Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.seines ungerechten Verfahrens und Unvermögenheit zu erinneren: inmassen er dan aus sein ruhmsüchtiges Fürgeben er habe alles gehalten von Jugend auf/ ihm zu erkennen gibt seine Schwachheit/ da er zu ihm sagt/ er solle alles verkauffen und den Armen geben/ ihn hiermit zu erinneren/ wie gar weit es ihm noch mangele an der vollkommenen Erfüllung der Geboten Gottes/ den er schuldig seye zu lieben aus gantzer Seele/ aus allen Kräfften / und bereit seyn wo es die Noht und Ehr GOttes erfordert/ alles zu verlassen. Hätte demnach dieser Jüngling als ein Werckheiliger nicht gefraget was er thun sollte: sondern bloß hin durch welches Mittel er sollte die Seligkeit erlangen: so hatte er die Antwort bekommen so Christus anderswo gnugsam ertheilet/ er solle glauben an Christum. XIII. Christus spricht Matt. 7. Es werden nicht alle die zu mir sagen HErr HErr in das Himmelreich kommen: sondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel. Derowegen so muß man durch das Thuen/ und also durch gute Wercke selig werden. Antwort. Wir sollen den Willen des Vaters thun: was aber bis für ein Wille seye/ spricht Christus Joh. 6. v. 40. Das ist aber der Will des Vaters/ daß wer den Sohn sihet und glaubt an ihn/ habe das ewige Leben. Will also der Vater/ daß wir an seinen Sohn glauben / und durch den Glauben das ewige Leben erlangen. Zum anderen/ so wissen wir gar wohl / und lehren auch mit Christo/ daß nicht alle die zu ihm sagen werden HErr HErr/ in das Himmelreich kommen werden/ das ist: welche zwar viel Rühmens machen von dem Glauben an Christum/ und doch keine gute Wercke üben: dan selbige haben keinen seligmachenden Glauben/ weilen er durch die Liebe nicht thätig ist/ Gal. 5. v. 6. Sie seynd Schein- und Maul-Christen/ und können auch durch solchen iyren Schein-Glauben nicht selig werden. Es folget aber daraus nicht/ daß wir durch gute Wercke das ewige Leben solten verdienen: dan wir werden aus Gnaden selig/ und nicht aus den Wercken/ auf daß sich nicht iemand rühme / Eph. 2. v. 8. XIV. Spricht doch Paulus: Schaffet oder wircket daß ihr selig werdet mit Forcht und Zitteren/ Philip. 2. v. 12. Müssen wir derowegen durch gute Wercke die Seligkeit verdienen. Antwort. S. Paulus redet alda von dem gottseligen Tugend-Wandel oder neuem Gehorsam der durch den Glauben gerechtfertigten Christen/ und warnet sie für vermessene Sicherheit mit Vermahnung zum Fortgang im Christlichen Wandel und beständiger Gottsforcht: dan sonsten / wan sie wolten in freche Sicherheit gerahten/ möchte GOtt seine Gnade wiedrum von ihnen hinweg ziehen; handelt also Paulus daselbst keines weges von des Menschen Rechtfertigung. XV. Die Episte zun Hebreern cap. 13. v. 16. spricht: Der Wolthat und des Mittheileng vergesset nicht: dan mit solcken Opfferen verdienet man GOtt. Müssen wir derowegen das ewige Leben verdienen. Antwort. Die bessere Dolmetschung lautet also: Solche Opffer gefallen GOtt wohl/ und wird er dadurch bewogen den Menschen Guts zu thun. GOtt gefallen/ und gerechtfertiget werden ist zweyerley: dan die gute Wercke der Gerechtfertigten gefallen GOtt wohl als ein neuer Gehorsam/ ob sie schon nicht gerecht oder selig machen. XVI. GOtt ist nicht ungerecht/ daß er vergesse eures Wercks und Arbeit der Liebe / seines ungerechten Verfahrens und Unvermögenheit zu erinneren: inmassen er dan aus sein ruhmsüchtiges Fürgeben er habe alles gehalten von Jugend auf/ ihm zu erkennen gibt seine Schwachheit/ da er zu ihm sagt/ er solle alles verkauffen und den Armen geben/ ihn hiermit zu erinneren/ wie gar weit es ihm noch mangele an der vollkommenen Erfüllung der Geboten Gottes/ den er schuldig seye zu lieben aus gantzer Seele/ aus allen Kräfften / und bereit seyn wo es die Noht und Ehr GOttes erfordert/ alles zu verlassen. Hätte demnach dieser Jüngling als ein Werckheiliger nicht gefraget was er thun sollte: sondern bloß hin durch welches Mittel er sollte die Seligkeit erlangen: so hatte er die Antwort bekommen so Christus anderswo gnugsam ertheilet/ er solle glauben an Christum. XIII. Christus spricht Matt. 7. Es werden nicht alle die zu mir sagen HErr HErr in das Himmelreich kommen: sondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel. Derowegen so muß man durch das Thuen/ und also durch gute Wercke selig werden. Antwort. Wir sollen den Willen des Vaters thun: was aber bis für ein Wille seye/ spricht Christus Joh. 6. v. 40. Das ist aber der Will des Vaters/ daß wer den Sohn sihet und glaubt an ihn/ habe das ewige Leben. Will also der Vater/ daß wir an seinen Sohn glauben / und durch den Glauben das ewige Leben erlangen. Zum anderen/ so wissen wir gar wohl / und lehren auch mit Christo/ daß nicht alle die zu ihm sagen werden HErr HErr/ in das Himmelreich kommen werden/ das ist: welche zwar viel Rühmens machen von dem Glauben an Christum/ und doch keine gute Wercke üben: dan selbige haben keinen seligmachenden Glauben/ weilen er durch die Liebe nicht thätig ist/ Gal. 5. v. 6. Sie seynd Schein- und Maul-Christen/ und können auch durch solchen iyren Schein-Glauben nicht selig werden. Es folget aber daraus nicht/ daß wir durch gute Wercke das ewige Leben solten verdienen: dan wir werden aus Gnaden selig/ und nicht aus den Wercken/ auf daß sich nicht iemand rühme / Eph. 2. v. 8. XIV. Spricht doch Paulus: Schaffet oder wircket daß ihr selig werdet mit Forcht und Zitteren/ Philip. 2. v. 12. Müssen wir derowegen durch gute Wercke die Seligkeit verdienen. Antwort. S. Paulus redet alda von dem gottseligen Tugend-Wandel oder neuem Gehorsam der durch den Glauben gerechtfertigten Christen/ und warnet sie für vermessene Sicherheit mit Vermahnung zum Fortgang im Christlichen Wandel und beständiger Gottsforcht: dan sonsten / wan sie wolten in freche Sicherheit gerahten/ möchte GOtt seine Gnade wiedrum von ihnen hinweg ziehen; handelt also Paulus daselbst keines weges von des Menschen Rechtfertigung. XV. Die Episte zun Hebreern cap. 13. v. 16. spricht: Der Wolthat und des Mittheileng vergesset nicht: dan mit solcken Opfferen verdienet man GOtt. Müssen wir derowegen das ewige Leben verdienen. Antwort. Die bessere Dolmetschung lautet also: Solche Opffer gefallen GOtt wohl/ und wird er dadurch bewogen den Menschen Guts zu thun. GOtt gefallen/ und gerechtfertiget werden ist zweyerley: dan die gute Wercke der Gerechtfertigten gefallen GOtt wohl als ein neuer Gehorsam/ ob sie schon nicht gerecht oder selig machen. XVI. GOtt ist nicht ungerecht/ daß er vergesse eures Wercks und Arbeit der Liebe / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0185" n="165"/> seines ungerechten Verfahrens und Unvermögenheit zu erinneren: inmassen er dan aus sein ruhmsüchtiges Fürgeben er habe alles gehalten von Jugend auf/ ihm zu erkennen gibt seine Schwachheit/ da er zu ihm sagt/ er solle alles verkauffen und den Armen geben/ ihn hiermit zu erinneren/ wie gar weit es ihm noch mangele an der vollkommenen Erfüllung der Geboten Gottes/ den er schuldig seye zu lieben aus gantzer Seele/ aus allen Kräfften / und bereit seyn wo es die Noht und Ehr GOttes erfordert/ alles zu verlassen. Hätte demnach dieser Jüngling als ein Werckheiliger nicht gefraget was er thun sollte: sondern bloß hin durch welches Mittel er sollte die Seligkeit erlangen: so hatte er die Antwort bekommen so Christus anderswo gnugsam ertheilet/ er solle glauben an Christum.</p> <p>XIII. Christus spricht Matt. 7. Es werden nicht alle die zu mir sagen HErr HErr in das Himmelreich kommen: sondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel. Derowegen so muß man durch das Thuen/ und also durch gute Wercke selig werden.</p> <p>Antwort. Wir sollen den Willen des Vaters thun: was aber bis für ein Wille seye/ spricht Christus Joh. 6. v. 40. Das ist aber der Will des Vaters/ daß wer den Sohn sihet und glaubt an ihn/ habe das ewige Leben. Will also der Vater/ daß wir an seinen Sohn glauben / und durch den Glauben das ewige Leben erlangen. Zum anderen/ so wissen wir gar wohl / und lehren auch mit Christo/ daß nicht alle die zu ihm sagen werden HErr HErr/ in das Himmelreich kommen werden/ das ist: welche zwar viel Rühmens machen von dem Glauben an Christum/ und doch keine gute Wercke üben: dan selbige haben keinen seligmachenden Glauben/ weilen er durch die Liebe nicht thätig ist/ Gal. 5. v. 6. Sie seynd Schein- und Maul-Christen/ und können auch durch solchen iyren Schein-Glauben nicht selig werden. Es folget aber daraus nicht/ daß wir durch gute Wercke das ewige Leben solten verdienen: dan wir werden aus Gnaden selig/ und nicht aus den Wercken/ auf daß sich nicht iemand rühme / Eph. 2. v. 8.</p> <p>XIV. Spricht doch Paulus: Schaffet oder wircket daß ihr selig werdet mit Forcht und Zitteren/ Philip. 2. v. 12. Müssen wir derowegen durch gute Wercke die Seligkeit verdienen.</p> <p>Antwort. S. Paulus redet alda von dem gottseligen Tugend-Wandel oder neuem Gehorsam der durch den Glauben gerechtfertigten Christen/ und warnet sie für vermessene Sicherheit mit Vermahnung zum Fortgang im Christlichen Wandel und beständiger Gottsforcht: dan sonsten / wan sie wolten in freche Sicherheit gerahten/ möchte GOtt seine Gnade wiedrum von ihnen hinweg ziehen; handelt also Paulus daselbst keines weges von des Menschen Rechtfertigung.</p> <p>XV. Die Episte zun Hebreern cap. 13. v. 16. spricht: Der Wolthat und des Mittheileng vergesset nicht: dan mit solcken Opfferen verdienet man GOtt. Müssen wir derowegen das ewige Leben verdienen.</p> <p>Antwort. Die bessere Dolmetschung lautet also: Solche Opffer gefallen GOtt wohl/ und wird er dadurch bewogen den Menschen Guts zu thun. GOtt gefallen/ und gerechtfertiget werden ist zweyerley: dan die gute Wercke der Gerechtfertigten gefallen GOtt wohl als ein neuer Gehorsam/ ob sie schon nicht gerecht oder selig machen.</p> <p>XVI. GOtt ist nicht ungerecht/ daß er vergesse eures Wercks und Arbeit der Liebe / </p> </div> </body> </text> </TEI> [165/0185]
seines ungerechten Verfahrens und Unvermögenheit zu erinneren: inmassen er dan aus sein ruhmsüchtiges Fürgeben er habe alles gehalten von Jugend auf/ ihm zu erkennen gibt seine Schwachheit/ da er zu ihm sagt/ er solle alles verkauffen und den Armen geben/ ihn hiermit zu erinneren/ wie gar weit es ihm noch mangele an der vollkommenen Erfüllung der Geboten Gottes/ den er schuldig seye zu lieben aus gantzer Seele/ aus allen Kräfften / und bereit seyn wo es die Noht und Ehr GOttes erfordert/ alles zu verlassen. Hätte demnach dieser Jüngling als ein Werckheiliger nicht gefraget was er thun sollte: sondern bloß hin durch welches Mittel er sollte die Seligkeit erlangen: so hatte er die Antwort bekommen so Christus anderswo gnugsam ertheilet/ er solle glauben an Christum.
XIII. Christus spricht Matt. 7. Es werden nicht alle die zu mir sagen HErr HErr in das Himmelreich kommen: sondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel. Derowegen so muß man durch das Thuen/ und also durch gute Wercke selig werden.
Antwort. Wir sollen den Willen des Vaters thun: was aber bis für ein Wille seye/ spricht Christus Joh. 6. v. 40. Das ist aber der Will des Vaters/ daß wer den Sohn sihet und glaubt an ihn/ habe das ewige Leben. Will also der Vater/ daß wir an seinen Sohn glauben / und durch den Glauben das ewige Leben erlangen. Zum anderen/ so wissen wir gar wohl / und lehren auch mit Christo/ daß nicht alle die zu ihm sagen werden HErr HErr/ in das Himmelreich kommen werden/ das ist: welche zwar viel Rühmens machen von dem Glauben an Christum/ und doch keine gute Wercke üben: dan selbige haben keinen seligmachenden Glauben/ weilen er durch die Liebe nicht thätig ist/ Gal. 5. v. 6. Sie seynd Schein- und Maul-Christen/ und können auch durch solchen iyren Schein-Glauben nicht selig werden. Es folget aber daraus nicht/ daß wir durch gute Wercke das ewige Leben solten verdienen: dan wir werden aus Gnaden selig/ und nicht aus den Wercken/ auf daß sich nicht iemand rühme / Eph. 2. v. 8.
XIV. Spricht doch Paulus: Schaffet oder wircket daß ihr selig werdet mit Forcht und Zitteren/ Philip. 2. v. 12. Müssen wir derowegen durch gute Wercke die Seligkeit verdienen.
Antwort. S. Paulus redet alda von dem gottseligen Tugend-Wandel oder neuem Gehorsam der durch den Glauben gerechtfertigten Christen/ und warnet sie für vermessene Sicherheit mit Vermahnung zum Fortgang im Christlichen Wandel und beständiger Gottsforcht: dan sonsten / wan sie wolten in freche Sicherheit gerahten/ möchte GOtt seine Gnade wiedrum von ihnen hinweg ziehen; handelt also Paulus daselbst keines weges von des Menschen Rechtfertigung.
XV. Die Episte zun Hebreern cap. 13. v. 16. spricht: Der Wolthat und des Mittheileng vergesset nicht: dan mit solcken Opfferen verdienet man GOtt. Müssen wir derowegen das ewige Leben verdienen.
Antwort. Die bessere Dolmetschung lautet also: Solche Opffer gefallen GOtt wohl/ und wird er dadurch bewogen den Menschen Guts zu thun. GOtt gefallen/ und gerechtfertiget werden ist zweyerley: dan die gute Wercke der Gerechtfertigten gefallen GOtt wohl als ein neuer Gehorsam/ ob sie schon nicht gerecht oder selig machen.
XVI. GOtt ist nicht ungerecht/ daß er vergesse eures Wercks und Arbeit der Liebe /
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/185>, abgerufen am 16.02.2025. |