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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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ben/ Joh. 3. v. 14. Wer an mich glaubet/ hat das ewige Leben/ Joh. 6. v. 47. Glaube an den HErrn JEsum/ so wirst du selig/ act. 16. v. 31. Die Gerechtigkeit kommt durch den Glauben an JEsum Christum/ Rom. 3. v. 22. Wir wissen daß der Mensch gerecht wird durch den Glauben an JEsum Christum/ Gal. 2. v. 16. Und an unzähligen Orten mehr/ daß sich also allwegen der rechtfertigende Glaube auf Christum gründen und lehnen muß.

Einrede der Papisten.

I. Der Glaube ist eine Gabe GOttes: nun aber seynd die Gaben besondere qualitäten und Tugenden in denen so damit begabet seyn/ derowegen so ist der Glaube eine qualität und Tugend.

Antwort. Daß der rechtfertigende Glaube seye eine Gabe GOttes/ gestehet man willig/ dan Christus spricht: Es kan niemand zu mir kommen/ es seye dan/ daß ihn ziehe der Vater der mich gesandt hat/ Joh. 6. v. 44. Item daselbst v. 65. Niemand kan zu mir kommen/ es seye dan ihm von meinem Vater gegeben. So spricht auch Paulus: Aus Gnaden seyd ihr selig worden durch den Glauben/ und dasselbige nicht aus euch: GOttes Gabe ist es/ Eph. 2. v. 8. Daß aber in der Seelen solle gefunden werden eine todte eingegossene qualität oder Gabe des Glaubens (welche von den Papisten genennet wird habitus infusus fidei, und von dem Concilio zu Trident sess 6. c. 6. II. zuglauben auffgetrungen ist) durch dessen Krafft des Menschen Verstand blößhin übe einen Beyfall deren Sachen/ die GOtt geoffenbahret hat: wie auch daß der glaubige Beyfall der göttlichen Warheiten seye ein verdienstliches Werck / wodurch man die Gerechtigkeit könne erwerben/ solches verwirfft man billig als ein unnützes Pfaffen-Gedicht. So wird dan der Glaube in der Schrifft dergestalt eine Gabe genennet/ dieweil er nemlich aus Gnaden durch eine göttliche Erleuchtung des Verstandes und Antrieb des Willens den Menschen geschencket wird/ und wan nun derselbige geschenckte Glaube soll gerecht und selig machen/ so muß er nicht angesehen werden als ein natürlich oder übernatürlich oder auch verdienstliches Werck: sondern wie er sich auf Christum gründet/ und Ihn sampt seinen Wolthaten fasset/ und ergreiffet. Also und anderst nicht erkläret es die Schrifft selbst: darbey man es auch läst bewenden.

II. Wird doch der Glaube ein Werck genennet Joh. 6. v. 29. Das ist GOttes Werck/ daß ihr an den glaubet/ den er gesandt hat. Derowegen so machet er als ein Werck gerecht und selig.

Antwort. Es ist alhier nicht die Haupt-Frage/ ob nicht der Glaube könne einiger massen ein Werck genennt werden: und GOttes Werck oder Gabe in uns seye: sondern der Streit ist von den anderen guten Wercken der Glaubigen/ ob selbige rechtfertigen/ und wie man den Glauben in dem Handel der Rechtfertigung ansehen müsse: nemlich ob er anzusehen als ein verdienstlich Werck/ oder aber als bloß wie er sich auf Christum gründet. Hierauff wollen wir uns Bescheids erhohlen aus dem eingeführten Zeugnüß so aus dem Joanne genommen ist / und also lautet: Das ist GOttes Werck/ daß ihr an den glaubet/ den er gesandt hat. Hier hören wir/ daß der Glaube dergestalt GOttes Werck genennet werde/ so fern und wie er sich auf Christum grün-

ben/ Joh. 3. v. 14. Wer an mich glaubet/ hat das ewige Leben/ Joh. 6. v. 47. Glaube an den HErrn JEsum/ so wirst du selig/ act. 16. v. 31. Die Gerechtigkeit kommt durch den Glauben an JEsum Christum/ Rom. 3. v. 22. Wir wissen daß der Mensch gerecht wird durch den Glauben an JEsum Christum/ Gal. 2. v. 16. Und an unzähligen Orten mehr/ daß sich also allwegen der rechtfertigende Glaube auf Christum gründen und lehnen muß.

Einrede der Papisten.

I. Der Glaube ist eine Gabe GOttes: nun aber seynd die Gaben besondere qualitäten und Tugenden in denen so damit begabet seyn/ derowegen so ist der Glaube eine qualität und Tugend.

Antwort. Daß der rechtfertigende Glaube seye eine Gabe GOttes/ gestehet man willig/ dan Christus spricht: Es kan niemand zu mir kommen/ es seye dan/ daß ihn ziehe der Vater der mich gesandt hat/ Joh. 6. v. 44. Item daselbst v. 65. Niemand kan zu mir kommen/ es seye dan ihm von meinem Vater gegeben. So spricht auch Paulus: Aus Gnaden seyd ihr selig worden durch den Glauben/ und dasselbige nicht aus euch: GOttes Gabe ist es/ Eph. 2. v. 8. Daß aber in der Seelen solle gefunden werden eine todte eingegossene qualität oder Gabe des Glaubens (welche von den Papisten genennet wird habitus infusus fidei, und von dem Concilio zu Trident sess 6. c. 6. II. zuglauben auffgetrungen ist) durch dessen Krafft des Menschen Verstand blößhin übe einen Beyfall deren Sachen/ die GOtt geoffenbahret hat: wie auch daß der glaubige Beyfall der göttlichen Warheiten seye ein verdienstliches Werck / wodurch man die Gerechtigkeit könne erwerben/ solches verwirfft man billig als ein unnützes Pfaffen-Gedicht. So wird dan der Glaube in der Schrifft dergestalt eine Gabe genennet/ dieweil er nemlich aus Gnaden durch eine göttliche Erleuchtung des Verstandes und Antrieb des Willens den Menschen geschencket wird/ und wan nun derselbige geschenckte Glaube soll gerecht und selig machen/ so muß er nicht angesehen werden als ein natürlich oder übernatürlich oder auch verdienstliches Werck: sondern wie er sich auf Christum gründet/ und Ihn sampt seinen Wolthaten fasset/ und ergreiffet. Also und anderst nicht erkläret es die Schrifft selbst: darbey man es auch läst bewenden.

II. Wird doch der Glaube ein Werck genennet Joh. 6. v. 29. Das ist GOttes Werck/ daß ihr an den glaubet/ den er gesandt hat. Derowegen so machet er als ein Werck gerecht und selig.

Antwort. Es ist alhier nicht die Haupt-Frage/ ob nicht der Glaube könne einiger massen ein Werck genennt werden: und GOttes Werck oder Gabe in uns seye: sondern der Streit ist von den anderen guten Wercken der Glaubigen/ ob selbige rechtfertigen/ und wie man den Glauben in dem Handel der Rechtfertigung ansehen müsse: nemlich ob er anzusehen als ein verdienstlich Werck/ oder aber als bloß wie er sich auf Christum gründet. Hierauff wollen wir uns Bescheids erhohlen aus dem eingeführten Zeugnüß so aus dem Joanne genommen ist / und also lautet: Das ist GOttes Werck/ daß ihr an den glaubet/ den er gesandt hat. Hier hören wir/ daß der Glaube dergestalt GOttes Werck genennet werde/ so fern und wie er sich auf Christum grün-

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        <p>Einrede der Papisten.</p>
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        <p>Antwort. Daß der rechtfertigende Glaube seye eine Gabe GOttes/ gestehet man willig/ dan            Christus spricht: Es kan niemand zu mir kommen/ es seye dan/ daß ihn ziehe der Vater der            mich gesandt hat/ Joh. 6. v. 44. Item daselbst v. 65. Niemand kan zu mir kommen/ es seye            dan ihm von meinem Vater gegeben. So spricht auch Paulus: Aus Gnaden seyd ihr selig worden            durch den Glauben/ und dasselbige nicht aus euch: GOttes Gabe ist es/ Eph. 2. v. 8. Daß            aber in der Seelen solle gefunden werden eine todte eingegossene qualität oder Gabe des            Glaubens (welche von den Papisten genennet wird habitus infusus fidei, und von dem            Concilio zu Trident sess 6. c. 6. II. zuglauben auffgetrungen ist) durch dessen Krafft des            Menschen Verstand blößhin übe einen Beyfall deren Sachen/ die GOtt geoffenbahret hat: wie            auch daß der glaubige Beyfall der göttlichen Warheiten seye ein verdienstliches Werck /            wodurch man die Gerechtigkeit könne erwerben/ solches verwirfft man billig als ein            unnützes Pfaffen-Gedicht. So wird dan der Glaube in der Schrifft dergestalt eine Gabe            genennet/ dieweil er nemlich aus Gnaden durch eine göttliche Erleuchtung des Verstandes            und Antrieb des Willens den Menschen geschencket wird/ und wan nun derselbige geschenckte            Glaube soll gerecht und selig machen/ so muß er nicht angesehen werden als ein natürlich            oder übernatürlich oder auch verdienstliches Werck: sondern wie er sich auf Christum            gründet/ und Ihn sampt seinen Wolthaten fasset/ und ergreiffet. Also und anderst nicht            erkläret es die Schrifft selbst: darbey man es auch läst bewenden.</p>
        <p>II. Wird doch der Glaube ein Werck genennet Joh. 6. v. 29. Das ist GOttes Werck/ daß ihr            an den glaubet/ den er gesandt hat. Derowegen so machet er als ein Werck gerecht und            selig.</p>
        <p>Antwort. Es ist alhier nicht die Haupt-Frage/ ob nicht der Glaube könne einiger massen            ein Werck genennt werden: und GOttes Werck oder Gabe in uns seye: sondern der Streit ist            von den anderen guten Wercken der Glaubigen/ ob selbige rechtfertigen/ und wie man den            Glauben in dem Handel der Rechtfertigung ansehen müsse: nemlich ob er anzusehen als ein            verdienstlich Werck/ oder aber als bloß wie er sich auf Christum gründet. Hierauff wollen            wir uns Bescheids erhohlen aus dem eingeführten Zeugnüß so aus dem Joanne genommen ist /            und also lautet: Das ist GOttes Werck/ daß ihr an den glaubet/ den er gesandt hat. Hier            hören wir/ daß der Glaube dergestalt GOttes Werck genennet werde/ so fern und wie er            sich auf Christum grün-
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[184/0204] ben/ Joh. 3. v. 14. Wer an mich glaubet/ hat das ewige Leben/ Joh. 6. v. 47. Glaube an den HErrn JEsum/ so wirst du selig/ act. 16. v. 31. Die Gerechtigkeit kommt durch den Glauben an JEsum Christum/ Rom. 3. v. 22. Wir wissen daß der Mensch gerecht wird durch den Glauben an JEsum Christum/ Gal. 2. v. 16. Und an unzähligen Orten mehr/ daß sich also allwegen der rechtfertigende Glaube auf Christum gründen und lehnen muß. Einrede der Papisten. I. Der Glaube ist eine Gabe GOttes: nun aber seynd die Gaben besondere qualitäten und Tugenden in denen so damit begabet seyn/ derowegen so ist der Glaube eine qualität und Tugend. Antwort. Daß der rechtfertigende Glaube seye eine Gabe GOttes/ gestehet man willig/ dan Christus spricht: Es kan niemand zu mir kommen/ es seye dan/ daß ihn ziehe der Vater der mich gesandt hat/ Joh. 6. v. 44. Item daselbst v. 65. Niemand kan zu mir kommen/ es seye dan ihm von meinem Vater gegeben. So spricht auch Paulus: Aus Gnaden seyd ihr selig worden durch den Glauben/ und dasselbige nicht aus euch: GOttes Gabe ist es/ Eph. 2. v. 8. Daß aber in der Seelen solle gefunden werden eine todte eingegossene qualität oder Gabe des Glaubens (welche von den Papisten genennet wird habitus infusus fidei, und von dem Concilio zu Trident sess 6. c. 6. II. zuglauben auffgetrungen ist) durch dessen Krafft des Menschen Verstand blößhin übe einen Beyfall deren Sachen/ die GOtt geoffenbahret hat: wie auch daß der glaubige Beyfall der göttlichen Warheiten seye ein verdienstliches Werck / wodurch man die Gerechtigkeit könne erwerben/ solches verwirfft man billig als ein unnützes Pfaffen-Gedicht. So wird dan der Glaube in der Schrifft dergestalt eine Gabe genennet/ dieweil er nemlich aus Gnaden durch eine göttliche Erleuchtung des Verstandes und Antrieb des Willens den Menschen geschencket wird/ und wan nun derselbige geschenckte Glaube soll gerecht und selig machen/ so muß er nicht angesehen werden als ein natürlich oder übernatürlich oder auch verdienstliches Werck: sondern wie er sich auf Christum gründet/ und Ihn sampt seinen Wolthaten fasset/ und ergreiffet. Also und anderst nicht erkläret es die Schrifft selbst: darbey man es auch läst bewenden. II. Wird doch der Glaube ein Werck genennet Joh. 6. v. 29. Das ist GOttes Werck/ daß ihr an den glaubet/ den er gesandt hat. Derowegen so machet er als ein Werck gerecht und selig. Antwort. Es ist alhier nicht die Haupt-Frage/ ob nicht der Glaube könne einiger massen ein Werck genennt werden: und GOttes Werck oder Gabe in uns seye: sondern der Streit ist von den anderen guten Wercken der Glaubigen/ ob selbige rechtfertigen/ und wie man den Glauben in dem Handel der Rechtfertigung ansehen müsse: nemlich ob er anzusehen als ein verdienstlich Werck/ oder aber als bloß wie er sich auf Christum gründet. Hierauff wollen wir uns Bescheids erhohlen aus dem eingeführten Zeugnüß so aus dem Joanne genommen ist / und also lautet: Das ist GOttes Werck/ daß ihr an den glaubet/ den er gesandt hat. Hier hören wir/ daß der Glaube dergestalt GOttes Werck genennet werde/ so fern und wie er sich auf Christum grün-

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/204>, abgerufen am 22.11.2024.