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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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der Geistlichen/ durch das Stillschweigen der Einsiedler/ durch die Reinigkeit der Jungfrauen/ durch die Demuht der Witwen/ durch die Frommigkeit der Eheleuten/ durch die Vollkommenheit aller Heiligen/ durch die Heimsuchung Elisabeths/ durch die Ankunfft der Hirten/ durch die Zukunfft der dreyen Königen/ durch das jüngste Gericht sc. Erlöse ihn o HErr! Seynd diß nicht lauter Gottes-Lästerungen/ wodurch in den Sterbenden nur alles Licht des wahren Glaubens wird gäntzlich erloschen? Dann wie kan GOtt einen erlösen durch das jüngste Gericht/ durch die Demuth der Wittwen/ das Fasten der Mönchen/ das Stillschweigen der Einsiedler etc.? Sägten sie nur einmahl: durch das H. Blut Christi JEsu erlöse ihn o HErr! und liessen das übrige aberglaubische Gerüst fahren/ so könte man von etlicher Papisten glücklichem hinscheiden aus dieser Weltguts hoffen: aber die Pfaffen mit ihrem abergläubischen Zuschreihen versperren diesen armen Leuten den Weg zum Himmel/ und geben ihnen im Todtbett die geweyhete Kertz in die Hand/ damit sie den Weg zur höllischen Finsternüß finden mögen.

XI. Alle rechtschaffene Catholische suchen ihre Rechtfertigung und ewige Seligkeit bloß durch die unendliche Verdiensten Christi ihres eintzigen Erlösers: so seynd sie ja richtig in dem fürnehmsten Haupt-Punct des Glaubens und dem wahren Mittel zur Seligkeit/ und folgens werden sie seelig.

Antwort. Die Wort seynd gut: aber das Concilium zu Trident. ses. 6. can. 16. 24. 32. schlägt mit dem Bann-Donner in die jenigen/ welche da läugnen wollen/ daß die gute Wercke nicht verdienen sollen die Gnade Gottes und ewige glori. Und ist die gemeine Lehr der päbstischen Theologen mit Adamo Burghaber controv. LVIII. doct. X. Diese: die Gnade der Rechtfertigung (welche/ gemäß ihrer Lehr/ bestehet in einer übernatürlichen Erleuchtung des Verstandes/ und Antrieb des Willens zur Ubung des Glaubens) rühre zwar bloß her von der Gütigkeit Gottes ohne eintzigem Verdienst des Menschen: Aber die Rechtfertigung selbst/ oder die erste dem Sünder eingegossne qualität der heiligmachenden Gnaden rühre her aus Verdienst des Sünders: nemlich aus der verdienstlichen Reu und Liebe des Sünders/ welche in ihrem Wesen/ (nach Fürgeben der Papisten) seynd übernatürlich / und die Rechtfertigung verdienen per meritum de congruo, durch eine billige Geziemigkeit zur Rechtfertigung als einer Belohnung. Nach dieser Rechtfertigung aber/ verdienet der Mensch (auf papistisch) immerhin durch seine gute Wercke einen Zusatz der Rechtfertigung oder heiligmachenden Gnade/ und die ewige Seligkeit und himmlische glori, per meritum de condigno, durch einen vollkommenen Verdienst/ dem rechtswegen die Gnade Gottes und ewige glori als eine rechtmässige Belohnung gebühre. Und setzet gemeldter Burghaber. l. c. hin zu/ hic est quasi sensus totius Ecclesiae dis ist gleichfals der Sinn und die Meinung der gantzen Kirchen. Wann demnach ein Papist anders gesinnet ist in diesem Stück/ der verstehet seinen Glauben nicht/ und ist kein rechtschaffener Papist: sondern es fügen sich auf ihn die Wort Gottes: Du bist weder kalt noch warm: ach daß du kalt oder warm wärest! weil du aber lau bist/ und weder kalt/ noch warm/ werde ich dich ausspeien aus meinem Munde apoc. 3. Folgens weilen die Papisten/ krafft ihres Glaubens/ glauben müssen / ihre Rechtfertigung und ewige Seligkeit komme zwar ursprünglich/ oder (wie es die Päbstische Theologi bey Adamo Burghaber controv. LVII. p. 370. nennen) originaliter, nicht aber vollkommentlich von Christo/ sondern durch eige-

der Geistlichen/ durch das Stillschweigen der Einsiedler/ durch die Reinigkeit der Jungfrauen/ durch die Demuht der Witwen/ durch die Frommigkeit der Eheleuten/ durch die Vollkommenheit aller Heiligen/ durch die Heimsuchung Elisabeths/ durch die Ankunfft der Hirten/ durch die Zukunfft der dreyen Königen/ durch das jüngste Gericht sc. Erlöse ihn o HErr! Seynd diß nicht lauter Gottes-Lästerungen/ wodurch in den Sterbenden nur alles Licht des wahren Glaubens wird gäntzlich erloschen? Dann wie kan GOtt einen erlösen durch das jüngste Gericht/ durch die Demuth der Wittwen/ das Fasten der Mönchen/ das Stillschweigen der Einsiedler etc.? Sägten sie nur einmahl: durch das H. Blut Christi JEsu erlöse ihn o HErr! und liessen das übrige aberglaubische Gerüst fahren/ so könte man von etlicher Papisten glücklichem hinscheiden aus dieser Weltguts hoffen: aber die Pfaffen mit ihrem abergläubischen Zuschreihen versperren diesen armen Leuten den Weg zum Himmel/ und geben ihnen im Todtbett die geweyhete Kertz in die Hand/ damit sie den Weg zur höllischen Finsternüß finden mögen.

XI. Alle rechtschaffene Catholische suchen ihre Rechtfertigung und ewige Seligkeit bloß durch die unendliche Verdiensten Christi ihres eintzigen Erlösers: so seynd sie ja richtig in dem fürnehmsten Haupt-Punct des Glaubens und dem wahren Mittel zur Seligkeit/ und folgens werden sie seelig.

Antwort. Die Wort seynd gut: aber das Concilium zu Trident. ses. 6. can. 16. 24. 32. schlägt mit dem Bann-Donner in die jenigen/ welche da läugnen wollen/ daß die gute Wercke nicht verdienen sollen die Gnade Gottes und ewige glori. Und ist die gemeine Lehr der päbstischen Theologen mit Adamo Burghaber controv. LVIII. doct. X. Diese: die Gnade der Rechtfertigung (welche/ gemäß ihrer Lehr/ bestehet in einer übernatürlichen Erleuchtung des Verstandes/ und Antrieb des Willens zur Ubung des Glaubens) rühre zwar bloß her von der Gütigkeit Gottes ohne eintzigem Verdienst des Menschen: Aber die Rechtfertigung selbst/ oder die erste dem Sünder eingegossne qualität der heiligmachenden Gnaden rühre her aus Verdienst des Sünders: nemlich aus der verdienstlichen Reu und Liebe des Sünders/ welche in ihrem Wesen/ (nach Fürgeben der Papisten) seynd übernatürlich / und die Rechtfertigung verdienen per meritum de congruo, durch eine billige Geziemigkeit zur Rechtfertigung als einer Belohnung. Nach dieser Rechtfertigung aber/ verdienet der Mensch (auf papistisch) immerhin durch seine gute Wercke einen Zusatz der Rechtfertigung oder heiligmachenden Gnade/ und die ewige Seligkeit und himmlische glori, per meritum de condigno, durch einen vollkommenen Verdienst/ dem rechtswegen die Gnade Gottes und ewige glori als eine rechtmässige Belohnung gebühre. Und setzet gemeldter Burghabèr. l. c. hin zu/ hic est quasi sensus totius Ecclesiae dis ist gleichfals der Sinn und die Meinung der gantzen Kirchen. Wann demnach ein Papist anders gesinnet ist in diesem Stück/ der verstehet seinen Glauben nicht/ und ist kein rechtschaffener Papist: sondern es fügen sich auf ihn die Wort Gottes: Du bist weder kalt noch warm: ach daß du kalt oder warm wärest! weil du aber lau bist/ und weder kalt/ noch warm/ werde ich dich ausspeien aus meinem Munde apoc. 3. Folgens weilen die Papisten/ krafft ihres Glaubens/ glauben müssen / ihre Rechtfertigung und ewige Seligkeit komme zwar ursprünglich/ oder (wie es die Päbstische Theologi bey Adamo Burghaber controv. LVII. p. 370. nennen) originaliter, nicht aber vollkommentlich von Christo/ sondern durch eige-

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        <p>Antwort. Die Wort seynd gut: aber das Concilium zu Trident. ses. 6. can. 16. 24. 32.            schlägt mit dem Bann-Donner in die jenigen/ welche da läugnen wollen/ daß die gute            Wercke nicht verdienen sollen die Gnade Gottes und ewige glori. Und ist die gemeine Lehr            der päbstischen Theologen mit Adamo Burghaber controv. LVIII. doct. X. Diese: die Gnade            der Rechtfertigung (welche/ gemäß ihrer Lehr/ bestehet in einer übernatürlichen            Erleuchtung des Verstandes/ und Antrieb des Willens zur Ubung des Glaubens) rühre zwar            bloß her von der Gütigkeit Gottes ohne eintzigem Verdienst des Menschen: Aber die            Rechtfertigung selbst/ oder die erste dem Sünder eingegossne qualität der heiligmachenden            Gnaden rühre her aus Verdienst des Sünders: nemlich aus der verdienstlichen Reu und Liebe            des Sünders/ welche in ihrem Wesen/ (nach Fürgeben der Papisten) seynd übernatürlich /            und die Rechtfertigung verdienen per meritum de congruo, durch eine billige Geziemigkeit            zur Rechtfertigung als einer Belohnung. Nach dieser Rechtfertigung aber/ verdienet der            Mensch (auf papistisch) immerhin durch seine gute Wercke einen Zusatz der Rechtfertigung            oder heiligmachenden Gnade/ und die ewige Seligkeit und himmlische glori, per meritum de            condigno, durch einen vollkommenen Verdienst/ dem rechtswegen die Gnade Gottes und ewige            glori als eine rechtmässige Belohnung gebühre. Und setzet gemeldter Burghabèr. l. c. hin            zu/ hic est quasi sensus totius Ecclesiae dis ist gleichfals der Sinn und die Meinung der            gantzen Kirchen. Wann demnach ein Papist anders gesinnet ist in diesem Stück/ der            verstehet seinen Glauben nicht/ und ist kein rechtschaffener Papist: sondern es fügen            sich auf ihn die Wort Gottes: Du bist weder kalt noch warm: ach daß du kalt oder warm            wärest! weil du aber lau bist/ und weder kalt/ noch warm/ werde ich dich ausspeien aus            meinem Munde apoc. 3. Folgens weilen die Papisten/ krafft ihres Glaubens/ glauben müssen           / ihre Rechtfertigung und ewige Seligkeit komme zwar ursprünglich/ oder (wie es die            Päbstische Theologi bey Adamo Burghaber controv. LVII. p. 370. nennen) originaliter, nicht            aber vollkommentlich von Christo/ sondern durch eige-
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[208/0228] der Geistlichen/ durch das Stillschweigen der Einsiedler/ durch die Reinigkeit der Jungfrauen/ durch die Demuht der Witwen/ durch die Frommigkeit der Eheleuten/ durch die Vollkommenheit aller Heiligen/ durch die Heimsuchung Elisabeths/ durch die Ankunfft der Hirten/ durch die Zukunfft der dreyen Königen/ durch das jüngste Gericht sc. Erlöse ihn o HErr! Seynd diß nicht lauter Gottes-Lästerungen/ wodurch in den Sterbenden nur alles Licht des wahren Glaubens wird gäntzlich erloschen? Dann wie kan GOtt einen erlösen durch das jüngste Gericht/ durch die Demuth der Wittwen/ das Fasten der Mönchen/ das Stillschweigen der Einsiedler etc.? Sägten sie nur einmahl: durch das H. Blut Christi JEsu erlöse ihn o HErr! und liessen das übrige aberglaubische Gerüst fahren/ so könte man von etlicher Papisten glücklichem hinscheiden aus dieser Weltguts hoffen: aber die Pfaffen mit ihrem abergläubischen Zuschreihen versperren diesen armen Leuten den Weg zum Himmel/ und geben ihnen im Todtbett die geweyhete Kertz in die Hand/ damit sie den Weg zur höllischen Finsternüß finden mögen. XI. Alle rechtschaffene Catholische suchen ihre Rechtfertigung und ewige Seligkeit bloß durch die unendliche Verdiensten Christi ihres eintzigen Erlösers: so seynd sie ja richtig in dem fürnehmsten Haupt-Punct des Glaubens und dem wahren Mittel zur Seligkeit/ und folgens werden sie seelig. Antwort. Die Wort seynd gut: aber das Concilium zu Trident. ses. 6. can. 16. 24. 32. schlägt mit dem Bann-Donner in die jenigen/ welche da läugnen wollen/ daß die gute Wercke nicht verdienen sollen die Gnade Gottes und ewige glori. Und ist die gemeine Lehr der päbstischen Theologen mit Adamo Burghaber controv. LVIII. doct. X. Diese: die Gnade der Rechtfertigung (welche/ gemäß ihrer Lehr/ bestehet in einer übernatürlichen Erleuchtung des Verstandes/ und Antrieb des Willens zur Ubung des Glaubens) rühre zwar bloß her von der Gütigkeit Gottes ohne eintzigem Verdienst des Menschen: Aber die Rechtfertigung selbst/ oder die erste dem Sünder eingegossne qualität der heiligmachenden Gnaden rühre her aus Verdienst des Sünders: nemlich aus der verdienstlichen Reu und Liebe des Sünders/ welche in ihrem Wesen/ (nach Fürgeben der Papisten) seynd übernatürlich / und die Rechtfertigung verdienen per meritum de congruo, durch eine billige Geziemigkeit zur Rechtfertigung als einer Belohnung. Nach dieser Rechtfertigung aber/ verdienet der Mensch (auf papistisch) immerhin durch seine gute Wercke einen Zusatz der Rechtfertigung oder heiligmachenden Gnade/ und die ewige Seligkeit und himmlische glori, per meritum de condigno, durch einen vollkommenen Verdienst/ dem rechtswegen die Gnade Gottes und ewige glori als eine rechtmässige Belohnung gebühre. Und setzet gemeldter Burghabèr. l. c. hin zu/ hic est quasi sensus totius Ecclesiae dis ist gleichfals der Sinn und die Meinung der gantzen Kirchen. Wann demnach ein Papist anders gesinnet ist in diesem Stück/ der verstehet seinen Glauben nicht/ und ist kein rechtschaffener Papist: sondern es fügen sich auf ihn die Wort Gottes: Du bist weder kalt noch warm: ach daß du kalt oder warm wärest! weil du aber lau bist/ und weder kalt/ noch warm/ werde ich dich ausspeien aus meinem Munde apoc. 3. Folgens weilen die Papisten/ krafft ihres Glaubens/ glauben müssen / ihre Rechtfertigung und ewige Seligkeit komme zwar ursprünglich/ oder (wie es die Päbstische Theologi bey Adamo Burghaber controv. LVII. p. 370. nennen) originaliter, nicht aber vollkommentlich von Christo/ sondern durch eige-

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/228>, abgerufen am 28.11.2024.