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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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also: Als dieser heilige Abbt Odo im Closter war/ und gehört hatte/ daß einer aus den geistlichen Brüdern in seinem Todt-Bette laut aufgeschriehen/ daß ihm der Teuffel für dem Richterstuel GOttes habe fürgerücket/ warum er die Brosam bey Endigung der Mahlzeit nicht habe aufgegessen/ hat dieser heilige Odo allzeit die Brosam fleissig aufgegessen: Als er aber einsmahls selbige zu essen verabsaumet/ hat er alsobald hierüber Reu gewunnen/ und die übriggebliebene Brosam mit Abbittung seines Verbrechens seinem Abbt gezeiget: Welche Brosam alsobald durch Göttliche Krafft in schöne Perlen seynd verwandelt/ und von dem Abbt auff das Priesterliche Kleid zum schönen Schmuck und Zierath versetzet worden. Nun möchte wohl nicht allein ein blinder/ sondern auch ein mit hundert Augen versehener Argus gern diß Priesterliche Kleid mit den wunderbahrlichen Perlen besetzet sehen wollen. Ja wann diese Fabel von den ungegessenen Brosamen der Warheit gemäß ist/ so wundert mich warum Christus dem Cananäischen Weib keinen scharffen Verweiß gegeben/ und sie hart ausgefiltzet habe/ da sie sagte/ es essen auch die Hündlein von den Brosamen die von ihrer Herrn Tisch fallen/ Matth. 15. hätte doch Christus zu ihr sagen müssen/ sie solte die Brosam selbsten essen/ oder der Teuffel würde sie im Todt-Bett (wie diesen Mönnich) für dem Richterstuel GOttes verklagen. Wiederum am Fest des heiligen Felicis Valesii den 20. Novembr. behten und singen die Nonnen und Mönche also: Es habe dieser heilige Mann eine sonderbahre Gunst und Gnade von der heiligen Mutter GOttes empfangen: Dann einsmahls als die andern geistliche Mitt-Brüder des Nachts die Metten oder das nächtliche Gesang hatten verschlaffen/ und verabsäumet/ habe sich dannoch dieser heilige Felix zur Kirchen in den Chor verfüget/ und alda mitten im Chor gefunden die selige Jungfrau Maria angethan mit dem Ordens-Kleid/ und ein Creutz tragend auff der Brust/ in Geselschafft und Begleitung vieler Heiligen/ welche mit eben desgleichen Habit und Kleidung waren ausgerüstet/ und seye alda die Jungfrau Maria die Vorsängerin gewesen/ und habe mit dem heiligen Felix und anderen alda gegenwärtigen Heiligen die Metten und Ordens-Gebehter des Nachts abgesungen sc. Seynd diß nicht heilige Fabeln und Tand-Mährlein/ womit die Mönche und Nonnen sich und GOtt/ der ein auffrichtiges redliches Gebeht von ihnen erfordert/ in ihrem Chor betriegen? Ich glaube/ wann D. Luther nicht kommen wäre/ so hätten die Pfaffen und Mönche dem einfältigen Volck eingeschwatzet/ es seye GOtt Vater selbsten ein Mönnich/ die Engelen lauter Nonnen/ und die Jungfrau Maria Abbtissin darüber. Ich will alhier geschweigen/ die abgeschmackte Gebehter auff den aberglaubischen Fest-Tagen: Zum Exempel/ am Fest der heiligen Sieben-Schläffer/ welche drey hundert Jahr sollen geschlaffen haben: Am Fest der heiligen Wundmahlen des Vaters Francisci Seraphici, am Fest Portiuncula &c. welche alle/ wie auch die übrige das gantze Jahr hindurch/ voll seyn von Fabel-Werck/ und dannoch beschlossen werden mit diesen

also: Als dieser heilige Abbt Odo im Closter war/ und gehört hatte/ daß einer aus den geistlichen Brüdern in seinem Todt-Bette laut aufgeschriehen/ daß ihm der Teuffel für dem Richterstuel GOttes habe fürgerücket/ warum er die Brosam bey Endigung der Mahlzeit nicht habe aufgegessen/ hat dieser heilige Odo allzeit die Brosam fleissig aufgegessen: Als er aber einsmahls selbige zu essen verabsaumet/ hat er alsobald hierüber Reu gewunnen/ und die übriggebliebene Brosam mit Abbittung seines Verbrechens seinem Abbt gezeiget: Welche Brosam alsobald durch Göttliche Krafft in schöne Perlen seynd verwandelt/ und von dem Abbt auff das Priesterliche Kleid zum schönen Schmuck und Zierath versetzet worden. Nun möchte wohl nicht allein ein blinder/ sondern auch ein mit hundert Augen versehener Argus gern diß Priesterliche Kleid mit den wunderbahrlichen Perlen besetzet sehen wollen. Ja wann diese Fabel von den ungegessenen Brosamen der Warheit gemäß ist/ so wundert mich warum Christus dem Cananäischen Weib keinen scharffen Verweiß gegeben/ und sie hart ausgefiltzet habe/ da sie sagte/ es essen auch die Hündlein von den Brosamen die von ihrer Herrn Tisch fallen/ Matth. 15. hätte doch Christus zu ihr sagen müssen/ sie solte die Brosam selbsten essen/ oder der Teuffel würde sie im Todt-Bett (wie diesen Mönnich) für dem Richterstuel GOttes verklagen. Wiederum am Fest des heiligen Felicis Valesii den 20. Novembr. behten und singen die Nonnen und Mönche also: Es habe dieser heilige Mann eine sonderbahre Gunst und Gnade von der heiligen Mutter GOttes empfangen: Dann einsmahls als die andern geistliche Mitt-Brüder des Nachts die Metten oder das nächtliche Gesang hatten verschlaffen/ und verabsäumet/ habe sich dannoch dieser heilige Felix zur Kirchen in den Chor verfüget/ und alda mitten im Chor gefunden die selige Jungfrau Maria angethan mit dem Ordens-Kleid/ und ein Creutz tragend auff der Brust/ in Geselschafft und Begleitung vieler Heiligen/ welche mit eben desgleichen Habit und Kleidung waren ausgerüstet/ und seye alda die Jungfrau Maria die Vorsängerin gewesen/ und habe mit dem heiligen Felix und anderen alda gegenwärtigen Heiligen die Metten und Ordens-Gebehter des Nachts abgesungen sc. Seynd diß nicht heilige Fabeln und Tand-Mährlein/ womit die Mönche und Nonnen sich und GOtt/ der ein auffrichtiges redliches Gebeht von ihnen erfordert/ in ihrem Chor betriegen? Ich glaube/ wann D. Luther nicht kommen wäre/ so hätten die Pfaffen und Mönche dem einfältigen Volck eingeschwatzet/ es seye GOtt Vater selbsten ein Mönnich/ die Engelen lauter Nonnen/ und die Jungfrau Maria Abbtissin darüber. Ich will alhier geschweigen/ die abgeschmackte Gebehter auff den aberglaubischen Fest-Tagen: Zum Exempel/ am Fest der heiligen Sieben-Schläffer/ welche drey hundert Jahr sollen geschlaffen haben: Am Fest der heiligen Wundmahlen des Vaters Francisci Seraphici, am Fest Portiuncula &c. welche alle/ wie auch die übrige das gantze Jahr hindurch/ voll seyn von Fabel-Werck/ und dannoch beschlossen werden mit diesen

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also:            Als dieser heilige Abbt Odo im Closter war/ und gehört hatte/ daß einer aus den            geistlichen Brüdern in seinem Todt-Bette laut aufgeschriehen/ daß ihm der Teuffel für dem            Richterstuel GOttes habe fürgerücket/ warum er die Brosam bey Endigung der Mahlzeit nicht            habe aufgegessen/ hat dieser heilige Odo allzeit die Brosam fleissig aufgegessen: Als er            aber einsmahls selbige zu essen verabsaumet/ hat er alsobald hierüber Reu gewunnen/ und            die übriggebliebene Brosam mit Abbittung seines Verbrechens seinem Abbt gezeiget: Welche            Brosam alsobald durch Göttliche Krafft in schöne Perlen seynd verwandelt/ und von dem            Abbt auff das Priesterliche Kleid zum schönen Schmuck und Zierath versetzet worden. Nun            möchte wohl nicht allein ein blinder/ sondern auch ein mit hundert Augen versehener Argus            gern diß Priesterliche Kleid mit den wunderbahrlichen Perlen besetzet sehen wollen. Ja            wann diese Fabel von den ungegessenen Brosamen der Warheit gemäß ist/ so wundert mich            warum Christus dem Cananäischen Weib keinen scharffen Verweiß gegeben/ und sie hart            ausgefiltzet habe/ da sie sagte/ es essen auch die Hündlein von den Brosamen die von            ihrer Herrn Tisch fallen/ Matth. 15. hätte doch Christus zu ihr sagen müssen/ sie solte            die Brosam selbsten essen/ oder der Teuffel würde sie im Todt-Bett (wie diesen Mönnich)            für dem Richterstuel GOttes verklagen. Wiederum am Fest des heiligen Felicis Valesii den            20. Novembr. behten und singen die Nonnen und Mönche also: Es habe dieser heilige Mann            eine sonderbahre Gunst und Gnade von der heiligen Mutter GOttes empfangen: Dann einsmahls            als die andern geistliche Mitt-Brüder des Nachts die Metten oder das nächtliche Gesang            hatten verschlaffen/ und verabsäumet/ habe sich dannoch dieser heilige Felix zur Kirchen            in den Chor verfüget/ und alda mitten im Chor gefunden die selige Jungfrau Maria angethan            mit dem Ordens-Kleid/ und ein Creutz tragend auff der Brust/ in Geselschafft und            Begleitung vieler Heiligen/ welche mit eben desgleichen Habit und Kleidung waren            ausgerüstet/ und seye alda die Jungfrau Maria die Vorsängerin gewesen/ und habe mit dem            heiligen Felix und anderen alda gegenwärtigen Heiligen die Metten und Ordens-Gebehter des            Nachts abgesungen sc. Seynd diß nicht heilige Fabeln und Tand-Mährlein/ womit die Mönche            und Nonnen sich und GOtt/ der ein auffrichtiges redliches Gebeht von ihnen erfordert/ in            ihrem Chor betriegen? Ich glaube/ wann D. Luther nicht kommen wäre/ so hätten die            Pfaffen und Mönche dem einfältigen Volck eingeschwatzet/ es seye GOtt Vater selbsten ein            Mönnich/ die Engelen lauter Nonnen/ und die Jungfrau Maria Abbtissin darüber. Ich will            alhier geschweigen/ die abgeschmackte Gebehter auff den aberglaubischen Fest-Tagen: Zum            Exempel/ am Fest der heiligen Sieben-Schläffer/ welche drey hundert Jahr sollen            geschlaffen haben: Am Fest der heiligen Wundmahlen des Vaters Francisci Seraphici, am Fest            Portiuncula &amp;c. welche alle/ wie auch die übrige das gantze Jahr hindurch/ voll seyn            von Fabel-Werck/ und dannoch beschlossen werden mit diesen
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[137/0437] also: Als dieser heilige Abbt Odo im Closter war/ und gehört hatte/ daß einer aus den geistlichen Brüdern in seinem Todt-Bette laut aufgeschriehen/ daß ihm der Teuffel für dem Richterstuel GOttes habe fürgerücket/ warum er die Brosam bey Endigung der Mahlzeit nicht habe aufgegessen/ hat dieser heilige Odo allzeit die Brosam fleissig aufgegessen: Als er aber einsmahls selbige zu essen verabsaumet/ hat er alsobald hierüber Reu gewunnen/ und die übriggebliebene Brosam mit Abbittung seines Verbrechens seinem Abbt gezeiget: Welche Brosam alsobald durch Göttliche Krafft in schöne Perlen seynd verwandelt/ und von dem Abbt auff das Priesterliche Kleid zum schönen Schmuck und Zierath versetzet worden. Nun möchte wohl nicht allein ein blinder/ sondern auch ein mit hundert Augen versehener Argus gern diß Priesterliche Kleid mit den wunderbahrlichen Perlen besetzet sehen wollen. Ja wann diese Fabel von den ungegessenen Brosamen der Warheit gemäß ist/ so wundert mich warum Christus dem Cananäischen Weib keinen scharffen Verweiß gegeben/ und sie hart ausgefiltzet habe/ da sie sagte/ es essen auch die Hündlein von den Brosamen die von ihrer Herrn Tisch fallen/ Matth. 15. hätte doch Christus zu ihr sagen müssen/ sie solte die Brosam selbsten essen/ oder der Teuffel würde sie im Todt-Bett (wie diesen Mönnich) für dem Richterstuel GOttes verklagen. Wiederum am Fest des heiligen Felicis Valesii den 20. Novembr. behten und singen die Nonnen und Mönche also: Es habe dieser heilige Mann eine sonderbahre Gunst und Gnade von der heiligen Mutter GOttes empfangen: Dann einsmahls als die andern geistliche Mitt-Brüder des Nachts die Metten oder das nächtliche Gesang hatten verschlaffen/ und verabsäumet/ habe sich dannoch dieser heilige Felix zur Kirchen in den Chor verfüget/ und alda mitten im Chor gefunden die selige Jungfrau Maria angethan mit dem Ordens-Kleid/ und ein Creutz tragend auff der Brust/ in Geselschafft und Begleitung vieler Heiligen/ welche mit eben desgleichen Habit und Kleidung waren ausgerüstet/ und seye alda die Jungfrau Maria die Vorsängerin gewesen/ und habe mit dem heiligen Felix und anderen alda gegenwärtigen Heiligen die Metten und Ordens-Gebehter des Nachts abgesungen sc. Seynd diß nicht heilige Fabeln und Tand-Mährlein/ womit die Mönche und Nonnen sich und GOtt/ der ein auffrichtiges redliches Gebeht von ihnen erfordert/ in ihrem Chor betriegen? Ich glaube/ wann D. Luther nicht kommen wäre/ so hätten die Pfaffen und Mönche dem einfältigen Volck eingeschwatzet/ es seye GOtt Vater selbsten ein Mönnich/ die Engelen lauter Nonnen/ und die Jungfrau Maria Abbtissin darüber. Ich will alhier geschweigen/ die abgeschmackte Gebehter auff den aberglaubischen Fest-Tagen: Zum Exempel/ am Fest der heiligen Sieben-Schläffer/ welche drey hundert Jahr sollen geschlaffen haben: Am Fest der heiligen Wundmahlen des Vaters Francisci Seraphici, am Fest Portiuncula &c. welche alle/ wie auch die übrige das gantze Jahr hindurch/ voll seyn von Fabel-Werck/ und dannoch beschlossen werden mit diesen

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/437>, abgerufen am 25.11.2024.