Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Zweytens: so erscheinet auch aus dem Apostolischen Wörtlein Brodt-brechen (womit in der ersten Christenheit das Abendmahl insgemein ist benennet worden/ und welches so viel heisset als austheilen) daß in der ersten Kirchen/ wann man das Adendmahl gehalten / dasselbige allwegen unter die anwesende Communicanten seye ausgetheilet/ und daß man hingegen von der Winckel-Meß und besonderm Nutzen des Zuschauers nichts gewust habe. Drittens: Es spricht auch St. Paulus I. Cor. 10. v. 17. Wir seynd alle eines Brodts theilhafftig: welches geschicht durch eine empfindliche und warhafftige Niessung: und weiß St. Paulus von keinem besondern Nutzen des blossen Angapffens. Vierdtens: Es schickt sich der Spruch Pauli/ darinnen er den Mißbrauch des Abendmahls an den Corinthern straffet/ nicht uneben auf die päbstische Winckel Meß/ da er also schreibt: Wann man das Abendmahl halten soll/ nimmt ein jeder sein eigenes vorhin/ und einer ist hungerig/ der ander aber ist truncken I. Cor. II. v. 21. Dann so geht es zu / indem der/ so er Meß zustehet/ ist und wird hungrig: der Meß-Priester aber hat sein Gelach allein/ ob er schon nicht eben truncken darvon wird/ und einen Danmel im Kopff darob empfindet. Fünftens: erhellet aus den Worten Synaxis, Collecta, Convivium, Coena &c. (welche alle eine Zusammenkunfft und Gemeinschafft mit sich führen/ und bey den alten seynd gebräuchlich gewesen) daß sie von den päbstischen Privat-Messen nichts gewust haben. Sechstens: so wirfft ja der Meß-Priester selbst seine Privat-Messe über ein Hauffen und macht den gantzen Handel zu schanden: indem er in seiner Winckel-Meß spricht: Dominus vobiscum, Der HErr seye mit euch. Oremus, lasset uns behten. Orate Fratres, Behtet ihr Brüder. Sursum corda, Erhebet eure Hertzen. Memento Domine omnium circumstantium qvorum Fides tibi cognita est, Gedencke HErr aller umstehenden/ deren Glaube dir bekant ist. Und dannoch steht der Priester allein mit einem Meß-Jungen: oder wanns Glück gut ist/ sitzet irgend ein altes Weib mit ihrem Rosen-Krantz in einer Ecke/ zu welcher der Priester vergeblich spricht: Behtet ihr Brüder/ weilen ein Weib kein Bruder ist: noch verstehet was der Pfaffhaben will. Einrede der Papisten. I. In den Evangelischen Kirchen wann der Priester das Abendmahl handelet/ communiciren nicht alle Anwesende: thun demnach selbige nichts anders in ihrer Kirch/ als die Catholischen bey ihrer Privat-Messe/ da der Priester das Abendmahl geniesset/ die andern aber nur zugegen seyn. Antwort. O! Es ist dar ein grosser Unterscheid: dann die Evangelischen/ so nicht communiciren/ seynd nicht zugegen als bey einem Versohn-Opffer für ihre Sünde/ noch damit sie durch ihre Gegenwart und Zugapffen einen Theil des Verdienstes ex opere operato bloß um des vom Priester verrichteten Werckes willen/ auf Papistisch/ ihrer Seelen zu Nutzen wenden: dann dis Fabel-Werck hat in GOttes Wort keinen Grund: sondern sie seynd zugegen als bey einem Danck-Opffer/ und opfferen GOtt das in GOttes Wort gegründete Opffer ihres glaubigen Gebehts: und haben gantz mit eurem Aberglauben nichts zu schaffen. Zweytens: so erscheinet auch aus dem Apostolischen Wörtlein Brodt-brechen (womit in der ersten Christenheit das Abendmahl insgemein ist benennet worden/ und welches so viel heisset als austheilen) daß in der ersten Kirchen/ wann man das Adendmahl gehalten / dasselbige allwegen unter die anwesende Communicanten seye ausgetheilet/ und daß man hingegen von der Winckel-Meß und besonderm Nutzen des Zuschauers nichts gewust habe. Drittens: Es spricht auch St. Paulus I. Cor. 10. v. 17. Wir seynd alle eines Brodts theilhafftig: welches geschicht durch eine empfindliche und warhafftige Niessung: und weiß St. Paulus von keinem besondern Nutzen des blossen Angapffens. Vierdtens: Es schickt sich der Spruch Pauli/ darinnen er den Mißbrauch des Abendmahls an den Corinthern straffet/ nicht uneben auf die päbstische Winckel Meß/ da er also schreibt: Wann man das Abendmahl halten soll/ nimmt ein jeder sein eigenes vorhin/ und einer ist hungerig/ der ander aber ist truncken I. Cor. II. v. 21. Dann so geht es zu / indem der/ so er Meß zustehet/ ist und wird hungrig: der Meß-Priester aber hat sein Gelach allein/ ob er schon nicht eben truncken darvon wird/ und einen Danmel im Kopff darob empfindet. Fünftens: erhellet aus den Worten Synaxis, Collecta, Convivium, Coena &c. (welche alle eine Zusammenkunfft und Gemeinschafft mit sich führen/ und bey den alten seynd gebräuchlich gewesen) daß sie von den päbstischen Privat-Messen nichts gewust haben. Sechstens: so wirfft ja der Meß-Priester selbst seine Privat-Messe über ein Hauffen und macht den gantzen Handel zu schanden: indem er in seiner Winckel-Meß spricht: Dominus vobiscum, Der HErr seye mit euch. Oremus, lasset uns behten. Orate Fratres, Behtet ihr Brüder. Sursum corda, Erhebet eure Hertzen. Memento Domine omnium circumstantium qvorum Fides tibi cognita est, Gedencke HErr aller umstehenden/ deren Glaube dir bekant ist. Und dannoch steht der Priester allein mit einem Meß-Jungen: oder wanns Glück gut ist/ sitzet irgend ein altes Weib mit ihrem Rosen-Krantz in einer Ecke/ zu welcher der Priester vergeblich spricht: Behtet ihr Brüder/ weilen ein Weib kein Bruder ist: noch verstehet was der Pfaffhaben will. Einrede der Papisten. I. In den Evangelischen Kirchen wann der Priester das Abendmahl handelet/ communiciren nicht alle Anwesende: thun demnach selbige nichts anders in ihrer Kirch/ als die Catholischen bey ihrer Privat-Messe/ da der Priester das Abendmahl geniesset/ die andern aber nur zugegen seyn. Antwort. O! Es ist dar ein grosser Unterscheid: dann die Evangelischen/ so nicht communiciren/ seynd nicht zugegen als bey einem Versohn-Opffer für ihre Sünde/ noch damit sie durch ihre Gegenwart und Zugapffen einen Theil des Verdienstes ex opere operato bloß um des vom Priester verrichteten Werckes willen/ auf Papistisch/ ihrer Seelen zu Nutzen wenden: dann dis Fabel-Werck hat in GOttes Wort keinen Grund: sondern sie seynd zugegen als bey einem Danck-Opffer/ und opfferen GOtt das in GOttes Wort gegründete Opffer ihres glaubigen Gebehts: und haben gantz mit eurem Aberglauben nichts zu schaffen. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0423" n="123"/> <p>Zweytens: so erscheinet auch aus dem Apostolischen Wörtlein Brodt-brechen (womit in der ersten Christenheit das Abendmahl insgemein ist benennet worden/ und welches so viel heisset als austheilen) daß in der ersten Kirchen/ wann man das Adendmahl gehalten / dasselbige allwegen unter die anwesende Communicanten seye ausgetheilet/ und daß man hingegen von der Winckel-Meß und besonderm Nutzen des Zuschauers nichts gewust habe.</p> <p>Drittens: Es spricht auch St. Paulus I. Cor. 10. v. 17. Wir seynd alle eines Brodts theilhafftig: welches geschicht durch eine empfindliche und warhafftige Niessung: und weiß St. Paulus von keinem besondern Nutzen des blossen Angapffens.</p> <p>Vierdtens: Es schickt sich der Spruch Pauli/ darinnen er den Mißbrauch des Abendmahls an den Corinthern straffet/ nicht uneben auf die päbstische Winckel Meß/ da er also schreibt: Wann man das Abendmahl halten soll/ nimmt ein jeder sein eigenes vorhin/ und einer ist hungerig/ der ander aber ist truncken I. Cor. II. v. 21. Dann so geht es zu / indem der/ so er Meß zustehet/ ist und wird hungrig: der Meß-Priester aber hat sein Gelach allein/ ob er schon nicht eben truncken darvon wird/ und einen Danmel im Kopff darob empfindet.</p> <p>Fünftens: erhellet aus den Worten Synaxis, Collecta, Convivium, Coena &c. (welche alle eine Zusammenkunfft und Gemeinschafft mit sich führen/ und bey den alten seynd gebräuchlich gewesen) daß sie von den päbstischen Privat-Messen nichts gewust haben.</p> <p>Sechstens: so wirfft ja der Meß-Priester selbst seine Privat-Messe über ein Hauffen und macht den gantzen Handel zu schanden: indem er in seiner Winckel-Meß spricht: Dominus vobiscum, Der HErr seye mit euch. Oremus, lasset uns behten. Orate Fratres, Behtet ihr Brüder. Sursum corda, Erhebet eure Hertzen. Memento Domine omnium circumstantium qvorum Fides tibi cognita est, Gedencke HErr aller umstehenden/ deren Glaube dir bekant ist. Und dannoch steht der Priester allein mit einem Meß-Jungen: oder wanns Glück gut ist/ sitzet irgend ein altes Weib mit ihrem Rosen-Krantz in einer Ecke/ zu welcher der Priester vergeblich spricht: Behtet ihr Brüder/ weilen ein Weib kein Bruder ist: noch verstehet was der Pfaffhaben will.</p> <p>Einrede der Papisten.</p> <p>I. In den Evangelischen Kirchen wann der Priester das Abendmahl handelet/ communiciren nicht alle Anwesende: thun demnach selbige nichts anders in ihrer Kirch/ als die Catholischen bey ihrer Privat-Messe/ da der Priester das Abendmahl geniesset/ die andern aber nur zugegen seyn.</p> <p>Antwort. O! Es ist dar ein grosser Unterscheid: dann die Evangelischen/ so nicht communiciren/ seynd nicht zugegen als bey einem Versohn-Opffer für ihre Sünde/ noch damit sie durch ihre Gegenwart und Zugapffen einen Theil des Verdienstes ex opere operato bloß um des vom Priester verrichteten Werckes willen/ auf Papistisch/ ihrer Seelen zu Nutzen wenden: dann dis Fabel-Werck hat in GOttes Wort keinen Grund: sondern sie seynd zugegen als bey einem Danck-Opffer/ und opfferen GOtt das in GOttes Wort gegründete Opffer ihres glaubigen Gebehts: und haben gantz mit eurem Aberglauben nichts zu schaffen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [123/0423]
Zweytens: so erscheinet auch aus dem Apostolischen Wörtlein Brodt-brechen (womit in der ersten Christenheit das Abendmahl insgemein ist benennet worden/ und welches so viel heisset als austheilen) daß in der ersten Kirchen/ wann man das Adendmahl gehalten / dasselbige allwegen unter die anwesende Communicanten seye ausgetheilet/ und daß man hingegen von der Winckel-Meß und besonderm Nutzen des Zuschauers nichts gewust habe.
Drittens: Es spricht auch St. Paulus I. Cor. 10. v. 17. Wir seynd alle eines Brodts theilhafftig: welches geschicht durch eine empfindliche und warhafftige Niessung: und weiß St. Paulus von keinem besondern Nutzen des blossen Angapffens.
Vierdtens: Es schickt sich der Spruch Pauli/ darinnen er den Mißbrauch des Abendmahls an den Corinthern straffet/ nicht uneben auf die päbstische Winckel Meß/ da er also schreibt: Wann man das Abendmahl halten soll/ nimmt ein jeder sein eigenes vorhin/ und einer ist hungerig/ der ander aber ist truncken I. Cor. II. v. 21. Dann so geht es zu / indem der/ so er Meß zustehet/ ist und wird hungrig: der Meß-Priester aber hat sein Gelach allein/ ob er schon nicht eben truncken darvon wird/ und einen Danmel im Kopff darob empfindet.
Fünftens: erhellet aus den Worten Synaxis, Collecta, Convivium, Coena &c. (welche alle eine Zusammenkunfft und Gemeinschafft mit sich führen/ und bey den alten seynd gebräuchlich gewesen) daß sie von den päbstischen Privat-Messen nichts gewust haben.
Sechstens: so wirfft ja der Meß-Priester selbst seine Privat-Messe über ein Hauffen und macht den gantzen Handel zu schanden: indem er in seiner Winckel-Meß spricht: Dominus vobiscum, Der HErr seye mit euch. Oremus, lasset uns behten. Orate Fratres, Behtet ihr Brüder. Sursum corda, Erhebet eure Hertzen. Memento Domine omnium circumstantium qvorum Fides tibi cognita est, Gedencke HErr aller umstehenden/ deren Glaube dir bekant ist. Und dannoch steht der Priester allein mit einem Meß-Jungen: oder wanns Glück gut ist/ sitzet irgend ein altes Weib mit ihrem Rosen-Krantz in einer Ecke/ zu welcher der Priester vergeblich spricht: Behtet ihr Brüder/ weilen ein Weib kein Bruder ist: noch verstehet was der Pfaffhaben will.
Einrede der Papisten.
I. In den Evangelischen Kirchen wann der Priester das Abendmahl handelet/ communiciren nicht alle Anwesende: thun demnach selbige nichts anders in ihrer Kirch/ als die Catholischen bey ihrer Privat-Messe/ da der Priester das Abendmahl geniesset/ die andern aber nur zugegen seyn.
Antwort. O! Es ist dar ein grosser Unterscheid: dann die Evangelischen/ so nicht communiciren/ seynd nicht zugegen als bey einem Versohn-Opffer für ihre Sünde/ noch damit sie durch ihre Gegenwart und Zugapffen einen Theil des Verdienstes ex opere operato bloß um des vom Priester verrichteten Werckes willen/ auf Papistisch/ ihrer Seelen zu Nutzen wenden: dann dis Fabel-Werck hat in GOttes Wort keinen Grund: sondern sie seynd zugegen als bey einem Danck-Opffer/ und opfferen GOtt das in GOttes Wort gegründete Opffer ihres glaubigen Gebehts: und haben gantz mit eurem Aberglauben nichts zu schaffen.
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/423>, abgerufen am 16.02.2025. |