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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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vorgehalten das Exempel Abrahams, welcher ein Vorbild und Vater ist aller Glaubigen; dan wie S. Paulus schreibt Rom. 4. v. 18. Er hat geglaubt/ und nicht gezweiffelt/ Er hat geglaubt auf Hoffnung da nichts zu hoffen war/ und er war nicht schwach im Glauben: Er zweiffelte nicht an der Verheissung GOttes durch Unglauben: sondern war starck im Glauben/ und gab GOtt die Ehre / und wuste aufs allergewissest/ daß/ was GOtt verheisset/ das kan Er auch thun. Es wird uns auch vorgehalten das Exempel Davids der da spricht: Guts und Barmhertzigkeit werden mir folgen mein Lebenlang/ Ps. 23. v. 6. Item HErr auff dich traue ich: Laß mich nimmermehr zu Schanden werden/ Ps. 3. v. I.

Gleichwie nun sonderbahre Personen ihrer beständigen Gewißheit halber hoch berühmt seyn in H. Schrifft: also können auch mit höchstem Ruhm gantze Christliche Gemeinden und Versammlungen sagen mit Ioanne: Wir wissen/ wan er erscheinen wird/ daß wir Ihm gleich seyn werden/ I. Ioh. 3. v. 2. Item v. 14. Wir wissen/ daß wir aus dem Todt in das Leben kommen seyn. Item v. 19. Daran erkennen wir/ daß wir aus der Warheit seyn/ und können unsre Hertzen für Ihm stillen/ daß/ so unser Hertz uns verdammet/ GOtt grösser ist dan unser Hertz.

Einrede der Papisten.

I. Was einer glaubet als eine Göttliche Warheit/ das muß von GOtt geoffenbahret seyn: Nun aber hat GOtt nirgend geoffenbahret/ daß dieser oder jener/ zum Exempel Luther, oder einer von seinem Anhang seye in der Gnaden GOttes: so kan auch keiner/ er seye Luther, oder wer er wolle/ glauben als eine Göttliche Warheit/ daß er seye in der Gnaden GOttes.

Antwort. Wie seynd die Papisten ietzund so scrupulös und eng-hertzig! da doch sonsten ihre Theologi als Cardinal Lugo, Pallavicinus, Suarez, Oviedo, Arriaga, Esparza, Haunoldus &c. in tract. de fide behaupten wollen/ es seye ein Glaubens-articul, daß ein jeder ins besonder rechtmässiger Weise regierender Pabst/ zum Exempel der ietzige Clemens XI. seye ein rechtmässiger Statthalter Christi: wie auch solches als eine Glaubens-Warheit den Papisten zu glauben hat auffgetrungen Pabst Martinus V. auf dem Concilio zu Costnitz. Und haben sie doch nur diesen ohnmächtigen Beweiß: Christus hat zu Petro gesagt: du bist der Felß/ ergo so ist Pabst Clemens XI. ein rechtmässiger Statthalter Christi. Wie soll dan nicht vielmehr einer getröstet und unwanckelbahr glauben können/ er seye in der Gnaden GOttes/ der da mit hertzlicher glaubiger Zuversicht sich auf GOttes Barmhertzigkeit und Christi Verdiensten lehnet/ und bloß darauf steuret/ da GOtt allen solchen Glaubigen seine Gnade so theur und mit einem Eydschwur hat zugesagt?

II. Luther kan sagen/ er habe eine solche glaubige Zuversicht zu GOtt/ Calvinus kan sagen/ er habe solche glaubige Zuversicht zu GOtt. Summa ein ieder kan solches sagen.

Antwort. Was dan mehr? Sagt doch Christus austrücklich Matt. 24. v. 23. Es werden Zeiten kommen/ daß man sagen werde sihe/ hie ist Christus/ oder da/ sihe er ist in der Wüsten / sihe er ist in der Kammer/ es bleibt dannoch Christus wo er ist/ der wahre Messias. So liegt auch nichts

vorgehalten das Exempel Abrahams, welcher ein Vorbild und Vater ist aller Glaubigen; dan wie S. Paulus schreibt Rom. 4. v. 18. Er hat geglaubt/ und nicht gezweiffelt/ Er hat geglaubt auf Hoffnung da nichts zu hoffen war/ und er war nicht schwach im Glauben: Er zweiffelte nicht an der Verheissung GOttes durch Unglauben: sondern war starck im Glauben/ und gab GOtt die Ehre / und wuste aufs allergewissest/ daß/ was GOtt verheisset/ das kan Er auch thun. Es wird uns auch vorgehalten das Exempel Davids der da spricht: Guts und Barmhertzigkeit werden mir folgen mein Lebenlang/ Ps. 23. v. 6. Item HErr auff dich traue ich: Laß mich nimmermehr zu Schanden werden/ Ps. 3. v. I.

Gleichwie nun sonderbahre Personen ihrer beständigen Gewißheit halber hoch berühmt seyn in H. Schrifft: also können auch mit höchstem Ruhm gantze Christliche Gemeinden und Versammlungen sagen mit Ioanne: Wir wissen/ wan er erscheinen wird/ daß wir Ihm gleich seyn werden/ I. Ioh. 3. v. 2. Item v. 14. Wir wissen/ daß wir aus dem Todt in das Leben kommen seyn. Item v. 19. Daran erkennen wir/ daß wir aus der Warheit seyn/ und können unsre Hertzen für Ihm stillen/ daß/ so unser Hertz uns verdammet/ GOtt grösser ist dan unser Hertz.

Einrede der Papisten.

I. Was einer glaubet als eine Göttliche Warheit/ das muß von GOtt geoffenbahret seyn: Nun aber hat GOtt nirgend geoffenbahret/ daß dieser oder jener/ zum Exempel Luther, oder einer von seinem Anhang seye in der Gnaden GOttes: so kan auch keiner/ er seye Luther, oder wer er wolle/ glauben als eine Göttliche Warheit/ daß er seye in der Gnaden GOttes.

Antwort. Wie seynd die Papisten ietzund so scrupulös und eng-hertzig! da doch sonsten ihre Theologi als Cardinal Lugo, Pallavicinus, Suarez, Oviedo, Arriaga, Esparza, Haunoldus &c. in tract. de fide behaupten wollen/ es seye ein Glaubens-articul, daß ein jeder ins besonder rechtmässiger Weise regierender Pabst/ zum Exempel der ietzige Clemens XI. seye ein rechtmässiger Statthalter Christi: wie auch solches als eine Glaubens-Warheit den Papisten zu glauben hat auffgetrungen Pabst Martinus V. auf dem Concilio zu Costnitz. Und haben sie doch nur diesen ohnmächtigen Beweiß: Christus hat zu Petro gesagt: du bist der Felß/ ergo so ist Pabst Clemens XI. ein rechtmässiger Statthalter Christi. Wie soll dan nicht vielmehr einer getröstet und unwanckelbahr glauben können/ er seye in der Gnaden GOttes/ der da mit hertzlicher glaubiger Zuversicht sich auf GOttes Barmhertzigkeit und Christi Verdiensten lehnet/ und bloß darauf steuret/ da GOtt allen solchen Glaubigen seine Gnade so theur und mit einem Eydschwur hat zugesagt?

II. Luther kan sagen/ er habe eine solche glaubige Zuversicht zu GOtt/ Calvinus kan sagen/ er habe solche glaubige Zuversicht zu GOtt. Summa ein ieder kan solches sagen.

Antwort. Was dan mehr? Sagt doch Christus austrücklich Matt. 24. v. 23. Es werden Zeiten kommen/ daß man sagen werde sihe/ hie ist Christus/ oder da/ sihe er ist in der Wüsten / sihe er ist in der Kammer/ es bleibt dannoch Christus wo er ist/ der wahre Messias. So liegt auch nichts

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        <p>Gleichwie nun sonderbahre Personen ihrer beständigen Gewißheit halber hoch berühmt seyn            in H. Schrifft: also können auch mit höchstem Ruhm gantze Christliche Gemeinden und            Versammlungen sagen mit Ioanne: Wir wissen/ wan er erscheinen wird/ daß wir Ihm gleich            seyn werden/ I. Ioh. 3. v. 2. Item v. 14. Wir wissen/ daß wir aus dem Todt in das Leben            kommen seyn. Item v. 19. Daran erkennen wir/ daß wir aus der Warheit seyn/ und können            unsre Hertzen für Ihm stillen/ daß/ so unser Hertz uns verdammet/ GOtt grösser ist dan            unser Hertz.</p>
        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Was einer glaubet als eine Göttliche Warheit/ das muß von GOtt geoffenbahret seyn:            Nun aber hat GOtt nirgend geoffenbahret/ daß dieser oder jener/ zum Exempel Luther, oder            einer von seinem Anhang seye in der Gnaden GOttes: so kan auch keiner/ er seye Luther,            oder wer er wolle/ glauben als eine Göttliche Warheit/ daß er seye in der Gnaden            GOttes.</p>
        <p>Antwort. Wie seynd die Papisten ietzund so scrupulös und eng-hertzig! da doch sonsten            ihre Theologi als Cardinal Lugo, Pallavicinus, Suarez, Oviedo, Arriaga, Esparza, Haunoldus            &amp;c. in tract. de fide behaupten wollen/ es seye ein Glaubens-articul, daß ein jeder            ins besonder rechtmässiger Weise regierender Pabst/ zum Exempel der ietzige Clemens XI.            seye ein rechtmässiger Statthalter Christi: wie auch solches als eine Glaubens-Warheit den            Papisten zu glauben hat auffgetrungen Pabst Martinus V. auf dem Concilio zu Costnitz. Und            haben sie doch nur diesen ohnmächtigen Beweiß: Christus hat zu Petro gesagt: du bist der            Felß/ ergo so ist Pabst Clemens XI. ein rechtmässiger Statthalter Christi. Wie soll dan            nicht vielmehr einer getröstet und unwanckelbahr glauben können/ er seye in der Gnaden            GOttes/ der da mit hertzlicher glaubiger Zuversicht sich auf GOttes Barmhertzigkeit und            Christi Verdiensten lehnet/ und bloß darauf steuret/ da GOtt allen solchen Glaubigen            seine Gnade so theur und mit einem Eydschwur hat zugesagt?</p>
        <p>II. Luther kan sagen/ er habe eine solche glaubige Zuversicht zu GOtt/ Calvinus kan            sagen/ er habe solche glaubige Zuversicht zu GOtt. Summa ein ieder kan solches sagen.</p>
        <p>Antwort. Was dan mehr? Sagt doch Christus austrücklich Matt. 24. v. 23. Es werden Zeiten            kommen/ daß man sagen werde sihe/ hie ist Christus/ oder da/ sihe er ist in der Wüsten           / sihe er ist in der Kammer/ es bleibt dannoch Christus wo er ist/ der wahre Messias. So            liegt auch nichts
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[193/0213] vorgehalten das Exempel Abrahams, welcher ein Vorbild und Vater ist aller Glaubigen; dan wie S. Paulus schreibt Rom. 4. v. 18. Er hat geglaubt/ und nicht gezweiffelt/ Er hat geglaubt auf Hoffnung da nichts zu hoffen war/ und er war nicht schwach im Glauben: Er zweiffelte nicht an der Verheissung GOttes durch Unglauben: sondern war starck im Glauben/ und gab GOtt die Ehre / und wuste aufs allergewissest/ daß/ was GOtt verheisset/ das kan Er auch thun. Es wird uns auch vorgehalten das Exempel Davids der da spricht: Guts und Barmhertzigkeit werden mir folgen mein Lebenlang/ Ps. 23. v. 6. Item HErr auff dich traue ich: Laß mich nimmermehr zu Schanden werden/ Ps. 3. v. I. Gleichwie nun sonderbahre Personen ihrer beständigen Gewißheit halber hoch berühmt seyn in H. Schrifft: also können auch mit höchstem Ruhm gantze Christliche Gemeinden und Versammlungen sagen mit Ioanne: Wir wissen/ wan er erscheinen wird/ daß wir Ihm gleich seyn werden/ I. Ioh. 3. v. 2. Item v. 14. Wir wissen/ daß wir aus dem Todt in das Leben kommen seyn. Item v. 19. Daran erkennen wir/ daß wir aus der Warheit seyn/ und können unsre Hertzen für Ihm stillen/ daß/ so unser Hertz uns verdammet/ GOtt grösser ist dan unser Hertz. Einrede der Papisten. I. Was einer glaubet als eine Göttliche Warheit/ das muß von GOtt geoffenbahret seyn: Nun aber hat GOtt nirgend geoffenbahret/ daß dieser oder jener/ zum Exempel Luther, oder einer von seinem Anhang seye in der Gnaden GOttes: so kan auch keiner/ er seye Luther, oder wer er wolle/ glauben als eine Göttliche Warheit/ daß er seye in der Gnaden GOttes. Antwort. Wie seynd die Papisten ietzund so scrupulös und eng-hertzig! da doch sonsten ihre Theologi als Cardinal Lugo, Pallavicinus, Suarez, Oviedo, Arriaga, Esparza, Haunoldus &c. in tract. de fide behaupten wollen/ es seye ein Glaubens-articul, daß ein jeder ins besonder rechtmässiger Weise regierender Pabst/ zum Exempel der ietzige Clemens XI. seye ein rechtmässiger Statthalter Christi: wie auch solches als eine Glaubens-Warheit den Papisten zu glauben hat auffgetrungen Pabst Martinus V. auf dem Concilio zu Costnitz. Und haben sie doch nur diesen ohnmächtigen Beweiß: Christus hat zu Petro gesagt: du bist der Felß/ ergo so ist Pabst Clemens XI. ein rechtmässiger Statthalter Christi. Wie soll dan nicht vielmehr einer getröstet und unwanckelbahr glauben können/ er seye in der Gnaden GOttes/ der da mit hertzlicher glaubiger Zuversicht sich auf GOttes Barmhertzigkeit und Christi Verdiensten lehnet/ und bloß darauf steuret/ da GOtt allen solchen Glaubigen seine Gnade so theur und mit einem Eydschwur hat zugesagt? II. Luther kan sagen/ er habe eine solche glaubige Zuversicht zu GOtt/ Calvinus kan sagen/ er habe solche glaubige Zuversicht zu GOtt. Summa ein ieder kan solches sagen. Antwort. Was dan mehr? Sagt doch Christus austrücklich Matt. 24. v. 23. Es werden Zeiten kommen/ daß man sagen werde sihe/ hie ist Christus/ oder da/ sihe er ist in der Wüsten / sihe er ist in der Kammer/ es bleibt dannoch Christus wo er ist/ der wahre Messias. So liegt auch nichts

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/213>, abgerufen am 27.11.2024.