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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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uns unsre Schuld/ so erlangen wir durch dieses flehen und behten auch die Vergebung unserer verborgenen unerkannten Sünden.

XXIV. Weiß doch keiner wie es GOtt mit ihm versehen oder in seiner Gnadenwahl von Ewigkeit mit ihm beschlossen habe: Wie kan er dann seiner Seligkeit gewiß seyn? se seye dann/ daß er derenthalben sonderbahre Offenbahrung von GOtt habe.

Antwort. Auf gut stoisch lässet sichs zwar also schliessen: Es hat aber nicht die Meinung mit der Versehung Gottes/ als ob GOtt aus freyem Raht und unangesehen die Sünde/ und aus freyem Willen und Fürsatz etliche Menschen zur Verdammnüß verordnet habe: Dann die Schrifft spricht: GOtt will daß allen Menschen geholffen werde und zur Erkänntnüß der Warheit kommen I. Tim. 2. v. 4. Wer den Namen des HErrn anruffen wird/ soll selig werden / act. 2. v. 21. Und wer glaubet/ soll das ewige Leben haben/ und vom Tod zum Leben hindurchdringen. Joh. 5. v. 24. So spricht auch GOtt Ezech. 33. v. II. so wahr als ich lebe/ ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen: sondern daß sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen/ und lebe. Im Gegentheil von den Gottlosen bezeuget die Schrifft: Sie seynd zerbrochen und verworffen um ihres Unglaubens willen/ Rom. II. v. 20. Wer demnach glaubt an Christum zur Gerechtigkeit/ derselbige kan gewiß und warhafftig ohne Wanckelmuht trauen daß er erwehlet seye: Kan auch alle Verheissungen Gottes von der Gewißheit und Versicherung der Seligkeit der Auserwehlten auf sich deuten und zueignen: Nicht zwar frech und hochmühtig/ und von seiner Seiten: als wäre er der Seligkeit versichert/ er stelle sein Leben so frech und liederlich an/ als er wolle: sondern aus dem Glauben; Und an Gottes Seiten/ dergestalt/ daß er festiglich glaube/ daß GOtt in seinen Verheissungen/ dardurch er den Rechtglaubigen/ und folgens auch ihm die Seligkeit versprochen/ gewiß und warhafftig seye/ und nicht wancke.

XXV. Spricht doch Christus selbsten: Viele seynd beruffen/ aber wenig seynd auserwehlet / Matt. 20. v. 16. So seynd demnach nur viele beruffen/ nicht aber alle: Und folgens will GOtt nicht alle Menschen selig machen.

Antwort. Alle Menschen seynd freylich viele Menschen/ welche GOtt/ so viel als an ihm ist/ will seelig haben. So spricht auch der Prophet Daniel cap. 12. v. 2. Viele so unter der Erden schlaaffen liegen/ werden auf wachen: etliche zum ewigen Leben/ etliche zur ewigen Schmach und Schande. Alwo aus dem Wörtlein viele nicht kan erzwungen werden daß nur etliche werden auferstehen am allgemeinen Gerichts-Tag: sondern alle ohne Ausnahm werden erscheinen müssen/ und offenbar werden für dem Richter-Stuel Christi. I. Cor. 5. v. 10.

XXVI. Hat doch GOtt selbsten mannigmahl die Leut zu sündigen angetrieben: Zum Exempel den Pharao/ davon GOtt selbst spricht: Ich habe sein und seiner Knechten Hertz verhartet Exod 10. v. I. So spricht auch die Schrifft vom David 2. Reg. 24. v. I. Der Zorn Gottes ergrimmete über Israel/ und bewegte David unter ihnen/ daß er sprach zu Joab/ gehe hin / zehle Israel und Juda. Wie dann auch David selbst sprach von dem Semei: Laß ihm fluchen / dann der HErr hats ihm geheissen/ 2. Reg. 16. v. 16. Weilen dann GOtt selbsten die Hertzen erhartet/ und zur Sünde beweget/ und selbige gebietet/ so seynd wir auch an seiten Gottes nicht versichert/ daß er uns will selig haben/ und wir von der Rechtfertigung und Seligkeit nicht werden abwendig gemacht werden.

uns unsre Schuld/ so erlangen wir durch dieses flehen und behten auch die Vergebung unserer verborgenen unerkannten Sünden.

XXIV. Weiß doch keiner wie es GOtt mit ihm versehen oder in seiner Gnadenwahl von Ewigkeit mit ihm beschlossen habe: Wie kan er dann seiner Seligkeit gewiß seyn? se seye dann/ daß er derenthalben sonderbahre Offenbahrung von GOtt habe.

Antwort. Auf gut stoisch lässet sichs zwar also schliessen: Es hat aber nicht die Meinung mit der Versehung Gottes/ als ob GOtt aus freyem Raht und unangesehen die Sünde/ und aus freyem Willen und Fürsatz etliche Menschen zur Verdammnüß verordnet habe: Dann die Schrifft spricht: GOtt will daß allen Menschen geholffen werde und zur Erkänntnüß der Warheit kommen I. Tim. 2. v. 4. Wer den Namen des HErrn anruffen wird/ soll selig werden / act. 2. v. 21. Und wer glaubet/ soll das ewige Leben haben/ und vom Tod zum Leben hindurchdringen. Joh. 5. v. 24. So spricht auch GOtt Ezech. 33. v. II. so wahr als ich lebe/ ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen: sondern daß sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen/ und lebe. Im Gegentheil von den Gottlosen bezeuget die Schrifft: Sie seynd zerbrochen und verworffen um ihres Unglaubens willen/ Rom. II. v. 20. Wer demnach glaubt an Christum zur Gerechtigkeit/ derselbige kan gewiß und warhafftig ohne Wanckelmuht trauen daß er erwehlet seye: Kan auch alle Verheissungen Gottes von der Gewißheit und Versicherung der Seligkeit der Auserwehlten auf sich deuten und zueignen: Nicht zwar frech und hochmühtig/ und von seiner Seiten: als wäre er der Seligkeit versichert/ er stelle sein Leben so frech und liederlich an/ als er wolle: sondern aus dem Glauben; Und an Gottes Seiten/ dergestalt/ daß er festiglich glaube/ daß GOtt in seinen Verheissungen/ dardurch er den Rechtglaubigen/ und folgens auch ihm die Seligkeit versprochen/ gewiß und warhafftig seye/ und nicht wancke.

XXV. Spricht doch Christus selbsten: Viele seynd beruffen/ aber wenig seynd auserwehlet / Matt. 20. v. 16. So seynd demnach nur viele beruffen/ nicht aber alle: Und folgens will GOtt nicht alle Menschen selig machen.

Antwort. Alle Menschen seynd freylich viele Menschen/ welche GOtt/ so viel als an ihm ist/ will seelig haben. So spricht auch der Prophet Daniel cap. 12. v. 2. Viele so unter der Erden schlaaffen liegen/ werden auf wachen: etliche zum ewigen Leben/ etliche zur ewigen Schmach und Schande. Alwo aus dem Wörtlein viele nicht kan erzwungen werden daß nur etliche werden auferstehen am allgemeinen Gerichts-Tag: sondern alle ohne Ausnahm werden erscheinen müssen/ und offenbar werden für dem Richter-Stuel Christi. I. Cor. 5. v. 10.

XXVI. Hat doch GOtt selbsten mannigmahl die Leut zu sündigen angetrieben: Zum Exempel den Pharao/ davon GOtt selbst spricht: Ich habe sein und seiner Knechten Hertz verhartet Exod 10. v. I. So spricht auch die Schrifft vom David 2. Reg. 24. v. I. Der Zorn Gottes ergrimmete über Israel/ und bewegte David unter ihnen/ daß er sprach zu Joab/ gehe hin / zehle Israel und Juda. Wie dann auch David selbst sprach von dem Semei: Laß ihm fluchen / dañ der HErr hats ihm geheissen/ 2. Reg. 16. v. 16. Weilen dann GOtt selbsten die Hertzen erhartet/ und zur Sünde beweget/ und selbige gebietet/ so seynd wir auch an seiten Gottes nicht versichert/ daß er uns will selig haben/ und wir von der Rechtfertigung und Seligkeit nicht werden abwendig gemacht werden.

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        <p>XXVI. Hat doch GOtt selbsten mannigmahl die Leut zu sündigen angetrieben: Zum Exempel den            Pharao/ davon GOtt selbst spricht: Ich habe sein und seiner Knechten Hertz verhartet Exod            10. v. I. So spricht auch die Schrifft vom David 2. Reg. 24. v. I. Der Zorn Gottes            ergrimmete über Israel/ und bewegte David unter ihnen/ daß er sprach zu Joab/ gehe hin           / zehle Israel und Juda. Wie dann auch David selbst sprach von dem Semei: Laß ihm fluchen           / dan&#x0303; der HErr hats ihm geheissen/ 2. Reg. 16. v. 16. Weilen dann GOtt selbsten            die Hertzen erhartet/ und zur Sünde beweget/ und selbige gebietet/ so seynd wir auch an            seiten Gottes nicht versichert/ daß er uns will selig haben/ und wir von der            Rechtfertigung und Seligkeit nicht werden abwendig gemacht werden.</p>
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[200/0220] uns unsre Schuld/ so erlangen wir durch dieses flehen und behten auch die Vergebung unserer verborgenen unerkannten Sünden. XXIV. Weiß doch keiner wie es GOtt mit ihm versehen oder in seiner Gnadenwahl von Ewigkeit mit ihm beschlossen habe: Wie kan er dann seiner Seligkeit gewiß seyn? se seye dann/ daß er derenthalben sonderbahre Offenbahrung von GOtt habe. Antwort. Auf gut stoisch lässet sichs zwar also schliessen: Es hat aber nicht die Meinung mit der Versehung Gottes/ als ob GOtt aus freyem Raht und unangesehen die Sünde/ und aus freyem Willen und Fürsatz etliche Menschen zur Verdammnüß verordnet habe: Dann die Schrifft spricht: GOtt will daß allen Menschen geholffen werde und zur Erkänntnüß der Warheit kommen I. Tim. 2. v. 4. Wer den Namen des HErrn anruffen wird/ soll selig werden / act. 2. v. 21. Und wer glaubet/ soll das ewige Leben haben/ und vom Tod zum Leben hindurchdringen. Joh. 5. v. 24. So spricht auch GOtt Ezech. 33. v. II. so wahr als ich lebe/ ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen: sondern daß sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen/ und lebe. Im Gegentheil von den Gottlosen bezeuget die Schrifft: Sie seynd zerbrochen und verworffen um ihres Unglaubens willen/ Rom. II. v. 20. Wer demnach glaubt an Christum zur Gerechtigkeit/ derselbige kan gewiß und warhafftig ohne Wanckelmuht trauen daß er erwehlet seye: Kan auch alle Verheissungen Gottes von der Gewißheit und Versicherung der Seligkeit der Auserwehlten auf sich deuten und zueignen: Nicht zwar frech und hochmühtig/ und von seiner Seiten: als wäre er der Seligkeit versichert/ er stelle sein Leben so frech und liederlich an/ als er wolle: sondern aus dem Glauben; Und an Gottes Seiten/ dergestalt/ daß er festiglich glaube/ daß GOtt in seinen Verheissungen/ dardurch er den Rechtglaubigen/ und folgens auch ihm die Seligkeit versprochen/ gewiß und warhafftig seye/ und nicht wancke. XXV. Spricht doch Christus selbsten: Viele seynd beruffen/ aber wenig seynd auserwehlet / Matt. 20. v. 16. So seynd demnach nur viele beruffen/ nicht aber alle: Und folgens will GOtt nicht alle Menschen selig machen. Antwort. Alle Menschen seynd freylich viele Menschen/ welche GOtt/ so viel als an ihm ist/ will seelig haben. So spricht auch der Prophet Daniel cap. 12. v. 2. Viele so unter der Erden schlaaffen liegen/ werden auf wachen: etliche zum ewigen Leben/ etliche zur ewigen Schmach und Schande. Alwo aus dem Wörtlein viele nicht kan erzwungen werden daß nur etliche werden auferstehen am allgemeinen Gerichts-Tag: sondern alle ohne Ausnahm werden erscheinen müssen/ und offenbar werden für dem Richter-Stuel Christi. I. Cor. 5. v. 10. XXVI. Hat doch GOtt selbsten mannigmahl die Leut zu sündigen angetrieben: Zum Exempel den Pharao/ davon GOtt selbst spricht: Ich habe sein und seiner Knechten Hertz verhartet Exod 10. v. I. So spricht auch die Schrifft vom David 2. Reg. 24. v. I. Der Zorn Gottes ergrimmete über Israel/ und bewegte David unter ihnen/ daß er sprach zu Joab/ gehe hin / zehle Israel und Juda. Wie dann auch David selbst sprach von dem Semei: Laß ihm fluchen / dañ der HErr hats ihm geheissen/ 2. Reg. 16. v. 16. Weilen dann GOtt selbsten die Hertzen erhartet/ und zur Sünde beweget/ und selbige gebietet/ so seynd wir auch an seiten Gottes nicht versichert/ daß er uns will selig haben/ und wir von der Rechtfertigung und Seligkeit nicht werden abwendig gemacht werden.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/220>, abgerufen am 28.11.2024.