Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Antwort. Es gibt freylich derer viele/ die aber tauglicher seyn zu theatralischen Aufzügen und eine Comoedie zu spielen/ als eine Andacht zu erwecken/ und welche mehrsten theils ins Judenthum hinein schlagen. II. Wann man alles das verlachen wolte was ins Judenthum hinein schlaget/ so müste man auch die Heil. Tauff verspotten: dann auch die Juden haben sich abgewaschen: wes wegen dann Salomon ein grosses Geschirr (welches genennet wurde das Kupfferne Meer) hat verfertigen lassen in dem Tempel zur Abwaschung der Füssen der Priester 2. Paral. 4. v. 2. So seynd die Evangelischen nur Spott-Vögel/ welche wann sie ja des einen spotten wollen / so sollen sie auch spotten des anderen. Antwort Eine ehrbare Ceremonie/ wann sie schon im alten Testament wäre gebräuchig gewesen/ im fall sie nur als ein Mittel-Ding wird angenommen (davon S. Paulus spricht I. Cor. II. v. 34. Das übrige will ich ordnen/ wann ich komme) so kan man selbige als eine ehrbare Ubung dülden und gestatten: Wann man aber die Jüdische/ ja fast noch mehr als Jüdische Ceremonien der Christenheit unter einer Sünde und schwerer Verbündnüß will auftringen/ und aufbürden (wie dann die päbstische Pfaffen zu ihrem Gauckel-Werck in der Messe unter einer Sünde verbunden seyn) dann läst man besser das Judenthum fahren/ und hält sich bey CHristo und der Christlichen Freyheit: sonsten sagt Paulus: bestehet nun in der Freyheit/ damit uns Christus befreyet hat/ und lasset euch nicht wiedrum in das Knechtische Joch fangen: ich sage euch/ wo ihr euch beschneiden (oder an die Judische Ceremonien binden) lasset/ so ist euch Christus kein Nutze. Gal. 5. v. I. Der vierte Mißbrauch. Wegen der übel-eingerichteten Gebehter in dem also genannten Canon der päbstischen Messe. DEr Meß-Canon ist die Span-Ader/ ja die Substantz des päbstischen Opffer-Dienstes: weßwegen das Concilium zu Trident Sess. 22. can. 6. demjenigen alsobald den Bann an den Hals wirfft/ so sich erkühnen würde diesen Meß-Canonem anzugreiffen/ oder wegen einiges Irrthums verdächtig halten: dannoch diesem ungeachtet/ wie so gar unbedachtsam dieser Canon seye zusammen geraspelt/ und wie übel die Papisten damit bestehen/ wöllen wir kürtzlich allhier ersehen und dar thun. Erstlich sagt der Canon im ersten Gebeht zu GOtt dem Vatter: Er wolle ihm lassen angenehm seyn und segnen diese Gaben/ diese Verehrungen/ diese Heilige unbefleckte Opffer: Haec dona, haec munera, haec Sancta sacrificia illibata: allwo dieselbige Sache zum dritten mahl wird wiederholet: durch welche Zahl (wie Salmeron vorgibt Tom. 9. tr. 32.) gesehen wird auf die Heil. Dreyfaltigkeit: weilen aber dis keinen Grund hat/ sägte man eben füglich/ es werde damit gezielet auf die dreyfache Cron des Pabstes/ oder auf die drey Gelübt der Mönchen. Aber am aller ungereimsten ist es/ daß das Brodt und Wein/ vor der Wandlung daselbst genennet werden heilige und unbefleckte Opffer mit diesem Zusatz. Qvae tibi offerimus pro Ecclesia &c. welche wir dir für die Kirch opfferen. Warhafftig ein schlechtes Opffer für die Kirch: darfür Christus sein kostbares Bluht hat geopffert. Antwort. Es gibt freylich derer viele/ die aber tauglicher seyn zu theatralischen Aufzügen und eine Comoedie zu spielen/ als eine Andacht zu erwecken/ und welche mehrsten theils ins Judenthum hinein schlagen. II. Wann man alles das verlachen wolte was ins Judenthum hinein schlaget/ so müste man auch die Heil. Tauff verspotten: dann auch die Juden haben sich abgewaschen: wes wegen dann Salomon ein grosses Geschirr (welches genennet wurde das Kupfferne Meer) hat verfertigen lassen in dem Tempel zur Abwaschung der Füssen der Priester 2. Paral. 4. v. 2. So seynd die Evangelischen nur Spott-Vögel/ welche wann sie ja des einen spotten wollen / so sollen sie auch spotten des anderen. Antwort Eine ehrbare Ceremonie/ wann sie schon im alten Testament wäre gebräuchig gewesen/ im fall sie nur als ein Mittel-Ding wird angenommen (davon S. Paulus spricht I. Cor. II. v. 34. Das übrige will ich ordnen/ wann ich komme) so kan man selbige als eine ehrbare Ubung dülden und gestatten: Wann man aber die Jüdische/ ja fast noch mehr als Jüdische Ceremonien der Christenheit unter einer Sünde und schwerer Verbündnüß will auftringen/ und aufbürden (wie dann die päbstische Pfaffen zu ihrem Gauckel-Werck in der Messe unter einer Sünde verbunden seyn) dann läst man besser das Judenthum fahren/ und hält sich bey CHristo und der Christlichen Freyheit: sonsten sagt Paulus: bestehet nun in der Freyheit/ damit uns Christus befreyet hat/ und lasset euch nicht wiedrum in das Knechtische Joch fangen: ich sage euch/ wo ihr euch beschneiden (oder an die Judische Ceremonien binden) lasset/ so ist euch Christus kein Nutze. Gal. 5. v. I. Der vierte Mißbrauch. Wegen der übel-eingerichteten Gebehter in dem also genannten Canon der päbstischen Messe. DEr Meß-Canon ist die Span-Ader/ ja die Substantz des päbstischen Opffer-Dienstes: weßwegen das Concilium zu Trident Sess. 22. can. 6. demjenigen alsobald den Bann an den Hals wirfft/ so sich erkühnen würde diesen Meß-Canonem anzugreiffen/ oder wegen einiges Irrthums verdächtig halten: dannoch diesem ungeachtet/ wie so gar unbedachtsam dieser Canon seye zusammen geraspelt/ und wie übel die Papisten damit bestehen/ wöllen wir kürtzlich allhier ersehen und dar thun. Erstlich sagt der Canon im ersten Gebeht zu GOtt dem Vatter: Er wolle ihm lassen angenehm seyn und segnen diese Gaben/ diese Verehrungen/ diese Heilige unbefleckte Opffer: Haec dona, haec munera, haec Sancta sacrificia illibata: allwo dieselbige Sache zum dritten mahl wird wiederholet: durch welche Zahl (wie Salmeron vorgibt Tom. 9. tr. 32.) gesehen wird auf die Heil. Dreyfaltigkeit: weilen aber dis keinen Grund hat/ sägte man eben füglich/ es werde damit gezielet auf die dreyfache Cron des Pabstes/ oder auf die drey Gelübt der Mönchen. Aber am aller ungereimsten ist es/ daß das Brodt und Wein/ vor der Wandlung daselbst genennet werden heilige und unbefleckte Opffer mit diesem Zusatz. Qvae tibi offerimus pro Ecclesia &c. welche wir dir für die Kirch opfferen. Warhafftig ein schlechtes Opffer für die Kirch: darfür Christus sein kostbares Bluht hat geopffert. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0430" n="130"/> <p>Antwort. Es gibt freylich derer viele/ die aber tauglicher seyn zu theatralischen Aufzügen und eine Comoedie zu spielen/ als eine Andacht zu erwecken/ und welche mehrsten theils ins Judenthum hinein schlagen.</p> <p>II. Wann man alles das verlachen wolte was ins Judenthum hinein schlaget/ so müste man auch die Heil. Tauff verspotten: dann auch die Juden haben sich abgewaschen: wes wegen dann Salomon ein grosses Geschirr (welches genennet wurde das Kupfferne Meer) hat verfertigen lassen in dem Tempel zur Abwaschung der Füssen der Priester 2. Paral. 4. v. 2. So seynd die Evangelischen nur Spott-Vögel/ welche wann sie ja des einen spotten wollen / so sollen sie auch spotten des anderen.</p> <p>Antwort Eine ehrbare Ceremonie/ wann sie schon im alten Testament wäre gebräuchig gewesen/ im fall sie nur als ein Mittel-Ding wird angenommen (davon S. Paulus spricht I. Cor. II. v. 34. Das übrige will ich ordnen/ wann ich komme) so kan man selbige als eine ehrbare Ubung dülden und gestatten: Wann man aber die Jüdische/ ja fast noch mehr als Jüdische Ceremonien der Christenheit unter einer Sünde und schwerer Verbündnüß will auftringen/ und aufbürden (wie dann die päbstische Pfaffen zu ihrem Gauckel-Werck in der Messe unter einer Sünde verbunden seyn) dann läst man besser das Judenthum fahren/ und hält sich bey CHristo und der Christlichen Freyheit: sonsten sagt Paulus: bestehet nun in der Freyheit/ damit uns Christus befreyet hat/ und lasset euch nicht wiedrum in das Knechtische Joch fangen: ich sage euch/ wo ihr euch beschneiden (oder an die Judische Ceremonien binden) lasset/ so ist euch Christus kein Nutze. Gal. 5. v. I.</p> <p>Der vierte Mißbrauch.</p> <p>Wegen der übel-eingerichteten Gebehter in dem also genannten Canon der päbstischen Messe.</p> <p>DEr Meß-Canon ist die Span-Ader/ ja die Substantz des päbstischen Opffer-Dienstes: weßwegen das Concilium zu Trident Sess. 22. can. 6. demjenigen alsobald den Bann an den Hals wirfft/ so sich erkühnen würde diesen Meß-Canonem anzugreiffen/ oder wegen einiges Irrthums verdächtig halten: dannoch diesem ungeachtet/ wie so gar unbedachtsam dieser Canon seye zusammen geraspelt/ und wie übel die Papisten damit bestehen/ wöllen wir kürtzlich allhier ersehen und dar thun.</p> <p>Erstlich sagt der Canon im ersten Gebeht zu GOtt dem Vatter: Er wolle ihm lassen angenehm seyn und segnen diese Gaben/ diese Verehrungen/ diese Heilige unbefleckte Opffer: Haec dona, haec munera, haec Sancta sacrificia illibata: allwo dieselbige Sache zum dritten mahl wird wiederholet: durch welche Zahl (wie Salmeron vorgibt Tom. 9. tr. 32.) gesehen wird auf die Heil. Dreyfaltigkeit: weilen aber dis keinen Grund hat/ sägte man eben füglich/ es werde damit gezielet auf die dreyfache Cron des Pabstes/ oder auf die drey Gelübt der Mönchen. Aber am aller ungereimsten ist es/ daß das Brodt und Wein/ vor der Wandlung daselbst genennet werden heilige und unbefleckte Opffer mit diesem Zusatz. Qvae tibi offerimus pro Ecclesia &c. welche wir dir für die Kirch opfferen. Warhafftig ein schlechtes Opffer für die Kirch: darfür Christus sein kostbares Bluht hat geopffert.</p> </div> </body> </text> </TEI> [130/0430]
Antwort. Es gibt freylich derer viele/ die aber tauglicher seyn zu theatralischen Aufzügen und eine Comoedie zu spielen/ als eine Andacht zu erwecken/ und welche mehrsten theils ins Judenthum hinein schlagen.
II. Wann man alles das verlachen wolte was ins Judenthum hinein schlaget/ so müste man auch die Heil. Tauff verspotten: dann auch die Juden haben sich abgewaschen: wes wegen dann Salomon ein grosses Geschirr (welches genennet wurde das Kupfferne Meer) hat verfertigen lassen in dem Tempel zur Abwaschung der Füssen der Priester 2. Paral. 4. v. 2. So seynd die Evangelischen nur Spott-Vögel/ welche wann sie ja des einen spotten wollen / so sollen sie auch spotten des anderen.
Antwort Eine ehrbare Ceremonie/ wann sie schon im alten Testament wäre gebräuchig gewesen/ im fall sie nur als ein Mittel-Ding wird angenommen (davon S. Paulus spricht I. Cor. II. v. 34. Das übrige will ich ordnen/ wann ich komme) so kan man selbige als eine ehrbare Ubung dülden und gestatten: Wann man aber die Jüdische/ ja fast noch mehr als Jüdische Ceremonien der Christenheit unter einer Sünde und schwerer Verbündnüß will auftringen/ und aufbürden (wie dann die päbstische Pfaffen zu ihrem Gauckel-Werck in der Messe unter einer Sünde verbunden seyn) dann läst man besser das Judenthum fahren/ und hält sich bey CHristo und der Christlichen Freyheit: sonsten sagt Paulus: bestehet nun in der Freyheit/ damit uns Christus befreyet hat/ und lasset euch nicht wiedrum in das Knechtische Joch fangen: ich sage euch/ wo ihr euch beschneiden (oder an die Judische Ceremonien binden) lasset/ so ist euch Christus kein Nutze. Gal. 5. v. I.
Der vierte Mißbrauch.
Wegen der übel-eingerichteten Gebehter in dem also genannten Canon der päbstischen Messe.
DEr Meß-Canon ist die Span-Ader/ ja die Substantz des päbstischen Opffer-Dienstes: weßwegen das Concilium zu Trident Sess. 22. can. 6. demjenigen alsobald den Bann an den Hals wirfft/ so sich erkühnen würde diesen Meß-Canonem anzugreiffen/ oder wegen einiges Irrthums verdächtig halten: dannoch diesem ungeachtet/ wie so gar unbedachtsam dieser Canon seye zusammen geraspelt/ und wie übel die Papisten damit bestehen/ wöllen wir kürtzlich allhier ersehen und dar thun.
Erstlich sagt der Canon im ersten Gebeht zu GOtt dem Vatter: Er wolle ihm lassen angenehm seyn und segnen diese Gaben/ diese Verehrungen/ diese Heilige unbefleckte Opffer: Haec dona, haec munera, haec Sancta sacrificia illibata: allwo dieselbige Sache zum dritten mahl wird wiederholet: durch welche Zahl (wie Salmeron vorgibt Tom. 9. tr. 32.) gesehen wird auf die Heil. Dreyfaltigkeit: weilen aber dis keinen Grund hat/ sägte man eben füglich/ es werde damit gezielet auf die dreyfache Cron des Pabstes/ oder auf die drey Gelübt der Mönchen. Aber am aller ungereimsten ist es/ daß das Brodt und Wein/ vor der Wandlung daselbst genennet werden heilige und unbefleckte Opffer mit diesem Zusatz. Qvae tibi offerimus pro Ecclesia &c. welche wir dir für die Kirch opfferen. Warhafftig ein schlechtes Opffer für die Kirch: darfür Christus sein kostbares Bluht hat geopffert.
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/430>, abgerufen am 31.07.2024. |