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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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zur Gnugthuung frembder Sünden andren reichlich mittheilen: Und aber diese Lehre nicht allein irrig: sondern auch Gotteslästerisch ist/ so ist ja ein Ordens-Geistlicher im Gewissen verbunden / das er (wofern er nicht zu seiner Verdammnüß heucheln will) seinen Stand mit dem Irrthum und Betrug vieler Menschen verlasse/ Christo und seiner reinen Lehr die Ehr gebe/ und sich aus diesen Fall-Stricken loßwircke. Mag man demnach die unverständige Leute reden und lästern lassen wie sie wollen: so bleibts doch darbey/ das eine geistliche Ordens-Persohn wohl könne durch seine Gelübden dem Teuffel ein Brand Opffer anzünden: wann aber auch selbige ihm den Braten wiederum aus der Garküchen heraus reisset/ ist es kein Diebstal.

XVI. S. Paulus spricht: ein jeglicher bleibe in der Beruffung darinnen er beruffen ist. I. Cor. 7. v. 20. so muß ja ein Ordens-Geistlicher bleiben in dem Stande/ darzu ihn GOtt beruffen hat/ und er sich durch die Gelübden hat verbunden.

Antwort. Es müste erstlich aus Gottes Wort bewiesen werden/ das GOtt den Menschen zu den dreyen Ordens-Gelübden beruffe/ auf solche Weise/ wie die Papisten fürgeben: Diß aber ist ihnen unmöglich. Im übrigen S. Paulus am obgemeldten Ort redet von den Beschnittenen und Unbeschnittenen/ von den Knechten/ und Freyen: Und will sagen/ selbige sollen sich nicht bekümmeren ihres Standes wegen in welchem sie GOTT beruffen hätte: dann für GOtt gelte eben so viel ein Beschnittener/ als Unbeschnittener mit seiner Vorhaut/ ein Knecht / als ein freyer. Setzet aber hinzu v. 21. doch kanst du frey werden/ so brauche das viel lieber. Und wiedrum v. 23. ihr seyet theur erkaufft/ werdet nicht der Menschen Knechte. So würde dann vielmehr der H. Paulus zu den Ordens-Personen sagen: machet euch frey von der Sclaverey des Satans/ worinnen ihr euch durch die Unbesonnene und abergläubische Gelübden begeben habt/ und dem Satan zu leibeigene verpfändet.

XVII. Wann aber ein Soldat die Fahnen/ darunter er seinem Herrn geschworen/ als ein deserteur verläßt/ wird er mit einem Strang hingerichtet. So müste man ja auch die Flüchtige und Eydbrüchige Ordens Personen/ so ihrer Obrigkeit im Closter den Gehorsam geschworen/ gefänglich anhalten/ und mit Noht-zwang zur Haltung ihres geleisteten Eydes anstrengen.

Antwort Es gibt dar einen grossen Unterscheid! dann der Soldat verbindet sich durch seinen Eyd titulo oneroso & lucrativo in favorem principis & communitatis zum Nutzen und Dienst seines Fürsten und der Gemeine/ und nimmt dafür seine Besoldung: Ein Ordens geistlicher aber verbindet sich nicht um gewisse Besoldung zum Nutzen seines Oberen: sondern er verbindet sich bloß zum Nutzen seiner eigenen Seelen: Wann er demnach an statt des verhofften Nutzens nur Schaden daran befindet/ so scheidet er mit gutem Gewissen darvon. Und gleichwie die Päbstische Casuisten und Moralisten insgemein lehren / kein Soldat dörffe mit gutem Gewissen Krieges-Dienste leisten/ wann ihm gewiß bewust ist / daß seines Herrn Krieg und Waffen unrecht seyn: also vielmehr eine Ordens-Persohn/ wann sie stehet das im Closter Unrecht mit Gefahr der Seelen gefochten wird/ so verläst sie ihren/ also genannten/ Herrn/ und wendet sich zu GOtt.

XVIII. Man sage was man wolle: die Ursache warum die Ordens-Persohnen/ Jesuiten, Mönche / und Pfaffen aus dem Orden entwischen/ ist keine andere: als/ weilen sie mercken sie kommen von Adam/ so sehen sie sich um nach der Eva/ welche weilen sie im Closter nicht finden/ so suchen sie selbige in der Welt. Summa ein Weib und die Weibersucht ist der einige Lock-Vogel/ so sie reitzet aus den Clöstern zu entspringen/ und in die Welt hinein zu tantzen.

zur Gnugthuung frembder Sünden andren reichlich mittheilen: Und aber diese Lehre nicht allein irrig: sondern auch Gotteslästerisch ist/ so ist ja ein Ordens-Geistlicher im Gewissen verbunden / das er (wofern er nicht zu seiner Verdammnüß heucheln will) seinen Stand mit dem Irrthum und Betrug vieler Menschen verlasse/ Christo und seiner reinen Lehr die Ehr gebe/ und sich aus diesen Fall-Stricken loßwircke. Mag man demnach die unverständige Leute reden und lästern lassen wie sie wollen: so bleibts doch darbey/ das eine geistliche Ordens-Persohn wohl könne durch seine Gelübden dem Teuffel ein Brand Opffer anzünden: wann aber auch selbige ihm den Braten wiederum aus der Garküchen heraus reisset/ ist es kein Diebstal.

XVI. S. Paulus spricht: ein jeglicher bleibe in der Beruffung darinnen er beruffen ist. I. Cor. 7. v. 20. so muß ja ein Ordens-Geistlicher bleiben in dem Stande/ darzu ihn GOtt beruffen hat/ und er sich durch die Gelübden hat verbunden.

Antwort. Es müste erstlich aus Gottes Wort bewiesen werden/ das GOtt den Menschen zu den dreyen Ordens-Gelübden beruffe/ auf solche Weise/ wie die Papisten fürgeben: Diß aber ist ihnen unmöglich. Im übrigen S. Paulus am obgemeldten Ort redet von den Beschnittenen und Unbeschnittenen/ von den Knechten/ und Freyen: Und will sagen/ selbige sollen sich nicht bekümmeren ihres Standes wegen in welchem sie GOTT beruffen hätte: dann für GOtt gelte eben so viel ein Beschnittener/ als Unbeschnittener mit seiner Vorhaut/ ein Knecht / als ein freyer. Setzet aber hinzu v. 21. doch kanst du frey werden/ so brauche das viel lieber. Und wiedrum v. 23. ihr seyet theur erkaufft/ werdet nicht der Menschen Knechte. So würde dann vielmehr der H. Paulus zu den Ordens-Personen sagen: machet euch frey von der Sclaverey des Satans/ worinnen ihr euch durch die Unbesonnene und abergläubische Gelübden begeben habt/ und dem Satan zu leibeigene verpfändet.

XVII. Wann aber ein Soldat die Fahnen/ darunter er seinem Herrn geschworen/ als ein deserteur verläßt/ wird er mit einem Strang hingerichtet. So müste man ja auch die Flüchtige und Eydbrüchige Ordens Personen/ so ihrer Obrigkeit im Closter den Gehorsam geschworen/ gefänglich anhalten/ und mit Noht-zwang zur Haltung ihres geleisteten Eydes anstrengen.

Antwort Es gibt dar einen grossen Unterscheid! dann der Soldat verbindet sich durch seinen Eyd titulo oneroso & lucrativo in favorem principis & communitatis zum Nutzen und Dienst seines Fürsten und der Gemeine/ und nimmt dafür seine Besoldung: Ein Ordens geistlicher aber verbindet sich nicht um gewisse Besoldung zum Nutzen seines Oberen: sondern er verbindet sich bloß zum Nutzen seiner eigenen Seelen: Wann er demnach an statt des verhofften Nutzens nur Schaden daran befindet/ so scheidet er mit gutem Gewissen darvon. Und gleichwie die Päbstische Casuisten und Moralisten insgemein lehren / kein Soldat dörffe mit gutem Gewissen Krieges-Dienste leisten/ wann ihm gewiß bewust ist / daß seines Herrn Krieg und Waffen unrecht seyn: also vielmehr eine Ordens-Persohn/ wann sie stehet das im Closter Unrecht mit Gefahr der Seelen gefochten wird/ so verläst sie ihren/ also genannten/ Herrn/ und wendet sich zu GOtt.

XVIII. Man sage was man wolle: die Ursache warum die Ordens-Persohnen/ Jesuiten, Mönche / und Pfaffen aus dem Orden entwischen/ ist keine andere: als/ weilen sie mercken sie kommen von Adam/ so sehen sie sich um nach der Eva/ welche weilen sie im Closter nicht finden/ so suchen sie selbige in der Welt. Summa ein Weib und die Weibersucht ist der einige Lock-Vogel/ so sie reitzet aus den Clöstern zu entspringen/ und in die Welt hinein zu tantzen.

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zur Gnugthuung            frembder Sünden andren reichlich mittheilen: Und aber diese Lehre nicht allein irrig:            sondern auch Gotteslästerisch ist/ so ist ja ein Ordens-Geistlicher im Gewissen verbunden           / das er (wofern er nicht zu seiner Verdammnüß heucheln will) seinen Stand mit dem Irrthum            und Betrug vieler Menschen verlasse/ Christo und seiner reinen Lehr die Ehr gebe/ und            sich aus diesen Fall-Stricken loßwircke. Mag man demnach die unverständige Leute reden und            lästern lassen wie sie wollen: so bleibts doch darbey/ das eine geistliche Ordens-Persohn            wohl könne durch seine Gelübden dem Teuffel ein Brand Opffer anzünden: wann aber auch            selbige ihm den Braten wiederum aus der Garküchen heraus reisset/ ist es kein            Diebstal.</p>
        <p>XVI. S. Paulus spricht: ein jeglicher bleibe in der Beruffung darinnen er beruffen ist.            I. Cor. 7. v. 20. so muß ja ein Ordens-Geistlicher bleiben in dem Stande/ darzu ihn GOtt            beruffen hat/ und er sich durch die Gelübden hat verbunden.</p>
        <p>Antwort. Es müste erstlich aus Gottes Wort bewiesen werden/ das GOtt den Menschen zu den            dreyen Ordens-Gelübden beruffe/ auf solche Weise/ wie die Papisten fürgeben: Diß aber            ist ihnen unmöglich. Im übrigen S. Paulus am obgemeldten Ort redet von den Beschnittenen            und Unbeschnittenen/ von den Knechten/ und Freyen: Und will sagen/ selbige sollen sich            nicht bekümmeren ihres Standes wegen in welchem sie GOTT beruffen hätte: dann für GOtt            gelte eben so viel ein Beschnittener/ als Unbeschnittener mit seiner Vorhaut/ ein Knecht           / als ein freyer. Setzet aber hinzu v. 21. doch kanst du frey werden/ so brauche das viel            lieber. Und wiedrum v. 23. ihr seyet theur erkaufft/ werdet nicht der Menschen Knechte.            So würde dann vielmehr der H. Paulus zu den Ordens-Personen sagen: machet euch frey von            der Sclaverey des Satans/ worinnen ihr euch durch die Unbesonnene und abergläubische            Gelübden begeben habt/ und dem Satan zu leibeigene verpfändet.</p>
        <p>XVII. Wann aber ein Soldat die Fahnen/ darunter er seinem Herrn geschworen/ als ein            deserteur verläßt/ wird er mit einem Strang hingerichtet. So müste man ja auch die            Flüchtige und Eydbrüchige Ordens Personen/ so ihrer Obrigkeit im Closter den Gehorsam            geschworen/ gefänglich anhalten/ und mit Noht-zwang zur Haltung ihres geleisteten Eydes            anstrengen.</p>
        <p>Antwort Es gibt dar einen grossen Unterscheid! dann der Soldat verbindet sich durch            seinen Eyd titulo oneroso &amp; lucrativo in favorem principis &amp; communitatis zum            Nutzen und Dienst seines Fürsten und der Gemeine/ und nimmt dafür seine Besoldung: Ein            Ordens geistlicher aber verbindet sich nicht um gewisse Besoldung zum Nutzen seines            Oberen: sondern er verbindet sich bloß zum Nutzen seiner eigenen Seelen: Wann er demnach            an statt des verhofften Nutzens nur Schaden daran befindet/ so scheidet er mit gutem            Gewissen darvon. Und gleichwie die Päbstische Casuisten und Moralisten insgemein lehren /            kein Soldat dörffe mit gutem Gewissen Krieges-Dienste leisten/ wann ihm gewiß bewust ist           / daß seines Herrn Krieg und Waffen unrecht seyn: also vielmehr eine Ordens-Persohn/ wann            sie stehet das im Closter Unrecht mit Gefahr der Seelen gefochten wird/ so verläst sie            ihren/ also genannten/ Herrn/ und wendet sich zu GOtt.</p>
        <p>XVIII. Man sage was man wolle: die Ursache warum die Ordens-Persohnen/ Jesuiten, Mönche           / und Pfaffen aus dem Orden entwischen/ ist keine andere: als/ weilen sie mercken sie            kommen von Adam/ so sehen sie sich um nach der Eva/ welche weilen sie im Closter nicht            finden/ so suchen sie selbige in der Welt. Summa ein Weib und die Weibersucht ist der            einige Lock-Vogel/ so sie reitzet aus den Clöstern zu entspringen/ und in die Welt            hinein zu tantzen.</p>
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[226/0246] zur Gnugthuung frembder Sünden andren reichlich mittheilen: Und aber diese Lehre nicht allein irrig: sondern auch Gotteslästerisch ist/ so ist ja ein Ordens-Geistlicher im Gewissen verbunden / das er (wofern er nicht zu seiner Verdammnüß heucheln will) seinen Stand mit dem Irrthum und Betrug vieler Menschen verlasse/ Christo und seiner reinen Lehr die Ehr gebe/ und sich aus diesen Fall-Stricken loßwircke. Mag man demnach die unverständige Leute reden und lästern lassen wie sie wollen: so bleibts doch darbey/ das eine geistliche Ordens-Persohn wohl könne durch seine Gelübden dem Teuffel ein Brand Opffer anzünden: wann aber auch selbige ihm den Braten wiederum aus der Garküchen heraus reisset/ ist es kein Diebstal. XVI. S. Paulus spricht: ein jeglicher bleibe in der Beruffung darinnen er beruffen ist. I. Cor. 7. v. 20. so muß ja ein Ordens-Geistlicher bleiben in dem Stande/ darzu ihn GOtt beruffen hat/ und er sich durch die Gelübden hat verbunden. Antwort. Es müste erstlich aus Gottes Wort bewiesen werden/ das GOtt den Menschen zu den dreyen Ordens-Gelübden beruffe/ auf solche Weise/ wie die Papisten fürgeben: Diß aber ist ihnen unmöglich. Im übrigen S. Paulus am obgemeldten Ort redet von den Beschnittenen und Unbeschnittenen/ von den Knechten/ und Freyen: Und will sagen/ selbige sollen sich nicht bekümmeren ihres Standes wegen in welchem sie GOTT beruffen hätte: dann für GOtt gelte eben so viel ein Beschnittener/ als Unbeschnittener mit seiner Vorhaut/ ein Knecht / als ein freyer. Setzet aber hinzu v. 21. doch kanst du frey werden/ so brauche das viel lieber. Und wiedrum v. 23. ihr seyet theur erkaufft/ werdet nicht der Menschen Knechte. So würde dann vielmehr der H. Paulus zu den Ordens-Personen sagen: machet euch frey von der Sclaverey des Satans/ worinnen ihr euch durch die Unbesonnene und abergläubische Gelübden begeben habt/ und dem Satan zu leibeigene verpfändet. XVII. Wann aber ein Soldat die Fahnen/ darunter er seinem Herrn geschworen/ als ein deserteur verläßt/ wird er mit einem Strang hingerichtet. So müste man ja auch die Flüchtige und Eydbrüchige Ordens Personen/ so ihrer Obrigkeit im Closter den Gehorsam geschworen/ gefänglich anhalten/ und mit Noht-zwang zur Haltung ihres geleisteten Eydes anstrengen. Antwort Es gibt dar einen grossen Unterscheid! dann der Soldat verbindet sich durch seinen Eyd titulo oneroso & lucrativo in favorem principis & communitatis zum Nutzen und Dienst seines Fürsten und der Gemeine/ und nimmt dafür seine Besoldung: Ein Ordens geistlicher aber verbindet sich nicht um gewisse Besoldung zum Nutzen seines Oberen: sondern er verbindet sich bloß zum Nutzen seiner eigenen Seelen: Wann er demnach an statt des verhofften Nutzens nur Schaden daran befindet/ so scheidet er mit gutem Gewissen darvon. Und gleichwie die Päbstische Casuisten und Moralisten insgemein lehren / kein Soldat dörffe mit gutem Gewissen Krieges-Dienste leisten/ wann ihm gewiß bewust ist / daß seines Herrn Krieg und Waffen unrecht seyn: also vielmehr eine Ordens-Persohn/ wann sie stehet das im Closter Unrecht mit Gefahr der Seelen gefochten wird/ so verläst sie ihren/ also genannten/ Herrn/ und wendet sich zu GOtt. XVIII. Man sage was man wolle: die Ursache warum die Ordens-Persohnen/ Jesuiten, Mönche / und Pfaffen aus dem Orden entwischen/ ist keine andere: als/ weilen sie mercken sie kommen von Adam/ so sehen sie sich um nach der Eva/ welche weilen sie im Closter nicht finden/ so suchen sie selbige in der Welt. Summa ein Weib und die Weibersucht ist der einige Lock-Vogel/ so sie reitzet aus den Clöstern zu entspringen/ und in die Welt hinein zu tantzen.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/246>, abgerufen am 23.11.2024.