Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.sprochen. Zudem/ wan einer schon gedencket das Wiederspiel wäre wohl möglich / so muß er doch darum alsobald an der Sache nicht zweifflen. So lehren ja die Papisten / wan einer bey ihnen das Sacrament anbehtet/ könte er zwar gedencken/ es wäre wohl möglich/ daß der Priester bey consecrirung des Brodts nicht die gebührende und erforderte Meinung gehabt hätte/ oder der Consecrirende nicht ein recht geweyheter Priester gewesen wäre/ und also wohl möglich seye/ daß nur eitel Brodt und nicht Christus zugegen seye / da er ihn anbehtet; dannoch solle er darum nicht daran zweifflen: und erklären sie dis mit einem Gleichnüß: Dan (sprechen sie) wan ein Sohn seinem Vater alle gebührende Ehrerbietsamkeit erweiset/ könte er wohl gedencken/ es wäre wohl möglich/ daß dieser sein rechter Vater nicht seye/ und daß ihn die Mutter habe betrogen; er solle aber darum nicht daran zweifflen/ daß dieser seye sein rechtschaffener Vater: sondern mit voller Sicherheit die Erbschafft von ihm erwarten. VIII. Es ist aber ungewiß/ ob einer in dem Glauben beharren werde/ wie solches die Exempel Salomonis, Sauls, Alexandri, Hymenaei, und anderer mehr bezeugen. Daraus folget ja / daß wir unserer Seligkeit nicht können vergewissert seyn. Antwort. Solche Ungewißheit und Unbeständigkeit rührt nicht her von Seiten GOttes: sondern von Seiten des Menschen/ welcher sich muhtwillig vom Glauben abwendet. Bleibt also fest gestellet/ daß ein Rechtglaubiger ohne eintzigem Zweiffel und Wanckelmuht seiner Seligkeit vergewissert ist/ so viel als GOtt und seine unwanckelbahre Versprechungen belanget/ und so fern der Mensch im Glauben verharren wird: dan GOtt/ der in uns angefangen hat das Werck/ spricht Paulus/ der wirds auch vollführen biß auff den Tag JEsu Christi Philip. I. v. 6. Und Christus spricht: Niemand wird meine Schaffe aus meiner Hand reissen Ioh. 10. v. 28. Daß also wohl S. Paulus spricht: Weder Todt noch Leben / noch Engel/ noch Fürstenthum &c. werden ihn scheiden von der Liebe GOttes/ die in Christo JEsu ist unsrem HErrn Rom. 8. dan einem Rechtglaubigen kan von Christo nichts scheiden/ als nur der verkehrte eigene Wille; dan GOtt ist getreu/ und kündiget uns seine Gnade nicht auf/ so fern wir nur getreu bleiben/ so dörffen wir an GOttes Gnade nicht zweifflen. Wan aber einer muhtwillig dem Gehorsam gegen GOtt sich entziehet/ und sich nicht mehr von dem H. Geist will ziehen und regieren lassen/ so ist nicht GOtt / sondern er selbst die Ursach seiner Verdammnüß. IX. Wan dan ein Glaubiger von GOttes wegen versichert ist der Seligkeit/ wozu ist es dan vonnöhten/ daß GOtt so ernstlich vermahnet und warnet: Schaffet dast ihr selig werdet mit Forcht und Zitteren Phil. 2. v. 12. Item Dienet dem HErrn mit Forcht/ und freuet euch mit Zittern Ps. 2. v. II. Item Wer da stehet/ der sehe zu daß er nicht falle/ I. Cor. 10. v. 12? Diese Warnungen wären ja alle unvonnöhten/ wan wir unsrer Seligkeit gewiß wären. Antwort. Alle diese Sprüche zielen nur darauff/ daß wir uns förchten und zitteren sollen von der Gerechtigkeit und Heiligkeit für GOtt abzuweichen: dan sonsten/ wo das geschicht / heist es: Wo ihr nach dem Fleisch lebet/ so werdet ihr sterben müssen Rom. 8. v. 13. Und dahin gehen obangezogene Warnungen/ welche Weise und Wege zeigen/ wie wir in der Gnade Gottes beständig beharren mögen/ und mahnen ab von fleischlicher Sicherheit: sprochen. Zudem/ wan einer schon gedencket das Wiederspiel wäre wohl möglich / so muß er doch darum alsobald an der Sache nicht zweifflen. So lehren ja die Papisten / wan einer bey ihnen das Sacrament anbehtet/ könte er zwar gedencken/ es wäre wohl möglich/ daß der Priester bey consecrirung des Brodts nicht die gebührende und erforderte Meinung gehabt hätte/ oder der Consecrirende nicht ein recht geweyheter Priester gewesen wäre/ und also wohl möglich seye/ daß nur eitel Brodt und nicht Christus zugegen seye / da er ihn anbehtet; dannoch solle er darum nicht daran zweifflen: und erklären sie dis mit einem Gleichnüß: Dan (sprechen sie) wan ein Sohn seinem Vater alle gebührende Ehrerbietsamkeit erweiset/ könte er wohl gedencken/ es wäre wohl möglich/ daß dieser sein rechter Vater nicht seye/ und daß ihn die Mutter habe betrogen; er solle aber darum nicht daran zweifflen/ daß dieser seye sein rechtschaffener Vater: sondern mit voller Sicherheit die Erbschafft von ihm erwarten. VIII. Es ist aber ungewiß/ ob einer in dem Glauben beharren werde/ wie solches die Exempel Salomonis, Sauls, Alexandri, Hymenaei, und anderer mehr bezeugen. Daraus folget ja / daß wir unserer Seligkeit nicht können vergewissert seyn. Antwort. Solche Ungewißheit und Unbeständigkeit rührt nicht her von Seiten GOttes: sondern von Seiten des Menschen/ welcher sich muhtwillig vom Glauben abwendet. Bleibt also fest gestellet/ daß ein Rechtglaubiger ohne eintzigem Zweiffel und Wanckelmuht seiner Seligkeit vergewissert ist/ so viel als GOtt und seine unwanckelbahre Versprechungen belanget/ und so fern der Mensch im Glauben verharren wird: dan GOtt/ der in uns angefangen hat das Werck/ spricht Paulus/ der wirds auch vollführen biß auff den Tag JEsu Christi Philip. I. v. 6. Und Christus spricht: Niemand wird meine Schaffe aus meiner Hand reissen Ioh. 10. v. 28. Daß also wohl S. Paulus spricht: Weder Todt noch Leben / noch Engel/ noch Fürstenthum &c. werden ihn scheiden von der Liebe GOttes/ die in Christo JEsu ist unsrem HErrn Rom. 8. dan einem Rechtglaubigen kan von Christo nichts scheiden/ als nur der verkehrte eigene Wille; dan GOtt ist getreu/ und kündiget uns seine Gnade nicht auf/ so fern wir nur getreu bleiben/ so dörffen wir an GOttes Gnade nicht zweifflen. Wan aber einer muhtwillig dem Gehorsam gegen GOtt sich entziehet/ und sich nicht mehr von dem H. Geist will ziehen und regieren lassen/ so ist nicht GOtt / sondern er selbst die Ursach seiner Verdammnüß. IX. Wan dan ein Glaubiger von GOttes wegen versichert ist der Seligkeit/ wozu ist es dan vonnöhten/ daß GOtt so ernstlich vermahnet und warnet: Schaffet dast ihr selig werdet mit Forcht und Zitteren Phil. 2. v. 12. Item Dienet dem HErrn mit Forcht/ und freuet euch mit Zittern Ps. 2. v. II. Item Wer da stehet/ der sehe zu daß er nicht falle/ I. Cor. 10. v. 12? Diese Warnungen wären ja alle unvonnöhten/ wan wir unsrer Seligkeit gewiß wären. Antwort. Alle diese Sprüche zielen nur darauff/ daß wir uns förchten und zitteren sollen von der Gerechtigkeit und Heiligkeit für GOtt abzuweichen: dan sonsten/ wo das geschicht / heist es: Wo ihr nach dem Fleisch lebet/ so werdet ihr sterben müssen Rom. 8. v. 13. Und dahin gehen obangezogene Warnungen/ welche Weise und Wege zeigen/ wie wir in der Gnade Gottes beständig beharren mögen/ und mahnen ab von fleischlicher Sicherheit: <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0215" n="195"/> sprochen. Zudem/ wan einer schon gedencket das Wiederspiel wäre wohl möglich / so muß er doch darum alsobald an der Sache nicht zweifflen. So lehren ja die Papisten / wan einer bey ihnen das Sacrament anbehtet/ könte er zwar gedencken/ es wäre wohl möglich/ daß der Priester bey consecrirung des Brodts nicht die gebührende und erforderte Meinung gehabt hätte/ oder der Consecrirende nicht ein recht geweyheter Priester gewesen wäre/ und also wohl möglich seye/ daß nur eitel Brodt und nicht Christus zugegen seye / da er ihn anbehtet; dannoch solle er darum nicht daran zweifflen: und erklären sie dis mit einem Gleichnüß: Dan (sprechen sie) wan ein Sohn seinem Vater alle gebührende Ehrerbietsamkeit erweiset/ könte er wohl gedencken/ es wäre wohl möglich/ daß dieser sein rechter Vater nicht seye/ und daß ihn die Mutter habe betrogen; er solle aber darum nicht daran zweifflen/ daß dieser seye sein rechtschaffener Vater: sondern mit voller Sicherheit die Erbschafft von ihm erwarten.</p> <p>VIII. Es ist aber ungewiß/ ob einer in dem Glauben beharren werde/ wie solches die Exempel Salomonis, Sauls, Alexandri, Hymenaei, und anderer mehr bezeugen. Daraus folget ja / daß wir unserer Seligkeit nicht können vergewissert seyn.</p> <p>Antwort. Solche Ungewißheit und Unbeständigkeit rührt nicht her von Seiten GOttes: sondern von Seiten des Menschen/ welcher sich muhtwillig vom Glauben abwendet. Bleibt also fest gestellet/ daß ein Rechtglaubiger ohne eintzigem Zweiffel und Wanckelmuht seiner Seligkeit vergewissert ist/ so viel als GOtt und seine unwanckelbahre Versprechungen belanget/ und so fern der Mensch im Glauben verharren wird: dan GOtt/ der in uns angefangen hat das Werck/ spricht Paulus/ der wirds auch vollführen biß auff den Tag JEsu Christi Philip. I. v. 6. Und Christus spricht: Niemand wird meine Schaffe aus meiner Hand reissen Ioh. 10. v. 28. Daß also wohl S. Paulus spricht: Weder Todt noch Leben / noch Engel/ noch Fürstenthum &c. werden ihn scheiden von der Liebe GOttes/ die in Christo JEsu ist unsrem HErrn Rom. 8. dan einem Rechtglaubigen kan von Christo nichts scheiden/ als nur der verkehrte eigene Wille; dan GOtt ist getreu/ und kündiget uns seine Gnade nicht auf/ so fern wir nur getreu bleiben/ so dörffen wir an GOttes Gnade nicht zweifflen. Wan aber einer muhtwillig dem Gehorsam gegen GOtt sich entziehet/ und sich nicht mehr von dem H. Geist will ziehen und regieren lassen/ so ist nicht GOtt / sondern er selbst die Ursach seiner Verdammnüß.</p> <p>IX. Wan dan ein Glaubiger von GOttes wegen versichert ist der Seligkeit/ wozu ist es dan vonnöhten/ daß GOtt so ernstlich vermahnet und warnet: Schaffet dast ihr selig werdet mit Forcht und Zitteren Phil. 2. v. 12. Item Dienet dem HErrn mit Forcht/ und freuet euch mit Zittern Ps. 2. v. II. Item Wer da stehet/ der sehe zu daß er nicht falle/ I. Cor. 10. v. 12? Diese Warnungen wären ja alle unvonnöhten/ wan wir unsrer Seligkeit gewiß wären.</p> <p>Antwort. Alle diese Sprüche zielen nur darauff/ daß wir uns förchten und zitteren sollen von der Gerechtigkeit und Heiligkeit für GOtt abzuweichen: dan sonsten/ wo das geschicht / heist es: Wo ihr nach dem Fleisch lebet/ so werdet ihr sterben müssen Rom. 8. v. 13. Und dahin gehen obangezogene Warnungen/ welche Weise und Wege zeigen/ wie wir in der Gnade Gottes beständig beharren mögen/ und mahnen ab von fleischlicher Sicherheit: </p> </div> </body> </text> </TEI> [195/0215]
sprochen. Zudem/ wan einer schon gedencket das Wiederspiel wäre wohl möglich / so muß er doch darum alsobald an der Sache nicht zweifflen. So lehren ja die Papisten / wan einer bey ihnen das Sacrament anbehtet/ könte er zwar gedencken/ es wäre wohl möglich/ daß der Priester bey consecrirung des Brodts nicht die gebührende und erforderte Meinung gehabt hätte/ oder der Consecrirende nicht ein recht geweyheter Priester gewesen wäre/ und also wohl möglich seye/ daß nur eitel Brodt und nicht Christus zugegen seye / da er ihn anbehtet; dannoch solle er darum nicht daran zweifflen: und erklären sie dis mit einem Gleichnüß: Dan (sprechen sie) wan ein Sohn seinem Vater alle gebührende Ehrerbietsamkeit erweiset/ könte er wohl gedencken/ es wäre wohl möglich/ daß dieser sein rechter Vater nicht seye/ und daß ihn die Mutter habe betrogen; er solle aber darum nicht daran zweifflen/ daß dieser seye sein rechtschaffener Vater: sondern mit voller Sicherheit die Erbschafft von ihm erwarten.
VIII. Es ist aber ungewiß/ ob einer in dem Glauben beharren werde/ wie solches die Exempel Salomonis, Sauls, Alexandri, Hymenaei, und anderer mehr bezeugen. Daraus folget ja / daß wir unserer Seligkeit nicht können vergewissert seyn.
Antwort. Solche Ungewißheit und Unbeständigkeit rührt nicht her von Seiten GOttes: sondern von Seiten des Menschen/ welcher sich muhtwillig vom Glauben abwendet. Bleibt also fest gestellet/ daß ein Rechtglaubiger ohne eintzigem Zweiffel und Wanckelmuht seiner Seligkeit vergewissert ist/ so viel als GOtt und seine unwanckelbahre Versprechungen belanget/ und so fern der Mensch im Glauben verharren wird: dan GOtt/ der in uns angefangen hat das Werck/ spricht Paulus/ der wirds auch vollführen biß auff den Tag JEsu Christi Philip. I. v. 6. Und Christus spricht: Niemand wird meine Schaffe aus meiner Hand reissen Ioh. 10. v. 28. Daß also wohl S. Paulus spricht: Weder Todt noch Leben / noch Engel/ noch Fürstenthum &c. werden ihn scheiden von der Liebe GOttes/ die in Christo JEsu ist unsrem HErrn Rom. 8. dan einem Rechtglaubigen kan von Christo nichts scheiden/ als nur der verkehrte eigene Wille; dan GOtt ist getreu/ und kündiget uns seine Gnade nicht auf/ so fern wir nur getreu bleiben/ so dörffen wir an GOttes Gnade nicht zweifflen. Wan aber einer muhtwillig dem Gehorsam gegen GOtt sich entziehet/ und sich nicht mehr von dem H. Geist will ziehen und regieren lassen/ so ist nicht GOtt / sondern er selbst die Ursach seiner Verdammnüß.
IX. Wan dan ein Glaubiger von GOttes wegen versichert ist der Seligkeit/ wozu ist es dan vonnöhten/ daß GOtt so ernstlich vermahnet und warnet: Schaffet dast ihr selig werdet mit Forcht und Zitteren Phil. 2. v. 12. Item Dienet dem HErrn mit Forcht/ und freuet euch mit Zittern Ps. 2. v. II. Item Wer da stehet/ der sehe zu daß er nicht falle/ I. Cor. 10. v. 12? Diese Warnungen wären ja alle unvonnöhten/ wan wir unsrer Seligkeit gewiß wären.
Antwort. Alle diese Sprüche zielen nur darauff/ daß wir uns förchten und zitteren sollen von der Gerechtigkeit und Heiligkeit für GOtt abzuweichen: dan sonsten/ wo das geschicht / heist es: Wo ihr nach dem Fleisch lebet/ so werdet ihr sterben müssen Rom. 8. v. 13. Und dahin gehen obangezogene Warnungen/ welche Weise und Wege zeigen/ wie wir in der Gnade Gottes beständig beharren mögen/ und mahnen ab von fleischlicher Sicherheit:
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/215>, abgerufen am 08.07.2024. |