Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Dann es hat solche Bestreichung der jetzt sterbenden Menschen in H. Schrifft keinen Grund: als die nirgend von Christo befohlen/ wie auch mit keinem Exempel der ersten Kirchen kan aufgewiesen werden: viel weniger ist vorhanden eine sonderliche Verheissung der Gnaden/ oder der Vergebung der Sünden: und ob schon das Wort: im Nahmen der H. Dreyfaltigkeit zum Oel hinzu kömmt/ so ist es doch drum nicht gleich ein Sacrament: sintemahl es ermangelt und gebricht an der Einsetzung. Einrede der Papisten. I. Das Concilium zu Trident Sess. 14. c. I. sagt ausdrücklich/ die letzte Oelung seye ein wahrhafftiges Sacrament: nun weiß man zwar eigentlich nicht/ wann/ oder zu welcher Zeit Christus dis Sacrament habe eingesetzet: dannoch ist glaubwürdig/ was Suarez d. 39. Sect. 2. Tanner disp. 7. de ext. unct. q. I. n. 8. und andere Theologi lehren/ daß Christus solches gethan habe innerhalb der viertzig Tagen/ davon Lucas meldet act. 1. v. 3. daß der HErr Christus nach seiner Aufferstehung seye mit seinen Aposteln umgangen: dann womit wolte er anders die Zeit haben zugebracht? Antwort. Wann dann Christus diese vierzig Tag hindurch nur hätte alle Tag ein eintziges Sacrament den Papisten zu Gefallen eingesetzet/ so hättet ihr deren schon vierzig/ und alsdann hätte Christus euer Rechnung nach die Zeit noch besser zugebracht. Kurtz darvon zu reden/ es seynd übelgegründete Muthmassungen/ und ein gefehrlicher Irrwohn in so hoch-wichtigen Glaubens-Sachen. II. Es wird aber zu diesem unsern Sacrament gebraucht ein eusserliches Element: nemlich das vom Bischoff gesegnetes Baumoel/ wo durch bedeutet wird die Ruhe und sanffter Friede des Gewissens bey einem sterbenden: wie dann auch die Taube zum Zeichen des Friedens den Oel-Zweig hat im Schnabel getragen Gen. 8. v. II. Zu dem wurden auch vor Zeiten die Kämpffer und Fechter mit Oel bestrichen/ wo durch ihre Glieder hurtiger wurden zum Streit und Fechten: also werden auch die Sterbenden durch den Anstrich dieses Oels munter gemacht gegen den Teuffel in den letzten Todes Zügen zu kämpffen. Seynd diß dann nicht heilige und Gottselige Gebräuch und Ceremonien der Catholischen Kirchen bey einem so kostbaren Sacrament? Antwort. Wann der Bischoff einen Salat mit Baumoel begossen für sich hat/ und segnen denselbigen mit dergleichen Gottseligen Bedeutungen/ so bleibts ein Salat mit purem Baumöl begossen vor wie nach/ und wird kein Sacrament daraus. So bleibet auch/ so lang ihr von eurer Oelung keine ausdrückliche Stifftung/ Befehl und Verheissung GOttes von Vergebung der Sünden/ und ewigem Leben aufzeigen könnet/ eure Bestreichung des Oels bey den Krancken/ eine eitele Schmiererey vor wie nach/ und möget ihr schmieren wem und wohin ihr wollt/ ihr schmieret kein Sacrament daraus. III. Wie? soll dann die letzte Oelung keinen Grund haben in GOttes Wort? List man doch beym Evangelisten Marco Cap. 6. v. 13. daß die Apostel selbst viele Krancken mit Oel haben gesalbet/ und gesund gemacht. Antwort. Es haben die Aposteln diese Gabe gehabt die Krancken gesund zu machen/ darzu sie unterweilens Oel gebraucht/ etwa auch allein die Hände aufgelegt/ oder auch mit einem Wort geheilet haben. Es hat aber solche Gabe/ wie auch andere Wunderwerck/ nachdem das Evangelium gnugsam bestättiget worden/ in der ersten Kirchen aufgehöret/ und haben wir in GOttes Wort Dann es hat solche Bestreichung der jetzt sterbenden Menschen in H. Schrifft keinen Grund: als die nirgend von Christo befohlen/ wie auch mit keinem Exempel der ersten Kirchen kan aufgewiesen werden: viel weniger ist vorhanden eine sonderliche Verheissung der Gnaden/ oder der Vergebung der Sünden: und ob schon das Wort: im Nahmen der H. Dreyfaltigkeit zum Oel hinzu kömmt/ so ist es doch drum nicht gleich ein Sacrament: sintemahl es ermangelt und gebricht an der Einsetzung. Einrede der Papisten. I. Das Concilium zu Trident Sess. 14. c. I. sagt ausdrücklich/ die letzte Oelung seye ein wahrhafftiges Sacrament: nun weiß man zwar eigentlich nicht/ wann/ oder zu welcher Zeit Christus dis Sacrament habe eingesetzet: dannoch ist glaubwürdig/ was Suarez d. 39. Sect. 2. Tanner disp. 7. de ext. unct. q. I. n. 8. und andere Theologi lehren/ daß Christus solches gethan habe innerhalb der viertzig Tagen/ davon Lucas meldet act. 1. v. 3. daß der HErr Christus nach seiner Aufferstehung seye mit seinen Aposteln umgangen: dann womit wolte er anders die Zeit haben zugebracht? Antwort. Wann dann Christus diese vierzig Tag hindurch nur hätte alle Tag ein eintziges Sacrament den Papisten zu Gefallen eingesetzet/ so hättet ihr deren schon vierzig/ und alsdann hätte Christus euer Rechnung nach die Zeit noch besser zugebracht. Kurtz darvon zu reden/ es seynd übelgegründete Muthmassungen/ und ein gefehrlicher Irrwohn in so hoch-wichtigen Glaubens-Sachen. II. Es wird aber zu diesem unsern Sacrament gebraucht ein eusserliches Element: nemlich das vom Bischoff gesegnetes Baumoel/ wo durch bedeutet wird die Ruhe und sanffter Friede des Gewissens bey einem sterbenden: wie dann auch die Taube zum Zeichen des Friedens den Oel-Zweig hat im Schnabel getragen Gen. 8. v. II. Zu dem wurden auch vor Zeiten die Kämpffer und Fechter mit Oel bestrichen/ wo durch ihre Glieder hurtiger wurden zum Streit und Fechten: also werden auch die Sterbenden durch den Anstrich dieses Oels munter gemacht gegen den Teuffel in den letzten Todes Zügen zu kämpffen. Seynd diß dann nicht heilige und Gottselige Gebräuch und Ceremonien der Catholischen Kirchen bey einem so kostbaren Sacrament? Antwort. Wann der Bischoff einen Salat mit Baumoel begossen für sich hat/ und segnen denselbigen mit dergleichen Gottseligen Bedeutungen/ so bleibts ein Salat mit purem Baumöl begossen vor wie nach/ und wird kein Sacrament daraus. So bleibet auch/ so lang ihr von eurer Oelung keine ausdrückliche Stifftung/ Befehl und Verheissung GOttes von Vergebung der Sünden/ und ewigem Leben aufzeigen könnet/ eure Bestreichung des Oels bey den Krancken/ eine eitele Schmiererey vor wie nach/ und möget ihr schmieren wem und wohin ihr wollt/ ihr schmieret kein Sacrament daraus. III. Wie? soll dann die letzte Oelung keinen Grund haben in GOttes Wort? List man doch beym Evangelisten Marco Cap. 6. v. 13. daß die Apostel selbst viele Krancken mit Oel haben gesalbet/ und gesund gemacht. Antwort. Es haben die Aposteln diese Gabe gehabt die Krancken gesund zu machen/ darzu sie unterweilens Oel gebraucht/ etwa auch allein die Hände aufgelegt/ oder auch mit einem Wort geheilet haben. Es hat aber solche Gabe/ wie auch andere Wunderwerck/ nachdem das Evangelium gnugsam bestättiget worden/ in der ersten Kirchen aufgehöret/ und haben wir in GOttes Wort <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0332" n="32"/> <p>Dann es hat solche Bestreichung der jetzt sterbenden Menschen in H. Schrifft keinen Grund: als die nirgend von Christo befohlen/ wie auch mit keinem Exempel der ersten Kirchen kan aufgewiesen werden: viel weniger ist vorhanden eine sonderliche Verheissung der Gnaden/ oder der Vergebung der Sünden: und ob schon das Wort: im Nahmen der H. Dreyfaltigkeit zum Oel hinzu kömmt/ so ist es doch drum nicht gleich ein Sacrament: sintemahl es ermangelt und gebricht an der Einsetzung.</p> <p>Einrede der Papisten.</p> <p>I. Das Concilium zu Trident Sess. 14. c. I. sagt ausdrücklich/ die letzte Oelung seye ein wahrhafftiges Sacrament: nun weiß man zwar eigentlich nicht/ wann/ oder zu welcher Zeit Christus dis Sacrament habe eingesetzet: dannoch ist glaubwürdig/ was Suarez d. 39. Sect. 2. Tanner disp. 7. de ext. unct. q. I. n. 8. und andere Theologi lehren/ daß Christus solches gethan habe innerhalb der viertzig Tagen/ davon Lucas meldet act. 1. v. 3. daß der HErr Christus nach seiner Aufferstehung seye mit seinen Aposteln umgangen: dann womit wolte er anders die Zeit haben zugebracht?</p> <p>Antwort. Wann dann Christus diese vierzig Tag hindurch nur hätte alle Tag ein eintziges Sacrament den Papisten zu Gefallen eingesetzet/ so hättet ihr deren schon vierzig/ und alsdann hätte Christus euer Rechnung nach die Zeit noch besser zugebracht. Kurtz darvon zu reden/ es seynd übelgegründete Muthmassungen/ und ein gefehrlicher Irrwohn in so hoch-wichtigen Glaubens-Sachen.</p> <p>II. Es wird aber zu diesem unsern Sacrament gebraucht ein eusserliches Element: nemlich das vom Bischoff gesegnetes Baumoel/ wo durch bedeutet wird die Ruhe und sanffter Friede des Gewissens bey einem sterbenden: wie dann auch die Taube zum Zeichen des Friedens den Oel-Zweig hat im Schnabel getragen Gen. 8. v. II. Zu dem wurden auch vor Zeiten die Kämpffer und Fechter mit Oel bestrichen/ wo durch ihre Glieder hurtiger wurden zum Streit und Fechten: also werden auch die Sterbenden durch den Anstrich dieses Oels munter gemacht gegen den Teuffel in den letzten Todes Zügen zu kämpffen. Seynd diß dann nicht heilige und Gottselige Gebräuch und Ceremonien der Catholischen Kirchen bey einem so kostbaren Sacrament?</p> <p>Antwort. Wann der Bischoff einen Salat mit Baumoel begossen für sich hat/ und segnen denselbigen mit dergleichen Gottseligen Bedeutungen/ so bleibts ein Salat mit purem Baumöl begossen vor wie nach/ und wird kein Sacrament daraus. So bleibet auch/ so lang ihr von eurer Oelung keine ausdrückliche Stifftung/ Befehl und Verheissung GOttes von Vergebung der Sünden/ und ewigem Leben aufzeigen könnet/ eure Bestreichung des Oels bey den Krancken/ eine eitele Schmiererey vor wie nach/ und möget ihr schmieren wem und wohin ihr wollt/ ihr schmieret kein Sacrament daraus.</p> <p>III. Wie? soll dann die letzte Oelung keinen Grund haben in GOttes Wort? List man doch beym Evangelisten Marco Cap. 6. v. 13. daß die Apostel selbst viele Krancken mit Oel haben gesalbet/ und gesund gemacht.</p> <p>Antwort. Es haben die Aposteln diese Gabe gehabt die Krancken gesund zu machen/ darzu sie unterweilens Oel gebraucht/ etwa auch allein die Hände aufgelegt/ oder auch mit einem Wort geheilet haben. Es hat aber solche Gabe/ wie auch andere Wunderwerck/ nachdem das Evangelium gnugsam bestättiget worden/ in der ersten Kirchen aufgehöret/ und haben wir in GOttes Wort </p> </div> </body> </text> </TEI> [32/0332]
Dann es hat solche Bestreichung der jetzt sterbenden Menschen in H. Schrifft keinen Grund: als die nirgend von Christo befohlen/ wie auch mit keinem Exempel der ersten Kirchen kan aufgewiesen werden: viel weniger ist vorhanden eine sonderliche Verheissung der Gnaden/ oder der Vergebung der Sünden: und ob schon das Wort: im Nahmen der H. Dreyfaltigkeit zum Oel hinzu kömmt/ so ist es doch drum nicht gleich ein Sacrament: sintemahl es ermangelt und gebricht an der Einsetzung.
Einrede der Papisten.
I. Das Concilium zu Trident Sess. 14. c. I. sagt ausdrücklich/ die letzte Oelung seye ein wahrhafftiges Sacrament: nun weiß man zwar eigentlich nicht/ wann/ oder zu welcher Zeit Christus dis Sacrament habe eingesetzet: dannoch ist glaubwürdig/ was Suarez d. 39. Sect. 2. Tanner disp. 7. de ext. unct. q. I. n. 8. und andere Theologi lehren/ daß Christus solches gethan habe innerhalb der viertzig Tagen/ davon Lucas meldet act. 1. v. 3. daß der HErr Christus nach seiner Aufferstehung seye mit seinen Aposteln umgangen: dann womit wolte er anders die Zeit haben zugebracht?
Antwort. Wann dann Christus diese vierzig Tag hindurch nur hätte alle Tag ein eintziges Sacrament den Papisten zu Gefallen eingesetzet/ so hättet ihr deren schon vierzig/ und alsdann hätte Christus euer Rechnung nach die Zeit noch besser zugebracht. Kurtz darvon zu reden/ es seynd übelgegründete Muthmassungen/ und ein gefehrlicher Irrwohn in so hoch-wichtigen Glaubens-Sachen.
II. Es wird aber zu diesem unsern Sacrament gebraucht ein eusserliches Element: nemlich das vom Bischoff gesegnetes Baumoel/ wo durch bedeutet wird die Ruhe und sanffter Friede des Gewissens bey einem sterbenden: wie dann auch die Taube zum Zeichen des Friedens den Oel-Zweig hat im Schnabel getragen Gen. 8. v. II. Zu dem wurden auch vor Zeiten die Kämpffer und Fechter mit Oel bestrichen/ wo durch ihre Glieder hurtiger wurden zum Streit und Fechten: also werden auch die Sterbenden durch den Anstrich dieses Oels munter gemacht gegen den Teuffel in den letzten Todes Zügen zu kämpffen. Seynd diß dann nicht heilige und Gottselige Gebräuch und Ceremonien der Catholischen Kirchen bey einem so kostbaren Sacrament?
Antwort. Wann der Bischoff einen Salat mit Baumoel begossen für sich hat/ und segnen denselbigen mit dergleichen Gottseligen Bedeutungen/ so bleibts ein Salat mit purem Baumöl begossen vor wie nach/ und wird kein Sacrament daraus. So bleibet auch/ so lang ihr von eurer Oelung keine ausdrückliche Stifftung/ Befehl und Verheissung GOttes von Vergebung der Sünden/ und ewigem Leben aufzeigen könnet/ eure Bestreichung des Oels bey den Krancken/ eine eitele Schmiererey vor wie nach/ und möget ihr schmieren wem und wohin ihr wollt/ ihr schmieret kein Sacrament daraus.
III. Wie? soll dann die letzte Oelung keinen Grund haben in GOttes Wort? List man doch beym Evangelisten Marco Cap. 6. v. 13. daß die Apostel selbst viele Krancken mit Oel haben gesalbet/ und gesund gemacht.
Antwort. Es haben die Aposteln diese Gabe gehabt die Krancken gesund zu machen/ darzu sie unterweilens Oel gebraucht/ etwa auch allein die Hände aufgelegt/ oder auch mit einem Wort geheilet haben. Es hat aber solche Gabe/ wie auch andere Wunderwerck/ nachdem das Evangelium gnugsam bestättiget worden/ in der ersten Kirchen aufgehöret/ und haben wir in GOttes Wort
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |