß man bey ihnen in ihren Kirchen den Gottes-Dienst in frembder Lateinischer Sprach / so sie nicht verstehen/ verrichtet. Wie/ wann auch die Ausländische der Lateinischen Sprach unerfahren wären? So würden sie selbige dißfals eben so wohl/ als die Teutsche Sprach/ und also den Gottes-Dienst einen Weg wie den andern verachten. Wir wollen hören / was S. Paulus von diesem Handel urtheilet: Er spricht also I. Cor. 14. v. 23. Wann die gantze Gemeine zusammen käme/ an einem Ort/ und redeten alle mit Zungen (daß ist/ ein jeder in besonderer frembder Sprach) es kämen aber hinein Leyen/ würden sie nicht sagen / ihr wäret unsinnig/ oder (wie es die Päpstische Dolmetschung gibt /) was Narren seynd das? Das lassen ihnen die Papisten gesagt seyn.

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        <p>VII. Es wird der Ursachen die Meß in Lateinischer Sprach verrichtet/ auff daß/ so etwan            Personen aus Franckreich/ Welschland/ Engelland/ Spanien sc. in die Kirch kommen /            verstehen und erkennen können/ daß allerseits eine Einhelligkeit der Religion bey ihnen            und bey uns gefunden werde: Wie auch zweytens/ daß die Priester in allen Ländern mögen            Meß halten.</p>
        <p>Antwort. Dergestalt wird man auch in Teutschland nur Lateinisch Predigen müssen/ aus            Ursachen/ auff daß die Ausländer/ wann sie ungefehr in die Predigt gerahten/ verstehen            mögen/ das einerley Lehr geführt werde bey uns und bey ihnen. Ist es aber vernünfftig und            der Liebe gemäß gehandelt/ daß man um eines oder zweer Menschen willen/ die etwa in zwey            oder drey Jahren einmahl über das Zwerch-Feld daher geloffen kommen/ und ein wenig in die            Kirch gucken/ auch wol so gar der Lateinischen Sprach nicht kündig seyn/ oder auch um            eines Pfaffen willen/ dem GOtt nirgend befohlen hat in allen Ländern Meß zu lesen/ die            Messe auff Latein halte/ und hingegen einer gantzen Gemeine/ so da täglich in die Kirch            kommet/ nicht so viel Liebe oder Gefallen erzeige/ daß ihr die Messe nur einmahl in            teutscher verständlicher Sprache gehalten werde? Gewißlich/ wanns so hoch nöhtig ist /            daß die frembde ausländische die Messe verstehen/ so ist es noch viel mehr nöhtig/ daß            die einheimische dieselbe fassen/ und darvon Bericht geben können.</p>
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        <p>Antwort. Es möchten aber auch die Teutschen selhst ihr Gespött wohl billich darüber haben           / daß man bey ihnen in ihren Kirchen den Gottes-Dienst in frembder Lateinischer Sprach /            so sie nicht verstehen/ verrichtet. Wie/ wann auch die Ausländische der Lateinischen            Sprach unerfahren wären? So würden sie selbige dißfals eben so wohl/ als die Teutsche            Sprach/ und also den Gottes-Dienst einen Weg wie den andern verachten. Wir wollen hören /            was S. Paulus von diesem Handel urtheilet: Er spricht also I. Cor. 14. v. 23. Wann die            gantze Gemeine zusammen käme/ an einem Ort/ und redeten alle mit Zungen (daß ist/ ein            jeder in besonderer frembder Sprach) es kämen aber hinein Leyen/ würden sie nicht sagen /            ihr wäret unsinnig/ oder (wie es die Päpstische Dolmetschung gibt /) was Narren seynd            das? Das lassen ihnen die Papisten gesagt seyn.</p>
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[139/0439] schliessen/ als daß ihr eure Zuhörer nicht besser haltet als wüste Säu und Hunde. Zu dem wann in der Messe grosse und heilige Geheimnüssen sich befinden/ warum solten selbige den Frommen enthalten werden/ wegen des Mißbrauchs der Gottlosen? Spricht doch S. Paulus: Das etliche nicht glauben/ was liegt daran? Solte ihr Unglaube GOttes Glauben aufheben? Das seye fern/ Rom. 3. v. 3. Im übrigen könte man diß noch wohl rechnen für eine sonderbahre fürsichtigkeit GOttes/ welcher aus verborgenem Rahtschlag geschehen lassen / daß die Messe in unbekannter Sprach verrichtet werde/ damit das gemeine unschuldige Volck solcher Greuel/ so in der Messe geübt werden/ nicht theilhafftig noch damit besudelt werde: Darneben aber die Sonntägliche Evangelia/ in welchen die höchste Geheimnüß enthalten seyn/ ihnen in teutscher Sprach werden fürgehalten/ auff daß sie sich dadurch erholen zu ihrer Seligkeit. VII. Es wird der Ursachen die Meß in Lateinischer Sprach verrichtet/ auff daß/ so etwan Personen aus Franckreich/ Welschland/ Engelland/ Spanien sc. in die Kirch kommen / verstehen und erkennen können/ daß allerseits eine Einhelligkeit der Religion bey ihnen und bey uns gefunden werde: Wie auch zweytens/ daß die Priester in allen Ländern mögen Meß halten. Antwort. Dergestalt wird man auch in Teutschland nur Lateinisch Predigen müssen/ aus Ursachen/ auff daß die Ausländer/ wann sie ungefehr in die Predigt gerahten/ verstehen mögen/ das einerley Lehr geführt werde bey uns und bey ihnen. Ist es aber vernünfftig und der Liebe gemäß gehandelt/ daß man um eines oder zweer Menschen willen/ die etwa in zwey oder drey Jahren einmahl über das Zwerch-Feld daher geloffen kommen/ und ein wenig in die Kirch gucken/ auch wol so gar der Lateinischen Sprach nicht kündig seyn/ oder auch um eines Pfaffen willen/ dem GOtt nirgend befohlen hat in allen Ländern Meß zu lesen/ die Messe auff Latein halte/ und hingegen einer gantzen Gemeine/ so da täglich in die Kirch kommet/ nicht so viel Liebe oder Gefallen erzeige/ daß ihr die Messe nur einmahl in teutscher verständlicher Sprache gehalten werde? Gewißlich/ wanns so hoch nöhtig ist / daß die frembde ausländische die Messe verstehen/ so ist es noch viel mehr nöhtig/ daß die einheimische dieselbe fassen/ und darvon Bericht geben können. VIII. Es möchten aber die Ausländer/ denen die Teutsche Sprach unbekant ist/ ihr Gespött darüber treiben/ wann sie in einer teutschen Kirchen hörten/ wie daß der Gottes-Dienst verrichtet würde in einer ihnen unbekanten Sprache. Antwort. Es möchten aber auch die Teutschen selhst ihr Gespött wohl billich darüber haben / daß man bey ihnen in ihren Kirchen den Gottes-Dienst in frembder Lateinischer Sprach / so sie nicht verstehen/ verrichtet. Wie/ wann auch die Ausländische der Lateinischen Sprach unerfahren wären? So würden sie selbige dißfals eben so wohl/ als die Teutsche Sprach/ und also den Gottes-Dienst einen Weg wie den andern verachten. Wir wollen hören / was S. Paulus von diesem Handel urtheilet: Er spricht also I. Cor. 14. v. 23. Wann die gantze Gemeine zusammen käme/ an einem Ort/ und redeten alle mit Zungen (daß ist/ ein jeder in besonderer frembder Sprach) es kämen aber hinein Leyen/ würden sie nicht sagen / ihr wäret unsinnig/ oder (wie es die Päpstische Dolmetschung gibt /) was Narren seynd das? Das lassen ihnen die Papisten gesagt seyn.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/439>, abgerufen am 22.11.2024.