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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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ihm aus Gnaden belohnet/ keines weges aber die Gerechtigkeit und ewiges Leben dadurch verdienet werden. Dan da bleibt es bey dem Spruch Petri: Ihr wisset/ daß ihr nicht erloset seyd mit vergänglichem Silber oder Gold (darunter dan auch die Allmosen gehören) sondern mit dem theuren Blut Christi/ I. Pet. I. v. 18.

XIX. Spricht doch Christus: Gebt Allmosen: sihe so ist euch alles rein/ Luc. II. v. 41. So kan man ja durch die Allmosen als ein gutes Werck sich und sein Gewissen für GOtt reinigen/ und also die Rechtfertigung und Seligkeit verdienen.

Antwort. Christus redet daselbsten zu den Heuchlerischen Pharisäeren/ welche in threm Sinn auf Christum höhnische Gedancken führten/ aus Ursachen/ daß er sich nicht vor dem Essen gewaschen hätte: gibt ihnen derowegen einen Verweiß/ daß sie sich nur als Schein-heiligen äusserlich fein und sauber stelleten: aber ihr einwendiges seye voll Raubs und Boßheit. Er setzet dannoch hinzu sie solten Allmosen geben/ dan hätte man auch ein äusserliches Prob-Stück daß sie innerlich nicht so boßhafftig beschaffen wären: sondern den wahren Glauben hätten/ der durch die Liebe thätig ist Gal. 5. v. 6. Und folgens keiner äusserlichen Hand-wäschung bedörfftig wären. Dis ist ja noch weit entfernet vom Verdienst der Rechtfertigung und ewiger Seligkeit. So glaube ich auch doch ohne dem nicht / daß ein Papist so vermessen seyn wolte/ daß er sich unterstehen und unterwinden wolte zu behaupten/ daß bloß durch die Allmosen das gantze Gewissen solte gereiniget seyn/ und der Himmel offen stehen/ weilen der Apostel Paulus den klaren Ausspruch macht I. Cor. 13. v. 3. Wan ich alle meine Haabe den Armen gäbe/ und hätte die Liebe nicht/ so wäre mirs nichts nutze.

XX. Spricht doch Paulus: Nicht die das Gesetz hören/ sondern die das Gesetz thuen werden gerecht/ Rom. 2. v. 13. So kommt ja die Gerechtigkeit aus dem Gesetz und guten Wercken.

Antwort. Es ist Pauli Meinung gantz und gar nicht/ daß man in den Wercken des Gesetzes die Gerechtigkeit suchen solle; sondern nachdem ers mit den Juden zu schaffen hatte / welche mit dem Gesetz hoch daher prangeten Rom. 2. v. 17. und darauff trungen/ man müsse die Gerechtigkeit im Gesetz suchen/ da sie doch dasselbige nicht hielten/ noch auch halten konten/ so will er demnach so viel zu ihnen sagen: Wohlan wan ihr ja wöllet die Gerechtigkeit in dem Gesetz suchen/ so müsset ihr auch darneben wissen/ daß es damit nicht ausgerichtet seye/ wan einer viel von dem Gesetz schwetzen und rühmen kan: sondern es will auch gantz vollkommentlich gehalten seyn. Er zeiget ihnen aber auch zugleich an / daß keiner weder unter den Juden noch Griechen zu finden seye/ welcher das Gesetz vollkommentlich halten könne/ inmassen er dasselbige ausführlich beweiset Rom. 3. v. 9. 20. 23. &c. Wan dan nun eurer Meinung nach (will Paulus sagen) die Gerechtigkeit in dem Gesetz sollte gesucht werden/ und aber kein Mensch dasselbige halten kan/ so würde ja durchaus kein Mensch selig werden. Wie er dan dessenthalben spricht Gal. 3. v. 10. Die mit des Gesetzes Wercken umgehen/ die seynd unter dem Fluch: dan es steht geschrieben: verflucht sey iederman der nicht bleibet in allem dem das geschrieben stehet in dem Buch des Gesetzes daß ers thue/ das ist: Ein ieder der sich durch die Haltung des Gesetzes rechtfertigen und selig zu werden suchet/ und aber solche Haltung ihm unmöglich ist/ der gibt sich selbsten unter den Fluch und Vermaledeyung GOttes.

ihm aus Gnaden belohnet/ keines weges aber die Gerechtigkeit und ewiges Leben dadurch verdienet werden. Dan da bleibt es bey dem Spruch Petri: Ihr wisset/ daß ihr nicht erloset seyd mit vergänglichem Silber oder Gold (darunter dan auch die Allmosen gehören) sondern mit dem theuren Blut Christi/ I. Pet. I. v. 18.

XIX. Spricht doch Christus: Gebt Allmosen: sihe so ist euch alles rein/ Luc. II. v. 41. So kan man ja durch die Allmosen als ein gutes Werck sich und sein Gewissen für GOtt reinigen/ und also die Rechtfertigung und Seligkeit verdienen.

Antwort. Christus redet daselbsten zu den Heuchlerischen Pharisäeren/ welche in threm Sinn auf Christum höhnische Gedancken führten/ aus Ursachen/ daß er sich nicht vor dem Essen gewaschen hätte: gibt ihnen derowegen einen Verweiß/ daß sie sich nur als Schein-heiligen äusserlich fein und sauber stelleten: aber ihr einwendiges seye voll Raubs und Boßheit. Er setzet dannoch hinzu sie solten Allmosen geben/ dan hätte man auch ein äusserliches Prob-Stück daß sie innerlich nicht so boßhafftig beschaffen wären: sondern den wahren Glauben hätten/ der durch die Liebe thätig ist Gal. 5. v. 6. Und folgens keiner äusserlichen Hand-wäschung bedörfftig wären. Dis ist ja noch weit entfernet vom Verdienst der Rechtfertigung und ewiger Seligkeit. So glaube ich auch doch ohne dem nicht / daß ein Papist so vermessen seyn wolte/ daß er sich unterstehen und unterwinden wolte zu behaupten/ daß bloß durch die Allmosen das gantze Gewissen solte gereiniget seyn/ und der Himmel offen stehen/ weilen der Apostel Paulus den klaren Ausspruch macht I. Cor. 13. v. 3. Wan ich alle meine Haabe den Armen gäbe/ und hätte die Liebe nicht/ so wäre mirs nichts nutze.

XX. Spricht doch Paulus: Nicht die das Gesetz hören/ sondern die das Gesetz thuen werden gerecht/ Rom. 2. v. 13. So kommt ja die Gerechtigkeit aus dem Gesetz und guten Wercken.

Antwort. Es ist Pauli Meinung gantz und gar nicht/ daß man in den Wercken des Gesetzes die Gerechtigkeit suchen solle; sondern nachdem ers mit den Juden zu schaffen hatte / welche mit dem Gesetz hoch daher prangeten Rom. 2. v. 17. und darauff trungen/ man müsse die Gerechtigkeit im Gesetz suchen/ da sie doch dasselbige nicht hielten/ noch auch halten konten/ so will er demnach so viel zu ihnen sagen: Wohlan wan ihr ja wöllet die Gerechtigkeit in dem Gesetz suchen/ so müsset ihr auch darneben wissen/ daß es damit nicht ausgerichtet seye/ wan einer viel von dem Gesetz schwetzen und rühmen kan: sondern es will auch gantz vollkommentlich gehalten seyn. Er zeiget ihnen aber auch zugleich an / daß keiner weder unter den Juden noch Griechen zu finden seye/ welcher das Gesetz vollkommentlich halten könne/ inmassen er dasselbige ausführlich beweiset Rom. 3. v. 9. 20. 23. &c. Wan dan nun eurer Meinung nach (will Paulus sagen) die Gerechtigkeit in dem Gesetz sollte gesucht werden/ und aber kein Mensch dasselbige halten kan/ so würde ja durchaus kein Mensch selig werden. Wie er dan dessenthalben spricht Gal. 3. v. 10. Die mit des Gesetzes Wercken umgehen/ die seynd unter dem Fluch: dan es steht geschrieben: verflucht sey iederman der nicht bleibet in allem dem das geschrieben stehet in dem Buch des Gesetzes daß ers thue/ das ist: Ein ieder der sich durch die Haltung des Gesetzes rechtfertigen und selig zu werden suchet/ und aber solche Haltung ihm unmöglich ist/ der gibt sich selbsten unter den Fluch und Vermaledeyung GOttes.

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ihm aus Gnaden belohnet/ keines weges aber die            Gerechtigkeit und ewiges Leben dadurch verdienet werden. Dan da bleibt es bey dem Spruch            Petri: Ihr wisset/ daß ihr nicht erloset seyd mit vergänglichem Silber oder Gold            (darunter dan auch die Allmosen gehören) sondern mit dem theuren Blut Christi/ I. Pet. I.            v. 18.</p>
        <p>XIX. Spricht doch Christus: Gebt Allmosen: sihe so ist euch alles rein/ Luc. II. v. 41.            So kan man ja durch die Allmosen als ein gutes Werck sich und sein Gewissen für GOtt            reinigen/ und also die Rechtfertigung und Seligkeit verdienen.</p>
        <p>Antwort. Christus redet daselbsten zu den Heuchlerischen Pharisäeren/ welche in threm            Sinn auf Christum höhnische Gedancken führten/ aus Ursachen/ daß er sich nicht vor dem            Essen gewaschen hätte: gibt ihnen derowegen einen Verweiß/ daß sie sich nur als            Schein-heiligen äusserlich fein und sauber stelleten: aber ihr einwendiges seye voll Raubs            und Boßheit. Er setzet dannoch hinzu sie solten Allmosen geben/ dan hätte man auch ein            äusserliches Prob-Stück daß sie innerlich nicht so boßhafftig beschaffen wären: sondern            den wahren Glauben hätten/ der durch die Liebe thätig ist Gal. 5. v. 6. Und folgens            keiner äusserlichen Hand-wäschung bedörfftig wären. Dis ist ja noch weit entfernet vom            Verdienst der Rechtfertigung und ewiger Seligkeit. So glaube ich auch doch ohne dem nicht           / daß ein Papist so vermessen seyn wolte/ daß er sich unterstehen und unterwinden wolte            zu behaupten/ daß bloß durch die Allmosen das gantze Gewissen solte gereiniget seyn/ und            der Himmel offen stehen/ weilen der Apostel Paulus den klaren Ausspruch macht I. Cor. 13.            v. 3. Wan ich alle meine Haabe den Armen gäbe/ und hätte die Liebe nicht/ so wäre mirs            nichts nutze.</p>
        <p>XX. Spricht doch Paulus: Nicht die das Gesetz hören/ sondern die das Gesetz thuen werden            gerecht/ Rom. 2. v. 13. So kommt ja die Gerechtigkeit aus dem Gesetz und guten            Wercken.</p>
        <p>Antwort. Es ist Pauli Meinung gantz und gar nicht/ daß man in den Wercken des Gesetzes            die Gerechtigkeit suchen solle; sondern nachdem ers mit den Juden zu schaffen hatte /            welche mit dem Gesetz hoch daher prangeten Rom. 2. v. 17. und darauff trungen/ man müsse            die Gerechtigkeit im Gesetz suchen/ da sie doch dasselbige nicht hielten/ noch auch            halten konten/ so will er demnach so viel zu ihnen sagen: Wohlan wan ihr ja wöllet die            Gerechtigkeit in dem Gesetz suchen/ so müsset ihr auch darneben wissen/ daß es damit            nicht ausgerichtet seye/ wan einer viel von dem Gesetz schwetzen und rühmen kan: sondern            es will auch gantz vollkommentlich gehalten seyn. Er zeiget ihnen aber auch zugleich an /            daß keiner weder unter den Juden noch Griechen zu finden seye/ welcher das Gesetz            vollkommentlich halten könne/ inmassen er dasselbige ausführlich beweiset Rom. 3. v. 9.            20. 23. &amp;c. Wan dan nun eurer Meinung nach (will Paulus sagen) die Gerechtigkeit in            dem Gesetz sollte gesucht werden/ und aber kein Mensch dasselbige halten kan/ so würde            ja durchaus kein Mensch selig werden. Wie er dan dessenthalben spricht Gal. 3. v. 10. Die            mit des Gesetzes Wercken umgehen/ die seynd unter dem Fluch: dan es steht geschrieben:            verflucht sey iederman der nicht bleibet in allem dem das geschrieben stehet in dem Buch            des Gesetzes daß ers thue/ das ist: Ein ieder der sich durch die Haltung des Gesetzes            rechtfertigen und selig zu werden suchet/ und aber solche Haltung ihm unmöglich ist/ der            gibt sich selbsten unter den Fluch und Vermaledeyung GOttes.</p>
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[167/0187] ihm aus Gnaden belohnet/ keines weges aber die Gerechtigkeit und ewiges Leben dadurch verdienet werden. Dan da bleibt es bey dem Spruch Petri: Ihr wisset/ daß ihr nicht erloset seyd mit vergänglichem Silber oder Gold (darunter dan auch die Allmosen gehören) sondern mit dem theuren Blut Christi/ I. Pet. I. v. 18. XIX. Spricht doch Christus: Gebt Allmosen: sihe so ist euch alles rein/ Luc. II. v. 41. So kan man ja durch die Allmosen als ein gutes Werck sich und sein Gewissen für GOtt reinigen/ und also die Rechtfertigung und Seligkeit verdienen. Antwort. Christus redet daselbsten zu den Heuchlerischen Pharisäeren/ welche in threm Sinn auf Christum höhnische Gedancken führten/ aus Ursachen/ daß er sich nicht vor dem Essen gewaschen hätte: gibt ihnen derowegen einen Verweiß/ daß sie sich nur als Schein-heiligen äusserlich fein und sauber stelleten: aber ihr einwendiges seye voll Raubs und Boßheit. Er setzet dannoch hinzu sie solten Allmosen geben/ dan hätte man auch ein äusserliches Prob-Stück daß sie innerlich nicht so boßhafftig beschaffen wären: sondern den wahren Glauben hätten/ der durch die Liebe thätig ist Gal. 5. v. 6. Und folgens keiner äusserlichen Hand-wäschung bedörfftig wären. Dis ist ja noch weit entfernet vom Verdienst der Rechtfertigung und ewiger Seligkeit. So glaube ich auch doch ohne dem nicht / daß ein Papist so vermessen seyn wolte/ daß er sich unterstehen und unterwinden wolte zu behaupten/ daß bloß durch die Allmosen das gantze Gewissen solte gereiniget seyn/ und der Himmel offen stehen/ weilen der Apostel Paulus den klaren Ausspruch macht I. Cor. 13. v. 3. Wan ich alle meine Haabe den Armen gäbe/ und hätte die Liebe nicht/ so wäre mirs nichts nutze. XX. Spricht doch Paulus: Nicht die das Gesetz hören/ sondern die das Gesetz thuen werden gerecht/ Rom. 2. v. 13. So kommt ja die Gerechtigkeit aus dem Gesetz und guten Wercken. Antwort. Es ist Pauli Meinung gantz und gar nicht/ daß man in den Wercken des Gesetzes die Gerechtigkeit suchen solle; sondern nachdem ers mit den Juden zu schaffen hatte / welche mit dem Gesetz hoch daher prangeten Rom. 2. v. 17. und darauff trungen/ man müsse die Gerechtigkeit im Gesetz suchen/ da sie doch dasselbige nicht hielten/ noch auch halten konten/ so will er demnach so viel zu ihnen sagen: Wohlan wan ihr ja wöllet die Gerechtigkeit in dem Gesetz suchen/ so müsset ihr auch darneben wissen/ daß es damit nicht ausgerichtet seye/ wan einer viel von dem Gesetz schwetzen und rühmen kan: sondern es will auch gantz vollkommentlich gehalten seyn. Er zeiget ihnen aber auch zugleich an / daß keiner weder unter den Juden noch Griechen zu finden seye/ welcher das Gesetz vollkommentlich halten könne/ inmassen er dasselbige ausführlich beweiset Rom. 3. v. 9. 20. 23. &c. Wan dan nun eurer Meinung nach (will Paulus sagen) die Gerechtigkeit in dem Gesetz sollte gesucht werden/ und aber kein Mensch dasselbige halten kan/ so würde ja durchaus kein Mensch selig werden. Wie er dan dessenthalben spricht Gal. 3. v. 10. Die mit des Gesetzes Wercken umgehen/ die seynd unter dem Fluch: dan es steht geschrieben: verflucht sey iederman der nicht bleibet in allem dem das geschrieben stehet in dem Buch des Gesetzes daß ers thue/ das ist: Ein ieder der sich durch die Haltung des Gesetzes rechtfertigen und selig zu werden suchet/ und aber solche Haltung ihm unmöglich ist/ der gibt sich selbsten unter den Fluch und Vermaledeyung GOttes.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/187>, abgerufen am 24.11.2024.