Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Vasthi fahren lassen. Und in dieser seiner Lehr gründet sich Luther auf die Wort Pauli I. Cor. 7. Der Mann ist seines Leibes nicht mächtig: Sondern das Weib: Und das Weib ist seines Leibes nicht mächtig: Sondern der Mann: Beraube einer den andern nicht/ es sey dann aus beyder Bewilligung. Alwo S. Paulus verbiehtet sich unter einander berauben: Dann in der Verlöbnüß gibt einer dem andern seinen Leib zum ehelichen Dienst: Wo nun einer sich sperret und nicht will/ da nimmt und raubet er seinen Leib den er gegeben hat/ dem anderen: Das ist dann eigentlich wieder die Ehe/ und die Ehe zerrissen: Darum muß hie die Weltliche Obrigkeit das Weib zwingen oder umbringen: Wo sie das nicht thut/ muß der Mann gedencken sein Weib sey ihm genommen von Räuberen und umgebracht/ und nach einer Anderen trachten: Also redet Luther aus Gottes Wort: Und was haben die Papisten dargegen einzuwenden/ als nur/ daß sie die Mäuler auffsperren/ und sagen/ der Pabst redet anders darvon. XIII. Wann aber einer wohlbedacht/ ungezwungen/ und bey erwachsenen Jahren im Geistlichen Orden sich mit dem Gelübd der Keuschheit verbunden hätte/ auch nachmals rühig im Orden GOtt diente/ und keine Brunst litte/ zumwenigsten ein solcher müste das Gelübd halten/ und könte ohne Sünde nicht freyen. Antwort. Eine Geistliche Ordens-Person verbindet sich zur Keuschheit/ weilen ihre Meinung ist/ der ledige Stand an sich seye für GOtt verdienstlicher als der Ehe-Stand: Sie verbindet sich auch zu den Ordens-regulen, aus Einbildung/ sie verdiene dardurch / als durch Wercke der übermaß/ den Himmel im höchsten grad, und viel vollkommener/ als durch die gottseligste Wercke im Ehestand: weilen aber beyde diese Meinungen nichts anders seyn/ als Ketzerische/ gegen Gottes Wort lauffende Irrthümer/ so ist ein solcher ans eine so wenig gebunden als ans ander/ er habe die Gelübden gethan mit so bedachtem Willen / und bey so erwachsenen Jahren/ als er immer wolle. Wann aber einer ohne Ketzerischem Irrthum sich durch ein Gelübd verbünde/ im ledigen Stande GOtt aufrichtig zu dienen/ und solcher auch keine Brunst litte/ und erführe/ daß er im Ehe-stand GOtt so aufrichtig nicht dienen würde/ selbiger wäre freylich zum Gelübd verbunden/ nicht wegen des Gelübds des ledigen Standes an sich: sondern wegen des Gelübds des aufrichtigen Gottes-dienstes im ledigen Stande: Welchem aufrichtigen Gottes-dienst/ wann ersähe/ daß er eben so wohl im Ehe-stand abwarten könnte/ so wäre er ans Gelübd der Keuschheit nicht gebunden: weilen der ledige Stand an sich/ GOtt nicht gefälliger ist/ als der Ehestand: Gleich wie der jenige/ so gelobt hat ein Allmosen von hundert Ducaten aus Ungarischem Gold/ seinem Gelübd gemäß handelt/ wann er reichet hundert Ducaten aus Spanischem Gold geleichen Werths/ weilen für GOtt das Ungarische Gold an sich nicht besser ist/ als das Spanische. XIV. S. Paulus befiehlt seinem Jünger Timotheo: Der jungen Wittwen entschlage dich: dann wann sie geil worden seynd wieder Christum/ dann wollen sie freyen/ und haben ihr Urtheil/ daß sie den ersten Glauben verbrochen haben/ I. Tim. 5. v. II. Daraus folget ja / daß solcher Glaube (das ist das Gelübd der Keuschheit im ledigen Stande) nicht solle von solchen Wittwen/ folgens auch von keinem andern/ gebrochen werden/ wann sie schon fürwenden/ sie leiden Brunst/ und können sich nicht enthalten. Antwort. S. Paulus redet daselbst von keinem päbstischen Gelübd: sondern von dem ersten Glauben und Gelübd/ so solche Wittwen/ wie auch andere Christen/ in der H. Tauff gethan hatten: Dann dieweilen sie in derselbigen der weltlichen Uppigkeit abgesagt hatten/ und aber doch in ihrem Wittwen-- Vasthi fahren lassen. Und in dieser seiner Lehr gründet sich Luther auf die Wort Pauli I. Cor. 7. Der Mann ist seines Leibes nicht mächtig: Sondern das Weib: Und das Weib ist seines Leibes nicht mächtig: Sondern der Mann: Beraube einer den andern nicht/ es sey dann aus beyder Bewilligung. Alwo S. Paulus verbiehtet sich unter einander berauben: Dann in der Verlöbnüß gibt einer dem andern seinen Leib zum ehelichen Dienst: Wo nun einer sich sperret und nicht will/ da nimmt und raubet er seinen Leib den er gegeben hat/ dem anderen: Das ist dann eigentlich wieder die Ehe/ und die Ehe zerrissen: Darum muß hie die Weltliche Obrigkeit das Weib zwingen oder umbringen: Wo sie das nicht thut/ muß der Mann gedencken sein Weib sey ihm genommen von Räuberen und umgebracht/ und nach einer Anderen trachten: Also redet Luther aus Gottes Wort: Und was haben die Papisten dargegen einzuwenden/ als nur/ daß sie die Mäuler auffsperren/ und sagen/ der Pabst redet anders darvon. XIII. Wann aber einer wohlbedacht/ ungezwungen/ und bey erwachsenen Jahren im Geistlichen Orden sich mit dem Gelübd der Keuschheit verbunden hätte/ auch nachmals rühig im Orden GOtt diente/ und keine Brunst litte/ zumwenigsten ein solcher müste das Gelübd halten/ und könte ohne Sünde nicht freyen. Antwort. Eine Geistliche Ordens-Person verbindet sich zur Keuschheit/ weilen ihre Meinung ist/ der ledige Stand an sich seye für GOtt verdienstlicher als der Ehe-Stand: Sie verbindet sich auch zu den Ordens-regulen, aus Einbildung/ sie verdiene dardurch / als durch Wercke der übermaß/ den Himmel im höchsten grad, und viel vollkommener/ als durch die gottseligste Wercke im Ehestand: weilen aber beyde diese Meinungen nichts anders seyn/ als Ketzerische/ gegen Gottes Wort lauffende Irrthümer/ so ist ein solcher ans eine so wenig gebunden als ans ander/ er habe die Gelübden gethan mit so bedachtem Willen / und bey so erwachsenen Jahren/ als er immer wolle. Wann aber einer ohne Ketzerischem Irrthum sich durch ein Gelübd verbünde/ im ledigen Stande GOtt aufrichtig zu dienen/ und solcher auch keine Brunst litte/ und erführe/ daß er im Ehe-stand GOtt so aufrichtig nicht dienen würde/ selbiger wäre freylich zum Gelübd verbunden/ nicht wegen des Gelübds des ledigen Standes an sich: sondern wegen des Gelübds des aufrichtigen Gottes-dienstes im ledigen Stande: Welchem aufrichtigen Gottes-dienst/ wann ersähe/ daß er eben so wohl im Ehe-stand abwarten könnte/ so wäre er ans Gelübd der Keuschheit nicht gebunden: weilen der ledige Stand an sich/ GOtt nicht gefälliger ist/ als der Ehestand: Gleich wie der jenige/ so gelobt hat ein Allmosen von hundert Ducaten aus Ungarischem Gold/ seinem Gelübd gemäß handelt/ wann er reichet hundert Ducaten aus Spanischem Gold geleichen Werths/ weilen für GOtt das Ungarische Gold an sich nicht besser ist/ als das Spanische. XIV. S. Paulus befiehlt seinem Jünger Timotheo: Der jungen Wittwen entschlage dich: dann wann sie geil worden seynd wieder Christum/ dann wollen sie freyen/ und haben ihr Urtheil/ daß sie den ersten Glauben verbrochen haben/ I. Tim. 5. v. II. Daraus folget ja / daß solcher Glaube (das ist das Gelübd der Keuschheit im ledigen Stande) nicht solle von solchen Wittwen/ folgens auch von keinem andern/ gebrochen werden/ wann sie schon fürwenden/ sie leiden Brunst/ und können sich nicht enthalten. Antwort. S. Paulus redet daselbst von keinem päbstischen Gelübd: sondern von dem ersten Glauben und Gelübd/ so solche Wittwen/ wie auch andere Christen/ in der H. Tauff gethan hatten: Dann dieweilen sie in derselbigen der weltlichen Uppigkeit abgesagt hatten/ und aber doch in ihrem Wittwen-- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0278" n="258"/> Vasthi fahren lassen. Und in dieser seiner Lehr gründet sich Luther auf die Wort Pauli I. Cor. 7. Der Mann ist seines Leibes nicht mächtig: Sondern das Weib: Und das Weib ist seines Leibes nicht mächtig: Sondern der Mann: Beraube einer den andern nicht/ es sey dann aus beyder Bewilligung. Alwo S. Paulus verbiehtet sich unter einander berauben: Dann in der Verlöbnüß gibt einer dem andern seinen Leib zum ehelichen Dienst: Wo nun einer sich sperret und nicht will/ da nimmt und raubet er seinen Leib den er gegeben hat/ dem anderen: Das ist dann eigentlich wieder die Ehe/ und die Ehe zerrissen: Darum muß hie die Weltliche Obrigkeit das Weib zwingen oder umbringen: Wo sie das nicht thut/ muß der Mann gedencken sein Weib sey ihm genommen von Räuberen und umgebracht/ und nach einer Anderen trachten: Also redet Luther aus Gottes Wort: Und was haben die Papisten dargegen einzuwenden/ als nur/ daß sie die Mäuler auffsperren/ und sagen/ der Pabst redet anders darvon.</p> <p>XIII. Wann aber einer wohlbedacht/ ungezwungen/ und bey erwachsenen Jahren im Geistlichen Orden sich mit dem Gelübd der Keuschheit verbunden hätte/ auch nachmals rühig im Orden GOtt diente/ und keine Brunst litte/ zumwenigsten ein solcher müste das Gelübd halten/ und könte ohne Sünde nicht freyen.</p> <p>Antwort. Eine Geistliche Ordens-Person verbindet sich zur Keuschheit/ weilen ihre Meinung ist/ der ledige Stand an sich seye für GOtt verdienstlicher als der Ehe-Stand: Sie verbindet sich auch zu den Ordens-regulen, aus Einbildung/ sie verdiene dardurch / als durch Wercke der übermaß/ den Himmel im höchsten grad, und viel vollkommener/ als durch die gottseligste Wercke im Ehestand: weilen aber beyde diese Meinungen nichts anders seyn/ als Ketzerische/ gegen Gottes Wort lauffende Irrthümer/ so ist ein solcher ans eine so wenig gebunden als ans ander/ er habe die Gelübden gethan mit so bedachtem Willen / und bey so erwachsenen Jahren/ als er immer wolle. Wann aber einer ohne Ketzerischem Irrthum sich durch ein Gelübd verbünde/ im ledigen Stande GOtt aufrichtig zu dienen/ und solcher auch keine Brunst litte/ und erführe/ daß er im Ehe-stand GOtt so aufrichtig nicht dienen würde/ selbiger wäre freylich zum Gelübd verbunden/ nicht wegen des Gelübds des ledigen Standes an sich: sondern wegen des Gelübds des aufrichtigen Gottes-dienstes im ledigen Stande: Welchem aufrichtigen Gottes-dienst/ wann ersähe/ daß er eben so wohl im Ehe-stand abwarten könnte/ so wäre er ans Gelübd der Keuschheit nicht gebunden: weilen der ledige Stand an sich/ GOtt nicht gefälliger ist/ als der Ehestand: Gleich wie der jenige/ so gelobt hat ein Allmosen von hundert Ducaten aus Ungarischem Gold/ seinem Gelübd gemäß handelt/ wann er reichet hundert Ducaten aus Spanischem Gold geleichen Werths/ weilen für GOtt das Ungarische Gold an sich nicht besser ist/ als das Spanische.</p> <p>XIV. S. Paulus befiehlt seinem Jünger Timotheo: Der jungen Wittwen entschlage dich: dann wann sie geil worden seynd wieder Christum/ dann wollen sie freyen/ und haben ihr Urtheil/ daß sie den ersten Glauben verbrochen haben/ I. Tim. 5. v. II. Daraus folget ja / daß solcher Glaube (das ist das Gelübd der Keuschheit im ledigen Stande) nicht solle von solchen Wittwen/ folgens auch von keinem andern/ gebrochen werden/ wann sie schon fürwenden/ sie leiden Brunst/ und können sich nicht enthalten.</p> <p>Antwort. S. Paulus redet daselbst von keinem päbstischen Gelübd: sondern von dem ersten Glauben und Gelübd/ so solche Wittwen/ wie auch andere Christen/ in der H. Tauff gethan hatten: Dann dieweilen sie in derselbigen der weltlichen Uppigkeit abgesagt hatten/ und aber doch in ihrem Wittwen-- </p> </div> </body> </text> </TEI> [258/0278]
Vasthi fahren lassen. Und in dieser seiner Lehr gründet sich Luther auf die Wort Pauli I. Cor. 7. Der Mann ist seines Leibes nicht mächtig: Sondern das Weib: Und das Weib ist seines Leibes nicht mächtig: Sondern der Mann: Beraube einer den andern nicht/ es sey dann aus beyder Bewilligung. Alwo S. Paulus verbiehtet sich unter einander berauben: Dann in der Verlöbnüß gibt einer dem andern seinen Leib zum ehelichen Dienst: Wo nun einer sich sperret und nicht will/ da nimmt und raubet er seinen Leib den er gegeben hat/ dem anderen: Das ist dann eigentlich wieder die Ehe/ und die Ehe zerrissen: Darum muß hie die Weltliche Obrigkeit das Weib zwingen oder umbringen: Wo sie das nicht thut/ muß der Mann gedencken sein Weib sey ihm genommen von Räuberen und umgebracht/ und nach einer Anderen trachten: Also redet Luther aus Gottes Wort: Und was haben die Papisten dargegen einzuwenden/ als nur/ daß sie die Mäuler auffsperren/ und sagen/ der Pabst redet anders darvon.
XIII. Wann aber einer wohlbedacht/ ungezwungen/ und bey erwachsenen Jahren im Geistlichen Orden sich mit dem Gelübd der Keuschheit verbunden hätte/ auch nachmals rühig im Orden GOtt diente/ und keine Brunst litte/ zumwenigsten ein solcher müste das Gelübd halten/ und könte ohne Sünde nicht freyen.
Antwort. Eine Geistliche Ordens-Person verbindet sich zur Keuschheit/ weilen ihre Meinung ist/ der ledige Stand an sich seye für GOtt verdienstlicher als der Ehe-Stand: Sie verbindet sich auch zu den Ordens-regulen, aus Einbildung/ sie verdiene dardurch / als durch Wercke der übermaß/ den Himmel im höchsten grad, und viel vollkommener/ als durch die gottseligste Wercke im Ehestand: weilen aber beyde diese Meinungen nichts anders seyn/ als Ketzerische/ gegen Gottes Wort lauffende Irrthümer/ so ist ein solcher ans eine so wenig gebunden als ans ander/ er habe die Gelübden gethan mit so bedachtem Willen / und bey so erwachsenen Jahren/ als er immer wolle. Wann aber einer ohne Ketzerischem Irrthum sich durch ein Gelübd verbünde/ im ledigen Stande GOtt aufrichtig zu dienen/ und solcher auch keine Brunst litte/ und erführe/ daß er im Ehe-stand GOtt so aufrichtig nicht dienen würde/ selbiger wäre freylich zum Gelübd verbunden/ nicht wegen des Gelübds des ledigen Standes an sich: sondern wegen des Gelübds des aufrichtigen Gottes-dienstes im ledigen Stande: Welchem aufrichtigen Gottes-dienst/ wann ersähe/ daß er eben so wohl im Ehe-stand abwarten könnte/ so wäre er ans Gelübd der Keuschheit nicht gebunden: weilen der ledige Stand an sich/ GOtt nicht gefälliger ist/ als der Ehestand: Gleich wie der jenige/ so gelobt hat ein Allmosen von hundert Ducaten aus Ungarischem Gold/ seinem Gelübd gemäß handelt/ wann er reichet hundert Ducaten aus Spanischem Gold geleichen Werths/ weilen für GOtt das Ungarische Gold an sich nicht besser ist/ als das Spanische.
XIV. S. Paulus befiehlt seinem Jünger Timotheo: Der jungen Wittwen entschlage dich: dann wann sie geil worden seynd wieder Christum/ dann wollen sie freyen/ und haben ihr Urtheil/ daß sie den ersten Glauben verbrochen haben/ I. Tim. 5. v. II. Daraus folget ja / daß solcher Glaube (das ist das Gelübd der Keuschheit im ledigen Stande) nicht solle von solchen Wittwen/ folgens auch von keinem andern/ gebrochen werden/ wann sie schon fürwenden/ sie leiden Brunst/ und können sich nicht enthalten.
Antwort. S. Paulus redet daselbst von keinem päbstischen Gelübd: sondern von dem ersten Glauben und Gelübd/ so solche Wittwen/ wie auch andere Christen/ in der H. Tauff gethan hatten: Dann dieweilen sie in derselbigen der weltlichen Uppigkeit abgesagt hatten/ und aber doch in ihrem Wittwen--
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/278>, abgerufen am 31.07.2024. |